Montag, 03. März 2008

20:00 Uhr
im Kongresshaus Rosengarten

MUSIKFREUNDE SPECIAL

5 Berliner Philharmoniker

Philharmonisches Bläserquintett Berlin

Michael Hasel, Flöte
Andreas Wittmann, Oboe
Walter Seyfarth, Klarinette
Fergus McWilliam, Horn
Henning Trog, Fagott

 

Wolfgang Amadeus Mozart

Adagio und Allegro f-Moll KV 594

 

Adagio B-Dur KV 411

 

Anton Reicha

Quintett D-Dur op. 91,3 (1818)

 

Jacques Ibert

Trois pièces brèves (1930)

 

Darius Milhaud

La cheminée du roi René, Suite op.205

 

Jean Françaix

Quintett Nr. 1 E-Dur (1948)

 
 
 

Das Philharmonische Bläserquintett Berlin wurde 1988 noch in der Ära Herbert von Karajans gegründet. Es spielt bis heute in unveränderter Besetzung. In der traditionsreichen Geschichte der Kammermusikvereinigungen der Berliner Philharmoniker ist es das erste kontinuierlich zusammenarbeitende Bläserquintett. Weltweit rühmen die Kritiker an diesem Ensemble seine einheitliche Phrasierung und intonatorische Sicherheit, seine Ausdrucksvielfalt, das Spektrum der Klangfarben und die stilsichere Interpretation. Viele der seit 1991 produzierten CDs gelten inzwischen als Referenzaufnahmen.

Internet: www.windquintet.com

Eintritt für Mitglieder 10 €, Gäste 19 €, Schüler/Studenten 5 €

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 5. März 2008

ILLUSTRE GÄSTE, VIRTUOS UND SEHR AUSDRUCKSSTARK
Ein Sonderkonzert derMusikfreunde imKongresshaus Rosengarten präsentierte das Philharmonische Bläserquintett Berlin, eine willkommene Abwechslung imsonstigen Streicher-Programm.

VON GERHARD DEUTSCHMANN

Einen musikalischen Leckerbissen besonderer Art bescherte die Gesellschaft der Musikfreunde ihrenMitgliedern und Gästen mit einem Sonderkonzert im Kongresshaus. Zu Gastwar das ausMitgliedern der Berliner Philharmoniker bestehende Bläserquintett mit Michael Hasel (Flöte), Andreas Wittmann (Oboe), Walter Seyfarth (Klarinette), Fergus McWilliam (Horn) und Henning Trog (Fagott).

Das vor 20 Jahren gegründete Ensemble konzertiert mit großem Erfolg in allerWelt und repräsentiert das höchste Niveau, das derzeit in dieser Besetzung existiert. Mit Werken von Mozart, Reicha, Ibert,Milhaud und Francaix begeisterten die illustren Gäste das Coburger Publikum durch ihre überragende Virtuosität und durch ausdrucksstarke Interpretationen. Darüber hinaus war dasKonzert auch klanglich eine willkommene Abwechslung gegenüber den sonst eher Streicher-lastigen Programmen der Musikfreunde.

Das Konzert wurde mit zwei späten GelegenheitswerkenMozarts eröffnet, die original für andere Instrumente gedacht waren, aber auch in der Bearbeitung für Bläserquartett ihren Reiz entfalteten. Da war zunächst Adagio und Allegro f-Moll KV 594 mit beseelt und tonschön gespielten melancholischen Eckteilen sowie dem homogen und flüssig musizierten Hauptsatz. Ausdrucksvoll mit eindringlicher dynamischer Gestaltung folgte das Adagio B-Dur KV 411.

Den ersten Teil beschloss das Quintett D-Dur op. 91 Nr.3 von Antonin Reicha, der zu den bedeutendsten Komponisten dieses Genres zählt. Selbst Flötist, gibt er seinemInstrument gleich am Ende der stimmungsvollen langsamen Einleitung zum 1. Satz eine virtuose Kadenz als Überleitung zum lustig plappernden Allegro assai.

Breit mit ausdrucksvollen Kantilenen dahin strömend geriet das Adagio, gefolgt von einem brillant und federnd musizierten Scherzo-Menuett und einem spritzigen Finale, in dem jeder Instrumentalist mit virtuosen Soli glänzen konnte. Mit Werken von Ibert, Milhaud und Francaix gab es nach der Pause sozusagen einen französischen Abend.

Vom Geburtsjahr her nicht weit auseinander,waren sie typische Vertreter des Spätimpressionismus und des Neoklassizismus, die ihre Hauptwerke in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts schrieben, jedoch jeder in unverwechselbarem Individualstil. Gemeinsam war allen Werken die Leichtigkeit und Eleganz der Tonsprache und die immensen technischen Anforderungen, die stets überlegen gemeistert wurden. So konnte man sich an den unterhaltsamen „Trois Pièces brèves“ von Jacques Ibert ebenso erfreuen wie an den harmonisch etwas „kühleren“, am Kamin des Dichterkönigs René spielenden sieben Charakterstücken von Darius Milhaud.

Höhepunkt und Abschluss des Konzerts bildete das geniale, einfallsreich und witzig konzipierte Bläserquintett I von Jean Francaix, dessen vier Sätze immer wieder mit „gewürzter“ Harmonik, schrägen Tönen und überraschenden Wendungen, mit wirkungsvollen Effekten und teilweise haarsträubenden technischenAnforderungen aufwarten, die von den Künstlern mit tonlicher Brillanz, spielerischer Leichtigkeit und traumhaftem Zusammenspiel bewältigt wurden.

Nach anhaltendemBeifall gab es noch eine willkommene Zugabe in Gestalt eines mal elegischen, mal schwungvollen Walzers des Brasilianers Julio Medalha.

 
 
 

Neue Presse vom 5. März 2008

BLÄSER VOLL TEMPERAMENT UND SPIELWITZ

VON RUDOLF POTYRA

Zu einem erlesenen Hörgenuss wurde das Sonderkonzert des Philharmonischen Bläserquintetts Berlin, zu dem die Gesellschaft der Musikfreunde ihre Mitglieder am Montag in das Coburger Kongresshaus eingeladen hatte. Der Besuch schien trotz des attraktiven Angebotes durch den Aufpreis etwas beeinträchtigt.

Das Ensemble wurde vor 20 Jahren von fünf Mitgliedern der Berliner Philharmoniker gegründet, die ihm bis zum heutigen Tag angehören. Es sind dies Michael Hasel, Flöte, Andreas Wittmann, Oboe, Walter Seyfarth, Klarinette, Fergus Mc William, Horn, und Henning Trog, Fagott.

Mozart in Bearbeitungen

Die Berliner Künstler eröffneten die Vortragsfolge mit zwei Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, obwohl dieser nie etwas für die heutige Standard-Besetzung eines Bläserquintetts geschrieben hat. Man muss deshalb will man auf Mozart nicht verzichten zu Bearbeitungen greifen. Die Künstler wählten Werke, die man so gut wie nie in der originalen Form hören kann: Adagio und Allegro f-Moll, KV 594, für eine Orgelwalze und Adagio B-Dur, KV 411, für zwei Klarinetten und drei Bassetthörner. Mozart hat Musikautomaten wie die Orgelwalzen in Spieluhren nie gemocht. Dennoch schrieb er in seinen letzten Lebensmonaten drei kompositorisch hochbedeutende Meisterwerke dafür. Er brauchte eben das Geld.

Das erste Werk, auch Laudonsche Trauermusik genannt war für ein Mausoleum bestimmt, in dem der Feldmarschall Laudon als Wachsfigur ausgestellt war. Dazu erklang stündlich die Musik, dessen ausdrucksvolles, chromatisch klagendes Adagio ein lebhaftes, kontrapunktisch verschränktes und militärisch anmutendes Allegro flankiert. Eine makabre, uns heute skurril anmutende Angelegenheit! Das Adagio, KV 411, ein traumhaft schöner Satz für eine ungewöhnliche Besetzung, war vermutlich für eine Feier in Mozarts Freimaurerloge bestimmt.

Reicha im Marschgepäck

Mit Anton Reichas Quintett D-Dur, op. 91, Nr. 3 kam der Schöpfer der Gattung Bläserquintett zu Wort, der aus den Harmoniemusiken, die man bei gesellschaftlichen Anlässen als Freiluft- oder Tafelmusiken benutzte, das klassische, viersätzige Bläserquintett formte. Er schrieb nahezu 30 dieser Quintette, von denen einige bis auf den heutigen Tag zum ständigen Marschgepäck aller einschlägigen Ensembles gehören. So auch dieses Quintett, dessen Kopfsatz ein langsamer Vorhang vorangestellt ist, ehe ein Triolenwirbel ausbricht und mit einer langen Flöten-Kadenz schließt.

Ein melodisch ergiebiges Thema prägt das Wechselspiel der Instrumente im langsamen Satz, ehe ein sehr rasches Menuett mit seinen Dreiklangthemen den Satz zu einem fröhlichen Jagdstück macht. Ein spielfreudiges Finale, das an Haydn erinnert, lässt das Werk ausklingen, das auf den tief schürfenden Mozart-Anfang prickelnde und angenehm ins Ohr gehende Heiterkeit folgen ließ.

Nach der Pause nahm des Ensemble einen radikalen Kurswechsel in Richtung 20. Jahrhundert und Frankreichs, dem Land einer besonders hochstehenden Holzbläserkultur, vor. Von Einzelnen mit Skepsis erwartet, überwand gleich das erste Werk, die Trois Pièces brèves von Jacques Ibert mit seiner spielerischen Brillanz alle Vorbehalte. Tänzerische Lebensfreude im 1. Satz, ein pastoral anmutender Dialog von Flöte und Klarinette im 2. und Klangraketen im 3. haben dem nur sieben Minuten dauernden Werk von Anfang an den Erfolg gesichert und ihm einen festen Platz im Repertoire beschert. Was außer Scaramouche kennen wir schon von Darius Milhaud? Und dabei hat dieser Mann doch eine kaum überschaubare Fülle an Werken insgesamt 443 Nummern quer durch alle musikalischen Bereiche hinterlassen. Weder Rollstuhl noch Bett konnten ihn am Schaffen hindern. Seine Suite La Cheminée du Roi René ist mit ihren sieben kurzen Sätzen sicher nicht das Genialste seiner Werke. Sie beschreibt Filmszenen, die vom Morgengruß über Gauklerkünste und Jagdszenen bis zum Nachtgesang führen. Ihr deskriptiver Charakter wartet mit interessanten Farbmischungen und Einfällen auf, bleibt aber doch ein bisschen substanzlos.

Brillant und elegant

Den Abschluss des Abends bildete ein normal ausgewachsenes viersätziges Quintett von Jean Françaix aus dem Jahr 1951. Dem Allegro assai des Kopfsatzes ist ein Andante tranquillo vorangestellt. Mehrfacher Tempowechsel kennzeichnet den folgenden Satz, der zwischen Presto und Walzer pendelt und im Prestissimo endet. Ein Andante-Thema bildet anschließend den Grundstoff für eine Variationenfolge, die auf einen ruhigen Abschnitt immer wieder einen ausgelassenen, scherzoartigen folgen lässt. Ein Tempo di marcia francese wird in quirliger Spiellust und funkelndem Witz bis zu einem verblüffenden Schluss geführt. Dieses in jeder Phase brillant und elegant formulierte, mit leichter Hand und spitzbübisch servierte und hochvirtuose Werk wurde natürlich mit begeistertem Beifall aufgenommen; ein Beifall, der dem ganzen Abend galt; dem perfekten und makellosen Spiel, das bei Künstlern dieser Kategorie eine Selbstverständlichkeit ist, dem Temperament und Spielwitz wie auch der souveränen musikalischen Gestaltung, die vom ersten bis zum letzten Takt fesselte.

Bei diesem Beifall war natürlich auch eine Zugabe selbstverständlich. Dafür hatten sich die fünf Künstler den aparten Walzer eines brasilianischen Kollegen zurecht gelegt.