Freitag, 22. September 2006

Podium junger Künstler

Gemeinschaftsprojekt mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg

Danjulo Ishizaka, Violoncello
José Gallardo, Klavier

Ludwig van Beethoven

12 Variationen über Mozarts „Ein Mädchen oder Weibchen“

 

Robert Schumann

Adagio und Allegro op. 70

 

Dimitri Schostakowitsch

Sonate für Viola und Klavier op. 147 -Transkription für Cello

 

Zoltán Kodaly

Sonate für Violoncello solo b-Moll op. 8

 

Frédéric Chopin

Sonate g-Moll op. 65

 
 
 

„Danjulo Ishizaka ist kein Talent mehr, sondern eine veritable Musikerpersönlichkeit. Phänomenal in seinem technischen Potenzial, begeisterte er mit spontaner Klangfarbenphantasie und Phrasierungsintelligenz.“ So urteilte die Süddeutsche Zeitung über den Cellisten, der in Köln, Bloomington (Indiana) und Berlin (bei Boris Pergamenschikow) studierte. Wettbewerbsgewinne der erlesensten Sorte brachten ihn in eine internationale Umlaufbahn, die ihm die Zusammenarbeit mit bedeutenden Künstlern beschert: mit Gidon Kremer, Tabea Zimmermann, Menahem Pressler, Daniel Barenboim oder Mstislav Rostropovich. Er spielt auf dem Cello „Lord Aylesford“ des Antonio Stradivari aus dem Jahre 1696. 2007 wird er Mstislav Rostropovich anlässlich dessen Welttournee zum 80. Geburtstag als Solist begleiten. Weitere Informationen unter www.danjulo-ishizaka.com

José Gallardo stammt aus Buenos Aires. In Argentinien und Deutschland ausgebildet hat er viele Wettbewerbe gewonnen und entfaltet neben seiner Solistentätigkeit mit Orchestern auch intensive kammermusikalische Tätigkeiten, z.B. mit Denes Zsigmondy, Linus Roth oder Isabelle Faust. Außerdem ist er als Dozent an der Universität Mainz tätig.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom Montag, 25. September 2006

MEISTERLICHES JUNGES KÜNSTLER-DUO
Saisonauftakt der Coburger „Musikfreunde“: Danjulo Ishizaka (Cello) und José Gallardo (Klavier) im Kongresshaus


VON JOCHEN BERGER

Wer diesen Abend verpasst, hat einen bemerkenswerten Konzertabend verpasst. Denn zum Saisonauftakt bei der Coburger „Gesellschaft der Musikfreunde“ bewährte sich am Freitag das Etikett „Podium junger Künstler“ erneut als Qualitätsgarantie. Mit dem deutsch-japanischen Cellisten Danjulo Ishizaka und dem argentinischen Pianisten José Gallardo war im Kongresshaus ein bestens harmonierendes Instrumentalisten-Duo zu erleben, das unverbrauchte Frische des Auftretens mit konsequenter Sorgfalt der Gestaltung zu verbinden wusste.

Ishizaka und Gallardo sind auf sehr charakteristische Weise Vertreter einer jungen Interpreten-Generation, die nirgends eine genialische Attitüde bemühen muss, im eventuelle Schlampigkeiten des Vortrags zu kaschieren. Sie sind technisch hörbar bestens ausgebildet, missbrauchen ihre scheinbar unangestrengte Virtuosität freilich nie, um nur vordergründig zu brillieren. Ihre technische Souveränität wird vielmehr zu Basis eines Musizierens, das sicheres Stilgefühl und reaktionsschnelles Zusammenspiel kombiniert.

Das zeigt sich gleich zum Auftakt bei Beethovens „Zwölf Variationen“ über das Thema „Ein Mädchen oder Weibchen“ aus Mozarts „Zauberflöte“. Denn diese F-Dur-Variationen op. 66 müssen eben nicht als dankbare Gelegenheit zum „Einspielen“ dienen. Ishizaka und Gallardo demonstrieren dabei vielmehr die Kunst ebenso nuancenreichen wie lebendigen Dialogisierens.

Schon hier fasziniert Ishizakas bestens fokussierter Celloton, der in allen Lagen bemerkenswert tragfähig ist, vor allem überaus schattierungsreich eingesetzt wird. Das zeigt sich auch bei Robert Schumanns Adagio und Allegro, das ursprünglich für Horn und Klavier geschrieben wurde, aber auch in dieser Übertragung für Cello sehr instrumentengerecht wirkt und gleichermaßen gesanglich wie ausdrucksintensiv entfaltet wird.

Ishizaka ist ein Cellist, der keine technischen Probleme zu kennen scheint und geradezu mustergültig sorgfältig musiziert. Ishizakas Spiel wirkt bei allem Engagement stets kontrolliert, nie bedingungslos expressiv. Dass er dennoch auch heikle interpretatorische Herausforderungen mit großem gestalterischen Nachdruck bewältigt, zeigt seine Deutung der Sonate für Viola und Klavier op. 147 von Dmitri Schostakowitsch. Die Cello-Transkription dieser Sonate durch Daniel Shafran wirkt zwar nicht durchgängig perfekt gelungen, bereichert freilich die Cello-Literatur um ein gewichtiges Werk.

Die an vielen Stellen geradezu erschütternde Eindringlichkeit dieser Sonate, die im Schostakowitsch’ Todesjahr entstand und am 1. Oktober 1975 postum uraufgeführt wurde, entfalten Ishizaka und Gallardo ebenso einfühlsam wie nachdrücklich in spannungsvoll-lebendigem Zusammenspiel.

Nach der Pause wird Ishizaka vom Publikum dann ausdauernd gefeiert für seine frappierend souveräne, spannungsvolle Deutung der b-Moll-Sonate für Violoncello solo von Zoltán Kodály. Das breite Spektrum zwischen rhythmischer Kraft, kunstvoll verwandelten folkloristischen Einflüssen und wirkungsvollen neuen Klangmöglichkeiten entfaltet Ishizaka großbögig und mit packender Gestaltungsintensität. Ihr rhythmisch wie klanglich bestens abgestimmtes Musizieren demonstrieren Ishizaka und Gallardo zum Abschluss dann nochmals bei der g-Moll-Sonate op. 65 von Frédéric Chopin.

 
 
 

Neue Presse vom Montag, 25. September 2006

VIRTUOSES CELLOSPIEL VOLLER HINGABE
Podium junger Künstler: Danjulo Ishizaka und José Gallardo


VON MARTIN POTYRA

Es war ein Saisonauftakt mit Überlänge, das erste Konzert der Coburger Musikfreunde im Kongresshaus, in dem sich weniger Zuhörer als gewohnt einfanden. Den milden Spätsommerabend nutzten vermutlich zahlreiche potentielle Konzertbesucher für andere Events wie etwa die große Modenschau auf dem Marktplatz. Diejenigen aber, die im Saale Platz genommen hatten, erlebten eine großen Cello-Abend, den sie nicht so schnell vergessen werden.

Perfekt, bewundernswert, unwiderstehlich

Der erst 27-jährige deutsch-japanische Cellist Danjulo Ishizaka bildete mit dem argentinischen Pianisten José Gallardo ein Duo, das nicht nur durch perfekte gestalterische Übereinstimmung bestach, sondern zudem mit seinem Spiel das Publikum unwiderstehlich in seinen Bann zog. Ludwig van Beethovens zwölf Variationen über „Ein Mädchen oder Weibchen“ F-Dur, op. 66, aus Mozarts „Zauberflöte“ gaben davon einen rechten Vorgeschmack ebenso wie Adagio und Allegro, op. 70, für Klavier und Violoncello (im Original Horn) von Robert Schumann. Hier galt es zum ersten Mal den unverwechselbaren Celloton von Danjulo Ishizaka zu bewundern. Er zeichnet sich aus durch eine fantastische Dichte und instrumentale Natürlichkeit, der es in keiner Lage an Noblesse mangelt. Dieser Ton bestand ebenbürtig und selbstbewusst neben dem Piano, das von José Gallardo trotz weitester Öffnung feinnervig und mit subtiler Anschlagskultur in perfekter Abstimmung gespielt wurde. Dabei hüteten sich beide Künstler vor jeglicher Übertreibung, zähmten quasi die exponierten Eckpunkte der beiden Kompositionen mit geistiger Überlegenheit.

Beethoven und Schumann waren tatsächlich nur eine Art Vorspiel zu der folgenden Sonate für Viola und Klavier, op. 147, von Dimitrij Schostakowitsch in einer Transkription von Daniel Shafran. Dieses letzte vollendete Kammermusikwerk des Komponisten gehört zu seinen bekenntnishaften musikalischen Aussagen, die in ihrer meist spartanischen Satzweise innere Abgeklärtheit, aber auch Resignation und Müdigkeit erkennen lassen. Das gilt besonders für dieses Werk, dessen beiden Ecksätze Moderato und Adagio aus langen Passagen mit nur geringen Bewegungen zwar Steigerungen erfahren, die jedoch eher einem inneren Aufbäumen entspringen, als einer Leidenschaftlichkeit. Einzig der Mittelsatz bringt ansatzweise volkstanzähnliche Abschnitte. Das Duo interpretierte diese Sonate mit einer kaum zu steigernden Intensität, wie etwa bei Pianissimo-Passagen, die sich unmittelbar auf das Publikum übertrug. Die ersten 35 Minuten nach der Pause gehörten Danjulo Ishisaka und seinem Cello alleine mit der Sonate b-Moll, op. 8, von Zoltan Kodaly. Interpretation schien hier nicht das rechte Wort für die auswendige Wiedergabe durch den Cellisten, sondern Hingabe beschreibt sein Spiel exakter. Dass er dabei auch die spieltechnischen Grenzen und virtuosen Möglichkeiten mit absoluter Perfektion auslotete, wurde schon fast als Selbstverständlichkeit empfunden. Das alles kulminierte im finalen Allegro molto vivace, in dem sich kompositorische Finesse und effektbeladenes Virtuosentum zu einer grandiosen Symbiose vereinen und von Ishisaka bis hin zum doppelt gefassten Bogen auf der Leersaite als Schlussgag unnachahmlich geboten wurde.

Romantische Klänge als Ausgleich

Dass mit Frederic Chopins Sonate g-Moll für Violoncello und Klavier, op. 65, die übliche Konzertdauer überschritten wurde, konnte angesichts der romantischen Klänge als Ausgleich hingenommen werden. Hier waren es vor allem das spielerische Scherzo und das Largo im Stile Mendelssohnscher Lieder ohne Worte, die besonderen Gefallen fanden. Mit hartnäckigem Beifall und Bravos bemühten sich die Zuhörer um eine Zugabe, doch die steckte schon im überreichen Programm.