Montag, 25. Oktober 2010, 20:00
Kongresshaus Rosengarten
Ewa Kupiec, KlavierPlawner Quartett |
Piotr Plawner, Violine |

Fréderic Chopin | Klavierkonzert Nr. 2 f-Moll op.21 |
Andante spianato und Grande Polonaise brilliante op.22 | |
Klavierkonzert Nr.1 e-Moll op.11 | |
Neue Presse vom 27. Oktober 2010 Schönheit, verrät uns Ewa Kupiec, kommt aus dem Innersten und berührt das Wesentliche. Sie ist weder zu viel noch zu wenig. Sie will uns nicht verführen, nicht blenden. Sie will uns nur zeigen, dass sie uns – wenn wir sie verstehen und bemerken – mit ihrem Dasein etwas von der Unendlichkeit schenkt und uns – ihren Bewunderer – sehr schätzt. Sie weiß auch, dass wir uns an jede Situation erinnern werden, in der sie uns begegnete. Denn sie bleibt in Ewigkeit in unserer Erinnerung, weil sie uns rettet und liebt, denn sie ist lebensbejahend und intelligent. Und sie mag es, wenn wir staunend lächeln, denn sie hat Humor. Ewa Kupiec erzählt uns die Klavierkonzerte von Chopin. Sie tut dies in einer Eindringlichkeit, als würde sie diese gerade erfinden, als wären sie ihre Eingebung. Als befände sie sich in einer inspirierten, berauschenden Improvisation. Sie singt, atmet – beschwört ihre Finger zum Klang: Das tonintensive Spiel über das Unterarmgewicht mit seiner melancholischen Eindringlichkeit, die innig weichen Abphrasierungen über das hochgestellte Handgelenk, die Läufe über die ganze Tastatur aus der Schulter über die Körpermitte, die Nonlegato-Strecken (wie eingezogene Katzenkrallen) über das vorderste Fingergelenk, die dynamischen Schattierungen über die vorgedrückte Taste. Ihr Anschlagsrepertoire ist schier unerschöpflich. Gläserner Sound Ebenso sensibel ist Ewa Kupiecs Pedalarbeit: Der rechte Fuß gibt dem Klang feinst nuanciert „Raum“ oder erweitert ihn zum „Hall“, nimmt aber nie die Transparenz. Im Zusammenspiel mit dem linken Pedal ergeben sich Farben vom gezupften Cello bis zum Glockenspiel. Ein großes Lob gebührt auch dem Meister, der den Flügel der Coburger Musikfreunde im Kongresshaus derart sensibel intonierte. Das Plawner-Quartett um den Namensgeber und Primgeiger Piotr Plawner mit Agnieszka Luksza, 2. Violine, Georgios Balatsinos, Bratsche, und der Cellistin Isabella Klim hat zwar in beiden Chopinkonzerten „nur“ begleitende oder überleitende Funktion, schwelgt aber in weicher Geschlossenheit oder faucht sich in den Einleitungen energisch in das Kongresshaus. Die Musiker sind sehr präsent und formen einen „gläsernen Sound“ am Steg ebenso leicht wie innige Vibrati oder Kollophon-verstaubende Akkordbegleitung. Besonders intim gelingt das Zwiegespräch einzelner Instrumente mit dem Klavier, es erklingt wie ein Ineinander. Natürlich fehlt dieser kammermusikalischen Instrumentierung die flächige Wärme eines Orchesters. Aber genau aus diesem Grund erlangen die Kompositionen eine leuchtende Transparenz. Ewa Kupiec kann dadurch jeden Gedanken Chopins ( auch solistisch in der „Grande Polonaise brillante“) in voller Schönheit umsetzen. Ich habe beide Konzerte noch nie so eindringlich und wesentlich, so überirdisch und doch voller Eros vernommen. Diese Pianistin stellt für mich die beste konzertierende Chopin-Interpretin dar. Ihr Weg führt steil nach oben. Der Beifall war intensiv mit Bravos, wie es sich für eine Offenbarung gehört. Ewa Kupiec wird ihren Coburger Chopin-Zyklus am 9. Mai 2011 mit dem „Epilog“ vollenden. | |
Coburger Tageblatt vom 27. Oktober 2010 Da das Orchester bei Chopin bis auf die Einleitungen und Übergänge nur eine mehr oder weniger begleitende Funktion hat, ist gegen Bearbeitungen für Streicher (von denen es mehrere gibt) nichts einzuwenden. Abgerundet und homogen musizierte das Plawner-Quartett, stets in bestem Einvernehmen mit der Pianistin und auf gleicher musikalischer Wellenlänge. Andante spianato (zu Deutsch: „eben, ausgewogen, schlicht“. Im Programm stand versehentlich Andante „spinato“) und Grande Polonaise brillante Es-Dur op. 22 spielte anschließend Ewa Kupiecmit tonlicher Delikatesse im Andante und temperamentvollem Schwung sowie abermals atemberaubender Virtuosität in der Polonaise. Wohlklang und Virtuosität Nach der Pause folgte Frédéric Chopins noch beliebteres 1. Klavierkonzert e-Moll op.11, das in Wirklichkeit erst ein Jahr nach dem zweiten entstand. Hier konnte zunächst das Plawner-Quartett in der umfangreichen Orchester-Exposition seine hervorragenden tonlichen Qualitäten zeigen, bevor die Pianistin nach energischem Beginn die inspirierte Melodik Chopins einfühlsam Klang werden ließ und auch technisch wiederum mit brillantem Feuerwerk aufwartete. Eitel Wohlklang mit vielen dynamischen Nuancen verströmte dann die Romanze, bevor das kecke Schlussrondo nochmals frappante Fingerfertigkeit erforderte. Nach anhaltendem, begeistertem Beifall für dieses außergewöhnliche Konzert gab es noch einen Teil der Romanze als kurze gemeinsame Zugabe. |