„Auf dem Wasser zu singen – La Mer est plus belle“ (2007)

Sonntag, 20.Mai 2007, 17.00 h

Sonderkonzert im Contakt

„Auf dem Wasser zu singen – La Mer est plus belle“

Gemeinschaftsprojekt mit der Musica Mauritiana

Nele Gramß, Mezzosopran
Annie Gicquel, Klavier

Lieder und Klavierstücke
von Franz Schubert, Hugo Wolf, Franz Liszt, Gabriel Fauré, Claude Debussy, Henry Duparc und Johannes Brahms

 

Nele Gramß muss man in Coburg eigentlich nicht mehr ausführlich vorstellen: sie wuchs im Coburger Land auf, war Schülerin des Albertinums und Mitglied des Melchior Franck Kreises. Nach dem Schulmusikstudium erhielt sie Gesangsunterricht. Ihr umfangreiches Repertoire umfasst Musik aller musikalischer Epochen und Genres. Neben dem Oratorium ist die Kammermusik ihr wichtigstes Betätigungsfeld. Festes Mitglied ist sie außerdem beim „Gesualdo Consort Amsterdam“ und beim Ensemble „Movimento“. Nele Gramß unterrichtet zur Zeit an der Hochschule für Künste in Bremen. Dort betreut sie angehende Sänger bei der Spezialisierung auf Alte Musik. In Coburg ist sie mehrfach als Solistin beim Coburger Bachchor und zuletzt mit einem Liederabend im Rahmen der 950-Jahr-Feierlichkeiten aufgetreten.

Annie Gicquel stammt aus der Bretagne und studierte unter anderem noch bei dem berühmten Alfred Cortot. Sie war 30 Jahre lang Professorin an den Musikhochschulen Detmold und Nürnberg-Augsburg.

Eintritt für Mitglieder 10,- €, Gäste 12,- €, Schüler/Studenten 5,-

 
 
 

Neue Presse vom 22. Mai 2007

LIEDER ÜBER DAS LEBENSELEXIER
Nele Gramss im Coburger „Contakt“

VON MARIE BOUS

„Wasser gibt nach, aber erobert alles …. Wasser spült weiche Erde fort oder, wenn es auf Felsen trifft, sucht es einen Weg, sie zu umgehen. Es befeuchtet die Atmosphäre, so dass der Wind zur Ruhe kommt….. Keine Macht kann verhindern, dass es seinem vorbestimmten Lauf zum Meer folgt …“ so soll schon im 11. Jahrhundert ein Mensch versucht haben, den Charakter des Wassers zu beschreiben. Viele haben seitdem vor allem die Beziehung des Wassers zum Menschen beleuchtet und dankbar haben Komponisten die Texte aufgenommen.

„Auf dem Wasser zu singen – La Mer est plus belle“ hieß das im Rahmen „Musikzauber Franken“ von „Musica Mauritiana“ und „Musikfreunden Coburg“ im Haus Contakt veranstaltete Konzert, zu dem die Mezzosopranistin Nele Gramß mit ihrer Klavierbegleiterin Annie Gicquel gewonnen werden konnte.

Gleich zu Beginn wurde deutlich, dass Wasser Lebenselixier Nummer eins ist: die Sängerin bedurfte eines Schluckes davon, um die Kehle von störenden Einflüssen zu befreien. Später in der Konzertpause taten es ihr viele Zuhörer gleich und vertrieben die Unbilden der Lufttrockenheit im Saal durch einen Schluck klaren Wassers.

Wie schon der zweisprachige Konzerttitel verhieß, war das Programm von Liedern „um das Wasser“ in deutscher und französischer Sprache geprägt: in Vertonungen von Franz Schubert, Hugo Wolf und Johannes Brahms kamen Texte von Dichtern wie Karl von Lemcke bis Goethe zur Aufführung, im französischen Teil waren es Texte von Sully-Prudhomme bis Verlain und Baudelaire, in Musik gesetzt von Gabriel Fauré, Claude Debussy und Henry Duparc.

Dazwischen spielte Annie Gicquel, deren Begleitpensum schon enorm war – die Darstellung des Wassers in der Musik bedeutet ja selten Ruhe oder gar Stillstand – noch zwei Solostücke auf dem Flügel: von Franz Liszt „Au bord d’une source“ – diese „Quelle“ schien unerschöpflich zu sprudeln – und von Claude Debussy „Reflets dans l’eau“, das vom kleinsten Wassertropfen bis zum breit dahinfließenden Strom alle Nuancen des Elements auszuleuchten schien.

Unmöglich, jedes einzelne der 21 gebotenen Lieder auch nur zu nennen, bleibt der Versuch, verschiedene Stimmungen zu beschreiben, die das Programm bot – übrigens waren dem Zuhörer alle Texte zum Mitlesen in die Hand gegeben. Am auffälligsten natürlich der Unterschied zwischen dem deutschen und französischen Teil: die Sängerin ist mit ihrer wandlungsfähigen Stimme wie selbstverständlich in der Lage, dem gerade zu singenden Stück die passende Farbe zuzuweisen. Bei französischsprachigen Liedern fühlt sie sich offensichtlich ebenso zuhause wie bei deutschsprachigen, kann daher z.B. Liedern von Fauré oder Duparc die nötige Leichtigkeit der Tongestaltung mitgeben; Stücken wie „La Grotte“ (Debussy) weiß sie einen geheimnisvollen Schleier umzulegen und den Zuhörer mitleiden zu lassen in „Il pleure dans mon coeur“ (Debussy) und „Les larmes“ (Fauré). Den umfangreichen Text der schaurigen Geschichte in Schuberts selten gehörter Ballade „Der Zwerg“ vermittelt sie mit großer Klarheit und dynamisch bestens abgestuft, „Nachtzauber“ von Hugo Wolf gibt sie große Linie und „Treue Liebe“ von Brahms Festigkeit und Dramatik.

Annie Gicquel am Flügel unterstützt sie dabei auf beste Weise, hat man doch den Eindruck, dass die Pianistin im Geist jedes Wort mitdenkt, der Sängerin jederzeit genügend Raum lässt und stets – auch bei der Darstellung hüpfender Wassertropfen – die Ruhe bewahrt.

Missgeschicke wie ein sich zu einer Seite neigender quietschender Klavierstuhl oder eine durch falsches Umblättern am Weitersingen gehinderte Sängerin konnen sie nicht wirklich aus der Ruhe bringen. Ein wenig nervös wird sie erst, als die Noten der Zugabe – die vom Applaus des Publikums im gut gefüllten Saal unbedingt gefordert wurde – verschwunden sind. Doch die Noten werden gefunden und so kann Schuberts weltbekannte „Forelle“ auch in der Interpretation dieser beiden sympathischen Künstlerinnen im „tückisch trübe gemachten Wasser“ der Angel nicht entkommen.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 22. Mai 2007

AUSDRUCKSVOLL DEM WASSER GEHULDIGT
Nele Gramß (Mezzosopran) und Annie Gicquel (Klavier) gestalteten am Sonntag einen Lieder- und Klavierabend im Contakt. Auf dem Programm standen Werke von Schubert und Wolf bis Fauré und Debussy.

VON GERHARD DEUTSCHMANN

„Auf dem Wasser zu singen“ – „La Mer est plus belle“ war am Sonntag das Motto eines gemeinsam von der „Gesellschaft der Musikfreunde“ und der Musica Mauritiana im Haus „Contakt“ veranstalteten Liederabends mit der bestens bekannten Mezzosopranistin Nele Gramß und der französischen Pianistin Annie Gicquel, in welchem Lieder und Klavierstücke, die in irgend einer Weise vom Wasser handelten, zum Vortrag kamen.

Das klug zusammengestellte Programm zeugte von Literaturkenntnis und beschränkte sich weise auf die Länder Deutschland und Frankreich, welche seit eh und je auf dem Gebiet des Kunstliedschaffens führend sind. Das gut besuchte Konzert fand dank der hohen Qualität des Gebotenen reichen Beifall des Publikums.

Die aus dem Coburger Land stammende Sängerin Nele Gramß gilt seit Jahren als Spezialistin für Alte Musik und gefragte Oratoriensängerin, die in diesen Funktionen schon mehrfach auch hierzulande hervorgetreten ist. Nunmehr stellte sie sich auch als begabte Kunstliedsängerin vor. Ihrer schlanken, natürlichen Stimme mit dem ganz eigenen Timbre und zurückhaltenden Tremolo kommt dieses intime Genre sogar besonders entgegen, wie man im Verlaufe des Konzerts bemerken konnte.

Hohe Virtuosität

Neben großer Textverständlichkeit zeigte sie klangvolle Höhe wie Tiefe und eine reiche dynamische Palette vom gepflegten Piano bis zum raumfüllenden Forte, dazu die wichtige Fähigkeit, den stimmungsmäßigen Gehalt der Lieder zu erfassen und wiederzugeben. Die Pianistin Annie Gicquel erwies sich als einfühlsame, technisch überlegene Begleiterin und beeindruckte als Solistin in Werken von Liszt und Debussy mit hoher Virtuosität und Anschlagskultur, soweit dies auf dem etwas altertümlichen Flügel möglich war, der trotz geschlossenem Deckel bei den Liedbegleitungen gelegentlich zu laut klang.

Fünf Schubertlieder standen am Beginn der reichhaltigen Vortragsfolge, die dem Wasser huldigten, darunter auch das Mottolied „Auf dem Wasser zu singen“. Besonderen Eindruck hinterließ die dramatische Ballade „Der Zwerg“. Allein von Schubert hätte man mit „Wasserliedern“ – zum Beispiel den „Müller-Liedern“ einen ganzen Abend füllen können. Es folgten die stimmungsmäßig voll ausgeschöpften gegensätzlichen Lieder „Nachtzauber“ und „Nixe Binsenfuß“ von Hugo Wolf sowie nach dem von Annie Gicquel flüssig und virtuos gespielten Klaviersolo „Au bord d’une source“ von Liszt fünf eindrucksvolle Lieder von Gabriel Fauré, die Nele Gramß bei vorzüglicher Aussprache großbögig gestaltete und ihre meist düstere Stimmung eindrucksvoll Klang werden ließ.

Hymnisch bis schwärmerisch

Nach der Pause ging es zu dem Impressionisten Claude Debussy, dessen große Liebe dem Meer gehörte, welchem er mit „La Mer“ auch orchestral ein bedeutendes Denkmal setzte. Seine drei hymnisch bis schwärmerischen Lieder wurden von beiden Interpretinnen optimal wiedergegeben, wie auch das folgende funkelnde und glitzernde tonmalerische Klavierstück „Reflets dans l’eau“ von ihm durch Annie Gicquel.

Reich vom Klavier umspielt gelang es Nele Gramß, die verklärte, träumerische Stimmung des Liedes „L’Invitation au voyage“ von Henry Duparc wiederzugeben.

Ausklang mit Brahms

Mit fünf Liedern unterschiedlichen Charakters von Johannes Brahms, darunter das bekannte „Regenlied“, dessen Anfangsmotiv er auch im Schlusssatz seiner Violinsonate op. 78 aufgreift, ging das Konzert wirkungsvoll zuende.

„Die Forelle“ von Schubert bildete nach anhaltendem Beifall die passende Zugabe nach diesem originellen Liederabend abseits des Gängigen.

 

Piano spezial in der HUK – Monica Gutman (2007)

Montag, 23.April 2007

Foyer der HUK-Coburg, Willi-Hussong-Str.2, Bertelsdorfer Höhe

Piano spezial in der HUK

Monica Gutman, Klavier

 

ACHTUNG! PROGRAMMÄNDERUNG!

Franz Schubert

Impromptu Ges-Dur op. 90,3

Ludwig van Beethoven

Sonate E-Dur op. 109

Claude Debussy

L’isle joyeuse

Robert Schumann

Faschingsschwank aus Wien op.26

Franz Liszt

Harmonies du soir

Mephisto Walzer

Bereits zum 8. Male erklingt der Steinway D -Flügel im großzügigen Foyer der HUK-Coburg bei „Piano spezial in der HUK“ – diesmal mit deutscher Klavierkunst des 19. Jahrhunderts in ihrer verschiedenartigen Ausprägung. Nach Auftritten einer renommierten Herrenriege (Denes Varjon, Nikolai Luganskij, Markus Groh, Bernd Glemser, Martin Stadtfeld) gibt mit Monica Gutman erstmals eine Pianistin hier einen Soloabend. Geboren in Rumänien studierte sie in Detmold und London. Konzerte gab in der Alten Oper Frankfurt, im Münchner Gasteig, im Berliner Schauspielhaus, der Londoner Queen Elizabeth Hall, beim Kissinger Sommer und den Ludwigsburger Festspielen. Tourneen führten sie ins europäische Ausland, nach Australien, Kanada und die USA. Seit vier Jahren musiziert sie regelmäßig mit der Cellistin Birgit Erichson. Monica Gutman ist Dozentin an der Hochschule für Musik in Frankfurt.

Eintritt für Mitglieder 12,- €, Gäste 19,- €, Schüler/Studenten 5,-

Neue Presse vom 27. April 2007

BERAUSCHENDER KLAVIERABEND
Monica Gutman begeisterte


VON RUDOLF POTYRA

Das Foyer der HUK war gut besetzt, als am Montag die rumänische Pianistin Monica Gutman einen Klavierabend gab. Dass man ein Konzert der Sonderklasse erwartete, war schon daran zu erkennen, dass die Veranstalterin, die Gesellschaft der Musikfreunde, den Eintrittspreis für ihre Mitglieder um zusätzlich 12 Euro erhöht hatte; ein zwar kostenminderndes, aber dennoch fragwürdiges Unternehmen, das einzelne Konzerte gegeneinander abwägt. Wer entscheidet schon, um wie viel die Pianistin Gutman besser ist als das „Trio Echnaton“, das kürzlich hier konzertierte.

Mit Monica Gutman hatte man eine Künstlerin gewinnen können, die bereits eine bemerkenswerte Karriere hinter sich hat. Sie kennt die großen internationalen Konzertpodien. Und dass sie – nach 7 Pianisten – die erste Frau war, die in der HUK den Steinway-D-Flügel spielte, bedürfte eher einer Entschuldigung als eines würdigenden Hinweises.

Der Programmplan für 2006/2007 wurde schon vor längerer Zeit entworfen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es verständlich, dass vom ursprünglichen Entwurf kaum noch etwas übrig geblieben ist; lediglich die Sonate Nr. 30 von Ludwig van Beethoven und zwei Sätze von Franz Liszt „überlebten“.

Grundtenor des Programms war die Romantik, wie sie sich in der späten Klassik ihren Platz eroberte und wie sie sich noch im 20. Jahrhundert voll verwirklichen konnte. „Romantischer“ als mit dem Impromptu Ges-Dur von Franz Schubert hätte man gar nicht anfangen können. Das zauberhafte kurze Werk, das, zusammen mit den anderen Impromptus aus op. 90, für das häusliche Musizieren bestimmt war, wird hierfür auch immer wieder missbraucht, vor allem, wenn man es in der leichter lesbaren Fassung in G-Dur spielt, wo an die Stelle der 6 B’s nur ein Kreuz tritt. Mit vollendetem Anschlag „gesungen“ bildete dieses Werk einen Auftakt „nach Maß“.

Beethovens Klaviersonate Nr. 30 E-Dur, op. 109, entrichtet bereits der heraufdämmernden Romantik ihren Tribut. Bereits im Kopfsatz zerbricht die tradierte Sonatenform. Mehrfach wechseln hier „Vivace“ und „Adagio espressivo“ mit ihrem gegensätzlichen Ausdruck. Ein „Prestissimo“ setzt den Schlusspunkt unter den ersten Satz. Variationen, die viele Ausdrucksbereiche streifen, beschließen die Sonate.

An die Grenzen der Spielbarkeit

Mit dem „jüngsten“ Romantiker des Abends, mit Claude Debussy, beschloss Monica Gutman die erste Hälfte ihres Programms. Sie spielte „L’isle joyeuse“, die „Insel der Freuden“. In dem 1904 entstandenen Werk schildert der Komponist Szenen, die in ihrer Rauschhaftigkeit ein antikes Bachanal beschwören und die dabei bis an die Grenzen der Spielbarkeit gehen. Einmal „warm“ gespielt, nahm sich Monica Gutman nach der Pause Robert Schumanns „Faschingsschwank aus Wien“ vor, ein überschäumendes Werk an spritzigen musikalischen Einfällen. Schumann nennt es „Phantasiebilder“. Ein rhythmisch einprägsames Kopfthema bindet die einzelnen Szenen nach Art eines Rondos zusammen: eine gefühlvolle Romanze, ein witziges Scherzino mit Echo-Einlage, ein Intermezzo und ein quirliges Finale. Das alles, ebenso durchsichtig wie füllig interpretiert, wuchs zu einer runden Leistung zusammen.

Den Schluss hatte Monica Gutman überlegt und wirkungsvoll aufgebaut. Eine abendliche Szene beschwören die „Harmonies du soir“ mit Glockenläuten und hymnischen Akkorden von Franz Liszt.

Dieser friedlichen Szene stellte Monica Gutman als schneidenden Kontrast den „Mephisto-Walzer Nr. 1“ von Franz Liszt mit seinen musikalischen Exzessen gegenüber. Entnommen aus den „Episoden aus Lenaus Faust“ bearbeitete Liszt den „Tanz in der Dorfschenke“ zu einem Virtuosenstück par excellence. Hier setzt Mephisto selbst den Bogen an und versetzt in einer rauschhaften Steigerung das Publikum mit einem Bravourstück ohnegleichen ins Delirium. Ebenso rauschhaft war auch der Beifall, der mit Chopin wieder „heruntergefahren“ wurde.

Coburger Tageblatt vom 27. April 2007

UNGEHEMMTE VIRTUOSITÄT UND SENSIBLE GESTALTUNG
Monica Gutman gastierte bei der „Gesellschaft der Musikfreunde“ in der Reihe „Piano Spezial in der HUK“


VON GERHARD DEUTSCHMANN