Montag, 20. Oktober 2008
im Kongresshaus Rosengarten
Heimspiel für Rexroth: Italien – Deutschland |
Matthias Rexroth, Altus |

Arietten, Canzonetten, Lieder von Klavierstücke von | |
Seit knapp 10 Jahren gehört Matthias Rexroth zu den gefragtesten Countertenören, Spezialfach Altus. Spektakuläre Auftritte waren zuletzt die Titelpartie in Händels „Admeto“ bei den Händelfestspielen Halle, Händels „Giulio Cesare“ an der Norwegischen Staatsoper Oslo, der Oberon in Brittens „A Midsummer Night´s Dream und die Titelpartie in Telemanns „Der geduldige Sokrates“, einer Produktion der Innsbrucker Festwochen für Alte Musik mit der Berliner Staatsoper unter der Leitung von René Jacobs. Geboren in Nürnberg, aufgewachsen in Coburg ist Matthias Rexroth in unserer Stadt schon mehrfach mit riesigem Erfolg aufgetreten. Sein Partner am Klavier, der aus St. Petersburg stammende Semion Skigin, lehrt Liedbegleitung an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin und tritt weltweit in den bekanntesten Konzertsälen mit berühmten Sängern auf. Das obige Programm konnte man schon am 03. August als Festspiel – Soirée in der Villa Wahnfried hören. Homepage: www.matthiasrexroth.de | |
Coburger Tageblatt vom 22. Oktober 2008 VOLLENDETE GESANGSKUNST DEMONSTRIERT VON GERHARD DEUTSCHMANN Ein Heimspiel für den inzwischen international bekannten Altus Matthias Rexroth bedeutete sein viel umjubelter Auftritt beim jüngsten „Musikfreunde“-Konzert im erfreulich gut besuchten Coburger Kongresshaus. Mit hoher Gesangskunst beeindruckte der Künstler in einem anspruchsvollen, klug zusammengestellten Programm, das im ersten Teil Arietten bekannter italienischer Opernkomponisten enthielt, denen im zweiten deutsche Kunstlieder aus Klassik und Romantik gegenüber gestellt wurden. Der kompetent am Flügel begleitende, aus St. Petersburg stammende Pianist Semion Skigin – er lehrt Liedbegleitung an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ in Berlin – spielte dazwischen auch solistisch selten zu hörende kleine Klavierstücke der gleichen Komponisten. Drei Arietten des begnadeten Melodikers Vincenzo Bellini bildeten den Auftakt dieses Konzertabends. Hier zeigte Matthias Rexroth sogleich sein ganzes Können, sei es der enorme ausgeglichene Stimmumfang, die eindringliche gestisch-mimische wie dynamische Gestaltung und eine temperamentvolle Musikalität, die jeder Phrase ihren adäquaten Ausdruck verlieh. Leidenschaftliche Ausbrüche mit virtuosen Koloraturen standen organisch neben expressiven großbögigen Lyrismen: Jeder Ton ein Fest.Weiter ging es zu Gaetano Donizetti, dessen witzige „Serenata di Pulcinella“ mit dem klagenden „Amore e morte“ abwechselte und in dem tänzerisch beschwingten „Amiamo“ gipfelte. Schwungvoll interpretiert Von Gioacchino Rossini erklangen mit hoher stimmlicher Wandlungsfähigkeit zwei expressive Vertonungen der Klage „Mi lagnerò tacendo“ von Metastasio, bevor die mitreißend schwungvoll interpretierte „Tarantella napoletana“ den krönenden Abschluss des ersten Teils bildete. Der Pianist Semion Skigin bewährte sich nicht nur als stilsicherer, anpassungsfähiger Begleiter, sondern auch als achtbarer Solist, der salonhafte Gelegenheitswerke von Verdi (Romanza senza Parole), Rossini (Prélude) und Wagner (Albumblatt, Ankunft der schwarzen Schwäne) sicher und mit differenziertem Anschlag als kleine Atempausen für den Sänger dazwischen setzte. Zuvor mit italienischem Belkanto in Reinkultur, zeigte Matthias Rexroth nach der Pause seine Vielseitigkeit in Formkultivierten deutschen Liedgesangs. Vom Wort her minutiös gestaltet und mit vorbildlich deutlicher Aussprache, die wechselnden Stimmungen eindrucksvoll wiedergebend, erklangen die Mozart-Lieder „Das Veilchen“, „Abendempfindung an Laura“ sowie „An Chloe“, ebenso eindringlich und mit großen hymnischen Aufschwüngen die Strauss-Lieder „Ich trage meine Minne“ und „Zueignung“. Wesendonck-Lieder In den abschließenden beiden Wesendonck- Liedern „Im Treibhaus“ und „Träume“ bot Rexroth abschließend tiefschürfende Interpretationen von hoher Intensität, die in eindrucksvolle Stille mündeten. Natürlich wurde das anhaltend applaudierende Publikum nicht ohne Zugaben entlassen. In der rasanten „Canzonetta espagnola“ von Rossini konnte Matthias Rexroth noch einmal mit virtuosen Koloraturen glänzen, bevor er das etwas kitschige Volksliedchen „Schlafe, mein Prinzchen“ durch seine Version zur Kunst erhob. | |
Neue Presse vom 22. Oktober 2008 HÖCHSTE HÖHEN, TIEFSTE EMPFINDUNG VON RUDOLF POTYRA Wie berühmt und international hoch angesehen muss man sein, um von der Coburger Gesellschaft der Musikfreunde zu einem Konzert eingeladen zu werden? Am Beispiel von Matthias Rexroth kann man dies nachvollziehen. Mit seinem Durchbruch an der Staatsoper Stuttgart im King Arthur von Henry Purcell und dem phänomenalen Gewinn eines Wettbewerbes in Barcelona war der Name des Countertenors und Altus in Fachkreisen in aller Munde. Im wahrsten Sinne weltweit bekannt wurde er, als er im Jahr 2000 am 250. Todestag von Johann Sebastian Bach bei der Aufführung der h-Moll-Messe in der Thomaskirche in Leipzig als Solist mitwirkte. Seitdem ist er auf den Bühnen der Welt zu Hause in Halle so gut wie in Oslo, in Schwetzingen so gut wie in Verona. In Coburg wartete er am Montagabend im Kongresshaus mit einem Liederabend auf. Der Besuch war angesichts des Bekanntheitsgrades sehr gut. Für manche Besucher war es wohl noch ein wenig gewöhnungsbedürftig, einen jungen Mann im Frack auf der Bühne stehen zu sehen, aus dessen Mund Töne in Höhenlagen erklangen, die man sonst von Frauen zu hören gewohnt ist. Schönheit der Melodie Die erste Hälfte der Vortragsfolge ließ mit Werken von Vincenzo Bellini, Gaetano Donizetti und Gioacchino Rossini Komponisten zu Wort kommen, für die als typische Meister des Belcanto die Schönheit der Melodie in vollendeter Form und erfülltem Ausdruck zentrales Anliegen war. Lichtgestalt der ganzen Epoche war der früh vollendete Vincenzo Bellini. Drei seiner Gesänge standen an der Spitze. Von ihnen hinterließ Vaga luna (Schöner Mond) mit ihrer lyrischen Ergriffenheit einen besonders nachhaltigen Eindruck. Zwei heitere, genussfrohe Stücke von Gaetano Donizetti flankierten eine bitterernste Ariette (Höre die letzten Worte eines sterbenden Mannes). Rossini beschloss die erste Programmhälfte; zunächst mit den ausdrucksgesättigten, häufig vertonten Versen von Pietro Metastasio Mi lagnerò tacendo (Schweigend klage ich) und schließlich mit der hinreißenden Tarantella napoletana La Danza. Mit der zweiten Programmhälfte verließ Matthias Rexroth die im ersten Teil vorgegebene Linie. Er begann mit drei Liedern von Mozart. Das Veilchen baute er zu seiner reizvoll-innigen Szene aus. In der Abendempfindung an Laura kostete er den weiten musikalischen Bogen aus, und An Chloe strahlt selige Ruhe an der Seite der Geliebten aus. Zwei Lieder von Richard Strauss das mit schlichtem, echten Ausdruck empfundene Ich trage meine Minne und die in ein gezügeltes Strausssches Pathos mündende Zueignung mit ihrem Habe Dank bildeten die Brücke zum problematischsten Programmpunkt, den zwei Wesendonck-Liedern Im Treibhaus und Träume von Richard Wagner. Es war bewundernswert, wie Matthias Rexroth diese Lieder bis in die letzte Ausdrucknuance ausgeschöpft und erfüllt hat. Ich kann mich nicht erinnern, diese Lieder je in ähnlicher Weise gehört zu haben. Sie wurden ohne dass man das erwartet hätte zum tief anrührenden Höhepunkt des Abends. Man kann sich gut vorstellen, dass das in Bayreuth, wo Matthias Rexroth kürzlich im Haus Wahnfried das gleiche Konzert gegeben hat, in gleicher Weise der Fall war. Matthias Rexroth hatte bei seinem Konzert einen Mann am Klavier dabei, wie ihn sich ein Sänger nicht besser wünschen kann: Semion Skigin, der aus St. Petersburg stammt und an der Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin unterrichtet. Selbst ein hervorragender Pianist, steuerte er Gelegenheitskompositionen von Verdi, Rossini und Wagner bei, die sein Können ahnen ließen, das sängerische Programm lediglich auflockerten, aber nicht belasteten. Der Beifall des Hauses war sehr herzlich, wofür sich die beiden Künstler mit zwei Zugaben erkenntlich zeigten; darunter als Betthupferl Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein! | |
