Montag, 28. April 2014, 20 Uhr |
Piano Spezial in der HUK |
BENJAMIN MOSER, Klavier |

Franz Liszt / Richard Wagner | Vorspiel und Isoldes Liebestod aus „Tristan und Isolde“ (1867) |
Ludwig van Beethoven | Sonate Nr. 32 c-Moll op. 111 |
Franz Schubert | Sonate B-Dur D 960 |
Häufig fallen einem wunderschöne Entdeckungen gleichsam zufällig in den Schoß: eine davon ist eine CD des Pianisten Benjamin Moser, aufgenommen beim Klavier-Festival Ruhr. Diesen Zauberer der subtilen Töne beschreibt M. Schrahn in der Westdeutschen Allgemeinen vom 27.05.2013 anlässlich Schuberts B-Dur Sonate äußerst treffend: „Ein Pianist von bezwingender Musikalität. Benjamin Moser ist der Typ eines Pianisten, der sich selbst am wenigsten in den Vordergrund stellt. Der weder hyperventilierend-virtuos die Tastatur durchpflügt, noch in einer Art Trancezustand die Gesetze der Langsamkeit erforschen will. Der junge Münchner ist vielmehr ein Künstler mit bezwingender Musikalität, ein Diener des Notentextes…Der Pianist formuliert beinahe andächtig die einfachen innigen Melodien, lässt sie atmen und nachklingen. Musik für die Seele ist das.“ Genau dieses Schubert‘sche Werk dürfen auch wir in Coburg von ihm hören, nachdem er wenige Tage vorher das gesamte Programm des Abends auf CD eingespielt hat. . Freier Eintritt für Mitglieder, Schüler und Studenten. Gäste € 25. | |
Neue Presse vom 30. April 2014 DAS UNERHÖRTE HÖREN Piano spezial bei den Coburger Musikfreunden: Der Tschaikowsky-Preisträger Benjamin Moser begeistert mit betörender Feinsinnigkeit der leisen Töne. Schon vor seiner Universitätsweihe gewann Benjamin Moser, geboren 1981 in München, den internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb 2007 in Moskau und im selben Jahr den „Young Concert Artists“ Wettbewerb in New York. Und das mit einem Stil, der die zarten Nuancen liebevoll herausarbeitet und leise Töne liebt, denen er empfindsam hinterher horcht, was eine Reife rücksichtslosen Gestaltungswillens zeigt, die man in diesem Alter noch nicht von einem Künstler erwartet. Dennoch stellte Moser beim Musikfreunde- Konzert am Montagabend im Foyer der HUK Coburg das Programm um des steigernden Effekts der Werke um und spielte Franz Schuberts große „Sonate B-Dur“ statt zum Abschluss gleich zuerst. Ein Schleier der Melancholie liegt über demWerk, das still und leise, ganz in sich gekehrt ein volksliedhaftes Motiv anstimmt und in einer langen abwechslungsreichen Wanderschaft durchs Leben trägt. Gedankenverloren bewegt sich das Lied auf hellen offenen, aber auch schattigen geheimen Pfaden vielseitiger Variationen und kühner Modulationen. Die Melodie schwebt leicht und still, flüchtig wie eine duftige Klangwolke über das Panoramabild eines Menschenlebens. Nur ab und an klopft sachte das Schicksal, grummelt der Tod. Dennoch verfolgt der Sänger seinen Weg unbeirrbar, bei allen Um- und Abwegen zielgerichtet, glasklar und in feinsten Schattierungen aller Stufen des Pianissimo bis zum Mezzoforte vorgetragen von Benjamin Moser. Erst am Ende des „Molto moderato“ kommt mit sakralem Unterton wohlgemute Zuversicht auf, der sich der Sänger mit viel Gefühl widmet. Die Stille Schuberts breitete sich im Konzertsaal wie Totenstille aus, zu der das „Andante sostenuto“ mit seiner in sich ruhenden Tristesse den Ton angab. Ein etwas lebendigeres Voranschreiten hebt denn auch die Stimmung und weckt neues Leben, zeigt sich mit froher Ausgeglichenheit bei am Ende hellem Glockenklang. Flüchtig wie Mendelssohns Geister huscht das „Scherzo: Allegro vivace“ mit akzentuierten Sprüngen dahin und gibt den Raum frei für das finale „Allegro ma non troppo“, in dem sich die Wölkchen zarter Klänge zu einem hartnäckigen scherzohaften Rondo verdichten und mit Schnalzern und Hüpfern im Kreis drehen. Zunehmende Melancholie wird am Schluss einfach weggewischt. Aus. Achtsam und behutsam Dass Benjamin Moser die leisen Töne liebt, die dem Musiker wie den Hörern volle Achtsamkeit und Behutsamkeit abverlangen, bewies er auch mit der Wahl der „Polonaise- Fantasie As-Dur op. 61“ von Frédéric Chopin. Sie präsentiert sich als besonders zarte und spitzenreiche Arabeske einer nur reflexiv vorhandenen tänzerischen Polonaise, wobei die vielen Gefühlsregungen und Erinnerungen im Umfeld eines Balles viel wesentlicher sind als die Melodie der Polonaise selbst. So spiegelt sich Leben und Leidenschaft einer vergangenen Romanze in einem impressionistischen Pastellgemälde feinster Zeichnung und endloser Reflexion. Auch hier heißt das Ende, wie bei Schubert, Schluss – und weg damit. Wie zu erwarten vertrieb die „Sonate Nr. 32 c-Moll op. 111“ von Ludwig van Beethoven die duftigen Klangwolken zarter Tristesse hypersensibler Empfindsamkeit und stellte sich im „Maestoso – Allegro con brio ed appassionato“ mit virtuoser Power und wilder Entschlossenheit der Dialektik des Lebens zwischen Lust und Leid, Daseinskampf und tröstlicher Verheißung. Die anschließende „Arietta: Adagio molto semplice e cantabile“ besingt in der Leichtigkeit des Klangs von Benjamin Moser und aus tiefster Seele die einfache Wahrheit des ewigen Friedens. Ewiger Friede ist Beethovens revolutionäres Ziel eines kraftvollen Lebens, das sich in leibhaftigen reinen Jazzvariationen der Durchführung zeigt – dieses von Synkopen rhythmisch getriebene Stück Musik beweist die unglaubliche Improvisationskunst, die Beethoven als Pianisten berühmt gemacht hat, Free Jazz ist keine Erfindung der Moderne. Und ewiger Friede ist die von zartesten Glockenspielklängen bestärkte subjektive und sinnliche Gewissheit einer Himmelsleiter zum höchsten Gut. Gebrochene Akkorde und ostinate Synkopen halten die Bodenhaftung zum Leben auf Erden. Eleganz und Esprit Dieses gewaltige Werk der Selbstreflexion und Standortbestimmung Beethovens hinterließ nach den empfindsamen, feinsinnigen Impressionen seine nachdrückliche Wirkung im mucksmäuschenstillen Auditorium wie beim Interpreten. Dennoch war die erwünschte Abrundung des Konzertes mit Chopins „Walzer cis-Moll op. 64 Nr. 2“ in der tempogeladenen Virtuosität, der feinfühligen Eleganz und dem munteren Esprit von Benjamin Mosers perfektem Vortrag ein unschätzbarer Zugewinn für die Hörer. |