Montag, 13. Januar 2014, 20 Uhr
Kongresshaus Rosengarten
Neue Bahnen: Kammermusik von Schumann and friends |
Ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Kulturabteilung der Stadt Coburg |
ANNELIEN VAN WAUWE, Klarinette |

Robert Schumann | Drei Romanzen op.94 für Klarinette und Klavier |
Felix Mendelssohn Bartholdy | Sonate Nr. 2 D-Dur op.58 für Violoncello und Klavier |
Johannes Brahms | Trio a-Moll op.114 |
Liest man die Biographien der drei Künstlerinnen, wird einem bewusst, dass die Erde heute nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht vernetzt ist, sondern auch darin, was die Künste betrifft. Annelien van Wauwe stammt aus Belgien und studierte zunächst bei Sabine Meyer in Lübeck, danach an der Hochschule für Musik Hans Eisler in Berlin. Gewinn internationaler Preise in ganz Europa, Orchestertätigkeit in Frankreich und Holland, Europatournee als Solistin zusammen mit Sabine Meyer. Simone Drescher ist die Tochter deutsch-koreanischer Eltern, Studium ab dem 14. Lebensjahr in Düsseldorf, danach in Weimar. Zahlreiche Auszeichnungen, Wettbewerbsgewinne, Stipendien. Olga Gollej wurde in Kasachstan geboren, war Jungstudentin in Leipzig und Würzburg; anschließend studierte sie am Mozarteum in Salzburg und in Weimar. Natürlich Wettbewerbspreise, Auszeichnungen und Stipendien. Tätigkeit als Dozentin des Edward Said Konservatoriums (Stiftung Barenboim-Said). Begründerin der Anhaltinischen Kammermusiktage im Gartenreich Dessau-Wörlitz | |
Neue Presse vom 15. Januar 2014 Technisch erhaben hatte sie sich wohl jeder der Anwesenden im Publikum vorgestellt, diese drei jungen Künstlerinnen an Klarinette, Cello und Klavier . Aber so sehnsuchtsvoll, so zärtlich, so zahm und zurückhaltend (fast keusch!) und voller Contenance vor den Abgründen des romantischen Klangrausches hatte sie wohl doch eher niemand erwartet. Was war da los am Montagabend im Kongresshaus bei den Musik freunden? Hatte die renommierte Gesellschaft, die bisher zahlreiche junge Ausnahmetalente mit entdeckt, eingeladen und gefeiert hat in Coburg, den attraktiven Instrumentalistinnen zu viel Respekt eingeflößt? Wo blieben das jugendliche Feuer , die Farben der Gefühle und das Lodern des Eros bei diesem Abend unter dem Schumannschen Motto „Neue Bahnen“? Wie im Traum Irgendwie klingen Schumanns „Drei Romanzen für Klarinette und Klavier“, Mendelssohns „Zweite Sonate für Violoncello und Klavier“ und Brahms’ spätes „Trio für Klarinette, Cello und Klavier“ wie als Traum musiziert. Es will nichts zur Klarheit kommen, es will sich niemand zum großen Aufschwung wagen und sich den Gefühlen hingeben. Es ist eine eher impressionistische Verschleierung des Klanges vernehmbar und spürbar . Es will nicht aufgewacht sein an diesem Abend. Die jungen Damen spielen technisch perfekt: Der weiche, volle Klang der Klarinette (Annelien von Wauwe ), das Seufzen des Cellos in der Altlage (Simone Drescher) und das Parlando-Spiel von Olga Gollej am Flügel ist über jeden Zweifel erhaben. Manchmal schießt dem Zuhörer eine plötzliche Gänsehaut über den Rücken, denn es gibt geheimnisvolle, fast mystische Momente voller Intensität im Musizieren der Künstlerinnen, die allerdings immer nur von kurzer Dauer bleiben: Der transparente, komplett durchhörbare kontrapunktische Klavier Beginn mit Cello-Pizzicato im langsamen Satz bei Mendelssohn etwa. Oder das ge heimnisvolle Amalgam der fiebern den Läufe im ersten Satz bei Brahms, da erahnt jeder im Publikum, welch enorme Möglichkeiten in diesen drei jungen Talenten schlummern. Aber warum bloß diese spürbare Zurückhaltung? Annelien von Wauwe tänzelt zwar mit der Klarinette und ihr weiter Atem wiegt sich in die Kantilenen bei Schumann, aber es bleibt immer der volle Klarinetten-Klang, der sich im ebenso vollen und oft mit dem linken Pedal weich gedämpftem Spiel des Flügels verliert. Noch nicht gefunden Ab und an zaubert Olga Gollej aus den Tasten wunderbare Sforzati, die eigentlich so nicht machbar sind auf diesem Instrument. Nur in diesen famosen Momenten hat sie die Schultern komplett entspannt, ansonsten lehnt sie sich mit hohen Schultern tief in die Tastatur. Simone Drescher wirkt über den ganzen Abend wie in ihrer eigenen musikalischen Welt gefangen und interpretiert die Mendelssohn-Sonate komplett mit dem Rücken zur Spielpartnerin am Flügel. Auch beim Triospiel ändert sie diese wenig kommunikative Haltung nicht. Sind da vielleicht drei Solistinnen auf der Bühne, die sich im weiteren Verlauf ihrer Zusammenarbeit erst noch intellektuell finden und musikalisch kennenlernen müssen? Denen nur ein wohlwollender Mentor in Form eines erfahrenen Kammermusik-Professors fehlt? Das erfahrene Konzert-Publikum bleibt erstaunt und stellt sich genau diese Fragen. Dann gibt es höflich Beifall. | |
Coburger Tageblatt vom 15. Januar 2014 „Neue Bahnen“ – nach einem enthusiastischen Artikel Robert Schumanns über Johannes Brahms in der von ihm gegründeten „Neuen Zeitschrift für Musik“ – lautete das Motto des ersten Konzerts der Musikfreunde im neuen Jahr, das als Gemeinschaftsprojekt mit der Kulturabteilung der Stadt Coburg durchgeführt wurde. „Schumann and friends“ standen mithin auf dem aus Krankheitsgründen diesmal nicht vorhandenen gedruckten und deshalb von der Pianistin angesagten Programm, bei dem man in romantischem Klangzauber schwelgen konnte. Temperamentvolle Gestaltung Am Anfang standen die drei Romanzen für Klarinette und Klavier von Robert Schumann, ursprünglich für Oboe konzipiert, aber später für fast sämtliche Melodieinstrumente transkribiert. Mit expressivem, beseeltem, modulationsfähigem Ton, reicher dynamischer Palette und sicherer Technik beeindruckte die aus Belgien stammende Sabine Meyer-Schülerin Annelien van Wauwe, die diese melodisch schwelgerischen Stücke mit den unterschiedlichsten Klangfarben zu optimaler Wiedergabe brachte. Einfühlsame Mitgestalterin am Flügel, griffsicher und mit differenziertem Anschlag war die in Kasachstan geborene Pianistin Olga Gollej, welche an diesem Abend die Hauptlast zu tragen hatte. Virtuoses Finale Es folgte die 2. SonateD-Dur für Violoncello und Klavier von Felix Mendelssohn-Bartholdy mit der ausgezeichneten Cellistin Simone Drescher – Tochter deutsch-koreanischer Eltern. Energischer Ton und Strich, sichere Lagenwechsel, saubere Intonation und temperamentvolle Gestaltung waren die Markenzeichen ihres überlegenen Spiels, das im leidenschaftlichen ersten Satz, im hübschen Moll- Scherzo, im harfenartig begleiteten rezitativischen langsamen Satz und in dem virtuosen, dahinhuschenden Finale zu bewundern war. Alle Hände voll zu tun hatte bei diesem „Klavierkonzert mit Cello“ Olga Gollej, die ihren Part überlegen und trotz geöffneten Flügels nur gelegentlich etwas zu laut meisterte. Nahtloses Zusammenspiel Mehrere Komponisten (unter anderen Mozart und Reger) haben sich im Spätwerk vom Klarinettenklang inspirieren lassen. So auch Johannes Brahms, von dem zum Abschluss das ernste Trio a-Moll op.114 für Klavier, Klarinette und Violoncello erklang. Dieses stimmungs- und farbenreiche Werk geriet im nahtlosen Zusammenspiel der drei Künstlerinnen mit gefühlvollen Rubati und differenzierter Dynamik zum ungetrübten Hörgenuss, was mit reichem Beifall gewürdigt wurde. Echten romantischen Klangzauber gab es dann abermals in der passenden Zugabe „Nachtgesang“ von Max Bruch. |