17. Serenade auf der Veste Coburg (2012)

Sonntag, 22. Juli 2012, 19:00 Uhr

Hof der Veste Coburg

COLLEGIUM MUSICUM COBURG
Leitung: Thomas Ehrle

In Zusammenarbeit mit der Stadt Coburg – Kulturbüro

Robert Volkmann

Serenade Nr.1 C-Dur op.62

 

Bedrich Smetana

Lento C-Dur

 

Antonin Dvorák

Vier Zypressen o. op. (1887) für Streichorchester

 

Franz Schubert

Rondo A-Dur D 438 für Violine und Streichorchester

 

Joseph Haydn

Cellokonzert D-Dur Hob. VII b:2

 

Giovanni Battista Pergolesi

Sinfonia à quattro D-Dur

 

Johann Christian Bach

Sinfonia concertante A-Dur für Violine,

Violoncello und Streichorchester

 
 
 

Solisten:

Prof. Milos Mlejnik, Violoncello
Birgit Thorgerd Müller, Violine


Eintritt für Mitglieder 10 €, Gäste 14 €, Schüler/Studenten frei

 

Piano spezial – BEETHOVEN PROJEKT …quasi una fantasia… (2012)

Montag, 23. April 2012, 20:00 Uhr

Foyer der HUK-Coburg, Willi-Hussong-Str.2, Bertelsdorfer Höhe

Klaus Sticken, Klavier

 

Ludwig van Beethoven

Sonata quasi una fantasia Es-Dur op. 27,1

 

Robert Schumann

Fantasie C-Dur op. 17

 

Frank Martin

Fantaisie sur des rythmes flamenco (1973)

 

Franz Liszt

Fantasia quasi Sonata après une lecture du Dante

 
 
 

Klaus Sticken eröffnete im September 2008 die Saison der Musikfreunde im Kongresshaus Rosengarten. Dem außergewöhnlichen Abend bescheinigte das Coburger Tageblatt damals „stille Virtuosität, pure Poesie“ und die Neue Presse sprach von „schöpferischem Überschwang und sinnender Reflexion. Das Publikum zeigte sich zu Recht beeindruckt von Stickens eindringlichem Coburg-Debut.“ Deshalb führt dieser Pianist auch unser Beethoven-Projekt fort und setzt – wie schon Alexander Krichel – Beethoven in Bezug zu Liszt. Zusätzlich präsentiert er das aber gleichzeitig im Gesamtrahmen eines Fantasie-Programms, in dem auch der Beethoven-Verehrer  Robert Schumann zu Wort kommt. 

www.klaus-sticken.de

Freier Eintritt für Mitglieder, Schüler und Studenten. Gäste € 25.

 

Coburger Tageblatt  vom 25. April 2012

SEHR GEFÜHLFOLL UND BRILLANT

VON GERHARD DEUTSCHMANN

Vor vier Jahren war  der inzwischen als Professor in Wien wirkende Pianist Klaus Sticken erstmals mit romantischen Werken  bei den Musikfreunden zu hören. Auch beim jetzigen Konzert bildeten Werke dieser Epoche den Schwerpunkt des thematisch stimmigen Programms.

Den Ausgangspunkt bildete  die Sonata „quasi una fantasia“ Es-Dur op. 27 Nr. 1 von Ludwig van Beethoven, um die sich Fantasien von Robert Schumann, Frank Martin und Franz Liszt rankten. Die so  gefühlvoll wie virtuos vom Pianisten vorgetragenen Werke beeindruckten das erfreulich zahlreiche Publikum, was sich in anhaltendem Beifall äußerte.

Durch die hochgezogenen Plafonds wirkte das HUK-Foyer diesmal allerdings  eher wie eine Fabrikhalle, wodurch sich anfangs keine rechte Atmosphäre einstellen wollte.

Mit seiner 13. Klaviersonate Es-Dur op. 27 Nr. 1 begann Beethoven erstmals, das starre Sonatenschema aufzubrechen und freiere Formen einzubeziehen. Deshalb nannte er diese und die folgende „Mondschein“-Sonate „quasi una fantasia“. Klaus Sticken setzte mit dieser Sonate das von Alexander Krichel mit der „Appassionata“ begonnene Beethoven-Projekt fort, bei dem alle Sonaten in den  nächsten Jahren sukzessive erklingen sollen.

Anschlagskünstler

Der geschmeidig gestaltete Kopfsatz, das treffsicher bewältigte sprunghafte Scherzo, das andächtig-verhalten gestaltete Adagio und der virtuos wiedergegebene Schlusssatz waren eine vortreffliche Visitenkarte des Pianisten.
Den Schritt zur reinen Fantasie vollzogen die Romantiker. Das Paradebeispiel hierfür ist die große, halbstündige Fantasie C-Dur op. 17 von Robert Schumann, in der rauschhaft leidenschaftliche Episoden mit zarten expressiven Teilen abwechseln. Klaus Sticken erwies sich dabei als Anschlagskünstler, der eine breite dynamische Skala ausbreitete und auch technisch dem anspruchsvollen Werk nichts schuldig blieb.

Nach der Pause gab es einen Kontrast in Gestalt der „Fantasie sur des rythmes flamenco“ von Frank Martin, die dieser ein Jahr vor seinem Tod 1973 komponierte und dem Pianisten Paul Badura-Skoda widmete. Starke harmonische Reibungen und horrende pianistische Klippen meisterte Klaus Sticken souverän. Für das Publikum blieb die Satzgliederung wegen oft fehlender Pausen unklar, so dass der verdiente Beifall für den Pianisten erst relativ spät einsetzte.

Ein besonderer Prüfstein für jeden Tastenkünstler ist die berühmte „Dante“-Sonate (als „Fantasia quasi Sonata“ bezeichnet) von Franz Liszt mit ihren gewaltigen Schilderungen des Infernos und den verklärten Klängen der Erlösung. Klaus Sticken zeigte hier hohe pianistische Qualitäten, Treffsicherheit und feinsinnige nuancierte Gestaltung wie aus einem Guss. Immerhin gehört das Werk zum Schwierigsten, was die Klavierliteratur zu bieten hat. Anhaltender Beifall für den fähigen Pianisten, der sich mit einem weiteren virtuosen Werk von Liszt („Villa d’ Este“) dafür bedankte.

 
 
 

 

Ein europäisches Programm – Trio Con Brio Copenhagen (2012)

Montag, 12. März 2012, 20:00 Uhr

Kongresshaus Rosengarten

Trio Con Brio Copenhagen

Soo-Jin Hong, Violine
Soo-Kyung Hong, Violoncello
Jens Elvekjaer, Klavier

Joseph Haydn

Trio C-Dur Hob XV:27

 

Maurice Ravel

Trio a-Moll (1914)

 

Peter Tschaikowski

Trio a-Moll op. 50

 
 
 

Gerhard Deutschmann schrieb im Coburger Tageblatt vom 15.03.2006 nach dem Auftritt des Ensembles im Kongresshaus Rosengarten: „Bei seinem umjubelten Coburg-Debüt begeisterte dieses Trio das Publikum mit seiner Ausdruckskraft und Musizierfreude…Man muss gewiss kein Hellseher sein, um das Trio con Brio zielstrebig auf einem steilem Weg zum musikalischen Olymp zu sehen.“ Ein heutiger Begriff dafür wäre „kammermusikalische Champions League.“ Dort spielen sie inzwischen, wenn man sich die Aktivitäten der letzten beiden Jahre vor Augen führt : Beethoven-Zyklus in Kopenhagen, ausgedehnte Tourneen durch Deutschland, GB, China, USA, Konzerte in Ungarn, Schweden, Italien, Korea. Freuen wir uns auf das Wiederhören!


www.trioconbrio.dk

 

Coburger Tageblatt vom 14. März

BEGEISTERNDES MUSIZIEREN AUF HÖCHSTEM NIVEAU 

Warum die Zuhörer beim Wiederhören mit dem „Trio con Brio Copenhagen“  ins Schwärmen geraten.

VON GERHARD DEUTSCHMANN

Es ist noch besser und reifer geworden, sofern das überhaupt noch geht – das „Trio Con Brio Copenhagen“ mit den koreanischen Schwestern Soo-Jin Hong (Violine), Soo-Kyung Hong (Violoncello) und dem dänischen Pianisten Jens Elvekjaer, welches bei den Musikfreunden zum zweiten Male wahre Triumphe feiern konnte. Mit höchst anspruchsvollen Werken von Haydn, Ravel und Tschaikowsky begeisterten sie die erfreulich zahlreichen Zuhörer im Kongresshaus.

Die kompositorische Entwicklung Joseph Haydns kann man nicht nur an seinen Sinfonien oder Streichquartetten ablesen, sondern auch an seinen Klaviertrios, von denen das späte Trio C-Dur Hob XV:27 die Vortragsfolge eröffnete.

Der Klavierpart ist noch anspruchsvoller geworden als bei frühen Werken von Haydns für diese Gattung und auch die Violine hat mehr Gewicht bekommen. Ansätze für die Aufwertung des Celloparts sind vorhanden. So erlebte man ein lebendiges, temperamentvolles Musizieren mit dem virtuosen, griffsicheren, „leichthändigen“ Pianisten und Anschlagskünstler Jens Elvekjaer und den temperamentvollen, bogen- und fingergewandten Streicherinnen auf ihren edlen, aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammenden Instrumenten. Stets harmonisches, optimales Zusammenspiel und flexible dynamische Gestaltung machten die Wiedergabe des musikantischen Werks vollends zum Genuss.

Mit dem Trio a-Moll von Maurice Ravel stand eines der schwierigsten Werke dieser Gattung auf dem Programm. Man erlebte eine ausgefeilte, klanglich schwelgerische Interpretation des mit aparter impressionistischer Harmonik ausgestalteten Kopfsatzes, ein wildes, mit fast orchestraler Klangfülle musiziertes Scherzo, eine verträumt-andächtige Passacaille von hoher Expressivität und ein rauschhaft, ja orgiastisch gesteigertes Finale. Alles wurde überlegen und hinreißend mit tonlicher Delikatesse serviert.

Nicht minder anspruchsvoll und sogar noch wesentlich umfangreicher ist das Trio a-Moll op. 50 von Peter Tschaikowski, das dieser 1881 als tönendes Epitaph für seinen verstorbenen Freund und Förderer Nikolaj Rubinstein schuf. Formal eigenwillig ist es in zwei gewaltige Sätze gegliedert, wobei der erste mit dem Titel „Pezzo elegiaco“ schon den Grundtenor anschlägt, der zwischen leidenschaftlichem Aufbegehren und Verzweiflung liegt.

Trost und ResignationIm zweiten Satz gibt es fast so etwas wie Trost durch zahlreiche Variationen über ein russisches Volkslied in Dur-Tonalität, wobei die Stimmung in der Coda allerdings wieder in dumpfe Resignation umschlägt. Man erlebte eine beeindruckende, technisch wie musikalisch mitreißende Wiedergabe  durch das „Trio con Brio“, das seinem Namen in jeder Weise gerecht wurde. Nach begeistertem Beifall erlebte man noch eine zutiefst stimmungsvolle Zugabe in Gestalt des langsamen Satzes aus dem Trio d-Moll von Tschaikowskis Landsmann Antonij Arensky.

 
 
 

Neue Presse vom 14. März

EIN FEUERWERK DER GROSSEN GEFÜHLE

Das Trio Con Brio Copenhagen fasziniert mit Präzision und Temperament. Coburgs Musikfreunde jubeln im Kongresshaus.


VON PETER MÜLLER

Ganz exakt, selbst in den schnellsten virtuosen Passagen, präsentierte sich das Trio Con Brio Copenhagen am Montagabend im Konzert der Musikfreunde Coburg schon ganz zu Anfang in Joseph Haydns „Klaviertrio C-Dur“. Die temperamentvolle Spielfreude von Soo-Jin Hong an der feurigen Violine, von Soo-Kyung Hong am groß singenden Violoncello und von Jens Elvekjaer am brillanten Flügel sprang sofort auf das große Auditorium über und hielt bis zum letzten sanft verklingenden Klang der Zugabe an.

Nach dem deftigen „Allegro“ folgte ein liedhaftes „Andante“, das die nervige Spannung des ersten Satzes bis in das pfiffige „Finale Presto“ – einem in seiner solistischen Gegenläufigkeit der Taktart musikalisch genialen Scherz Haydns auf höchstem Niveau – durchhielt.

Sanft näherten sich die Künstler im „Trio a-Moll (1914)“ von Maurice Ravel dem zarten Thema an, dessen Naturbeschwörung mit flirrenden und rauschenden Klängen durch das Klavier verstärkt wäre, um dazwischen in großen leidenschaftlichen Gefühlen nahezu irritierend gewaltsam die romantischen Träume der ruhigen Impressionen im Hinblick auf den Beginn des Ersten Weltkrieges zu zerbrechen. In vier Sätzen breitet sich eine Landschaft der unterschiedlichsten Gefühlsschichten und musikalischen Ausdrucksformen aus, die zwischen Leichtigkeit, Depression und Sinnlichkeit immer effektiv den Weg zum großen freudigen Finale sucht.

Nach diesem großen Werk Ravels war der großen Gefühle kein Ende. Denn das „Trio a-Moll op. 50“ von Peter Tschaikowski tauchte noch tiefer in die menschliche Seele ein, entwickelte das kammermusikalische Trio zu einem wahren „Tripelkonzert“, zu einer Konzertphantasie für drei Ausnahmesolisten auf ihren Instrumenten. In herrlichem Klang der erste Satz eine elegische Seelenschau, die im zweiten Satz mit einem sinnlich einschmeichelnden Thema und elf Variationen durch alle russischen Gefühlslagen und instrumentellen Ausdrucksformen geschickt wird, um letztlich in der Erinnerung an das erste Thema zu ersterben.

Die Einfühlsamkeit bei aller solistischen Virtuosität, die konzentrierte Präzision bei aller Ausdrucksstärke ließ das große Publikum im Kongresshaus Rosengarten jubeln und regte die drei Künstler zu einem stillen romantischen Nachschlag von Anton Arenskij an.

 
 
 

ANGEL WINGS… auf Engelsschwingen getragen… (2012)

Sonntag, 19. Februar 2012, 17:00 Uhr

Kongresshaus Rosengarten

Sven-Mario Alisch: Trompete, Flügelhorn
Torsten Beckhaus: Trompete, Flügelhorn
Torsten Mans: Trompete, Flügelhorn
Roland Schütz: Trompete, Flügelhorn
Klaus Rohleder: Horn
Martin Glas: Horn
Kai-Uwe Hinze: Posaune
Felix Leyde: Tenorposaune, Euphonium
Peter Schwaninger: Posaune, Altposaune
Marc Hermuth: Bassposaune
Dirk Hermuth: Tuba


Leitung: Lahnor Adjei

 

Arrangements zu Stücken von Verdi, Mendelssohn, Bach
und vielen anderen.


Die Künstler moderieren selbst. Lassen Sie sich überraschen…

 
 
 

Das Ensemble „Blech-10“ ist in Coburg schon mehrmals sehr beeindruckend und mit riesigem Erfolg in der Morizkirche aufgetreten. Blech-10 wurde im Jahr 2003 nach dem Vorbild der großen Bläserensembles „German Brass“ und „Philip Jones“ von Torsten Beckhaus gegründet. Die anfängliche Überlegung dabei war der Umstand, dass sich die Musiker in Sinfonieorchestern oft mit Pausentakten und Orchesterfüllstellen begnügen müssen, während die anderen Instrumente die interessanten Passagen spielen dürfen. Diese Bedenken müssen die Mitglieder von Blech-10 dank der pfiffigen Arrangements nicht haben. Den Zuschauer erwartet ein Ritt der Blechbläser durch fast 5 Jahrhunderte europäische Musik – von Verdis Nabucco über Bach bis zum Irish Song.


www.blech10.de

Coburger Tageblatt vom 21. Februar 2012.

WAHRHAFT MÄCHTIGER SOUND 

Wenn Blechbläser das Konzertpodium erobern, klingen selbst bekannte Melodien plötzlich ganz neu 

VON GERHARD DEUTSCHMANN

„Blech-10“ ist gerne in Coburg zu Gast und zieht immer eine große Schar begeisterter Zuhörer an. Erstmals  trat der 2003 von Trompeter Torsten Beckhaus  nach dem Vorbild der großen Bläserensembles „Philip Jones“ und „German Brass“ gegründete  Klangkörper jetzt im Rahmen der „Musikfreunde“-Konzerte auf und wurde auch hier lebhaft gefeiert.

Um in verschiedenen Besetzungen konzertieren zu können, hatte man das Instrumentarium etwas erweitert, sodass es jetzt eigentlich „Blech-12“ heißen müsste. Je vier Trompeten und Posaunen, drei Hörner und Tuba sowie ein zusätzlicher Schlagzeuger meisterten mit differenziertem Klang und virtuosem Können ein anspruchsvolles Programm mit Werken von der Renaissance bis zur Moderne, wobei diese hauptsächlich durch Filmmusik vertreten war.

Königin der Nacht

Drei charakteristische Tänze von Tylman Susato eröffneten prachtvoll die Vortragsfolge. Hochvirtuos mit einem Solo auf der kleinen Trompete folgte dann die berühmte Arie der Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte“. Beweglichkeit des gesamten Ensembles war gefordert in den „Grobschmied“-Variationen von Händel. In den klassischen ersten Teil hatte sich auch eine erste Filmmusik „verirrt“, wohl, weil sie bereits „klassisch“ zu werden beginnt: die feierlich getragene „Hymne an die Gefallenen“ von John Williams aus „Der Soldat James Ryan“. Den festlichen, wirkungsvollen Abschluss des ersten Teils bildete die Ouvertüre zu „Nabucco“ von Giuseppe Verdi, wo im berühmten „Gefangenen-Chor“ der volle strahlende Sound des Ensembles entfaltet werden konnte.

Fetzige Arrangements

Der zweite Teil begann mit einer Referenz an den Gründer von „German Brass“ Enrique Crespo, dessen melodisch eingängige „Ballad for TwoWings“ sich als klangvolles Zwiegespräch zwischen zwei Flügelhörnern entpuppte. Von Dirigent Lahnor Adjei, der das Ensemble stets überlegen und präzise leitete, stammten die folgenden drei fetzigen Arrangements.

Es begann mit der Musik zur Fernsehserie „Hawaii Five-O“ von Morton Stevens und den Filmmusiken aus „Pearl Harbor“ von Steve Sykes und „Die glorreichen Sieben“ von Elmer Bernstein. Dann musste das von Posaunist Peter Schwaninger und Trompeter Torsten Beckhaus humorvoll und kenntnisreich moderierte Konzert mit dem schwungvollen Tango „Jealousy“ von Jacob Gade zu Ende gehen. Die begeisterten Zuhörer konnten sich aber dank hartnäckigen Beifalls  mit einem rassigen Medley aus „Fluch der Karibik“ und dem besinnlichen „Irischen Segensspruch“ zwei Zugaben erklatschen.

 
 
 

Neue Presse  vom 21. Februar 2012.

DIE GLORREICHEN 13

Das Ensemble „Blech – 10“ mit Vollblutmusikern aus Aachen, Borken, Coburg, Frankfurt, Karlsruhe und Köln bringt Abwechslung und Stimmung in das sonst kammermusikalische Programm der Musikfreunde Coburg. Auch junge Besucher sind begeistert.

VON PETER MÜLLER

Mit drei festlichen und feierlich höfischen Tänzen von Tylman Susato (1500-1561) stellte sich das 13-köpfige Blechbläserensemble von „Blech – 10“ seinen Gästen klassisch vor. Peter Schwesinger, Posaunist, und der Begründer der Gruppe, Torsten Beckhaus (Trompete und Flügelhorn), führten informativ und unterhaltsam durch das bunte Programm zwischen Barock und zeitgenössischer Filmmusik.

So folgte dem höfischen Entree eine im Tempo rasante und in den höchsten Höhen der Solotrompete von Torsten Mans angenehm strahlende „Arie der Königin der Nacht“ aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“. Orchestralen vollen Klang präsentierten die Musiker in Variationen zum Thema „The Harmonious Blacksmith“, der Bearbeitung des letzten Satzes einer berühmten Cembalo-Suite von Georg Friedrich Händel.

Pauken und Trompeten

Großen Eindruck und dauerhaften Nachhall bewirkte jenseits barocker Lebensfreude „Hymn to the Fallers“ aus dem Film „Der Soldat James Ryan“ des zeitgenössischen Klassikers John Williams (*1932), für die zehn Blechblasinstrumente arrangiert von Peter Schwaninger, ein zwischen emotional starken Melodien und nachfühlbaren Offensiven pendelndes Werk, dem das Schlagzeug von Tobias Schmitt den Rhythmuswechsel vorgab. John Williams wies schon den Weg in den zweiten Teil des Konzertes, der zur Begeisterung der Zuhörer berühmten Filmmelodien vorbehalten war. Zunächst aber beendete die „Ouvertüre“ zur Oper „Nabucco“ von Giuseppe Verdi die klassische Darbietung von „Blech – 10“ mit Pauken und virtuosen Trompeten eines großen Orchesterklanges.

Euphorischer Applaus

Die „Ballad for two Wings“ läutete die lange instrumentale Filmnacht mit einem „Sentimental Song“, einem Dialog der Solotrompeten von Torsten Beckhaus und Sven-Mario Alisch auf dem Hintergrund feiner Begleitung der Musikerkollegen ein. Mit der Titelmelodie zu „Hawai Five-O“ von Morton Stevens (1929-1991) kamen fetzige Rhythmen mit hellen Tonspitzen in den effektiven Trompeten im Chor-Sound einer bekannten TV-Serie zu Gehör, die aber von der Musik zu „Pearl Harbour“ von Steve Sykes mit dem Liebessong „You’ll be there“ noch getoppt wurde. Mit schön differenzierter Stufendynamik führte das Ensemble seine Hörer in den Wilden Westen und zu Horst Buchholz und den „Glorreichen Sieben“ von Elmer Bernstein (1922-2004). Es beendete das offizielle Konzert mit dem herrlichen Tango und Valse musette „Jealousy“ von Jakob Gade, einer Konzertfantasie mit bestechenden Rhythmen, orchestraler Größe und Ballroom-Atmosphäre zwischen exotischem Schlager und musikalischer Eifersucht.

Nach dem anhaltend euphorischen Applaus gaben die Musiker mit ihrem Dirigenten Lahnor Adjei noch den „Fluch der Karibik“, arrangiert vom musikalischen Leiter selbst, preis und verabschiedeten sich versöhnlich – wie sie sagten – mit dem herrlichen „Irischen Segen“ in geistlichem Frieden.

 

Virtuosen alla Hungharese (2012)

Montag, 23. Januar 2012, 20:00 Uhr

Kongresshaus Rosengarten

Podium junger Künstler – international
Virtuosen alla Hungharese

Ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg

Kristof Baráti, Violine
Gábor Farkás, Klavier

 

Wolfgang Amadeus Mozart

Sonate G-Dur KV 301

 

Robert Schumann

Sonate Nr.1 a-Moll op. 105

 

Johann Sebastian Bach

Partita für Violine solo E-Dur BWV 1006

 

Béla Bartók

Rumänische Tänze

 

Niccolò Paganini

La Campanella op. 7

 
 
 

Ab und zu schmiedet einem doch der Zufall das Glück: Weil das amerikanische Generalmanagement eines jungen chinesischen Geigers (den wir verpflichtet hatten) sämtliche Tourneen und Konzertverpflichtungen in unbedeutenden Städten unter 1 Million Einwohner (z.B. Coburg) kalt lächelnd stornierte, kommt mit Kristof Baráti statt dessen ein Künstler auf unser Podium, den wir uns hier möglicher Weise nie mehr werden leisten können. Der Preisträger des berühmten Concours Reine Elisabeth in Brüssel hat unlängst auch den internationalen Paganini Wettbewerb in Moskau gewonnen. Zudem wurde im März 2011 der Franz Liszt Preis des Ungarisches Staates verliehen. Er ist weltweit aktiv und musiziert mit Dirigenten wie Ivan Fischer, Kurt Masur, Vladimir Spivakov, Jiri Belohlavek, Marek Janovski oder Yuri Temirkanov.

www.kristofbarati.com

 

Coburger Tageblatt vom 25. Januar 2012

WILDE UNGARISCHE KÜNSTLER
„Virtuosi alla Hungharese“ verblüfften bei den Musikfreunden. 


VON GERHARD DEUTSCHMANN

In der Reihe „Podium junger Künstler – international“, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg, stellte die Gesellschaft der Musikfreunde zwei grandiose Talente aus Ungarn vor: den Geiger Kristof Baráti und den Pianisten Gábor Farkás. Mit makelloser Technik und reifer Gestaltung musizierten sie Werke von Mozart, Schumann, Bach, Bartók und Paganini, wofür sie enthusiastischen Beifall erhielten. 

Am Beginn stand die oft zu hörende Sonate G-Dur KV 301 für Klavier und Violine von Mozart in zwei Sätzen, die von beiden Interpreten spielfreudig mit Lockerheit und Geläufigkeit dargeboten wurde. Der tragfähige, edle Ton der Stradivari von 1703, auf der Kristof Baráti spielt, verband sich aufs Beste mit der subtilen Anschlagskunst von Gábor Farkás, der bei geöffnetem Flügel stets auf klangliche Balance bedacht war.

Ein Spätwerk aus dem Jahre 1851 ist die Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 a-Moll op. 105 von Robert Schumann mit ihrem schwärmerischen Kopfsatz, dem melodisch eingängigen Mittelsatz und dem motorisch beginnenden, aber auch weit ausschwingende Melodiebögen umfassenden Schlusssatz.

Seltenes Erlebnis

Beide Künstler gestalteten das Werk in selbstverständlicher technischer Überlegenheit dynamisch-agogisch wie aus einem Guss, wobei temperamentvoller, energischer Zugriff mit expressiver Lyrik abwechselte.

Nach der Pause stand zuerst die Partita Nr. 3 E-Dur für Violine solo von Bach auf dem Programm. Selten wird man diesen „Prüfstein“ für alle Geiger so blitzsauber mit stupender Finger- wie Bogentechnik zu Gehör bekommen, dabei,wie im Preludio, in einem Höllentempo und dennoch mit vielen Echowirkungen dynamisch strukturiert. Die mit klangreinen Doppelgriffen musizierte Loure wie die differenziert wiedergegebenen Tanzsätze machten das Anhören dieser gelungenen Wiedergabe vollends zum Genuss. Natürlich spielte Kristof Baráti das Werk sicher auswendig, ebenso den Rest der Vortragsfolge.

Dieser bestand zunächst – natürlich musste etwas „Ungarisches“ im Programm sein – aus den Rumänischen Volkstänzen für Violine und Klavier von Béla Bartók, rassig mit tonlicher Delikatesse mitreißend dargeboten, und dem hoch virtuosen „La Campanella“ op. 7 von Niccolò Paganini. 

Das mit unwahrscheinlicher Finger- und Bogentechnik, ja geradezu artistisch dargebotene Zugstück, bei demauch der Pianist Gábor Farkás in den Zwischenspielen nochmals sein Können beweisen musste, rief wahre Begeisterungsstürme hervor. Die hielten auch noch nach den zwei virtuosen „spanischen“ Zugaben an. Die „Virtuosi alla Hungharese“ waren nicht zu Unrecht als solche angekündigtworden.

 
 
 

Neue Presse vom 25. Januar 2012

ELEGANZ DER VIRTUOSEN
Kristof Baráti, Violine, und Gábor Farkás, Klavier, spielen selbst anspruchsvollste Literatur  mit wohltuender Feinheit. Sie finden im Coburger Kongresshaus den authentischen Klang im klaren Tempo. 


VON BERND SCHELLHORN

Die wahre Kunst entsteht nicht aus der Technik. Diese ist mehr handwerkliche Voraussetzung und bietet die Grundlage für die Interpretation. Wie das Publikum der Gesellschaft der Musikfreunde Coburg e.V. am Montagabend im Kongresshaus miterleben durfte, entsteht Kunst erst aus der intensiven Ruhe, die sich im dem passenden Tempo als sinniger Klang offenbart, mühelos klingt, jede Kleinigkeit darlegt und – selbst in virtuosen Strecken – niemals aufdringlich wird. Es wirkt elegant und nobel, es scheut die Ausbrüche (selbst in den Bartók’schen Volkstänzen), dieses reife Zusammenspiel zwischen Kristof Baráti, Violine, und Gábor Farkás am Klavier.

Wie mit einem Seufzen begann der Abend. Die Violine hauchte sich in die „Sonate für Violine und Klavier G-Dur KV 301“, sang sich klassizistisch und klar in die adretten Motive und schmiegte sich in die bei Mozart so fein versteckte Kontrapunktik des Klaviers. Wie wohltuend fiel bereits hier das passende Tempo auf, das dem „Allegro con spirito“ seine feine Atmung gab und die Kantilenen der Motive vornehm in die Weite des Raums setzte. Das Fugato der Durchführung blieb – bei aller Dramatik – ein kunstvolles Ineinander aus Transparenz. Die Violine tauchte sich mehr in die Intensität als in die Dynamik. Klug und präzise schuf der Pianist im Abphrasieren Platz für  neuerliche Einsätze.

Robert Schumanns „Sonate Nr. 1 a-Moll“ lebt – wie alle seine späten Werke – nicht aus der Weltabgewandtheit des Kranken, sondern aus der Verdichtung des unerschöpflichen musikalischen Gedankens, aus der Entsagung von Konventionen und in der Vision einer melodischen Kontrapunktik, die jegliche Tonalität überwindet. Fast zigeunerhaft und jäh bestimmt erklingt das Hauptmotiv und sammelt sich dann in langen Tönen (die der Violinist klar und wie seziert ansetzte, um ihnen dann mit einem sich steigernden Vibrato zu Lebenund Dringlichkeit zu verhelfen). 

Voller Nerv und Verve 

Das folgende Allegretto erschien wie aus einem Opiumtraum und besaß einen narkotischen Liebreiz, der sich durch Rubati in den motivischen „Auflösungen“ ständig fortträumte. Fast im Ungemach fand sich der dritte Satz in der Wirklichkeit wieder. Erregte sich, warf seine Unruhe kanonisch durch Violine und Klavier, bis er sich plötzlich im Zitat der barockschen Logik beruhigte, kurze Klarheit erlangte und anschließend sofort wieder in Nervosität verfiel und als stummer Aufschrei endete. Eine Interpretation wie eine Anamnese. Großartig. Dann kitzelte Kristof Baráti Johann Sebastian Bachs „Partita E-Dur“ (für Violine solo) und die abenteuerlich schwer spielbaren Sätze tanzten aus seiner Stradivari, verbeugten sich nobel in abfallenden Phrasen, reichten sich die Hände in Doppelgriffen, machten Pirouetten, Knickse und kamen nie außer Atem, denn Kristof Baráti zauberte für ein jedes Tänzchen das richtige Tempo und jede Figur kam daher als galante Aufforderung. 

Raffinierter als mit den Bartók’schen Volkstänzen konnte es nicht weitergehen. Deren Melodik und spritzige Rhythmik kosteten der Pianist und der Violinist sehr kunstvoll aus, ohne auf überbordende Dynamik und Akzente zu setzen. So erklangen diese sehr intensiv, voller Nerv und Verve und volksnah musikantisch. Mit Bravourstücken von Niccolò Paganini („La Campanella“) und Pablo de Sarasate („Zapateado“ und „Malaguena“ als Zugaben) zeigten die beiden Künstler, wie sinnlich virtuose Musik klingen kann, wenn sich alle Virtuosität dem Eros und der Musikalität unterordnet: Die Flageoletts säuselten wie Glas, die Läufe perlten in der Intensität jeden Tones und wurden rhythmischer Bestandteil, die Akkordbrechungen federten sich in die Leichtigkeit des Seins.

Es gab Bravos aus dem zu einem Drittel besetzten Kongresshaus für die beiden international erfolgreichen Künstler.

 

59. Weihnachtskonzert (2011)

Sonntag, 18. Dezember 2011, 17.00 Uhr

in der Moritzkirche

Collegium musicum Coburg
Leitung: Thomas Ehrle

In Zusammenarbeit mit der Stadt Coburg – Kulturbüro

Melchior Franck

„Also hat Gott die Welt geliebt“, mixolydisch auf c

 

Georg Philipp Telemann

„Es segne uns Gott“ h-Moll

 

Gregor Joseph Werner

„In dulci jubilo“ G-Dur

 

Abbè Michael Dobler

Sinfonia à camera D-Dur für konzer tierende Viola
und Streichorchester

 

Karl Stamitz

Sinfonia concertante D-Dur für 
Violine, Viola und Orchester

 

Gerhard Deutschmann

Konzert für Violine und Streichorchester
DWV 203 (2010) URAUFFÜHRUNG

  
 

Evaristo Felice dall´Abaco

Concerto da chiesa B-Dur, op.2,9

  
 

Johann Sebastian Bach

Konzert a-Moll nach BWV 1060 für Viola d´ amore,
Oboe d´amore, Streichorchester und B.c.

 
 
 

Solisten:

Prof. Joachim Greiner, Viola und Viola d‘amore
Megumi Ikeda, Violine
Danielle Maheux, Oboe d‘amore


Auf Einladung der Stadt Coburg Eintritt frei!

 

Blicke mir nicht in die Lieder… Gustav Mahler und der Wiener Jugendstil (2011)

Montag, 21. November 2011, 20:00 Uhr

Kongresshaus Rosengarten

Ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg

Hanna Herfurtner, Sopran
Stefan Paul, Klavier

 

Lieder, komponiert ungefähr vor 100 Jahren in Wien.
Werke von Gustav Mahler, Franz Schreker, Karol Szymanowski, Alexander von Zemlinsky, Arnold Schönberg

 
 
 

Manchmal hat man als Zuhörer das Glück, im Konzert musikalische Sternstunden zu erleben. Eine solche Sternstunde war der Auftritt Hanna Herfurtners beim Kammermusikfest Schloß Wonfurt 2010: Sie interpretierte Lieder von Robert Schumann derartig intensiv, dass man den Eindruck hatte, das Gehörte sei gar nicht mehr von dieser Welt. Ihr künstlerischer Weg geht steil nach oben. Nach etlichen Wettbewerbspreisen sang sie bei der RuhrTriennale 2010 die Titelpartie in der Uraufführung von Hans Werner Henzes Oper „Gisela! Oder: Die merk-und denkwürdigen Wege des Glücks.“ Im Sommer 2011 debütiert sie bei den Salzburger Festspielen in einer kleinen Rolle in der „Frau ohne Schatten“ unter Christian Thielemann. Für die Saison steht ein französischer Liederabend im Wiener Konzerthaus und ihr Debüt beim Rheingau Musik Festival mit Hugo Wolffs Italienischem Liederbuch auf dem Terminkalender.

 

Neue Presse vom 23. November 2011

LIEDER ALS LEIDENSCHAFT

Ein Hochgenuss für Coburgs Musikfreunde: Die Sopranistin Hanna Herfurtner und der Pianist Stefan Paul interpretieren spektakulär das hochromantische Liedgut.


VON BERND SCHELLHORN

Es kommen große und erfolgreiche Zeiten für Hanna Herfurtner, das ist nach ihrem Liederabend am Montag im Coburger Kongresshaus sicher. Noch nie vernahm ich das hochromantische Lied kultivierter und durchdachter. Die Natürlichkeit des Soprans der jungen Künstlerin und ihre singende Erzählkunst sind schlichtweg atemberaubend. Ihre überragende Technik unterstellt sie vollkommen der Interpretation: sie ist die Ruh‘, in der dieser Abend lebt.

Ihr klug strukturiertes Programm des späten 19. Jahrhunderts widmet sich den (frühen) Liedern der großen Klangforscher, die an die Grenzen der üblichen Harmonielehre gingen, diese aber noch nicht überschritten (Arnold Schönberg, Alexander von Zemlinsky, Karol Szymanowski und Franz Schreker). Die vertonte Lyrik feiert sich in der Entdeckung der Liebe und nutzt gern und oft die naturalistische Metapher, es gibt Heiteres (Mahlers „Frühlingsmorgen“ witzelt als Morgenständchen für den Langschläfer) und Beklemmendes zu erfahren (Schönbergs „Erwartung“ erzählt die Ur-Angst der Frau vor dem dunklen Wald). Hanna Herfurtner gelingt das Kunststück, jeden Text zu erzählen und gleichzeitig die (einkomponierte) Stimmung über den Gesang zu transportieren. Sie vermeidet jegliche Körperlichkeit und bleibt vollkommen ruhig.

Ihre Schultern und die Arme sind bis in die Fingerspitzen entspannt. Der Körper der Sopranistin ist locker aufgerichtet und so bestens vorbereitet für bewusste Atmung. „Nachschnappen“ wird zum Kunstkniff (im „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ seufzt sie vor dem Wort „abhanden“ ein), über die dunklen Vokale „O‘ und „U‘ zaubert sie in den hohen Lagen ein vibrierendes Leuchten und sie verströmt sich in den dynamischen Schattierungen des Piano, was den Explosiv- und Zischlauten eine nobel-frivole Zurückhaltung mit Zugkraft verleiht. Jedes Wort kommt prononciert und auf den Punkt intoniert, das Vibrato bleibt Kunstform und wird nur zugunsten der lyrischen Komponente (als Couleur) genutzt. Hanna Herfurtner ordnet sich (und ihre vollkommene Stimme) der Komposition unter.

Dadurch entsteht die Reinform des Kunstliedes in einer überirdischen Transparenz und beunruhigenden Klarheit, die das Wesen des Textes (und eben nicht nur dessen Aussage) als komponiertes Gefühl (und nicht nur als musikalische Form) erfahren lässt. Maßgeblichen Anteil an dieser Eindringlichkeit hat (Hanna Herfurtners Begleiter) Stefan Paul am Flügel, der im reinen Fingerspiel feinsinnigen Klang aus den Tasten lockt, die Akkorde nuanciert über das Handgelenk überträgt und (auch bei den drei Solo-Stücken) ohne pianistischen Körpereinsatz den distinguierten Charakter der Begleitstimmen in Würde, Erhabenheit und tiefer Ruhe aufleben lässt. Scheinbare Nebensächlichkeit offenbart er als sinniges melodisches Gedankengut, das emotional wieder zum Kern und zum Wesen des Kunst-Liedes zurückführt. Ausschließlich geht es hier (im hochromantischen Lied) doch um folgende Frage: Wenn man vor Gefühlen sprachlos ist, wie findet man dann zum ersten Satz? Hanna Herfurtner und Stefan Paul geben die Antwort in einem spektakulären Liederabend. Es gibt andächtigen Applaus des verzauberten Publikums.

 
 
 

Coburger Tageblatt  vom 23. November 2011

ICH BIN DER WELT ABHANDEN GEKOMMEN 

In der Reihe „Podium junger Künstler“ beeindruckte die Sopranistin Hanna Herfurtner  bei den Coburger „Musikfreunden“.

VON GERHARD DEUTSCHMANN

Die Konzertreihe „Podium junger Künstler“ – ein Gemeinschaftsprojekt der Musikfreunde mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg – war schon immer für die Entdeckung neuer Talente gut.  Am Montag stellte  sich die  Sopranistin Hanna Herfurtner mit ihrem einfühlsamen Klavierbegleiter Stefan Paul als begabte Liedgestalterin von hohen Graden vor.
Das höchst anspruchsvolle Programm unter dem Motto „Gustav Mahler und der Wiener Jugendstil“ enthielt neben Mahler Werke von Schreker, Szymanowski, Zemlinsky und Schönberg, die eine ausdrucksvolle, reife Wiedergabe erfuhren und mit reichem Beifall bedacht wurden.

Lebendige Gestaltung

Hanna Herfurtner besitzt eine ideale Stimme für den Liedgesang. Sie hat ein ausgeglichenes, unaufdringliches Tremolo, eine ausgesprochen geschmeidige Singweise, die auch in der Höhe nicht hart wirkt und kann lebendig wie ausdrucksvoll gestalten. Bewundernswert war ihr vorzügliches Gedächtnis, welches ihr gestattete, das ganze Programm – darunter sogar zwei Lieder in polnischer Sprache – auswendig vorzutragen. Stets einfühlsamer Mitgestalter am Flügel war Stefan Paul, der sich als sensibler Anschlagskünstler erwies, technisch souverän und trotz geöffneten Flügels nie sich in den Vordergrund drängend.

Frühlingsmorgen

In Wien wurden an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert die Weichen für eine neue Musikästhetik gestellt. Durch immer stärkere Chromatisierung wurden die Grenzen der Tonalität erreicht und  schließlich überschritten. Ein schönes Beispiel hierfür war gleich das erste Lied „Wurzeln und Halme sind dies nur“ von Franz Schreker, hochchromatisch und expressiv mit beinahe überladenem Klavierpart, eindrucksvoll von beiden Künstlern interpretiert.
Melodisch inspirierter und harmonisch durchsichtiger die Mahler-Lieder „Frühlingsmorgen“,  zwei „Don Juan“-Lieder und „Erinnerung“. Zum Kreis der Wiener Expressionisten kann man auch den Polen Karol Szymanowski zählen, der von 1910 bis 1914 in dieser Stadt lebte und dort wichtige Anregungen erfuhr.
In zwei schwermütigen Liedern konnte Hanna Herfurtner mächtige Stimmentfaltung und Stefan Paul orchestrale Dichte am Flügel demonstrieren. Wieder Grenzgebiete der Tonalität erlebte man in dem Schreker-Lied „Ein Kind sagte: Was ist Gras?“.
Drei Fantasien über Gedichte von Richard Dehmel op. 9 für Klavier solo von Alexander von Zemlinsky standen nach der Pause auf dem Programm. Sie wurden von Stefan Paul stimmungsvoll und poetisch, aber auch mit großen Steigerungen wie bei „Waldseligkeit“ aus den Tasten gezaubert.

Krönender Abschluss

Zwei Lieder Zemlinskys, teilweise mit exponierter Höhe, sang Hanna Herfurtner beeindruckend. Was für ein talentierter Komponist der junge Arnold Schönberg war, bezeugten die drei noch tonalen Lieder aus Opus 2 mit ihren schönen Lyrismen, bevor fünf hinlänglich bekannte und häufig zu hörende Rückert-Lieder von Gustav Mahler in subtiler, verinnerlichter, ja teilweise ergreifender Weise den krönenden Abschluss und Höhepunkt des interessanten und künstlerisch hochwertigen Liederabends bildeten.
Nach reichem Beifall erklang als Zugabe nochmals der „Frühlingsmorgen“ von Mahler.

 
 
 

Prag trifft Österreich (2011)

Montag, 24. Oktober 2011, 20:00 Uhr

Kongresshaus Rosengarten

Bennewitz Quartett, Prag

Jiri Nemecek, Violine
Stepan Jezek, Violine
Jiri Pinkas, Viola
Stepan Dolezal, Violoncello

Joseph Haydn

Quartett Es-Dur op. 33,2 HOB III:38 „Der Scherz“

 

Hugo Wolf

Italienische Serenade für Streichquartett (1887)

 

Antonin Dvorák

Quartett Nr. 13 G-Dur op. 106

 
 
 

„In der Reihe Podium junger Künstler – international begeisterte das Ensemble die Coburger Zuhörer durch blutvolles, sensibel gestaltendes Musizieren anspruchsvoller Werke.“ Die Werke, von denen der Rezensent des CT im Mai 2010 sprach, stammten von Smetana, Janacek und Brahms. Das Quartett hatte nach dem Wettbewerbssieg in Osaka (2005) auch noch den bedeutenden Premio Paolo Borciani in Reggio Emilia gewonnen (2008) und debütierte dann eine Saison später bei der Gesellschaft der Musikfreunde. Diesmal besteht das böhmisch – österreichische Programm aus drei wichtigen Werken, die in den letzten 30 Jahren bei uns nicht mehr erklungen sind.


www.bennewitzquartet.com

 
 
 

Neue Presse vom 26. Oktober 2011

LIEBESAKT IN ZEITLUPE

Haydn findet neuen Stil, Wolfs Serenade ist jede Sünde wert und Dvorák sprüht vor musikantischer Lebenslust. Das Bennewitz-Quartett hat den Bogen raus und glänzt mit sinniger Transparenz.

 
VON BERND SCHELLHORN

Das Publikum dieses Konzertes der Gesellschaft der Musikfreunde hört Streichquartett-Interpretation in Reinkultur am Montagabend im Coburger Kongresshaus. Bereits beim Haydn vernehmen wir die begleitenden Gegenstimmen, die sich mit dem Melos der Führungsstimme verbinden und diese verdichten. Gekonnter kann Streichquartett nicht klingen, denn trotz aller versteckten Kontrapunktik und Seitenstimmen-Melodik bleibt der Klang in sich feinsinnig transparent und lebendig klar. Die Musiker des Bennewitz-Quartetts sind so präzise aufeinander eingespielt, dass sich die Kommunikation auf den Blick aus dem Augenwinkel beschränken kann. So findet sich jeder Einsatz, jedes Tempo und jedes Crescendo wie selbstverständlich.

Das Bennewitz-Quartett sucht sich in der feinen Differenzierung der Dynamik, schüttelt Joseph Haydns „Streichquartett Es-Dur op. 33, 2“ in jeder (bis aufs kleinste Detail durchschaute) Einzelstimme aus dem Ärmel und findet dadurch die pulsierende, straffe und kantabel-klassizistische Form. Alles ist Maßarbeit und es gibt keine Phrase, die unbedacht daherkommt. Die sehnsüchtigen Glissandi der ersten Violine (während des Trio im „Scherzando“) schweben über der Klarheit der Gegenstimmen und formen dadurch klanglich clownesken Ernst. Im dritten Satz entstehen durch die Instrumentenpaare der Violinen und der Bratsche mit dem Cello romantisch anmutende Duette. Gegen Ende setzt sich die Pause in den Vordergrund und fordert den Zuhörer auf, die entstehende Stille mit einem Echo der Thematik auszufüllen.

Dann beginnt übermütig die Balz. Hugo Wolfs „Italienische Serenade“ ist ein Liebesakt in Zeitlupe. Es beginnt stürmisch aufbegehrend, versucht sich dann in Würde und Gravität (fast choraliter), verlockt anschließend mit Süßholzraspeln und Gitarrenklängen (mit singender Bratsche und feinen Pizzicati), fasst Mut, erhitzt sich mit Gesang (das Motiv erfährt durch alle Stimmen immer kürzer folgende Einsätze) und kommt zum großen Gefühlsausbruch, zum Herzenserguss. Es ebbt ab und das Ständchen findet sich so, wie es begann.

Antonin Dvoráks „Streichquartett Nr. 13 G-Dur“ lebt in der Quarte und den unendlichen Melodien, in die man dieses Intervall betten kann. Das Bennewitz-Quartett fühlt sich zuhause, schwelgt in der überreichen Melodik des Komponisten und findet sich wie „blind“ zu den komplexesten Rubato-Tempi. Für den Zuhörer klingt die sprühende Interpretation zwingend musikalisch richtig. Der Rhythmus löst sich und findet sich im Cello neu, bis sich die Melodien der Violinen ach-so-süß in den Vordergrund spielen, sich mit der Bratsche in weiche, fein modulierende Flächen verwandeln, sich plötzlich im wilden Fugato umgarnen und mit dem Ostinato-Einsatz des Cellos ein Tänzchen beginnen. Authentischer kann Dvorák nicht gespielt werden, auch nicht transparenter, druckvoller oder dynamischer. Im Miteinander dieser großartigen Musiker erzeugen sprühendes Kolophonium und sinnliche Nuancierung der Bogen- und Spieltechnik klaren, aber hochempfindsamen Klang. Die ungeheure Intensität entsteht im Hören auf die Partner und der kunstvollen Zurücknahme zugunsten dieser. Es gibt langanhaltenden Beifall des dankbaren Publikums und zwei Zugaben.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 26. Oktober 2011

WIE STREICHER ZU SÄNGERN WERDEN
Das Bennewitz Quartett aus Prag gastierte zum zweiten Mal bei den Coburger „Musikfreunden“ im Kongresshaus. 


VON GERHARD DEUTSCHMANN

Wenn ein Ensemble nur anderthalb Jahre nach seinem ersten Auftritt bei der „Gesellschaft der Musikfreunde“ abermals engagiert wird, muss es einen besonders tiefen Eindruck hinterlassen haben. Das noch recht jugendliche Bennewitz Quartett begeisterte auch diesmal durch technisch perfektes, beseeltes wie temperamentvolles Musizieren in Werken von Joseph Haydn, Hugo Wolf und Antonin Dvorák. Jiri Nemecek, Stepán Jezek (Violinen), Jiri Pinkas (Viola) und Stepán Dolezal (Violoncello) boten hohe Quartettkunst in äußerst harmonischem Zusammenspiel.

Leidenschaftlich musiziert 

„Prag trifft Österreich“ war das Motto dieses Abends. Zunächst wurde dem verdienstvollen Schöpfer der Gattung Streichquartett – Joseph Haydn – mit seinem bedeutenden Opus 33 Nr. 2 in Es-Dur gehuldigt. Ungemein lebendig, mit differenzierter Dynamik wie Agogik und geschmeidigem Miteinander wurde der Kopfsatz musiziert. Im Trio des raschen Scherzandos gefielen die „schmalzigen“ wienerischen Glissandi des Primarius. Eindrucksvoll wurden die schroffen Gegensätze des Largos herausgearbeitet, ehe das spritzige, virtuose Presto-Finale mit seinem witzigen Schluss (daher auch der Name „Scherz-Quartett“) das unterhaltsame Werk wirkungsvoll beendete.

Selten auf den Konzertprogrammen der Quartette findet man die 1887 entstandene Italienische Serenade von Hugo Wolf, der hauptsächlich durch sein Liedschaffen berühmt wurde. Die häufiger in ihrer Orchesterfassung zu hörende Serenade – nur etwa fünf Minuten lang – ist ein kapriziöses Werk in raschem Tarantellarhythmus und technisch recht anspruchsvoll. Das Bennewitz Quartett bewältigte das geistreiche Opus mit spielerischer Eleganz und temperamentvollem Schwung. Natürlich durfte einWerk aus der Heimat der vier Musiker nicht fehlen. Dafür hatteman eines der bedeutendsten Quartette von Antonin Dvorák ausgewählt, das als vorletztes von 14 Werken dieser Gattung 1895 entstand, in G-Dur steht und die Opuszahl 106 trägt. 

Leidenschaftlicher Duktus mit vielen klanglichen Nuancen und ein mitreißender Schluss prägten die Wiedergabe des ersten Satzes. Nach fahlem Beginn beeindruckte die satte Klanglichkeit und dynamische Bandbreite des Adagios. In grimmigem Moll, aber einem lyrischen Trio als Gegensatz zog das Scherzo vorüber, während das Finale nach kurzer besinnlicher Einleitung in ein musikantisches Stück voller Temperament und Spielfreude mündete. Nach der atemberaubenden Coda gab es stürmischen Beifall, für den sich die Künstler mit zwei lyrisch-dramatischen Zugaben aus dem für Quartett bearbeiteten Dvorák-Liederzyklus „Zypressen“ bedankten. 

 

BEETHOVEN-PROJEKT …molto appassionato… (2011)

Montag, 26. September 2011, 20:00 Uhr

Kongresshaus Rosengarten

Alexander Krichel, Klavier

Ludwig van Beethoven

Sonate f-Moll op. 57 „Appassionata“

 

Alberto Ginastera

Sonate Nr. 1 op. 22

 

Franz Liszt

Ballade Nr. 2 h-Moll (1853)

 
 

Venezia e Napoli (1859)

 
 
 

„Alexander Krichel betört …mit sinnlich durchdachtem Spiel… Hoffentlich holt die Gesellschaft der Musikfreunde diesen jugendlich-reifen Pianisten wieder nach Coburg, denn in ihm steckt internationales Potenzial.“ Das war im April 2010 zwei Tage nach Alexander Krichels beeindruckendem Coburg-Debut in der Neuen Presse zu lesen und wir haben diesen Wunsch gerne sehr zeitnah erfüllt. Der „sensibel gestaltende Tastenartist“ (Coburger Tageblatt 14.04.2010) eröffnet unser Beethoven-Projekt mit dessen berühmter „Appassionata“. Die Kombination dieser Sonate mit der 1.Sonate des Argentiniers Alberto Ginastera ist vom Interpreten genauso gewollt wie der Verweis auf Franz Liszt, der Beethoven verehrte. Zudem ist die 2. Halbzeit des Programms unser Beitrag zur „Lisztomanie“ anlässlich der 200. Wiederkehr von Liszt´s Geburtstags am 22. Oktober 1811.

www.alexanderkrichel.de

 

Neue Presse vom 28. September 2011

BRILLANTES KONZERT DER KONTRASTE

Alexander Krichel begeistert erneut seine Coburger Fans. Im Auftaktkonzert der Saison eröffnet er hochvirtuos das Beethoven-Projekt der Gesellschaft der Musikfreunde.

VON PETER MÜLLER

Der junge Hamburger Konzertpianist Alexander Krichel erfüllte gerne den Wunsch vieler Musikfreunde, nach seinem Coburg-Debüt 2010 in diesem Jahr mit dem Auftaktkonzert zur neuen Saison den Beethoven-Zyklus zu eröffnen. Sein Programm weckte am Montagabend erneut die höchste Begeisterung der erwartungsfrohen Besucher, die trotz notwendiger Erhöhung der Eintrittspreise ins Kongresshaus kamen, um diesem feinen virtuosen Klavierspiel andächtig zu lauschen.

Das gewaltige große Werk „Appassionata“, die „Sonate f-Moll op. 57“ von Ludwig van Beethoven stand am Anfang seiner Interpretationskunst. Moderat und nuanciert bis zu poetischen und temperamentvollen Steigerungen zeigte der junge Pianist seine hohe musikalische Einfühlsamkeit in die komplizierte Gefühlslage Beethovens schon im „Allegro assai“.
Ganz auf jeden Ton in seinem einzelnen Klang bedacht spielte er das „Andante con moto“ als sanften Trauermarsch mit punktgenauer, leicht verspielter aufmunternder Durchführung und leichtem flotten Galopp-Übergang zum abschließenden „Allegro ma non troppo“. Leicht und flüssig, immer mit höchster Präzision und viel Ausdruck in den Zwischentönen und Einwürfen der übergelagerten Melodie steigerte Alexander Krichel die Themen des herausfordernden Satzes zu einem großen Finale.

Als Kontrast und dennoch seelenverwandte Musiksprache zu Beethoven präsentierte der Pianist die „Sonate Nr. 1 op. 22“ des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera (1916-1983) von 1952. Ginastera vermittelt darin zwischen dem neoklassizistischen Musikstil Europas und einer stilisierten Form argentinischer Folklore, deren Brückenform in einem Spannungsverhältnis von motorisch expressionistischen, mächtigen ostinaten Pfeilern besteht, über und zwischen denen sich filigrane volkstümliche Netze und auch südamerikanisch ekstatische Klangwelten aufbauen.

Die spannende rhythmische und harmonische Vielfalt verlangte dem Künstler in den Sätzen „Allegro marcato“, „Presto misterioso“ ein Perpetuum mobile der Fingerfertigkeit und unglaubliche Virtuosität, neben der Tonsicherheit ab, die nur im „Adagio molto appassionato“ ruhige Klangreservate zuließ. Hier zeigte sich die konzentrierte reife und lyrische Ruhe, in der Kraft liegt. Wild revolutionär und ungezügelt abschließen „Ruvido ed Ostinato“ knüpft der letzte Satz an den Anfang an und führt die Ursprungsidee mit Mussorgskischem Vorwärtsdrang und Pathos zu Ende.

Den zweiten Teil widmete Alexander Krichel dem Superstar der Virtuosen nach Paganini, Franz Liszt. In den szenischen Charakterbildern der „Gondoliera“, „Canzone“ und „Tarantella“ bewies er seine Musizierfreude, der seine leicht über die Tasten fliegenden Finger mit dem richtigen Gefühl entgegenkommen. Liszt effektvolle Programmmusik begeistert durch singbare Melodien, Naturbilder und leidenschaftliche Exaltiertheit mit höchster Virtuosität. Schmachtende Liebeslieder paaren sich mit wilden Freudenausbrüchen und thematischen Wandlungen (wie das Thema in der „Symphonie phantastique“).

Mit der großen ausholenden „Dante-Sonate“ aus Liszts italienischen Zeit 1835/1858 zeigte der Pinanist noch einmal – in Abänderung des Programms – all seine technische Virtuosität und seine gefühlsbedingte Ausstrahlung. In dieser sinfonischen Dichtung für Klavier erlebte der Besucher das dramatische Geschehen und die geistige Offenheit der Spannung zwischen Hölle und Himmel.

Nicht Liszt, sondern Frederic Chopin versöhnte in seinen verteufelten Impressionen des „Nocturne cis-Moll“ – der Zugabe nach den Bravorufen und Ovationen des Auditoriums – die himmlische und irdische Sphäre durch die geniale romantische Musik.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 28. September 2011

PIANIST VON HOHEN GRADEN 


Alexander Krichel eröffnete die Saison bei der „Gesellschaft derMusikfreunde“. Auf dem Programm standen Werke von Beethoven, Liszt und Ginastera.

VON GERHARD DEUTSCHMANN 

Erst 22 Jahre ist er jung und gehört dennoch schon zu den Großen seines Fachs mit berechtigter Hoffnung auf noch weitere Steigerung seiner Erfolge: Alexander Krichel. Schon im April des vergangenen Jahres begeisterte er das Coburger Publikum, so dass er gleich für die neue Konzertsaison abermals verpflichtet wurde.

Und er enttäuschte die Erwartungen wahrlich nicht: Die zahlreichen Konzertbesucher erlebten einen Pianisten der Extraklasse, der hohe Virtuosität mit sensibler Anschlagskultur und Gestaltungskraft zu verbinden verstand. Dabei hatte er es sich mit den ausgewählten Werken keinesfalls leicht gemacht: Beethoven, Ginastera und Liszt verlangten Außergewöhnliches, was Krichel jedoch zu leisten imstande war. Begeisterter, stürmischer Beifall für den Tastenkünstler.

Als das „Neue Testament“ derMusik bezeichnet man die 32 Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven. Die Gesellschaft der Musikfreunde hat den ehrgeizigen Plan, diese komplett in den nächsten Jahren zur Aufführung bringen zu lassen. Alexander Krichel hatte die Ehre, diesen Zyklus zu starten.

Stürmisches Finale

Dafür hatte er sich gleich einen sehr populären, aber anspruchsvollen „Brocken“ ausgewählt, die Sonate f-Moll op. 57, genannt „Appassionata“. Sie ist ein „echter“ Beethoven mit leidenschaftlichem Duktus, schroffen Gegensätzen, aber auch expressiver Melodik wie etwa im Mittelsatz. Alexander Krichel gelang eine stilsichere Interpretation, welche sich einerseits genau an die dynamisch-agogischen Anweisungen des Komponisten hielt, andererseits aber das nötige Feuer und die Leidenschaft für eine blutvolle Wiedergabe mitbrachte. Nachdrückliche Momente wie die andächtige Gestaltung des Variationssatzes oder der atemberaubende Parforceritt in der Coda des Finalsatzes werden im Gedächtnis bleiben.

Als Gegensatz, aber trotzdem mit Gemeinsamkeiten, hatte Krichel nach Beethoven die Sonate Nr. 1 op. 22 des Argentiniers Alberto Ginastera gewählt. Auch hier findet sich eine kraftvolle, von Motorik geprägte Tonsprache, Mysteriöses im dahinhuschenden Scherzo, ein „Adagio molto appassionato“ und ein höchst stürmisches Finale, welches dem Pianisten alles abverlangt. Alexander Krichel bewältigte diesen ausgesprochenen Kraftakt mit Bravour und konnte daneben eine Lanze für die im Konzertwesen reichlich vernachlässigte neuere Musik brechen.

Wie aus einem Guss

Wie bekannt, befinden wir uns im auslaufenden Liszt- Jahr, mit dem an den 200. Geburtstag des Komponisten erinnert wird. So war es nur natürlich, dass sich der Pianist diesem Tastenvirtuosen nach der Pause ausschließlich widmete. Er musste nun auch in Kauf nehmen, dass ihn weitere Höchstschwierigkeiten technischer Natur erwarteten. Geschmackvoll, mit abgerundetem Laufwerk und am Ende wilder Tastenakrobatik bewältigte Krichel die drei Sätze von „Venezia e Napoli“ und spielte zum Abschluss in Abänderung des Programms die gewaltige „Dante-Sonate“ wie aus einem Guss, indem er das Publikum auf eine fesselnde Reise zwischen Inferno und überirdischerVerklärung mitnahm, was sich am Ende in Beifallsstürmen Luft machte.

Ausruhen konnte sich der Pianist erst in der Zugabe, dem gefühlvoll zelebrierten Nocturne cis-Moll ohne Opus von Fréderic Chopin.

 

16. Serenade auf der Veste Coburg (2011)

Sonntag, 24. Juli 2011, 19:00 Uhr


Hof der Veste Coburg

(Bei schlechter Witterung in der großen Hofstube der Veste Coburg)

16. Serenade auf der Veste Coburg

In Zusammenarbeit mit der Stadt Coburg – Kulturbüro

Collegium musicum Coburg

Leitung: Thomas Ehrle

Jean Baptiste Lully 
(Bearbeitung:
Thomas Ehrle)

Suite G-Dur für 5-stimmiges Streichorchester

 

Anonymus

Suite G-Dur nach französischen Tanzmeisterweisen

 

Antonio Vivaldi

Flötenkonzert op.10,2 g-Moll „La Notte“

 

Edward Elgar

Zwei elegische Melodien für Streichorchester

 

Jean Marie Leclair

Flötenkonzert C-Dur op.7,3

 

Ottorino Resphigi

3. Suite „Antiche Danze ed Arie“ (1932)

 
 
 

Solistin: Angelika Stirner, Querflöte

Eintritt für Mitglieder 10 €
Gäste 14 €
Schüler/Studenten frei