Frédéric Chopin | Sämtliche Werke von Opus 39 bis Opus 51, entstanden zwischen 1839 und 1842 Scherzo, Polonaisen, Mazurkas, Walzer, Tarantella, Prélude, Ballade, Fantasie, Impromptu |
Im Oktober 1995 spielte Ewa Kupiec im Kongresshaus Rosengarten ein Programm mit Werken von Frédéric Chopin: Nocturnes und Polonaisen. Spätestens seit diesem Konzert ist dem Coburger Publikum die überragende Qualität ihrer Chopin-Interpretationen bestens bekannt. Es folgten umjubelte Solo-Recitals 1998, 2002 und 2007, bei denen immer wenigstens ein Werk Chopins in der Programmfolge erschien. Anlässlich der 160. Wiederkehr von Chopins Todestag (17.10.1849) und dem 200. Jahretag seiner Geburt (01.03.1810) hat Ewa Kupiec einen Zyklus zusammengestellt, der in 3 Konzerten verschiedene Lebensabschnitte und Schaffensperioden des polnisch-französischen Komponisten beleuchtet. Den Jahren von Chopins Reifezeit ist das Programm gewidmet, mit dem Ewa Kupiec erstmals bei „Piano spezial in der HUK“ zu hören ist. Im April 2010 und Herbst 2010 wird der Zyklus fortgeführt und vollendet. |
Neue Presse vom 11. Mai 2009
KRAFT UND KLANGGEWALT Ewa Kupiec spielte Werke von Chopin.
VON ROBERT SCHAD
„Es ist erstaunlich, welch emotionale Kraft trotz der schweren Krankheit Chopins aus dieser Musik hervorgeht“. Diese Worte von Ewa Kupiec, die am vergangenen Freitag im Foyer der HUK gastierte, beschreiben gut, was sich an diesem Abend ereignete. Die Pianistin, Ehrenmitglied der Musikfreunde Coburg, die hier seit 1995 große Wertschätzung genießt, stellte anlässlich des diesjährgen 160. Todestages und des 200. Geburtstages Frédéric Chopins einen drei Konzerte füllenden Zyklus seiner Klaviermusik zusammen.
Mit dem Titel „Auf dem Zenit“ wandte sie sich nun im ersten Konzert den Werken aus den Jahren 1838-1841, einer schwierigen Zeit im Leben des Komponisten, die trotzdem so produktiv für ihn war, zu. Sie und der Konzertflügel allein waren es, die diesen Abend mit Musik füllten und das Publikum in die ganz eigene Welt Chopins zogen.
Schon mit dem Scherzo cis-moll bewies Ewa Kupiec zum einen ihre ausgeprägte Fingerfertigkeit, des Öfteren schien sie selbst ihren Fingern beim Spiel zuzusehen, und offenbarte zum anderen ihre unverkennbare Leidenschaft für die Musik Frédéric Chopins, sowohl durch die eindringliche Interpretation als auch durch ihre Mimik und Gestik, mit welcher sie den Funken auf die Besucher überspringen ließ.
So folgten die Zuhörer auch den nächsten Vier Mazurken. Hier offenbarte die Pianistin eine ganze Palette an Emotionen und Gedanken, die in diesen Sätzen stecken. Vom wunderschönen „Allegretto“ über das melancholische „Andantino“ bis hin zum ländlerhaften „Animato“ ließen sich die Besucher auf alles ein, was ihnen geboten wurde.
Logisch fortfahrend erklang danach der sehr lebhafte und groß angelegte Walzer As-Dur, der, genauso wie die darauffolgende Tarantella, ein weiteres Mal an diesem Abend die technische Souveränität der Künstlerin am Instrument beeindruckend unter Beweis stellte. Als Abschluss der ersten Hälfte bildete die Polonaise fis-moll einen krassen Gegensatz zu den vorherigen Werken. Tragik, Dramatik, Resignation und eine bewusste Klanggewalt kennzeichneten diese Polonaise. Die Stimmung wechselte stark als Ewa Kupiec zu Beginn der zweiten Hälfte mit dem Prélude cis-moll und der Ballade As-Dur vor allem die sentimentale Seite Chopins zeigte. Innere Schönheit und eine Vielfalt an Klangfarben durch die harmonische Dichte kennzeichneten diese beiden Stücke und ließen die Zuhörer, und natürlich auch die Pianistin, schwelgen. Ganz und gar träumen durften die Gäste dann durch zwei Nocturnes, die die weit verbreitete Meinung belegen, dass die Nocturnes das Beste und Schönste sind, was Chopin in seinem kurzen Leben komponiert hat.
Während die erste Nocturne noch im mit einem wunderschönen choralartigen Thema im Mittelteil sich zu einem aufbrausenden Finale hin steigert, fließt die zweite andächtig dahin und verklingt leise in der weiten Ferne, selbstredend wunderbar interpretiert von Ewa Kupiec.
Den Abschluss des Konzertprogrammes bildete die gewaltige Fantasie f-moll, deren Positionierung ans Ende des Konzertes gar nicht besser hätte gewählt werden können, da dieses Werk mit seiner technisch und emotional riesigen Spannweite alles vorher gehörte zusammenfasste.
Von sentimental bis brutal wird einfach alles, was die menschliche Seele empfindet, in diesem Werk verarbeitet, was die Künstlerin bis an die Grenzen ihrer eigenen Emotionalität brachte. Eine enorme Leistung, die diese herausragende Pianistin an diesem Abend zeigte, was ihr großen Beifall einbrachte und mit einer Zugabe quittiert werden sollte, allerdings mit einer anderen als geplant.
Statt einer tragischen Mazurka gab es noch aus dem Klavierzyklus „Auf verwachsenem Pfade“ von Leos Janácek das nachsinnende Stück „Die Frydecker Mutter Gottes“ zu hören. Ein leises „Danke“ glitt ihr zum Schluss von den Lippen. Wir haben zu danken und hoffen, dass für die nächsten zwei Konzerte im April und September 2010 das Foyer dann auch bis zum letzten Platz gefüllt ist. |