Montag, 20. Oktober 2014, 20 Uhr
Kongresshaus Rosengarten

Darf‘s etwas Moór sein?

Aramis Trio

Martin Emmerich, Violine
Heiner Reich, Violoncello
Fabian Wankmüller, Klavier



Emánuel Moór

Trio für Piano, Violine und Violoncello op.89

 

Maurice Ravel

Trio pour piano, violon et violoncello a-Moll (1914)

 

Ludwig van Beethoven

Klaviertrio B-Dur op. 97 „Erzherzogtrio“

 
 
 

Das Aramis Trio, benannt nach einem der drei Musketiere, gründete sich im Jahr 2009 an der Karlsruher Musikhochschule mit dem Motto: alle für einen – einer für alle! Die Geige spielt Martin Emmerich, in Coburg nicht unbekannt, da er seit 2013 1. Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters des Landestheaters ist. In Karlsruhe gründeten die Musiker auch ein Projekt, das unter der Bezeichnung „Klanggrenzen“ als interdisziplinäres Kammermusik-Festival musikalische Werke in Wechselwirkung mit den Kunstformen Literatur, Film und Bildende Kunst stellt. Eine Fortführung im hiesigen Raum wird angestrebt. Eine Maxime von Martin Emmerich lautet: „Mich interessiert Unerhörtes“. In diesem Sinne kommt neben zwei bewährten Werken der Trioliteratur als Besonderheit ein Klaviertrio des Ungarn Emánuel Moór (1863-1931) zur Aufführung, das vielleicht noch niemals erklungen ist. Der Komponist schrieb im Stile der Spätromantik unter anderem für Pablo Casals.

www.aramistrio.de

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 22. Oktober 2014

VEREINT IN GRANDIOSEM MUSIZIEREN

Das junge Aramis Trio mit dem Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters, Martin Emmerich, gab sein umjubeltes Coburg-Debut bei den Musikfreunden im Kongresshaus.

VON GERHARD DEUTSCHMANN

Das Aramis Trio, vor fünf Jahren in Karlsruhe gegründet, nennt sich nach einem der drei Musketiere, deren Motto lautet: „Einer für alle, alle für einen!“ So homogen, wie diese drei gleichwertigen Künstler musizieren, Martin Emmerich (Violine),Heiner Reich (Violoncello) und Fabian Wankmüller (Klavier), könnte man auch sagen: „Einer wie alle, alle wie einer!“ Es ist schon erstaunlich, wie das junge Ensemble in so kurzer Zeit eine derartige Vollkommenheit erreichen konnte. Die erfreulich zahlreichen Zuhörer, darunter viele Kollegen des Konzertmeisters, erlebten einen hochkarätigen Kammermusikabend mit wie aus einem Guss gestalteten Werken von Emánuel Moór, Maurice Ravel und Ludwig van Beethoven.

Mit einer Rarität aus dem frühen 20. Jahrhundert, stilistisch aber noch der Spätromantik verhaftet, begann die Vortragsfolge. Kaum bekannt ist hierzulande der ungarische Komponist Emánuel Moór, einst als Pianist und Komponist berühmt und mit Pablo Casals befreundet, für den und dessen Trio er mehrere Werke komponierte. Sein Klaviertrio B-Dur op. 89 erlebte seinerzeit nur eine Aufführung, sodass die jetzige einer erstmaligen Wiederaufführung gleichkam.

Im formal etwas unübersichtlichen 1. Satz vermisste man die zwingende Erfindungskraft ein wenig, die oft durch Lautstärke ersetzt wurde. Das eingängige Scherzo und das Adagio zeigten mehr Format, bevor der Finalsatz wieder recht gewalttätig daher kam. Unsere drei Musketiere setzten sich mit Temperament und Können für dieses Opus ein und brachten eine dynamisch agogisch minutiös durchgearbeitete „Zweitaufführung“ zu Gehör.

Etwa zur gleichen Zeit entstand das Klaviertrio a-Moll von Maurice Ravel, ein Meisterwerk des Impressionismus, welches das Aramis Trio duftig und expressiv, mit rauschhaften Klangfarben und intensiven Steigerungen bis zu orchestraler Klangfülle optimal wiedergab. Die sensible Tongebung der beiden Streicher und das virtuose Spiel des Pianisten ermöglichten eine meisterhafte Interpretation des epochemachenden Werks.

Das Hauptwerk nach der Pause war das Klaviertrio B-Dur op. 97 von Ludwig van Beethoven, das zu den bedeutendsten seiner Gattung zählt. Es ist seinem Schüler und Gönner, dem Erzherzog Rudolf, gewidmet, weshalb das Werk auch „Erzherzog- Trio“ genannt wird. Mit Geschlossenheit im Kopfsatz, tänzerischen Schwung im Scherzo, abwechslungsreichen Variationen im weihevollen langsamen Satz und dem im Klavier ausgesprochen virtuos lauffreudigen, heiteren Finale zeigte das Aramis Trio erneut seine Klasse und wurde dafür lebhaft gefeiert. Als geschmackvolle, andersartige Zugabe, erklang der mit tonlichem Schmelz servierte Tango „Oblivion“ von Astor Piazzolla.

 
 
 

Neue Presse vom 22. Oktober 2014

KLINGENDES GLÜCK UND PURZELBÄUME

Das Aramis Trio eröffnet die Saison bei den Musikfreunden Coburg. Mit ihren Darbietungen reißen die drei Musiker die Zuhörer von den Sitzen.

VON DR. PETER MÜLLER

Ja bitte, es soll ein bisschen mehr sein! Viel mehr, nicht nur von Moór, sondern mehr von allem: von Beethoven, Ravel und Piazzolla. Und das, solange die noch unverbrauchten Musiker des Aramis Trios nicht einfach nur routiniert ihr Repertoire abspulen, sondern mit ihrem musikantischen, natürlichen Temperament, ihrer jugendfrischen Leidenschaftlichkeit und ihrem kompromisslos wagemutigen Schwung auch Beethoven revolutionieren.

Schon die Ankündigung der hinreißenden Entdeckung des, von Pablo Casals und seinen Freunden geschätzten und geförderten, ungarischen Komponisten, Pianisten und Erfinders Emánuel Moór (1863 bis 1931) macht das erste Konzert bei den Coburger Musikfreunden am Montag mit dem Karlsruher Trio im stark besuchten Kongresshaus Rosengarten unvergessen. Es hätte des musikalischen Hinweises mit der Zugabe von Astor Piazzolla auf „Oblivion“ (Vergessen) gar nicht bedurft; doch auf das wunderbare Werk, von Jose Bragato für Klaviertrio arrangiert, hätte niemand gern verzichtet. Am Anfang aber steht Moór, und Moór ist der Maßstab für den Anspruch des Aramis Trios; gewissermaßen ein Alleinstellungsmerkmal und der energetische Gradmesser des dynamisch Machbaren. Als brillanter Solist mit der hinreißenden Virtuosität eines Teufelsgeigers präsentierte sich Martin Emmerich, der Konzertmeister des Landestheaters Coburg.

Einer für alle, alle für einen

Aramis hat sich das Trio nicht umsonst zum Patron erwählt: Der Wahlspruch „Einer für alle, alle für einen“, dem sich die drei Solisten – vergleichbar den „Drei Musketieren“ von Alexandre Dumas – verpflichtet haben, ist in jeder nervenzerreißend angespannten Phase ihres konzentrierten Spiels zu spüren. Heiner Reich „singt“ auf seinem Violoncello in den melodienseligen Partien der Werke von Moór und Ravel mit dem Geiger freundschaftlich spielerisch um die Wette. Und Fabian Wankmüller, der älteste und reifste der „Musiktiere“, zeigt von Anfang bis Ende seine auch im Stillen blühende Präsenz als Virtuose auf dem Klavier. Er gibt die Impulse.
Leidenschaftliche Gefühle und motivische Verwirrungen beherrschen das spätromantisch rhapsodische Trio für Piano, Violine und Violoncello B-Dur, opus 89, von Emánuel Moór. Mit entsprechend kraftvoller wie arabesker musikalischer Ausdrucksbreite spielen die drei in kontrastreichen Farben: zwischen feuriger folkloristischer Freude und herbstlicher Trauer, der Schönheit der Natur, ihren Geheimnisse und ihrer Zukunft herrschte dramatische Spannung und irritierende Suche nach dem rechten Leben.

In Maurice Ravels (1875 bis 1937) genau vor hundert Jahren geschriebenem Trio pour piano, violon et violoncello a-Moll schlagen die Gefühle Purzelbaum. Die freudigen, traurigen, überschwänglich ausgelassenen und letztlich glücklichen Impressionen um eine verschleierte Schönheit berühren alle Hörer im Innersten und bewegen mit dem kraftvollen, ehrlichen Zusammenspiel der vereinten Solisten die Gemüter zu einem Wechselbad der Gefühle.

Facettenreiches Treiben

Ludwig van Beethovens (1770 bis 1827) Klaviertrio B-Dur, opus 97, das berühmte „Erzherzog-Trio“, hätte mit seiner Sonatensatzform sowie dem klassischen Ebenmaß und Taktgefühl zu einer Beruhigung der energiegeladenen Atmosphäre im Rosengarten führen können – wenn, ja wenn da nicht die herrliche jugendfrische Wucht und Leidenschaft, das wahrhaft freie Musikantentum der drei in einem Geist Verschworenen wäre. Sie spielen Beethovens feierliche Festmusik mit dem Impetus der Französischen Revolution. Und zwischen Freude und Leid jagt alles voran zum klingenden Glück am Ausgang des facettenreichen Treibens.

Jubel und Beifall

Lauter Jubel und frenetischer Beifall würdigen schon während des Konzertes die mitreißende Darbietung des Aramis Trios; nach ihrer temperamentvollen Attacke mit Beethovens Werk, bei dessen Erstaufführung vor 300 Jahren der Komponist zum letzten Mal am Klavier selbst mitspielte, brechen alle Dämme und alle Besucher wollen nur noch eines: mehr! Dank des bereits erwähnten Stücks „Oblivion“ werden sie sich noch lange an dieses Konzert erinnern.