Montag, 29. September 2014, 20 Uhr
Kongresshaus Rosengarten


Saisoneröffnung
mit Mozarts und Schuberts Flügel


Viviana Sofronitsky, Hammerflügel

Wolfgang Amadeus Mozart

Fantasie c-Moll KV 475
Rondo a-Moll KV 511
Rondo D-Dur KV 485

 

Ludwig van Beethoven

Sonate für Klavier c-Moll op. 27,2 „Mondschein“

 

Franz Schubert

2 Impromptus
Wanderer Fantasie C -Dur D 760

 
 
 

Das erste Konzert der neuen Saison könnte sich auf Grund folgender Konstellation zu einem Glücksfall entwickeln: Viviana Sofronitsky, die Tochter des „Jahrhundertpianisten“ Wladimir Sofronitsky (dessen Karriere sich freilich hinter dem Eisernen Vorhang der damaligen UdSSR abspielte) spezialisierte sich im Laufe Ihrer pianistischen Entwicklung auf historische Tasteninstrumente. Erleichtert wurde ihr das dadurch, dass sie mit Paul Mc Nulty verheiratet ist, einem Kanadier, der weltweit zu den bedeutendsten Instrumentenkonstrukteuren historischer Hammerklaviere gilt. So wird Frau Sofronitsky den ersten Teil ihrer Vortragsfolge auf der Kopie eines Instrumentes von Anton Walter von 1792 spielen. Mozart und Beethoven besaßen derartige Instrumente. Die Stücke des Franz Schubert erklingen hingegen auf einem Flügel nach Conrad Graf von 1819. Wir hören an diesem Abend die Werke also in dem gleichen Klanggewand, das die Komponisten vor etwa 200 Jahren wahrnahmen.

www.sofronitsky.com

 
 
 

Neue Presse vom 1. Oktober 2014

PILGERIN DURCH KLASSIK-WELTEN

Die russisch-kanadische Pianistin Viviana Sofronitsky eröffnet die Konzertreihe im Kongresshaus Rosengarten. Sie spielt auf zwei original nachgebauten Hammerflügeln.

VON DR. PETER MÜLLER

Zwei neue und doch historische Hammerflügel standen beim Auftakt der neuen Konzertreihe der Musikfreunde Coburg im Mittelpunkt. Und natürlich die Interpretin, die russisch-kanadische Konzertpianistin Viviana Sofronitsky, die die den Originalen nachgebauten Instrumente im Kongresshaus Rosengarten aufblühen ließ. Gebaut hatte die beiden Flügel ihr Mann, Paul McNulty – perfekt den ursprünglichen Flügeln von Anton Walter (1792) und Conrad Graf (1819) nachempfunden.Wegen des böhmischen Holzes für die Instrumente lebt das Paar heute sogar in der Tschechischen Republik.

Schönheit und Größe

 Der Musikliebhaber kommt, das wird auch an diesem Abend deutlich, tatsächlich den ursprünglichen Klangwelten der klassischen Komponisten sehr nahe. Mozarts Lieblingsklavier von Anton Walter steht auf fünf langen Beinen und besitzt keine Pedale. Zum stufendynamischen Schwingen wird es mit den Knien gestreichelt, Leinenläppchen dämpfen die Saiten. In seiner Schönheit und Größe kommt dieses Klavier dem flämischen Cembalo sehr nahe. Das Mitklingen der hohen Obertöne erinnert ebenfalls an das damals anstelle des neuen Hammerflügels vielfach weiter verwendete Cembalo.

Luftig leicht und nahezu schwebend lässt Viviana Sofronitsky ihre Finger für Mozarts Fantasia d-Moll, KV 397, über die feine Tastatur fliegen. Das sensible Instrument reagiert schon auf leichte Berührung, sodass die Töne abgegrenzt präzise und märchenhaft nachklingend das Ohr umschmeicheln. Schnellstes Tempo bei stets moderater Lautstärke erzeugt tänzerische Heiterkeit und galanten Witz. Der liebevoll energische Anschlag der Solistin gibt denn auch den Ausschlag für die rücksichtsvolle, tröstliche Dynamik im wehmütigen, bekenntnishaften Rondo in a-Moll, KV 511, und den kindlich spielerisch perlenden Variationen im Rondo in D-Dur, KV 485.
Gerade wegen oder trotz der Klarheit und Leichtigkeit der Intonation jedes Tons am Walter-Flügel wirkt die Sonata quasi una Fantasia, opus 27, Nr. 2 cis-Moll von Ludwig van Beethoven, die „Mondscheinsonate“, bei der Künstlerin wie eine zauberhaft verträumte Romanze in ihrem schlichten, zu Herzen gehenden Beginn im Adagio sostenuto. Der Herzschlagantrieb der begleitenden Läufe steigert sich über das humoreske scherzhafte Allegretto zum Finale in einem virtuos rasenden Presto agitato zweier konträrer Temperamente.

Wie im Salon

Für die Liedromantik Franz Schuberts wechselt Viviana Sofronitsky dann nicht nur zum voluminöseren Graf-Flügel, sondern auch ihr Kostüm.War sie bei Mozart elegant pfiffig in eine Hosenrolle der Rokoko Mode gewandet, so verwandelt sie sich nun in eine Dame der klassischen literarischen Salons der Romantik, für die Josephine de Beauharnaise modisches Vorbild gewesen sein könnte.

Mit vier Pedalen demonstriert die Pianistin die epische Fülle an Ideen, die wie Improvisationen frei und volksliedhaft locker im Impromptu B-Dur, opus postum 142, Nr. 3 von Franz Schubert zu entdecken sind, wenn das Ohr nicht mit zu vielen Tiefen und monumentaler Kraft überfordert wird. Die Ländlermotive und Tanzthemen klingen durch den hellen Zither- und Lautenklang des Flügels besonders schön. Wie ein zauberhaftes, gefühlvolles Nocturne von Chopin mutet denn auch das Impromptu Ges-Dur, opus 90, Nr. 3 an mit seinen fliegenden Begleitungen vor einer hintergründigen, religiösen Grundmelodie.

Kleiderwechsel ist erneut für die „Wanderer-Fantasie“, die Fantasie C-Dur, opus 15, von Schubert angesagt. Statt dem Weiß für den „Salon“ schmückt sie nun ein schlichtes Braun im Zuschnitt des Biedermeier. Mit dem passenden Outfit zum passenden Flügel beschreitet sie den abenteuerlichen Pilgerweg zwischen Natureinsamkeit, Sehnsucht nach Menschen und Glück bis zu fester choralartiger Erfüllung am Ende in der Heimat.

Danach spielt die Solistin als Zugabe auf beiden Flügeln, um den von ihrem Spiel und von den Flügeln hellauf begeisterten Konzertbesuchern die Klangunterschiede und -möglichkeiten zu zeigen. Für diese Sensibilisierung gibt sie schließlich den jungen Besuchern, Klavierschülern, auch ihre Instrumente zum Erproben frei.