Montag, 01. Dezember 2008

im Kongresshaus Rosengarten

Ein Wiener Programm

Trio Bamberg

Robert Benz, Klavier
Jewgeni Schuk, Violine
Alexander Hülshoff, Violoncello

Joseph Haydn

Klaviertrio es-Moll Hob XV: 31

 

Ludwig van Beethoven

Klaviertrio B-Dur op. 97
„Erzherzog-Trio“

 

Johannes Brahms

Klaviertrio H-Dur op. 8

 
 
 

Das Trio Bamberg war bereits 2001 und 2003 bei den Musikfreunden zu Gast, zuletzt in Gemeinschaft mit dem Schauspieler Hans-Jürgen Schatz bei dem „hundsföttischen nichtswürdig vergeudeten Abend“. Die Rezensionen sprachen begeistert von „der hohen Schule des Triospiels“ oder vom „schwelgerischen Klang“. Neu im Ensemble ist der Cellist Martin Hülshoff, der schon mit 28 Jahren eine Professur an der Folkwang Schule Essen erhielt. Mit seinem Granciano-Cello „David Popper“ (1691) konzertiert er regelmäßig mit international renommierten Orchestern. Die beiden anderen Musiker, Pianist und Geiger sind unserem Publikum noch in bester Erinnerung, Jewgeni Schuk auch durch seinen Auftritt mit dem Solopart in Vivaldis „4 Jahreszeiten“ beim 50-jährigen Jubiläum des Collegium musicum Coburg.

Wer mehr erfahren will: www.triobamberg.com

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 3. Dezember 2008

KLASSISCH ROMANTISCHES ABSOLUT MEISTERLICH MUSIZIERT
Das Trio Bamberg konzertierte geradezu spektakulär bei den Musikfreunden im Kongresshaus.


VON GERHARD DEUTSCHMANN

Nicht umsonst als „Meisterkonzert“ wurde der Abend mit dem Trio Bamberg angekündigt, welches schon zwei Mal bei den Musikfreunden zu Gast war und jedes Mal zu begeistern wusste. Auch an diesem Montag beeindruckten Robert Benz (Klavier), Jewgeni Schuk (Violine) und der neue Cellist Alexander Hülshoff mit einem klassisch-romantischen Programm der „Wahlwiener“ Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms, das sie meisterlich und hinreißend interpretierten.

Formal interessant sowie ungewöhnlich in Tonart und Satzfolge ist das vermutlich letzte Klaviertrio es-Moll von Joseph Haydn, das mit einem expressiven Andante cantabile beginnt und mit einem heiteren Allegro schließt. Bereits hier zeigten die drei Künstler überlegenes Können, sei es in der edlen Tonqualität der beiden Streicher oder der Anschlagskultur des brillanten Pianisten. Traumhaftes Zusammenspiel bei ausdrucksvoller Dynamik und Agogik waren weitere Merkmale der eindrucksvollen Wiedergabe.

Einen ebenfalls letzten Beitrag zur Gattung stellt das Klaviertrio B-Dur op. 97 von Beethoven dar, das nach seinem Widmungsträger auch „Erzherzog-Trio“ genannt wird. Das groß angelegte, anspruchsvolle Werk zeigt die ganze Skala der melodischen Erfindungsgabe, der überraschenden Effekte und fantasievollen Durchführungstechnik des Komponisten; es verlangte von seinen Zeitgenossen stellenweise die von Kritikern bei der „Eroica“ geforderten „eisengefütterten“ Ohren. Kraftvoll und poetisch gestaltete das Trio Bamberg den Kopfsatz und mit beinahe Wiener Walzerseligkeit das volkstümliche Scherzo, welches sich im Trio überraschend ernst und polyphon gibt. Dicht kam die variierte Melodie des ausdrucksvollen Andante cantabile zur Geltung. Nach jäherÜberleitung schließlich bot das Trio spielfreudig den mit ausdrucksvollen Kantilenen und überraschenden Einfällen ausgestatteten Schlusssatz mit seiner förmlich explodierenden Coda.

Das Klaviertrio H-Dur op. 8 dagegen ist ein überschäumendes Jugendwerk des 21-jährigen Johannes Brahms, das er allerdings nach 40 Jahren noch einmal umarbeitete. Schwelgerisch mit blühender Melodik in Cello und Violine sowie mit vollgriffigem Klavierpart wurde das insgesamt fast überladene Allegro musiziert, leichtfüßig mit brillanten Klavierkaskaden das spritzige Scherzo, mit schattierungsreicher Tongebung das andächtige Adagio und schließlich leidenschaftlich ungestüm das ungewöhnliche Moll-Finale. In der nach anhaltendem Beifall und Bravorufen gewährten Zugabe kam dann noch ein „echter“ Wiener zu „Ton“, Franz Schubert, mit seinem schwungvoll musizierten Scherzo aus dem B-Dur-Trio. Das Trio Bamberg mit (von links) Robert Benz (Klavier), Alexander Hülshoff (Cello) und Jewgeni Schuk (Violine) beim umjubelten Gastspiel im Coburger Kongresshaus. Foto: Josef Schaschek

 
 
 

Neue Presse vom 3. Dezember 2008

WIENER ROMANTIK UND SCHMÄH IN PERFEKTION

VON DR. PETER MÜLLER

Energisch und nervig, mit schönem Bogen und großer Klarheit eröffnete das „Trio Bamberg“ das Meisterkonzert der Musikfreunde Coburg. Mit ungewohnt romantischen Ansätzen und klarer klassischer Sonatenvorgabe im „Klaviertrio es-Moll“ von Joseph Haydn mit den Sätzen „Andante cantabile“ und „Allegro ben moderato“ eröffneten Robert Benz am Klavier, Jewgenie Schuk auf der Violine und Alexander Hülshoff auf dem Violoncello ihr unerwartet spannungsgeladenes und zugleich anrührendes Konzert im Kongresshaus.

Klaviertrios spielen Klaviertrios: So weit so gut, aber welche und wie, das bleibt eine Frage klassischer Musikinterpretation! Am Montagabend konnten alle Klassikfans jeder Altersklasse begeistert ein Konzert genießen, das Wohlklang und instrumentelle Brillanz instrumentalistisch auf den Punkt brachte.

Joseph Haydns Musizierfreude, seine volksliedhafte natürliche Art in fast kindlicher Ausgelassenheit, netten Zwiegesprächen der Instrumente und heiteren Rundtänzen drückten große innere Verbundenheit der Musiker mit dem Komponisten aus. Fast spielerisch und für den Hörer mühelos jagten die Streicher über die Saiten und zeigte das Piano sein Primat. Mit Ludwig van Beethovens „Klaviertrio B-Dur, op 97“, dem „Erzherzog-Trio“ präsentierten die drei Künstler vom hymnischen ersten Satz („Allegro moderato“) über das scherzhafte „Scherzo“, und dessen Kreislerianisches Kreiseln romantische Bühnenmusik in der Romanze des „Andante cantabile“ und in dem verklärten Marcia-Finale („Allegro moderato“). Ein selig und heiter gestimmter Beethoven – wie in seiner 7. Sinfonie – ohne Ende.

Die Künstler hatten das Programm einige Tage vorher ohne Wiederholungen im unendlichen 2. Satz gespielt; sie sind sich aber nach wie nicht einig, ob die Wiederholungen – in Coburg auf besonderen Wunsch einer einzigen Persönlichkeit – sein müssen. Ich denke: eher nicht. Im Zeitalter der Minimalmusik eines Anton von Webern und der Shortstory eines Ernest Hemmingway ist für endlose Wiederholungen, die ohne Tonträger zu klassischen Zeiten Sinn gemacht haben, im nachbürgerlichen Zeitalter keine Zeit.

Und: schön, durchsichtig und ausdrucksvoll gespielt war‘s allemal. Dafür bürgte das Trio, das in neuer Besetzung seine Meisterklasse unter erneuten Beweis stellte. Die Steigerung zu Johannes Brahms und seinem „Klaviertrio H-Dur, op. 8“ bildete den musikalischen Höhepunkt des Abends. Allein wegen dieser sinfonischen Kammermusik lohnte es sich, dabei zu sein.

Hatte bisher der Pianist Robert Benz die meiste Arbeit zu tragen, so konnte er sich in dem sinfonischen Werk für drei, von denen jeder als Solist gefragt ist, entlasten lassen. Drei Solokonzerte in einem! Eine kammermusikalische Tripelsymphonie mit Melodienseligkeit und breit ausgebreiteten romantischen Landschaften, zwischen zart besaiteter impressionistischer Pathetik und nationaler Hymnik; drei Konzerte in einem Werk.

Warum hat man nach der Wiedervereinigung eigentlich nicht dieses Brahms-Trio zur neuen Nationalhymne erkoren, Takt und Ton stimmen wie „Auferstanden aus Ruinen“ und „Freude, schöner Götterfunken“ zusammen zu allen Texten Deutschlands und Österreichs! Die vier Sätze des Brahms‘schen Werkes waren belebend und nachhaltig. Eine Wohltat für die politische Seele und eine Erinnerung an die Philosophie der Weltseele der Romantik? Mit einem für den Pianisten entlastenden Scherzo aus Franz Schuberts Trio Nr. 1 als Zugabe verabschiedeten sich die anderen Bamberger – Vollblutmusiker mit Engagement – in den sonst so tristen unromantischen Alltag.