Unser Ehrenmitglied spielt – Michal Kanka & Rumi Itoh (2007)

Dienstag, 11. Dezember 2007

20:00 Uhr
im Kongresshaus Rosengarten

Unser Ehrenmitglied spielt

Michal Kanka, Violoncello
Rumi Itoh, Klavier

Franz Schubert

Sonatine D-Dur D 384

 

Ludwig van Beethoven

Sonate für Klavier und Violoncello A-Dur op. 69

 

César Franck

Sonate A-Dur

 
 
 

Der Prager Cellist Michal Kanka war bereits siebenmal bei den Musikfreunden zu hören, einmal mit dem Martinu Quartett, viermal mit dem Prazák Quartett und zweimal mit einem Klavierpartner. Anlässlich seines letzten Auftritts wurde er im Dezember 2004 zu deren Ehrenmitglied ernannt. Ein Rezensent schrieb über diesen Auftritt: „Musizieren auf höchstem Niveau“ (CT). Und wie damals wird er von der in Japan lebenden Pianistin Rumi Itoh begleitet, mit der zusammen er anschließend eine Japan-Tournee absolvieren wird. Bereits im nächsten Monat wird er dann als Mitglied des Pražák Quartetts wieder auf der Bühne des Kongresshauses sein.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom Donnerstag, 13. Dezember 2007

EIN BRILLANTES DUO MIT UNGEWÖHNLICHEM PROGRAMM
Der Prager Cellist Michal Kanka und die japanische Pianistin Rumi Itoh gastierten im Kongresshaus

VON GERHARD DEUTSCHMANN

Ein besonderes Konzerterlebnis bescherte die Gesellschaft der Musikfreunde ihren Mitgliedern und Gästen mit dem Auftritt eines hochkarätigen Künstler-Duos, das in Coburg bereits bestens bekannt ist. Zwischen zwei Auftritten in Prag und Wien gelang es, den Prager Cellisten Michal Kanka (er war bereits sieben Mal mit verschiedenen Formationen in Coburg und wurde 2004 zum Ehrenmitglied ernannt) sowie die japanische Pianistin Rumi Itoh abermals für ein Konzert zu gewinnen, das wiederum einen großen Eindruck hinterließ.

Ungewöhnlich war das Programm mit zwei adaptierten Violinwerken von Schubert und César Franck sowie einer Beethoven-Sonate in der Mitte. Beide Künstler, die seit genau 10 Jahren zusammen konzertieren, wurden lebhaft gefeiert.

Ungleich reichhaltiger im Vergleich zum Cello ist die Literatur für Violine, was Cellisten dazu anregen mag, hier gelegentlich Anleihen zu machen. Manchmal ist das Ergebnis positiv (wie bei der César Franck-Sonate), ein anderes Mal weniger. Die Sonatine D-Dur D 384 von Schubert klingt auf dem Cello durch die tiefe Oktavierung recht dumpf und ist durch die vielen notwendigen Lagenwechsel unbequem zu spielen. Natürlich bereitete sie – eigentlich der gehobenen Hausmusik zugehörig – einem Cellisten wie Michal Kanka keinerlei Schwierigkeiten. Mit überlegener Finger- und Bogentechnik, geschmeidigen Saitenübergängen, großem pastosen Ton und sensibler, wenn notwendig auch energischer Gestaltung zauberte er die drei musikantischen Sätze aus seinem noblen Instrument. Rumi Itoh beeindruckte als anpassungsfähige, technisch souveräne Partnerin am Flügel.

Ein „echtes“ Cellowerk erlebte man anschließend mit der Sonate A-Dur op.69 für Klavier und Violoncello von Beethoven, welche die am häufigsten gespielte des Meisters ist. Beginnend im Cello, dann unisono mit dem Klavier entwickelt der Kopfsatz große lyrische Dichte, die sich in der Durchführung dramatisch steigert. Reizvoll das synkopierte Scherzo, das kurze Adagio cantabile und das quirlige, brillant gespielte Rondo-Finale. Hier erlebte man beide Künstler mit konzentrierter, temperamentvoller Gestaltung und blendendem Zusammenspiel.

Die Bezeichnung „für Klavier und Violoncello“ ist vom Komponisten bewusst gewählt worden, da hier das Tasteninstrument zumindest gleichberechtigt, ja bei diversen Passagen noch anspruchsvoller behandelt wird, wozu Rumi Itoh die notwendigen Voraussetzungen mitbrachte.

Enorme Anforderungen an die Pianistin, die sie glänzend bewältigte, ohne sich bei stets kultiviertem Anschlag in den Vordergrund zu drängen, brachte auch die Sonate A-Dur von César Franck – wie gesagt, ursprünglich für Violine und Klavier konzipiert, aber inzwischen auch erfolgreich von den Cellisten vereinnahmt. Mit noblem, strahlenden Ton, nachtwandlerischer Sicherheit auf dem Griffbrett und intensiver Gestaltung ließ Michal Kanka das blühende Melos des genialen Werks ebenso zur Geltung kommen wie die leidenschaftlichen Passagen im 2. Satz. Das expressive Rezitativo und das bewegte kanonische Finale wurden ebenso eindrucksvoll gestaltet.

Nach langem Beifall gab es zwei Zugaben, in denen Michal Kanka tonlichen Schmelz bis in höchste Lagen verströmte: „Die alte Mutter“ von Dvorák und „Der Schwan“ von Saint-Saens.

 
 
 

Neue Presse vom Donnerstag, 13. Dezember 2007

SINGENDER SCHUBERT, BRILLIANTER BEETHOVEN
„Super Duo“ Michal Kanka und Rumi Itoh

VON RUDOLF POTYRA

Als „Super Duo“ bezeichnet ein dem Programm beigelegtes Informationsblatt Rumi Itoh, Klavier, und Michal Kanka, Violoncello. Und das sind sie auch. Die beiden Künstler, die seit 10 Jahren zusammen konzertieren, bescherten den Coburger Musikfreunden einen Konzertabend, den man nicht vergessen wird. Trotz des ungewohnten Termins – ein Dienstag und nur einen Tag nach dem Sinfoniekonzert im Landestheater – war der Saal des Kongresshauses recht gut besetzt. Dazu mag auch der Name des Cellisten Michal Kanka beigetragen haben, der bereits siebenmal – in unterschiedlichen Besetzungen – Gast bei den Musikfreunden war. Im nächsten Monat wird er wieder – zusammen mit dem Prazák-Quartett – nach Coburg kommen.

Faszinierende Bearbeitungen

Das Kammermusik-Repertoire für Violoncello ist relativ schmal. Deshalb greifen die Cellisten immer wieder zu geeigneten Bearbeitungen anderer Werke. So auch an diesem Abend: zwei der drei Werke, die auf dem Programm standen, waren Einrichtungen anderer Kompositionen.

Den Auftakt machte die Sonatine D-Dur, D 384, für Violoncello und Klavier von Franz Schubert. Der Komponist war 19 Jahre alt, als er drei „Sonaten fürs Pianoforte mit Begleitung einer Violine“ schrieb. Den verniedlichenden Titel „Sonatine“ hat ihr erst der Verleger Diabelli 1836 bei der ersten Druckausgabe angehängt; vermutlich, um sie für den hausmusikalischen Gebrauch zu empfehlen. Und dabei ist es auch geblieben; die „Sonaten“ heißen weiter „Sonatinen“ und sind in der Hausmusik beliebt wie eh und je. Reizvolles Wechselspiel beider Instrumente prägt das ganze Werk, das mit einem Dreiklangsmotiv beginnt, das marschartige „Andante“ zierlich umspielt und mit einem quicklebendigen Rondo schließt. Schwerelos ließen die beiden Künstler Schubert „singen“; auch der Moll-Einschub im Mittelsatz konnte den heiteren Himmel nicht trüben.

Das einzige Originalwerk des Abends, die Sonate A-Dur, op. 69, für Violoncello und Klavier von Ludwig van Beethoven wurde zum Höhepunkt des Programms. Mit dieser Sonate, die in der zeitlichen Nachbarschaft von Meisterwerken wie der „Pastorale“, des 4. Klavierkonzerts und der Rasumowsky-Quartette entstand, schuf Beethoven ein weiteres Meisterwerk von klassischer Ausgewogenheit und gedanklicher Tiefe.

Mit großem Atem, quasi improvisierend breitet das Violoncello ganz allein das einzigartige Thema aus, das das Tor für einen reich gegliederten Satz mit einer weit ausladenden Durchführung öffnet.

Ein mit seinen Synkopen widerborstig anmutendes Scherzo schließt sich an, ehe nach einem kurzen, in Beethoven’schem Melos aufblühenden Adagio-Gesang ein Finale mit virtuos spielerischer Brillanz das Werk beschließt. Was die beiden Künstler boten, war eine schlechterdings vollendete Interpretation, bei der man sich in jedem Takt sagte: Besser kann man’s kaum machen!

Das letzte Werk der Vortragsfolge, die Sonate A-Dur von César Franck, war wiederum die Transkription einer Violinsonate, die allerdings noch zu Lebzeiten Francks in einer Bearbeitung für Violoncello und Klavier erschien. Franck, 1822 geboren, wandte sich erst relativ spät anderen Instrumenten als der Orgel zu. Seine (einzige) Violinsonate komponierte er 1886 als Hochzeitsgeschenk für den berühmten belgischen Geiger Eugène Ysaye. Sie ist ein breit ausladendes Werk, deren einzelne Sätze durch einen gemeinsamen musikalischen Kern miteinander verbunden sind und fast eine zyklische Einheit bilden.

Reine Hörfreude

Reiche Kontrapunktik und Harmonik weisen den Professor für Orgelspiel, der Franck ab 1872 war, aus und bieten dem Analytiker viele Anhaltspunkte, ohne jedoch die reine Hörfreude an diesem großartigen Werk zu mindern. Aus dem Piano heraus entfaltet sich der Kopfsatz zu großem, weitem Ton, ehe er in wunderschöner Weise ausklingt. Unterbrochen von ruhigen Episoden gibt sich der 2. Satz mit seinem scharfem Tempo scherzoartig. In geradezu hochdramatische Bereiche führt der als „Recitativo“ beginnende 3. Satz. Wie gebändigte Leidenschaft mutet die Inbrunst des „Molto lento“ im 4. Satz an, dem zunächst das Violoncello allein seine Stimme leiht. Ein sangliches Thema, das die beiden Instrumente imitierend vorstellen leitet das Finale ein, das mit einer großen Steigerung das Werk beschließt. Der Beifall war nach dieser glänzenden Interpretation natürlich lang und begeistert. Er wurde mit zwei Zugaben belohnt: einem Lied von Benjamin Godard und dem „Schwan“ aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns.

Podium junger Künstler – Linus Roth, José Gallardo (2007)

Montag, 22. Oktober 2007

20:00 Uhr
im Kongresshaus Rosengarten

Podium junger Künstler

Gemeinschaftsprojekt mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg

Linus Roth, Violine
José Gallardo, Klavier

 

Ludwig van Beethoven

Sonate für Violine und Klavier A-Dur op. 12,2

Edvard Grieg

Sonate für Violine und Klavier F-Dur op. 8

Igor Strawinsky

Divertimento für Violine und Klavier

Henri Wieniawski

Première polonaise de concert D-Dur op.4

Linus Roth erhielt unlängst den Echo-Klassik-Preis der Deutschen Phonoakademie als „Bester Nachwuchskünstler 2006“ für seine Debüt -CD mit Werken von Brahms, Debussy, Ysaye und Mendelssohn. Vorausgegangen waren der 1. Preis beim Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“, anschließend das Studium in Lübeck (bei Zakhar Bron), Zürich und München. Er bildet ein kammermusikalisches Duo mit José Gallardo, der den Musikfreunden durch seinen Auftritt mit dem Cellisten Danjulo Ishizaka im Herbst 2006 noch in allerbester Erinnerung sein dürfte. Es war der ausdrückliche Wunsch von Herrn Roth, anlässlich des 100. Todestages von Edvard Grieg eine der selten gespielten Sonaten dieses Komponisten zu Gehör zu bringen.

Wer über die beiden Künstler mehr erfahren will, schaue nach unter: www.linusroth.com und www.gallardo.de

Neue Presse vom 24. Oktober 2007

VIRTUOSER RAUSCH

VON RUDOLF POTYRA

Er begann klassisch ausgewogen und schloss exzessiv virtuos, der Duo-Abend mit dem Geiger Linus Roth und dem Pianisten José Gallardo, zu dem die Gesellschaft der Musikfreunde am Montag in das Coburger Kongresshaus eingeladen hatte. Es war – zum wiederholten Male – ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg, von dem sich – auch zum wiederholten Male – kein Vertreter sehen ließ.

Die vom Deutschen Musikrat initiierte Reihe „Podium junger Künstler“ gibt herausragenden Solisten, die sich in Wettbewerben ausgezeichnet haben, die Möglichkeit, sich in repräsentativen Konzerten zu bewähren.

Am Montag waren es der Geiger Linus Roth und der in Coburg bereits bekannte Pianist José Gallardo. Die beiden haben sich zu einem Duo zusammengefunden, das mit einer ersten CD-Einspielung sofort mit einem Preis („Bester Nachwuchskünstler“) ausgezeichnet wurde.

Linus Roth spielt eine Stradivari aus dem Jahre 1703. Ein solches Instrument gibt seine legendären Qualitäten nur dann preis, wenn es von einem Meister gespielt wird. Und das war am Montag der Fall bei der Sonate A-Dur op.12,2 für Klavier und Violine von Ludwig van Beethoven.

Obwohl in der konventionellen Dreisätzigkeit – schnell, langsam, schnell – angelegt, rief die 1799 veröffentlichte Sonate bei der einschlägigen Kritik Ratlosigkeit hervor, wie sie in einer zeitgenössischen Kritik zum Ausdruck kam.

Unüberhörbares Charakteristikum aller drei Sätze ist der Dialog, den beide Instrumente miteinander führen; entweder imitierend oder in der Umkehrung. Ein federnd schwingender Hauptgedanke prägt den Kopfsatz, dessen kontinuierliche Bewegung fast nie abreißt. Melancholisch angehaucht, aber nicht in schicksalhafte Tragik versinkend zeigt sich der langsame Mittelsatz, ehe ein gefälliges, unbeschwertes Finale das Werk beschließt.

Mit dieser Sonate gab das Duo eine vorzügliche Visitenkarte ab. Brillantes Klavierspiel im sehr rasch angelegten Kopfsatz, dazu ein locker-gelöstes Geigenspiel von vorbildlicher dynamischer Dezenz, beseelte, tief empfundene (und so auch gespielte) Sanglichkeit im Mittelsatz und ein Finale, im Ausdruck gezügelt und heiter im Tempo: alles in allem eine ausgewogene, „klassische“ Interpretation der Sonate von Beethoven.

Geigerische Teufeleien

An Edvard Griegs 100. Todestag erinnerten die beiden Künstler mit der Violinsonate F-Dur, op. 8. Der Komponist, der seine Violinsonaten selber zu seinen besten Werken zählte, schrieb die F-Dur-Sonate 1865. Er war 22 Jahre alt und verliebt in seine künftige Frau. Entsprechend romantisch und lyrisch ist der Grundton der Musik dieser Sonate, die wohlig wiegend im 6/8-Takt beginnt. Nach a-Moll weicht der Menuett-nahe Mittelsatz aus, dessen melancholischen Anflüge mit verspielten Floskeln ausgeziert werden.

Feurig beginnt das an Einfällen überquellende Finale, das immer wieder – oft abrupt – zwischen Temperament und Besinnung, zwischen Fortissimo und Piano pendelt. Reminiszenzen an die norwegische Heimat des Komponisten verleihen dem Werk einen eigenen Reiz. Es wurde 1865 in Leipzig „mit reichstem Beifall“ uraufgeführt. Hans von Bülow hörte es „mit enormem Plaisir“.

Nach der Pause trat der „Virtuose“ Roth auf den Plan; zunächst mit dem Divertimento für Violine und Klavier von Igor Strawinsky. Das viersätzige Divertimento basiert auf dem Ballett „Der Kuss der Fee“, mit dem Strawinsky eine Allegorie auf Peter Tschaikowsky schrieb und sich dabei auch mancher Themen Tschaikowskys bediente. Man meint sehr deutlich zu hören, wo Tschaikowsky aufhört und Strawinsky anfängt.

Strawinskys Divertimento gehört zu den anspruchsvollsten Werken für Geiger. Der Komponist lässt das ganze Arsenal geigerischer (und pianistischer) Teufeleien aus dem Kasten, bis er das Werk mit einem mitreißenden, galoppartigen Finale ausklingen lässt.

Mit rauschendem Beifall wurde das von musikantischem Witz übersprudelnde Werk aufgenommen. Aber es sollte noch toller kommen: Henri (eigentlich Henryk) Wieniawskis „Première polonaise de concert D-Dur, op. 4“ stand als frenetisch bejubelter Schlusspunkt auf dem Programm.

Es war nichts Außergewöhnliches, dass sich Virtuosen jeglichen Couleurs Bravourstücke für den eigenen Bedarf schrieben, in denen sie bis an die Grenzen ihres Könnens gingen. So auch Henri Wieniawski, mit seinem Bruder Joseph (als Klavierpartner) durch Europa tourte, ehe ihn Spiel und Trunk vorzeitig fällten.

Höchste und tiefste Tonlagen, Doppelgriffe, Flageolett, rasantes Laufwerk und bombastische Klangfülle wurden so raffiniert ausgespielt, dass die Zuhörer in einen förmlichen Rausch hineingesteigert wurden, der erst mit Zugaben Schumann’scher Lieder wieder „heruntergefahren“ werden konnte.

Coburger Tageblatt vom 24. Oktober 2007

IN BLENDENDER TECHNIK UND SUBTILER GESTALTUNG
Die jungen Künstler Linus Roth (Violine) und José Gallardo gastierten bei denMusikfreunden imKongresshaus.


VON GERHARD DEUTSCHMANN

In der Reihe „Podium junger Künstler“, welche die Gesellschaft der Musikfreunde mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg gemeinsamveranstaltet, erlebte man am Montag einen jungen deutschen Geiger, der zur Zeit von sich reden macht und 2006 den Klassik-Preis der Deutschen Phonoakademie als bester Nachwuchskünstler erhielt: Linus Roth. Sein ebenso hochkarätiger Begleiter, der Argentinier José Gallardo, war gleichfalls mehrfacher Preisträger auf internationaler Ebene und ist den Musikfreunden schon vomvergangenen Jahr her ein Begriff.

Beide jungenKünstler begeisterten durch überragendes technischen Können, beeindruckende Gestaltung und stilistische Einfühlungsgabe sowie perfektes Zusammenspiel in Werken von Beethoven,Grieg, Strawinsky undWieniawski. AmAnfang des anspruchsvollen Programms stand die Sonate für Klavier und Violine A-Dur op. 12 Nr. 2 von Beethoven, die sogleich temperamentvoll angegangen wurde. Brillant und synchron meisterten Geiger und Pianist die bei diesem Tempo schwierigen parallelen Tonfiguren. In den lyrischen Passagen brachte Linus Roth seine kostbare Stradivari „Dancla“ von 1703 zu expressivem Singen – besonders auch im zweiten Satz, bevor das wieder spielfreudige Rondo-Finale mit eleganter Delikatesse serviert wurde. Auch José Gallardo beeindruckte hierwiederumdurch geschliffene Anschlagskultur und überlegenes Können. Als Huldigung an den vor 100 Jahren verstorbenen Edvard Grieg erklang sodann die Sonate für Violine und Klavier F-Dur op. 8 mit ihrem feurig drängenden Kopfsatz, dem quasi in Anlehnung an seine „Lyrischen Stücke“ mit folkloristischem Einschlag komponierten Mittelsatz und dem wirbelnden, zu immer neuen Höhepunkten eilenden Finale. Man erlebte eine geschliffene, tonlich üppig bis schwelgerische Wiedergabe des leider viel zu selten aufgeführten Werks durch das kompetente Duo.

Eine weitere Steigerung in technischer Hinsicht gab es im zweiten Teil mit dem Divertimento für Violine und Klavier nach dem 1928 entstandenen Ballett „Der Kuss der Fee“ von Igor Strawinsky. In den vier relativ tonalen Sätzen zeigt sich die vielseitige musikalische Palette des „Picassos der Musik“ wie fließende, großbögige Melodik, rhythmische Vitalität mit ausgefallenenRaffinessen, jäher Stimmungswechsel und rustikale Elemente à la „Petruschka“. Expressiv bis in die höchsten Lagen, mit artistischer Finger- und Bogentechnik bewältigte Linus Roth das fesselnde Opus, von José Gallardo stets wirkungsvoll und treffsicher am Flügel unterstützt. Ein typisches Virtuosenstück der Romantik stand in Gestalt der „Première polonaise de concert“ D-Dur op. 4 des polnischen Violinvirtuosen Henri Wieniawski am Ende der Vortragsfolge. Hier konnte Linus Roth alle Hexenkünste des Geigenspiels demonstrieren, die er mit verblüffender Leichtigkeit und scheinbarerMühelosigkeit vorführte. Nach andauerndemBeifall gab es noch zwei Zugaben in FormvonKunstliedern Schumanns, die auf der Geige „gesungen“ wurden. Bei „Widmung“ aus „Myrten“ op. 25 huldigten die Künstler (wahrscheinlich unbewusst) auch demCoburger Dichter Friedrich Rückert, nach dessen Worten („Du meine Seele, du mein Herz“) das Lied komponiert wurde. Als zweites erklang noch das Eichendorff- Lied „In der Fremde“ aus dem „Liederkreis“ op. 39. Mit der gefühlvollen, verinnerlichtenWiedergabe dieser Lieder gab es einen besinnlichen Abschluss des erlebnisreichen Konzertabends.

 

Meisterduo zur Saisoneröffnung (2007)

Montag, 01. Oktober 2007

20:00 Uhr
im Kongresshaus Rosengarten

Meisterduo zur Saisoneröffnung

Gustav Rivinius, Violoncello
Andreas Bach, Klavier

 

Ludwig van Beethoven

Sonate für Klavier und Violoncello g-Moll op. 5,2

 

Francis Poulenc

Sonate für Violoncello und Klavier (1948)

 

Richard Strauss

Sonate für Violoncello und Klavier F-Dur op. 6

 

Im Februar 2005 war Gustav Rivinius erstmals in Coburg zu hören, damals in einer meisterlichen Trioformation mit Klarinette und Klavier. In der Rezension dieses Auftritts war die Rede von „einer kaum zu überbietenden Sternstunde.“ Wer den Cellisten damals gehört hat, kommt auch diesmal sicherlich wieder zum Konzert. Als Duo musiziert er mit dem Pianisten Andreas Bach zusammen, über den der Pianistenkollege Lars Vogt urteilt: „Andreas Bach ist ohne Zweifel einer der herausragenden Pianisten unserer Zeit – ein starker Mitstreiter für die Zukunft der Klavier – und Kammermusik.“

Mehr unter www.Andreas-Bach.com

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 03. Oktober 2007

FULMINANTER AUFTAKT MIT KLAVIER UND VIOLONCELLO
Musikfreunde: Gustav Rivinius und Andreas Bach begeisterten beim Konzert im Kongresshaus.

VON GERHARD DEUTSCHMANN

Der Saisonauftakt bei der Gesellschaft der Musikfreunde begann gleich fulminant mit zwei international bekannten Künstlern, dem Cellisten Gustav Rivinius und dem Pianisten Andreas Bach. Beide waren mehrfach Preisträger bei renommierten Wettbewerben und sind seit vielen Jahren auf den wichtigen Konzertpodien sowie Musikfestivals der ganzen Welt anzutreffen.

Mit souveränem Können und intensiver Gestaltung bei Werken von Beethoven, Poulenc und Strauss vermochten sie das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Das hochkarätige Konzert wurde vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnitten.

Am Beginn stand die Sonate für Klavier und Violoncello g-Moll op. 5 Nr. 2 von Ludwig van Beethoven, wobei vom Komponisten die Reihenfolge der genannten Instrumente bewusst gewählt wurde, da das Klavier hier nicht nur begleitet, sondern zumindest in gleichem Maße wie das Cello immer wieder die Führung übernimmt. Dementsprechend hatte Andreas Bach keinen Grund, sich zurück zu halten. Er spielte seine technische Brillanz, hohe Anschlagskultur und temperamentvolle Musikalität bei geöffnetem Flügel voll aus, hielt sich aber anpassungsvoll zurück, wenn das Cello die Hauptmelodie übernahm. Gustav Rivinius bestach mit seinen außerordentlichen tonlichen Qualitäten, dem sensiblen Strich, der lupenreinen Intonation sowie der enormen Gestaltungskraft, die von verinnerlicht beseelten Tönen bis zu kraftvollen Ausbrüchen reichte. Das anspruchsvolle, breit angelegte Frühwerk Beethovens erfuhr in allen Sätzen eine optimale Wiedergabe.

Es folgte die 1948 entstandene Sonate für Violoncello und Klavier von Francis Poulenc, welcher der „Groupe de Six“ angehörte, die nach der ausufernden Spätromantik wieder mehr Schwung und Kontur in die Musik bringen wollte. Das viersätzige Werk erwies sich im eröffnenden Allegro als elegante, witzig und virtuose Musik von aparter Harmonik und überraschenden Wendungen. Es brachte in der Cavatine expressive Melodik und klangliche Finessen wie Glissandi, Sordino und Flageolett, im 3. Satz „Ballabile“ tänzerischen Schwung mit einem Schuss frecher Trivialmusik und im Finale ein virtuoses Wechselspiel beider Instrumente, das in eine wilde Steigerung mündet. Über die „plattenreife“ Wiedergabe des wirkungsvollen Werks wird sich der Bayerische Rundfunk gefreut haben.

Krönenden Abschluss des Konzerts bildete ein stürmisches Jugendwerk von Richard Strauss, das er im Alter von 17 bis 19 Jahren komponierte, die Sonate F-Dur op.6. Schwärmerisch, üppig und vollgriffig im Kopfsatz, elegisch bei düsterem Moll im Andante und rhythmisch feurig mit schwelgerischer Melodik erlebte sie durch Gustav Rivinius und Andreas Bach bei tonlicher Delikatesse, überlegener Technik und differenziertem, nahtlosem Zusammenspiel eine begeisternde Wiedergabe. Beruhigend waren dann die beiden Zugaben in Gestalt des schlichten 2. Stückes im Volkston von Robert Schumann und dem Wiegenlied „Nana“ aus der Suite populaire von Manuel de Falla.

 
 
 

Neue Presse von 03. Oktober 2007

BETÖRENDES CELLO
Musikfreunde Coburg | Duo Rivinius-Bach eröffnete Saison – Bayerischer Rundfunk schnitt Konzert im Kongresshaus mit

VON RUDOLF POTYRA

Wenn der Bayerische Rundfunk ein Konzert mitschneidet, darf man Außergewöhnliches erwarten. Und so war das auch bei diesem Konzert im Kongresshaus Coburg, mit dem die Gesellschaft der Musikfreunde am Montag die Saison 2007/2008 eröffnete.

Zu Gast hatte man den Cellisten Gustav Rivinius, der hier zu Lande kein Unbekannter ist. Im Jahr 1995 war er Solist in einem Sinfoniekonzert des Landestheaters, vor zwei Jahren stellte er sich bei den Musikfreunden vor. Zahlreiche bedeutende Preise ebneten ihm den Weg für eine große internationale Karriere. Als Partner hatte er den Pianisten Andreas Bach mitgebracht, der im Konzertleben einen ausgezeichneten Namen hat.

Etwas enttäuschend war der Besuch. Im Saal zeigten sich beträchtliche Lücken, was aber die Begeisterung der Besucher nicht minderte, obwohl diese anfangs ihren Unmut über den verspäteten Beginn nicht verhehlten. Dieser wurde aber in einer „Nachspielzeit“ mit zwei Zugaben wettgemacht.

An der Spitze der Vortragsfolge stand die Sonate g-Moll für Klavier und Violoncello, op. 5,2 von Ludwig van Beethoven.

Mit den beiden Sonaten Opus 5, die Beethoven 1796 in Berlin komponierte und dort bei Hofe zusammen mit Jean-Louis Duport zur ersten Aufführung brachte, hat Beethoven nicht nur mit deren Widmung dem Cello spielenden Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. seine Reverenz erwiesen, sondern zugleich einen ganz neuen Typ der Cello-Sonate „erfunden“. Er befreite das Streichinstrument aus seiner servilen Stellung als bassverstärkendes Continuo-Instrument und erhob es zum ebenbürtigen Partner des Klaviers. Diese beiden Sonaten waren ein Riesenschritt in der Entwicklung der Kammermusik für Klavier und Solostreicher.

Die Sonate hat zwei Sätze. Allerdings ist dem ersten eine weit ausholende langsame Einleitung vorangestellt, die fast die Länge eines eigenen Satzes hat. Daran schließt sich ein schneller Teil in Presto-Nähe an; ein großartiger Satz mit breit angelegten Steigerungen und überwältigenden Höhepunkten. Hier schöpft Beethoven die individuellen Spielmöglichkeiten der beiden Instrumente aus: den sonoren ausdrucksvollen Ton des Cellos und die virtuose Brillanz des Klaviers.

Ein kokettes, noch dem galanten Stil verpflichtetes Rondo beschließt – fast ein wenig harmlos – die Sonate.

Von Francis Poulenc, der nach dem Ersten Weltkrieg mit fünf Gesinnungsgenossen die „Groupe de Six“ bildete, stammt die viersätzige „Sonate für Violoncello und Klavier“ aus dem Jahr 1948. Poulenc bezog mit seinen Freunden Stellung gegen die überbordende romantische Chromatik und deren Folgen.

Die Sonate folgt in der Anlage zwar dem klassischen Formmodell, hat aber doch mit einem Auge die alte Form der Suite im Blick.

Schwungvolles Pathos

Ein kräftig zupackender Marsch steht am Anfang, eine gesangvolle, verhaltene „Cavatine“ schließt sich an, ein ausgelassenes „Ballabile“ verweist auf den tänzerischen Ursprung des scherzoartigen Tanzes und ein gewichtiger, vollgriffiger Auftakt leitet das Finale ein. Das im ganzen knapp formulierte Werk erwies sich als unmittelbar eingängig und publikumswirksam.

„Die wundervolle Sonate Ihres Herrn Sohnes hat im Tonkünstlerverein großartigen Beifall gefunden …ein prachtvolles frisch empfundenes Werk, alles fließt so gesund dahin“ schrieb der Kgl. Sächs. Kammermusikus Oscar Franz an den Vater von Richard Strauss zu dessen Cellosonate F-Dur, op. 6, die den Abend beschloss.

Richard Strauss hat lange an dieser Sonate gearbeitet. Er begann 1860 – da war er 16 – und vollendete sie 1883. Seitdem gehört sie, seit sie Hans Wihan, der Solocellist des Münchener Hofopernorchesters 1883 in München zur Uraufführung gebracht hatte, zum festen und stets erfolgssicheren Repertoire eines jeden arrivierten Cellisten.

Mit schwungvollem Pathos und jugendlichem Feuer eröffnet ein vollgriffiges Allegro con brio das Werk. Der weit ausladende Kopfsatz schwelgt immer wieder in „Straussischem Wohlklang“, zu dem das Moll des zweiten Satzes einen bedrückenden Kontrast bildet, der jedoch durch die Wendungen nach Dur wohltuend aufgehellt wird.

Im Finale verrät der junge Strauss, was einmal aus ihm wird. An einem berückend schönen Thema hakt er sich fest und steigert es bis in hymnische Höhen. Da weiß man plötzlich, warum dies Sonate zu den meistgespielten ihrer Gattung gehört!

Mit dieser Sonate konnten die beiden Künstler die ganze Bandbreite ihres enormen Könnens ausschöpfen; diese Klangfarben und -schönheiten des Cellos vom äußersten Pianissimo bis zu Fortissimo-Doppelgriffen, von virtuosem Laufwerk bis zu ruhevollen Klängen; und beim Klavier von explodierender Akkordfülle bis zu glitzernder Geschwindigkeitshexerei.

Der Beifall war gewaltig und Zugaben fordernd. Die wurden auch gewährt mit der Nr. 3 der „Stücke im Volkston“ aus op. 102 von Robert Schumann und „Nana“, einem Wiegenlied von Manuel de Falla.