Coburger Tageblatt vom 16. Januar
DREIFACHER MOZART FASZINIERT Wie Alexander Lonquich als Pianist und Dirigent in Personalunion mit dem Philharmonischen Orchester des Landestheaters das Festkonzert „100 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde“ gestaltet.
VON GERHARD DEUTSCHMANN
Ein hundertjähriges Jubiläum ist schon etwas Besonderes. Dazu hatte sich die Gesellschaft der Musikfreunde Coburg auch etwas Besonderes ausgedacht. In Zusammenarbeit mit dem Landestheater bot sie ihren zahlreich erschienenen Mitgliedern und Gästen im Kongresshaus ein Konzert, das ihr Ehrenmitglied Alexander Lonquich, der schon wiederholt an dieser Stelle gastierte, in Personalunion als Pianist und Dirigent erfolgreich bestritt.
Auf dem Programm standen zwei späte Klavierkonzerte und die „Linzer“ Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart. Den Instrumentalpart übernahm klangvoll und präzise das Philharmonische Orchester Landestheater Coburg. Nach ausdauerndem begeistertem Beifall gab es sogar eine sonst bei Orchesterkonzerten unübliche Zugabe.
Bestes Zusammenspiel
Zu Beginn erklang das Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur KV 449 von Mozart, deren Orchesterexposition Alexander Lonquich im Stehen straff und ausgefeilt in Dynamik und Phrasierung dirigierte, bevor er sich an den Flügel setzte und das inspirierte Werk mit differenziertem Anschlag und überlegener Technik zum Erklingen brachte. Dabei beeindruckte besonders die lockere, virtuose Figuration, die in der brillant dargebotenen Kadenz des 1. Satzes, die von Mozart selbst stammt, gipfelte.
Tonschön, anpassungsfähig und geschmeidig begleitete das Orchester, das Lonquich in Zwischenspielen immer wieder dirigierend anfeuerte, ansonsten auch mit wenigen Zeichen des Pianisten bestes Zusammenspiel demonstrierte. Eine gute Figur machte Alexander Lonquich dann auch als Dirigent bei der Sinfonie Nr. 36 KV 425, der „Linzer“ Sinfonie von Mozart, die festlich mit Pauken und Trompeten auftrumpft und vom Komponisten in der erstaunlichen Zeit von nur vier Tagen niedergeschrieben wurde.
Ein fast originales Klangbild entstand durch die Verwendung ventilloser Signaltrompeten (makellos geblasen von den neuen jungen Trompetern des Orchesters) und alter Scharnierpauken. Lonquich gelang eine stilsichere, subtile Gestaltung des bedeutenden, mit vielen Neuerungen aufwartenden Werks durch sprechende Körperhaltung und Gestik, die das stets vorbildlich mitgehende Orchester zu mitreißendem Musizieren inspirierte. Den Abschluss nach der Pause bildete ein weiteres Es-Dur-Klavierkonzert von Mozart (Nr. 22 KV 482), dessen große Orchesterbesetzung mit vielen Bläsern dem Werk einen besonderen Glanz verleiht.
Auch hier war Alexander Lonquich stets der überragende Pianist mit perlender Geläufigkeit und zupackendem, temperamentvollem Gestus, dem das Orchester mit Geschlossenheit und Wendigkeit folgte.
Es gab stürmischen Beifall und Bravorufe, für den sich Pianist und Orchester mit dem herrlichen Adagio aus dem Klavierkonzert A-Dur KV 488 bedankten. |