Sonntag, 20. Dezember 2009, 17.00 Uhr

Moritzkirche

in Zusammenarbeit mit der Stadt Coburg – Kulturbüro

Collegium musicum Coburg

Leitung: Thomas Ehrle
Solisten:
Angelika Stirner-Ebert, Querflöte
Megumi Ikeda, Violine
Gerhard Deutschmann, Cembalo

Giovanni Battista Predieri

Pastorale G-Dur für Streichorchester und Cembalo

 

Georg Friedrich Händel

Flötenkonzert D-Dur

 

Antonio Vivaldi

Violinkonzert E-Dur op. 8, 12

 

Johann Sebastian Bach

Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048

 

Franz Xaver Richter

Sinfonie G-Dur

 

Johann Sebastian Bach

Brandenburgisches Konzert Nr.5 D-Dur BWV 1050

 
 
 

Auf Einladung der Stadt Coburg Eintritt frei!

Coburger Tageblatt vom 22. Dezember 2009

LEBENDIG DIALOGISIERENDES ZUSAMMENSPIEL
Das Collegium musicum Coburg spielte am Sonntag vor zahlreichen Zuhörern in der Morizkirche. Unter der Leitung von Thomas Ehrle erklangen Werke von Johann Sebastian Bach bis Franz Xaver Richter.


VON JOCHEN BERGER

Barocke Klänge dominieren regelmäßig die Programme der traditionellen Weihnachtskonzerte mit dem Collegium musicum Coburg. Ergänzt werden sie zumeist durch klingende Ausflüge in die Frühklassik oder Klassik. Bei der 57. Auflage des wiederum sehr gut besuchten Konzertes standen Werke von Johann Sebastian Bach im Mittelpunkt. Mit zwei Brandenburgischen Konzerten hatte sich das Collegium dabei am Sonntag bemerkenswert anspruchsvolle Aufgaben ausgesucht.

Den passenden Einstieg für ein weihnachtliches Konzert bot die Pastorale G-Dur des aus Bologna stammenden Giovanni Battista Predieri. Bei diesem Werk für Streichorchester und obligates Cembalo (Gerhard Deutschmann) stellte sich das Collegium musicum als homogener Klangkörper vor, den Thomas Ehrle vom ersten Geigenpult aus mit knappen gestalterischen Akzenten führte.

Homogener Gesamtklang und aufmerksames Zusammenspiel waren die Basis für eine ausgewogene Wiedergabe, bei der Gerhard Deutschmann den Cembalo-Part konzentriert versah. Souveräne Solistin in Georg Friedrich Händels Flötenkonzert G-Dur war dann Angelika Stirner-Ebert, Flötistin im Philharmonischen Orchester des Landestheaters. In dem viersätzigen Werk demonstrierte sie gleichermaßen überlegene Technik wie ausdrucksvolles Musizieren. Ihr tragfähiger, abgerundeter Flötenton entfaltete sich besonders nachhaltig in beiden Largo-Abschnitten.

In Antonio Vivaldis Violin-Konzert E-Dur op. 3/12 war Megumi Ikeda zu hören, koordinierte Konzertmeisterin im Philharmonischen Orchester des Coburger Landestheater. Nachdem sie beim jüngsten Sinfoniekonzert im Landestheater als Solistin in Beethovens Violinkonzert gefeiert wurde, überzeugte sie am Sonntag in Vivaldis dreisätzigem E-Dur-Konzert erneut durch technischer Souveränität wie durch intensive und sensible Gestaltungskraft und sorgsam durchgeformten, warm timbrierten Ton. Das „Collegium“ gefiel durch klangschönes, aufmerksames Begleiten.

Den gelungenen Abschluss vor der Pause bildete dann Bachs 3. Brandenburgisches Konzert. Das Werk, geschrieben für zehnstimmiges Streichorchester samt Cembalo ist eine technisch wie gestalterisch gleichermaßen anspruchsvolle Aufgabe. Unter Thomas Ehrles Leitung gelang dem Collegium musicum eine konzentrierte, insgesamt beachtlich abgerundete Deutung.

Einer der Begründer der sogenannten Mannheimer Schule ist Franz Xaver Richter. Mit der Sinfonie G-Dur zum Auftakt nach der Pause erinnerte das Collegium musicum an den 300. Geburtstag dieses Komponisten.

Seine dreisätzige Sinfonie erwies sich als melodisch eingängiges und gefälliges Werk, das in einer klanglich beachtlich abgerundeten Wiedergabe zu erleben war. Den krönenden Abschluss bildete das 5. Brandenburgische Konzert von Johann Sebastian Bach. Hier waren sämtliche Solisten des Abends gleichermaßen gefordert.

Zwischen virtuoser Brillanz und kammermusikalisch sensiblem Zusammenspiel entfalteten Angelika Stirner-Ebert, Megumi Ikeda und Gerhard Deutschmann das anspruchsvolle Werk in vielen Passagen mit präzisem, lebendig dialogisierendem Zusammenspiel. Den umfangreichen und anspruchsvollen, vielfach heiklen Cembalopart gestaltete Gerhard Deutschmann stets konzentriert und zumeist mit gleichmäßig fließender Bewegung.

Nach ausdauerndem Beifall der zahlreichen Zuhörer gab es die Wiederholung des Finales des 5. Brandenburgischen Konzertes als Zugabe.

 
 
 

Neue Presse vom 22. Dezember 2009

JUBILARE UND ANDERE MEISTER
Zum 57. Mal lud das Collegium musicum zum Weihnachtskonzert in die Coburger St.-Moriz-Kirche.


VON MARIE BOUS

Einfach ist das gewiss nicht, wenn wegen der großen Kälte draußen im Vorfeld des Konzerts reihenweise Saiten reißen, die Finger mühsam aufgewärmt werden müssen und wenn dann so „dicke Brocken“ auf dem Programm stehen wie Brandenburgische Konzerte von Johann Sebastian Bach, Konzerte von Vivaldi oder Händel.

Doch das „Collegium musicum“ unter der zuverlässigen Leitung von Thomas Ehrle, der meist als Primus inter Pares vom 1. Pult aus agierte, hat mit seinen 24 Musikern beim 57. Weihnachtskonzert am Sonntag alle diese technischen Schwierigkeiten gemeistert und in der gut besetzten Morizkirche ein gelungenes Konzert gegeben.

Dem Collegium zur Seite standen die Solisten Megumi Ikeda, Violine, und Angelika Stirner-Ebert, Querflöte (beide Mitglieder des Philharmonischen Orchesters des Landestheaters Coburg), sowie Gerhard Deutschmann am Cembalo. Letzterer – vor allem als Komponist weit über die Grenzen Coburgs hinaus bekannt – scheute sich nicht, am Schluss des Programms das Brandenburgische Konzert Nr. 5 mit dem ausladenden vertrackten Cembalo-Solo nach mehr als 20 Jahren wieder einmal mit dem Orchester zusammen erklingen zu lassen. Dafür gebührt ihm ganz besonderer Dank! Nicht unerwähnt soll auch Wolfgang Peetz am Continuocello bleiben, er hatte gemeinsam mit Gerhard Deutschmann die delikate Aufgabe, im Vivaldi-Violinkonzert der Solistin das Fundament zu bereiten.

Zum Auftakt des Abends erklang ein wiegendes weihnachtlich angehauchtes „Pastorale“ für Streicher und Cembalo in G-Dur des aus Bologna stammenden Giovanni Battista Predieri, das mit einigen überraschenden Wendungen aufwartete. Erste Solistin des Abends war dann Angelika Stirner-Ebert mit Georg Friedrich Händels viersätzigem Konzert D-Dur für Flöte, Streicher und Basso continuo. Alle Sätze sind hier nicht von ungefähr mit „Aria“ bezeichnet. Vor allem die beiden Largo-Sätze wurden von der Solistin weich und gesangvoll dargeboten, die beiden Allegros waren mit kleinen Kadenzen versehen, vom Orchester prägnant und im letzten Satz tänzerisch begleitet.

Dreisätzig dagegen das Violinkonzert von Antonio Vivaldi in E-Dur (das Bach sich übrigens zum Eigengebrauch in C-Dur für Cembalo gesetzt hat). Mit strahlendem Ton, sauberster Intonation und schönem Schwung stellte Megumi Ikeda die zwei Allegrosätze und ein Largo in den Kirchenraum, über weite Strecken nur mit Continuo begleitet.

Krönender Abschluss mit Bach

Anschließend formierte sich das Orchester ein wenig um zu Bachs zehnstimmigem Brandenburgischen Konzert Nr. 3 G-Dur für Streicher und Cembalo, bei dem Thomas Ehrle wieder zu seiner Violine griff, nachdem er zuvor bei Vivaldi „nur“ dirigiert hatte. Mit den durch die Stimmen wechselnden Soli, dem eindrucksvollen Cembalo-Solo in der Mitte und dem abschließenden mit Verve angegangenen Allegro war dieses wohlbekannte Konzert ein rechter Ohrenschmaus.

Neben dem Jubilar Händel, dessen 250. Todestages dieses Jahr gedacht wird, hatte auch der vor 200 Jahren geborene Franz Xaver Richter, ein Vertreter der „Mannheimer Schule“, einen Platz im Programm. Seine dreisätzige Sinfonie in G-Dur weist mit ihrem charmanten Allegro, dem empfindsamen Andante und dem reizvoll zwischen Dur und Moll hin- und herpendelnden Schluss-Allegro schon in die Klassik, auf das im Barock übliche Continuo-Cembalo wurde hier bereits verzichtet.

Zum krönenden Abschluss holte der Dirigent sich alle Solisten des Abends noch einmal zusammen: Gemeinsam ging man das schon angesprochene Brandenburgische Konzert Nr. 5 in D-Dur für Flöte, Violine, Cembalo und Streicher in gemäßigten Tempi an, kostete im ersten Satz Steigerungen gut aus. Für die große virtuose Cembalo-Kadenz, die beinahe wie ein eigener Satz daherkommt, hatte man Gerhard Deutschmann eine Umblätterhilfe zur Seite gestellt, denn der Solist hat da im wahren Wortsinn „alle Hände voll zu tun“. Das gesamte Orchester lauschte ebenso andächtig wie das gesamte Publikum. Nach dem verhaltenen „Affettuoso“, das die Solisten – ohne Orchester – in kanonischer Folge ineinander verweben, lässt der abschließende Allegrosatz eine anmutige Fuge erklingen, von den Solisten vorgestellt und dem gesamten Orchester fortgeführt.

Dieser Fugenbeginn wurde auf den anhaltenden Applaus des zahlreichen Publikums als kleine Zugabe noch einmal gespielt. Als zusätzliche Überraschung wartete St. Petrus mit frisch gefallenem knirschendem Schnee zum Nachhauseweg auf.