Montag, 3. Juni 2013
Foyer der HUK-Coburg
Willi-Hussong-Str.2, Bertelsdorfer Höhe
Piano Spezial in der HUK
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Nina Scheidmantel, Klavier |

Ludwig van Beethoven |
Sonate A-Dur op.2,2 |
Johannes Brahms |
3 Intermezzi op.117 |
Sonate C-Dur op.1 |
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Nina Scheidmantel muss man auf Grund der zahlreichen Auftritte in unserer Region nicht mehr vertieft vorstellen. Schon während ihrer Schulzeit am Gymnasium Albertinum Coburg war sie gleichzeitig Jungstudentin bei Prof. Matthies in der Frühförderklasse der Hochschule für Musik Würzburg. Dort studiert sie seit 2011 als reguläre Studentin. Seit 10 Jahren konzertiert sie im In- und Ausland und das nicht nur auf dem Klavier, sondern auch mit der Klarinette und errang zahlreiche Wettbewerbserfolge. Höhepunkt der Saison 2012/13 ist ein Konzert am Zentralen Musikkonservatorium Peking. Bei den Musikfreunden hörten wir sie im September 2010 – zusammen mit ihrer Schwester Jana – im ausverkauften Foyer der HUK. Die aktuelle Programmfolge verspricht sehr interessant zu werden: Beethoven und Brahms – als „junge Wilde“ mit kühnen Erstlingswerken für Klavier – und Brahms zusätzlich als gealterter Grübler mit späten kleinteiligen Stücken. Freier Eintritt für Mitglieder, Schüler und Studenten. Gäste € 25. |
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Coburger Tageblatt vom 5. Juni 2013 MEHR ALS NUR EINE TALENTPROBE Wie die junge Pianistin Nina Scheidmantel ein zahlreiches Publikum bei ihrem Coburger Soloabend begeistert. Es gehört schon eine Portion Seelenstärke dazu, sich mit 20 Jahren an einen Flügel zu setzen, der zuvor von namhaften Virtuosen bespielt wurde und an ihm ein anspruchsvolles Konzert eines renommierten Konzertveranstalters vor großem Publikum zu bestreiten. So geschehen am Montag, als die Jungstudentin, aber schon (fast) weltweit konzerterfahrene Nina Scheidmantel ein Piano Spezial im HUK-Foyer auf der Bertelsdorfer Höhe bei der Coburger „Gesellschaft der Musikfreunde“ gestaltete. Der Abend fand großen Anklang und brachte der jungen Solistin einen ebensolchen Erfolg. Mit spielerischem Duktus Dabei hatte sie es sich keinesfalls leicht gemacht, standen doch auf dem Programm immerhin bedeutende Werke von Beethoven und Brahms.Mit der am Beginn stehenden Sonate A-Dur op. 2 Nr. 2 des ersteren wurde zugleich das ehrgeizige Beethoven-Projekt der Musikfreunde fortgeführt. Nina Scheidmantel gestaltete das noch unter dem Einfluss seines Lehrers Joseph Haydn komponierte Werk stilistisch einfühlsam mit lockerem, spielerischen Duktus, dabei dynamisch differenziert und ausgefeilt, ohne hier schon die bei späteren Werken des Meisters notwendige „Pranke des Löwen“ zu zeigen. Weiter ging es zu Johannes Brahms, von dem zuerst die „Drei Intermezzi“ op. 117 erklangen – sehr nachdenkliche, melancholische Spätwerke, die Nina Scheidmantel gleichfalls in ihrem Charakter gut erfasste und gefühlvoll mit geschmeidigem Anschlag sowie durchsichtiger Stimmführung zum Klingen brachte. Brahms scheint überhaupt einer der Lieblingskomponisten der jungen Pianistin zu sein.Wie ist es sonst zu erklären, dass selbst auf die Gefahr der „Brahmslastigkeit“ nach der Pause nochmals ein „Brahms“ auf dem Programmstand – diesmal als Gegensatz allerdings ein Sturm- und Drangwerk aus seiner Jugendzeit in Gestalt der Sonate C-Dur op. 1, bei welcher Beethoven und Schumann Paten gestanden haben mögen. Oktavgewitter im Scherzo Die Wiedergabe dieser Sonate ist ein ganz schöner Kraftakt. Dies mag einer der Gründe sein, weshalb das Stück nicht so häufig im Konzertsaal zu hören ist. Nina Scheidmantel machte sich mutig ans Werk und beeindruckte schon im Kopfsatz mit schwungvoll- energischem Zugriff, schönen lyrischen Episoden und dramatischer Durchführung. Besinnlich-gefühlvoll erklang der Variationssatz über das Volkslied „Verstohlen geht der Mond auf“, mit technisch versiertem Oktavgewitter das wilde Scherzo und treffsicher das sprunghafte Finale. Eine Rose als Dank Für den begeisterten, anhaltenden Beifall bedankte sich die Künstlerin mit zwei Zugaben: der virtuosen Etüde a-Moll von Serge Rachmaninow und dem inventionshaften Präludium h-Moll aus dem zweiten Teil des „Wohltemperierten Klaviers“ von Bach. Eine schöne Geste am Rande: der bekannte Coburger Konzertpianist Hans-Dieter Bauer überreicht seiner jungen Kollegin eine Rose. |
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Neue Presse vom 5. Juni 2013 Nina Scheidmantel erfreut mit fröhlicher Tastenkunst die Coburger Musikfreunde. Frühe Werke von Brahms und Beethoven stehen im Mittelpunkt. Sehr konzentriert und leicht im Anschlag machte sich die„junge Wilde“ Nina Scheidmantel am Montagabend beim „Piano spezial in der HUK“ auf den Weg, das„Beethoven-Projekt“ der Coburger Musikfreunde fortzuschreiben. Mit ihren flinken Fingern interpretierte sie die „Sonate A-Dur op. 2 Nr. 2“ von Ludwig van Beethoven sehr heiter und verspielt mit einfühlsamer Dynamik zwischen zarten und energischen Klängen, immer aber wohl-temperiert und respektvoll moderat im „Allegro vivace“. Auch wenn kleinere Schlaglöcher im Weg lagen, so sprangen ihre präzisen und durchsichtigen Läufe doch munter darüber weg. Melancholisch schreitet das „Largo appassionato“ ehrfürchtig und zögerlich voran. Dennoch wird es von einer hellen Umgebung begleitet, die auch zu zarten Gedanken führt, die Trauer natürlich und leise,ganz ohne Pathos ausspielte. Danach geht der Zug weiter, der Schritt wird mächtiger und nur Erinnerungen am Wegrand mildern seinen unaufhaltsamen Tritt. Ein heller Kontrast tut sich im „Scherzo: Allegretto“ auf. Springlebendig und fröhlich, mit Springen, Lachen und Ringelreihen zeigt sich das Leben. Die Liedhaftigkeit des Themas setzt sich im „Rondo: Grazioso“ ländlich-festlich fort.Die Tasten spielen ein munteres und pfiffiges Auf und Ab von Feststimmung und Krawall, bis die Feier letztlich in Harmonie endet. Die „Drei Intermezzi op. 117“ von Johannes Brahms stehen unter dem Vorsatz des Tempos „Andante“, das in drei Temperamenten präsentiert wird. Im „Moderato“ zeigt sich ein erwartungsvoll zartes, ein zaghaftes romantisches Klangbild, das licht und leicht dahinschwebt. „Nontroppo e con molto espressione“ zeigt sich das Thema ungeduldig und dynamisch schwankend, bis eine heitere, leicht ironisch klingende Melodie liebend aufklingt, und auch in der Tiefe der Töne das Leben erweckt. Als„Andante con moto“ gibt sich die Tempo-Thematik volkstümlich und leicht bewegt als sinfonisches Lied,das zu hauchzarten Impressionen und sehr großem Feingefühl fähig ist– wie die junge Pianistin, die diese Gefühle an die Oberfläche zauberte und die trüben Tage klingend bewältigte. Energisch setzt sich das Hauptmotiv des „Allegro“ der „Sonate C-Dur op. 1“ von Johannes Brahms fest. Im Widerstreit mit seinem melodischen Konkurrenten, der sich in frischer Blüte, farbig, perlend und strahlend aufbaut, kehrt das schlagende Motiv in unterschiedlicher Gestalt immer wieder zurück, bis es sich mit der Melodie freudig rhythmisch vereint. Die aufblühende Einheit wird in einer Schlussoffensive prächtig durchgesetzt und bestärkt. Furioses Feuerwerk Respektvoll lässt Brahms im „Andante“ das zugrunde liegende, bescheidene und naiv ehrliche „alt-deutsche Minnelied“ für sich selbst sprechen. Er erfüllt es mit ganzen Harmonien und führt es durch differenzierte Modulationen, lässt es zu hohen Höhen schweben und rankend emporwachsen oder heiter um-spielt würdevoll wandeln. Dann verwandelt Brahms das Thema des Minneliedes in sein eigenes Thema, das er zu religiösem Strahlen und in ein festes Maß bringt. Zweifelnd vergeht das Lied im Schluss. Sehr lebendig und lebhaft, von höchster technischer Virtuosität zeigt sich das „Scherzo: Allegro molto e con fuoco“. Nur kurz können launische Rührung, verliebte Ruhe und Seligkeit das Feuer der Lebenslust eindämmen, dann bricht der Triumph der Liebe in einem orchestralen Finale des Scherzo alle Dämme. Direkt führt es hinein ins „Finale:Allegro con fuoco“, in dem sich Freude und Ausgelassenheit als Virtuosität und technische Kunstfertigkeit um ihrer selbst willen nahezu verselbständigen. Hier musste die junge Klaviervirtuosin eine etwas längere Denkpause einlegen, um vielleicht über das Abgleiten von Brahms in das bloße„L’art pour l’art“ nachzudenken? Mit unglaublicher Konzentrationskraft konnte Nina die große Partitur in ihrem Kopf zurückholen und den nahtlosen Anschluss finden.Eine schier unmögliche Energieleistung. Fröhliches Treiben und Tanzen führte zu klangvollem Schwelgen in Klangpolstern von Freude und Glück, die mit Accelerando und Crescendo zu einem Triumphmarsch hochgerissen werden. Mit furiosem Feuerwerk der Tasten endete dieses Glücksbekenntnis. Mit der „Etüde a-Moll“ von Sergei Rachmaninow und einem glasklaren„Präludium h-Moll“ aus dem „Wohl-temperierten Klavier Bd. II“ von Johann Sebastian Bach verabschiedete sich Nina Scheidmantel von den zahlreichen, begeistert jubilierenden Musikfreunden. |