Virtuosenduo – Manrico Padovani, Akemi Masuko (2008)

Montag, 07. April 2008

20:00 Uhr
im Kongresshaus Rosengarten

Virtuosenduo

Manrico Padovani, Violine
Akemi Masuko, Klavier

 

Wolfgang Amadeus Mozart

Sonate für Klavier und Violine F-Dur KV 376

 

Johannes Brahms

Sonate für Violine und Klavier d-Moll op.108

 

Béla Bartók

6 Rumänische Volkstänze Sz 56 (1915)

 

Sergej Prokofjew

Sonate für Violine und Klavier f-Moll op. 80

 
 
 

Mit Manrico Padovani und Akemi Masuko treten zwei Künstler auf die Bühne, die dem Coburger Publikum durch das gemeinsame Duo Recital vom März 2004 noch in bester Erinnerung sein dürften. Akemi Masuko spielte vorher schon 1996 zusammen mit dem aus Coburg stammenden Cellisten Michael Hußla im Kongresshaus und Manrico Padovani brillierte seit diesem ersten Coburger Auftritt danach noch zweimal als Solist des Collegium musicum Coburg, zuletzt in der vergangenen Serenade auf der Veste. Wer dieses Konzert erlebt hat, dem muss man nichts mehr über die technischen und musikalischen Möglichkeiten dieses Geigers erzählen.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 9. April 2008

RASENDE LÄUFE, INTENSIVE TONGEBUNG, VIEL ATMOSPHÄRE
Das virtuose Duo Manrico Padovani und Akemi Masuko konzertierte bei den Musikfreunden im Kongresshaus


VON GERHARD DEUTSCHMANN

Zwei in Coburg bestens bekannte Künstler bestritten das jüngste Konzert der Musikfreunde im gut frequentierten Kongresshaus und beeindruckten mit einem anspruchsvollen Programm, das hinsichtlich Technik und Musikalität keine geringen Anforderungen stellte. Manrico Padovani gestaltete bereits vor vier Jahren ein Duo- Recital mit Akemi Masuko und war danach noch zwei Mal als Solist in Konzerten des Collegium musicum zu hören, während die Pianistin bereits 1996 den aus Coburg stammenden Cellisten Michael Hußla begleitete.

Die sinnvoll angelegte Vortragsfolge brachte in beiden Teilen zunächst ein mehr heiteres, spielfreudiges Werk, dem sodann ein gewichtiges ernstes Werk folgte. So begann das Konzert mit der Sonate F-Dur KV 376 von Mozart, von Manrico Padovani in den raschen Ecksätzen mit warmem Ton und geschmeidiger Bogenführung locker und geläufig angegangen, während das dazwischen eingebettete Andante beseelt und dynamisch eindringlich gestaltet wurde. Da es eine Sonate „für Klavier und Violine“ war, hatte Akemi Masuko eine Menge zu tun und glänzte mit virtuosen Läufen, kultiviertem Anschlag sowie anpassungsfähigem Zusammenspiel.

Der folgende große „Brocken“ war die Sonate d-Moll op. 108 von Johannes Brahms, die letzte seiner drei Werke dieser Gattung. Mit großem, manchmal etwas hartem Ton ging Manrico Padovani den leidenschaftlichen Kopfsatz an, in dem er im weiteren Verlauf eine reiche dynamische Palette entfaltete. Intensive Tongebung auf der G-Saite und dichte Atmosphäre prägten das Adagio. Temperamentvoll zum virtuosen Klavierpart erklang das Scherzo, bis im dramatischen Finale auch die überlegen mitgestaltende Pianistin Akemi Masuko nochmals stark gefordert wurde. Bei allem meisterlichen Spiel des Geigers fiel auf, dass sein klangvolles Instrument nicht so recht die Stimmung halten wollte, was gelegentlich zu leichten Intonationstrübungen führte. Musikantischen Auftakt zum zweiten Teil bildeten die Sechs rumänischen Volkstänze von Béla Bartók in der effektvollen Transkription von Zoltán Székely, die Manrico Padovani gekonnt mit blitzsauberen Flageoletts und feurigem Ausdruck zur akkordisch untermalenden Begleitung von Akemi Masuko darbot.

Höhepunkt und Abschluss des Abends bildete die in den Kriegsjahren entstandene Sonate Nr. 1 f-Moll op. 80 von Sergej Prokofiew, welche an beide Ausführenden höchste Ansprüche stellte. Die rasenden Sordino-Läufe im ersten und letzten Satz, die stampfenden Rhythmen im kämpferischen zweiten oder die gedämpfte expressive Melodik im dritten Satz waren so beeindruckend wie die gesamte, gemeinsam aus einem Guss gestaltete Interpretation des tiefgründigen Werks.

Nach dieser Anstrengung keineswegs ermüdet und durch den starken Beifall angeregt, gab es als Zugabe noch einen weiteren Höhepunkt in Form der mit allen Hexenkünsten des Violinspiels gespickten „Carmen-Fantasie“ von Pablo de Sarasate (er starb vor genau 100 Jahren) und eines besinnlichen Tangos von Astor Piazzolla als endgültigen Abschluss.

 
 
 

Neue Presse vom 9. April 2008

TRIUMPHALE ZUGABE

VON RUDOLF POTYRA

Drei energische Akkorde und der Vorhang tat sich auf für einen Duo-Abend mit dem Geiger Manrico Padovani und der Pianistin Akemi Masuko. Beide Künstler sind den Coburger Musikfreunden seit Jahren bekannt und konnten mit einer entsprechenden Publikumsresonanz rechnen bei ihrem Gastspiel am Montagabend im Coburger Kongresshaus. Ihr Programm begann kammermusikalisch durchsichtig und endete mit einem geigerischen Triumph.

Die Sonate F-Dur, KV 376, für Klavier und Violine von Wolfgang Amadeus Mozart eröffnete die Vortragsfolge. Einprägsame Themen und fröhliches Laufwerk prägen den Kopfsatz dieser 1781 geschriebenen Sonate. Eine weit ausschwingende Kantilene bestimmt den Mittelsatz und ein einfaches Trällerliedchen Haydnschen Zuschnitts bildet das Grundmaterial für das abschließende Rondo.

Es war ein Einstieg nach Maß, bei dem einerseits das wunderschöne Pianospiel des Geigers immer wieder aufhorchen ließ, andererseits das Laufwerk im Klavier nicht immer mit der erwarteten Klarheit kam. Ein ganz anderes musikalisches Format allein schon von der Länge her hat die Sonate d-Moll, op. 108, von Johannes Brahms, die der Komponist 1886 begann und 1888 vollendete. Er widmete sie Hans von Bülow, dem Dirigenten der Meininger Hofkapelle. Schon von der Anlage und der intensiven kompositorischen Durcharbeitung her verrät die Sonate, dass sie über den rein kammermusikalischen Gebrauch hinausragt und offenbar als große Konzertsonate geplant war.

Ein groß ausgebauter Kopfsatz, der lyrisch-kantable Passagen impulsiven Klang-Eruptionen gegenüberstellt, findet trotz gelegentlicher Dur-Wendungen keine Lösung und endet im grimmigen d-Moll.

Im langsamen Satz stimmt zunächst die Violine einen emphatischen Gesang an, ehe sie sich mit dem Klavier zu einem expressiven Duett zusammenfindet. In extremem Gegensatz dazu steht das atemlos dahinjagende skurrile Scherzo. Ein Finale von großer Dichte beschließt das temperamentvolle Werk mit einem Presto agitato.

Musikalische Wechselbäder

Ein Musiker von größter persönlicher Lauterkeit war Béla Bártok, der musikalisch zweigleisig fuhr. Er war einerseits um die Fortführung der großen abendländischen Musikkultur bemüht und erforschte andererseits sein Leben lang die echte Volksmusik Südosteuropas. Er befreite sie von dem Klischee der Zigeunermusik.

Diesem Arbeitsbereich waren die Sechs rumänischen Volkstänze entnommen, die er 1915 aufgezeichnet und die Zoltán Székely für Violine und Klavier eingerichtet hat. Es waren durchweg kurze Stücke, die mit dem Tanz mit dem Stabe ruhig beginnend, sich zunehmend im Zeitmaß steigernd, mit zwei Schnelltänzen schlossen.

Nach dieser musikalischen Verschnaufpause stand mit der Sonate Nr. 1 in f-Moll, op.80, von Sergej Prokofiew ein ebenso anspruchsvolles wie anstrengendes Werk auf dem Programm. Der Komponist, der seine musikalische Heimat zwischen Strawinsky und Schostakowitsch sah, lernte, als er in Westeuropa lebte, die Freiheit des Weltbürgers kennen, kehrte aber später nach Russland zurück und ordnete sich nun als Sowjetbürger dem sozialistischen Realismus seiner Heimat unter.

Die Sonate, entstanden zwischen 1938 und 1946, ist David Oistrach gewidmet. Von diesem wurde sie auch uraufgeführt. Der Kopfsatz wirkt offen und wie ein Vorspiel auf den folgenden Satz. Tiefe Lagen und Doppelgriffe der Violine prägen das Bild. Im Klavier erklingt ein Glockenchoral, der von der Violine immer wieder sehr rasch umspielt wird.

Allegro brusco (grob) ist der 2. Satz überschrieben. Und so ist er auch. Brutale Doppelgriffe und ein entfesseltes Spiel bis in die höchsten Lagen sowie ein hämmerndes Klavier bestimmen den Klang. Aber alles beruhigt sich wieder, als eine Kantilene sich beruhigend durchsetzt.

In ähnliche Wechselbäder stürzen die beiden folgenden Sätze den Hörer; insbesondere der letzte, der mit brisantem Laufwerk und reicher Ornamentik aufwartet, bis er im Nichts versinkt. Die Interpretation dieses extrem schwierigen und für alle anspruchsvollen Werkes war eine imponierende Leistung, die sehr hohe Anerkennung verdient und die streckenweise deutlich Schwerstarbeit war.

Es gab natürlich den mehr als reichlich verdienten Beifall, für den sich die beiden Künstler umgehend mit der Zugabe der Carmen-Fantasie von Pablo di Sarasate bedankten. Hier zog Manrico Padovani alle Register seiner geigerischen Hexenkünste. Er spielte total entfesselt und schien nicht mehr ganz auf dieser Erde zu sein. Er machte so die Zugabe zum effektvollsten und erfolgreichen Höhepunkt des ganzen Abends. Den ebenso entfesselten Beifall wiegelten die Künstler mit einer leisen und gefühlvollen Zugabe ab, die ans Gemüt ging.