Tomoko Takahashi eröffnete im September 2013 im Riesensaal von Schloss Ehrenburg zusammen mit Michael Hußla unsere 101. Konzertsaison. Der überwältigende Erfolg dieses Konzertes, bei dem das Duo mit standing ovations gefeiert wurden, führte sehr bald zu einer neuerlichen Einladung der Künstlerin, diesmal als Solistin in Schumanns Klavierkonzert. Mit dem Konzert wird die Kooperation der Musikfreunde mit dem Landestheater fortgesetzt, die ausgehend vom Jubiläumskonzert im Januar 2013 mit Alexander Lonquich (Mozart) über Gerold Huber (Beethoven) jetzt die 2. Fortsetzung erlebt. Von der überragenden Qualität unseres Philharmonischen Orchesters mit seinem inspirierenden Leiter Roland Kluttig muss man in Coburg wahrscheinlich keinen mehr überzeugen. |
Coburger Tageblatt vom 4. März 2015
PIANISTIN AUS BERLIN BEGEISTERT IN COBURG Mit einem Sinfoniekonzert unter dem Motto „Schumann-Szenen“ bescheren das Landestheater und die „Gesellschaft der Musikfreunde“ dem Coburger Publikum einen romantischen Abend und eine Erstaufführung unter besonderen Vorzeichen.
VON GERHARD DEUTSCHMANN
Schumann-Enthusiasten brauchen keine Jubiläumsjahre, um dem aus Zwickau stammenden Komponisten zu huldigen. „Schumann-Szenen“ hat Roland Kluttig das Programm des 5. Sinfoniekonzertes überschrieben. Der Abend – eine Gemeinschaftsveranstaltung des Landestheaters und der „Gesellschaft der Musikfreunde“ – demonstriert ganz beiläufig, dass sich auch mit scheinbar bestens bekannten Werken Entdeckungen machen lassen.
„Leichte Stücke für Klavier“ Schumanns „Kinderszenen“ zum Beispiel. „Leichte Stücke für Klavier“ hat der Komponist sein Opus 15 im Untertitel genannt. Der aus Coburg stammende, in Würzburg lebende Komponist Marcus Maria Reißenberger hat aus diesen „leichten“ Klavierstücken Charakterstücke für Orchester gemacht, die reizvolle, da und dort durchaus heikle Aufgaben parat halten. Ursprünglich hatte Reißenberger den Klavierzyklus im Auftrag des Nürnberger Ensembles Kontraste für ein Kammerorchester bearbeitet, das sich an der Besetzung der Kammersymphonie op. 9 von Arnold Schönberg orientiert.
Marcus Reißenberger Schumann-Paraphrasen Das Coburger Publikum erlebt diese Schumann-Adaptionen in voller Orchesterbesetzung. Ganz bewusst hat Reißenberger seine Schumann-Huldigung mit dem Untertitel „Paraphrasen“ versehen. „Sie glauben oft, das zu hören, was Sie kennen, und dann wird es doch ein klein wenig anders“ – so beschreibt Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig diese Fassung der „Kinderszenen.“
Vielfalt an Klangfarben Ganz bewusst hat Marcus Reißenberger darauf verzichtet, Schumanns Orchesterklang imitieren zu wollen. Vielmehr fächert er das Klangbild der „Kinderszenen“ nuancenreich auf, verbindet Vielfalt der Klangfarben mit klar konturierter Stimmführung.
Der Dichter spricht Konzentriert folgt das Philharmonische Orchester Roland Kluttigs gestalterischen Impulsen. Schumanns Finale der Kinderszenen „Der Dichter spricht“ hat Reißenberger mit Versen von Eichendorff liedhaft ergänzt: „Schläft ein Lied in allen Dingen / Die da träumen fort und fort, / Und die Welt hebt an zu singen, / Triffst du nur das Zauberwort“ – mit warmem Mezzosopran gesungen von Kora Pavelic. Den ausdauernden Applaus für die Coburger Erstaufführung dieser „Kinderszenen“ verpasst Reißenberger an diesem Abend wegen einer Grippe, wie Roland Kluttig eingangs erläutert.
Lyrische Intensität In seinem Klavierkonzert a-Moll verbindet Robert Schumann kraftvolle Virtuosität mit lyrischer Intensität. Die in Berlin lebende japanische Pianistin Tomoko Takahashi beweist, dass sie beiden Aspekten gleichermaßen gerecht werden kann. Schumanns Virtuosität wird bei ihr nie zum bloßen Tastendonner, steht vielmehr stets im Dienst des Ausdrucks. Auch dafür gibt es am Ende ausgiebig Applaus.
Ausdrucksvolles Adagio Nach der Pause dann die 2. Sinfonie C-Dur – von Kluttig als die „gelungenste seiner vier Sinfonien“ bezeichnet. Hier beweist Coburgs Generalmusikdirektor sein Gespür für Schumanns Idiom besonders nachdrücklich. Mit Eichendorff zu reden: „Und die Welt hebt an zu singen“, besonders im wunderbar aufblühenden Adagio espressivo.Von der Tempowahl bis zur Balance der Instrumentalstimmen – unter Kluttigs Leitung klingt Schumanns C-Dur-Sinfonie mühelos in Balance gehalten zwischen Form und Ausdruck. Begeisterter Beifall im bestens besuchten Kongresshaus.. |