Montag, 10. Dezember 2012

Kongresshaus Rosengarten

Champions League – Solo und Duo

Alban Gerhardt, Violoncello

Gergana Gergova, Violine

 

Johann Sebastian Bach

Suite für Cello solo in C-Dur

 

Benjamin Britten

Suite für Cello solo op.72

 

Reinhold Glière

„Huit Morceaux“ für Violine und Cello 

 

Maurice Ravel

Sonate für Violine und Cello

 
 
 

Der Bandbreite von Alban Gerhardts Wirken in einem kurzen Schlaglicht gerecht zu werden fällt schwer. Deshalb Telegrammstil: 3 Musikfreundekonzerte zwischen März 1995 und Juni 2002 (mit Ewa Kupiec und Markus Groh) – inzwischen als Weltstar auf dem ganzen Erdball unterwegs – wirkt trotzdem wie der nette junge Mann von nebenan – 07.Mai 2012: Bach im Bahnhof  – Engagement für Kinder: www.rhapsody-in-school.de – ansonsten viel Interessantes unter: www.albangerhardt.com

Aus einer Musikerfamilie stammend, prägte Musik schon seit frühester Kindheit Gergana Gergovas Leben. Inzwischen ist sie längst Preisträgerin internationaler Solo- und Kammermusikwettbewerbe wie des „Schubert und die Musik der Moderne“-, des „Joseph Joachim“- und des „Vladigeroff-Wettbewerbes“. Seit 2009 ist sie mit dem Trio Imàge, das 2008 mit dem Folkwangpreis ausgezeichnet wurde, Kulturbotschafterin des Goethe Instituts.
 
Als Konzertmeisterin arbeitete Gergana Gergova an der Deutschen Oper am Rhein, mit den Festival Strings Lucerne, dem Münchner Rundfunkorchester und der Deutschen Kammerakademie Neuss. Ihren künstlerischern Mittelpunkt fand sie jedoch in der Kammermusik. Das Trio Imàge konzertiert in ganz Europa, Südamerika und Asien, und weitere Kammermusikpartner sind unter anderem Künstler wie Christian Tetzlaff, Baiba Skride, Daniel Hope, Alban Gerhardt, Lars Vogt oder das Rosamunde- sowie das Mandelring-Quartett. Und nicht ausschließlich in der Klassik zuhause, spielte sie auch schon zusammen mit Jazzlegenden wie John Patitucci und Tom Harrell.
 
Zahlreiche Auftritte führten Gergana Gergova unter anderem zu Festivals wie dem Lockenhaus Kammermusik Fest, der Schubertiade, dem Verbier Festival, dem Chelsea Music Festival New York, den Herrenchiemsee Festspielen, dem Hambacher Musikfest, dem November Fest Chennai sowie dem Festival „Spannungen“ Heimbach und dem Moritzburg Festival.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 12. Dezember 2012

KLÄNGE EINER MUSIKEREHE
Bei seinem Coburg-Gastspiel beweist der Cellist Alban Gerhardt gemeinsam mit der Geigerin Gergana Gergova, wie aus der Not einer Absage die Tugend eines faszinierenden Konzertabends wird. 


VON GERHARD DEUTSCHMANN

Wie man aus der Not eine Tugend machen kann, belegte der jüngste Konzertabend der „Musikfreunde“, als man wegen Erkrankung der Pianistin Olga Scheps aus dem Duo Violoncello/Klavier kurzerhand ein Duo Violine/Violoncello machte. Möglich wurde dies durch die Tatsache, dass die Frau des Cellisten Alban Gerhardt – der schon mehrfach bei den „Musikfreunden“ gastierte – mit Gergana Gergova eine vorzügliche Geigerin als Ehefrau hat, die sich dankenswerter Weise bereit erklärte, den Abend zu retten. So kamen die Zuhörer im zweiten Konzertteil in den Genuss, selten zu hörende Spitzenwerke dieser Gattung in mustergültiger Wiedergabe zu erleben.

Überlegen gestaltet

Den ersten Teil gestaltete Alban Gerhardt temperamentvoll und souverän als „Einzelkämpfer“ mit zwei anspruchsvollen Solowerken von Bach und Britten. Zunächst erklang die Suite Nr. 3 C-Dur BWV 1009 von Johann Sebastian Bach mit markigem Strich, aber differenzierter Tongebung im Prélude, lockerem, musikantischem Spiel in Allemande und Courante, einer verinnerlicht mit sauberen Doppelgriffen gestalteten Sarabande, einer tänzerisch elegant servierten Bourée und einer virtuos bewältigten Gigue als wirkungsvollem Abschluss.

Ebenso überlegen auswendig und technisch wie musikalisch brillant gelang Alban Gerhardt die umfangreiche, aus neun ineinander übergehenden Sätzen bestehende Suite für Cello solo op. 72 von Benjamin Britten.Erstaunlich, was hier der Künstler aus seinem klangvollen Goffriller-Instrument aus dem 18. Jahrhundert herausholte: Die vier Canti intensiv in den Doppelgriffen, kapriziös in der Fuge, expressiv im Lamento, mit delikatem Pizzikato die Serenata, mit scharf punktiertem Rhythmus den Marcia. Eine interessante Klangstudie bot das Bordone, bevor das Moto perpetuo als rasender „Hummelflug“ mit dem Canto cuarto verschmolz. 

Nahtloses Zusammenspiel

Nach der Pause machte man dann die erfreuliche Bekanntschaft mit der Geigerin Gergana Gergova, die mit schlackenkosem Ton und Strich sowie mit leidenschaftlich-temperamentvollem Ausdruck eine ebenbürtige Partnerin ihres Mannes war. In nahtlosem Zusammenspiel und minutiöser Gestaltung erklangen zunächst die „Acht Stücke“ des russischen Komponisten Reinhold Glière, sehr eingängig und charakteristisch in den einzelnen Sätzen im spätromantischen Stil komponiert und mit einer effektvollen, beinahe artistischen „Etude“ endend. Den 

Abschluss bildete das unbestrittene Gipfelwerk dieser Gattung, die Sonate für Violine und Cello von Maurice Ravel, die er in den Jahren 1920 bis 1922 schuf und posthum dem 1918 verstorbenen Kollegen Claude Debussy widmete. Raffinierte Stimmführung, orchestrale Klangwirkungen mit Glissandi und Flageoletts sowie Einflüsse des Jazz und der Zigeunermusik machten das Werk zu einem ausgesprochen fesselnden Hörerlebnis, nicht zuletzt durch die mitreißende, engagierte und künstlerisch hochwertige Wiedergabe durch diese beiden Interpreten. 

Für den anhaltenden Applaus bedankten sie sich mit dem duftig vorgetragenen 2. Satz aus dem Duo KV 423 von Mozart und einer Reprise des Scherzosvon Glière. 

 
 
 

Neue Presse vom 12. Dezember 2012

IN LEIDENSCHAFT VEREINT

Feinste Ausdruckskraft und wilde Virtuosität: Alban Gerhardt und Gergana Gergova verzücken die Coburger Musikfreunde.

VON PETER MÜLLER

In der Ruhe liegt die Kraft. Beides spürte man am Montagabend im Kongresshaus Rosengarten von Anfang an im solistischen Auftreten des international gefragten Meistercellisten Alban Gerhardt. Souverän, wie blind spielte er mit rundem Ton und rauem Charme seines sonoren Instrumentes die „Suite Nr. 3 C-Dur BWV 1009 für Violoncello solo“ von Johann Sebastian Bach in tänzerischen fünf Sätzen, die er erbarmungslos korrekt in Intonation, Bogen- und Grifftechnik, Tempo und Dynamik in den Raum stellte. Übertroffen wurde diese nahezu unvorstellbare Beherrschung seines Instrumentes nur noch vom zweiten Werk, das er alleine zum Vortrag brachte: von der „Suite für Cello solo op. 72“ von Benjamin Britten (1913-1976).

Neben der brillanten Virtuosität verlangt dieses zeitgenössische Werk zwischen Konstruktivismus und neoklassizistischem Expressionismus dem Künstler viel nuancierte Ausdruckskraft und einfühlsame Fantasie ab. Die vier Lieder, in die das Stück gegliedert ist, sang Alban Gerhardt mit polyphoner Überlegenheit und melodienreicher Hingabe; Lieder ohne Worte in dynamischen Gegensätzen, die sich im Dialog aufeinander zubewegen oder sich als sinfonische Meditation zum Ausdruck bringen.

Verträumt und mitreißend

Beide Solowerke erzielten bewundernd staunendes Kopfschütteln und größte Anerkennung, die sich in andauerndem Beifall kundtat.

Auch Instrumente sind nicht gerne allein. Und so suchte sich Alban Gerhardt mit seinem Cello seine Frau Gergana Gergova und ihre Violine zu einer leidenschaftlichen musikalischen Umarmung aus (die ursprünglich vorgesehene Klavierpartnerin Olga Scheps hatte krankheitsbedingt absagen müssen). Die Einheit beider Künstler wurde in den romantischen „Huit Morceaux“ für Violine und Cello des russischen Komponisten Reinhold Moritzewitsch Glière (1875-1956) offensichtlich. Die acht Tänze im alten Stil führen über eine impressionistische Träumerei, dramatische Novellen zu wild ausgelassenen, tempogeladenen Exzessen und leidenschaftlichen Liedern, in denen sich die das Paar liebevoll und sehnsuchtsvoll ansingt.

Wilde, „ausgeflippte“ Virtuosität verlangt die „Sonate für Violine und Cello“ von Maurice Ravel (1875-1937) in schnellen und schnellsten Sätzen beiden Solisten ab. Die Virtuosität des romantischen Salons bei Glière verwandelt sich zum exzentrischen Tollhaus, zu überschäumender rhythmisch mitreißender Leidenschaft; der expressive Tanz wird zur wilden und grotesken Humoreske, die in die anschmachtende und sanft schmeichelnde, traumhaft schwebende ursprüngliche Idylle harmonischer Einheit vulkanartig einbricht. Ein großartiges Stück Weltmusik von ebenso großartigen Meistern ihres Instruments.

Das fand auch das große Auditorium der Musikfreunde und bekam für seinem Applaus die klassisch beruhigende Zugabe des „Adagio C-Dur“ aus Mozarts „Duo für Violine und Viola G-Dur“ als Dank.