Edvard Grieg (Bearbeitung G. Deutschmann) | Elegie op.38, 6 In der Heimat op.43, 3 Lied der Bauern op. 65, 2 |
Neue Presse vom 23. Dezember 2008
VIRTUOSES WEIHNACHTSKONZERT
VON DR. PETER MÜLLER
Es war ein wirkliches Geschenk und Überraschungspaket zur Weihnacht, das die Stadt Coburg mit dem Konzert des Collegium musicum den Bürgern beschert hat. Ein von Thomas Ehrle gut eingestelltes Kammerorchester begleitete zwei virtuose Künstler ihrer Instrumente: Jochen Greiner aus Neustadt hat am Albertinum Abitur gemacht, bevor seine Karriere in Berlin richtig begann. Mit dem „Kreutzberger Streichquartett“ erlangte er internationale Aner-kennung. Heute gibt er seine Erfahrungen auf der Bratsche an der Berliner Musikhochschule weiter und spielt in unterschiedlichen Ensembles oder als Solist wie in Coburg.
Milos Mlejnik ist wie Jochen Greiner in Coburg durch seine Solokonzerte und durch Kammermusik bestens bekannt und bringt sein Violoncello immer neu faszinierend vor sein fränkisches Publikum.
Mit einem geschlossen harmonisierenden kammermusikalischen „Pastorale“ für Streichorchester und Basso continuo von Paolo Salunini (1709-1780) eröffnete das Collegium musi-cum mit Gerhard Deutschmann am Spinett festlich das sich zu virtuosen Höhen aufschwingende Weihnachtskonzert. In wiegender Tendenz ging es auch im „II. Concerto g-Moll“ von Francesco Durante (1684-1755) weiter. Gute Tempi und schöne Modulationen brachten in den Sätzen „Allegro con spirito – Presto – Largo affetuoso und Allegro affetuoso“ stufendynamische Eleganz und sogar dramatische „Durante“ in die prall gefüllte Kirche.
Mit dem „Concerto A-Dur“ für Violoncello und Orchester von Carl Stamitz (1746-1801) und dem Solisten Milos Mlejnik bot das Konzert ein erstes Highlight. Hörner und Flöten bereicherten das Streichorchester ebenso wie der energische Ansatz des Solisten. Voller Esprit und italienischer Melodienseligkeit spielte Milos Mlejnik das Werk mit einem virtuosen Allegro, einer dialektisch zwischen Mut und Melancholie angesiedelten Romanze und dem tänzerischen Rondo zu einem berauschenden Ende.
Im zweiten Teil des Konzertes standen zwei Werke des Coburger Komponisten Gerhard Deutschmann (*1933) auf dem Programm. Jochen Greiner überzeugte mit kräftigem Durchsetzungsvermögen und warmem, breit ausholenden Bogen gegenüber dem stark besetzten Streichorchester. Er demonstrierte den Klang der Viola in Deutschmanns Bratschenkonzert (DWV 188) mit irdenen und auch heiteren nordischen Klängen einer Charakterstudie mit technisch geschliffenen Akzenten. Daher waren auch die drei „Lyrischen Stücke“ für Streichorchester von Edvard Grieg (1843-1907) eine schöne Ergänzung der Stimmung des Konzertes für Viola, die das Orchester aufgreifen konnte.
Noch einmal konnte Milos Mlejnik seine Kraft, seine Vitalität und sein großes Einfühlungsvermögen zum Abschluss des facettenreichen Konzertes unter Beweis stellen. Mit der Uraufführung des Konzertes für Cello und Streichorchester von Gerhard Deutschmann (DWV 192) prägte er das Thema, das die drei Sätze dominiert, auf nachhaltige Weise ein. Ob eingebettet in eine kräftige Fugenform oder sizilianisch romantisch in kontrapunktischer Schulbegleitung, die etüdenartigen Satzteile bargen für das begeisterte Publikum und den Solisten den Wunsch nach mehr.
Mit einer Wiederholung aus dem Cellokonzert verabschiedeten sich die Musikfreunde Coburg und das Collegium musicum unter ihrem Leiter Thomas Ehrle in eine frohe Weihnacht für Stadt und Land. |
Coburger Tageblatt vom 23. Dezember 2008
EINDRINGLICHE DEUTSCHMANN-URAUFFÜHRUNG Das „Collegium musicum“ spielte am Sonntag in St. Moriz Werke vom Barock bis zur Gegenwart.
VON JOCHEN BERGER
Zwischen Barock und Gegenwart bewegte sich am Sonntag das Programm beim 56. Weihnachtskonzert mit dem „Collegium musicum“ in St. Moriz. Den Schwerpunkt bildete dabei das Schaffen des in Ahorn lebenden Komponisten Gerhard Deutschmann. Seinem langjährigen Cembalisten, der im Frühjahr seinen 75. Geburtstag feierte, widmete das „Collegium“ den zweiten Teil der Vortragsfolge. Den krönenden Abschluss vor zahlreichen Zuhörern bildete eine Uraufführung – Deutschmanns Cellokonzert aus dem Jahr 2005.
Mit dem Bratschisten Jochen Greiner und dem Cellisten Miloš Mlejnik waren als Solisten zwei Musiker zu erleben, die in Coburg bereits an zahlreichen Konzerten beteiligt waren und dem „Collegium“ seit langen Jahren verbunden sind.
Den Auftakt markierte die Pastorale G-Dur des aus Bologna stammenden Komponisten Paolo Salunini (1709 bis 1780). Das melodisch eingängige, stilistisch zwischen Barock und Vorklassik angesiedelte Werk wurde in seinem wiegenden Rhythmus klangvoll und mit weicher Phrasierung musiziert.
Mit Francesco Durante folgte dann ein aus Neapel stammender Komponist, dessen Schaffen sich vor allem auf Kammer- und Kirchenmusik konzentrierte. Sein Concerto Nr. 2 g-Moll zeichnete sich besonders in den langsamen Sätzen durch ausdrucksvolle Tonsprache aus, die mit kontrolliertem Nachdruck entfaltet wurde. Den Abschluss vor der Pause markierte dann das Cellokonzert A-Dur von Carl Stamitz, das einst für den Cello spielenden König Friedrich Wilhelm II. entstand.
In den drei Sätzen des sehr wirkungsvoll gearbeiteten Werkes demonstrierte Miloš Mlejnik die für sein Musizieren charakteristische Verbindung von souveräner Virtuosität und intensiver Ausdruckskraft. Sein singender, stets expressiver und tragfähiger Celloton entfaltete sich besonders nachdrücklich in dem ruhigen Mittelsatz (Andantino), der als Romanze gestaltet war. Aber auch die raschen Ecksätze mit ihren gesanglichen Themen gelangen durchweg sehr klangschön im Zusammenspiel mit dem konzentriert agierenden „Collegium“.
Ein durchaus charakteristisches Beispiel für die von gemäßigt moderner Harmonik geprägte Tonsprache Gerhard Deutschmanns war dann nach der Pause zunächst sein Violakonzert, dessen Uraufführung Jochen Greiner im Juli 2006 mit dem Orchester des Albertinums gestaltete. Greiner entfaltete seinen warm timbrierten, in allen Lagen gleichermaßen gut durchgeformten Ton in den Ecksätzen ebenso nachdrücklich wie im ausdrucksvollen Adagio-Mittelsatz. Das „Collegium musicum“ begleitete unter Thomas Ehrles anfeuernder Leitung durchweg engagiert – auch in den rhythmisch gewiss heiklen Passagen des virtuos und effektvoll gehaltenen Allegro-Finales.
Sicheres stilistisches Einfühlungsvermögen in die spezifisch nordisch anmutende Tonsprache Edvard Griegs beweist Gerhard Deutschmann bei seiner Bearbeitung dreier lyrischer Klavierstücke. Die Sätze „Elegie“, „In der Heimat“ und „Lied des Bauern“ waren in seiner klangvollen, zumeist dunkel gefärbten Adaption für Streichorchester in einer stets ausgewogenen Wiedergabe zu hören.
Eine fulminante, ausdauernd beklatschte Uraufführung bildete das Finale dieses Weihnachtskonzertes: Gerhard Deutschmanns Cellokonzert, das auf Anregung von Miloš Mlejnik entstand und von diesem auch mit großem Nachdruck, vor allem aber mit packender Expressivität aus der Taufe gehoben wurde. Energisch im Gestus, immer wieder auch auch mit kontrastierenden lyrischen, bisweilen elegischen Akzenten durchsetzt, gibt sich der rhythmisch markante Kopfsatz.
Gesangliche Entfaltungsmöglichkeiten bietet das in der Mitte stehende Andante. Das Allegro-Finale schließlich entfaltete großen rhythmischen Schwung und wurde nach ausdauerndem Beifall als Zugabe wiederholt. |