Piano Spezial in der HUK – BEETHOVEN PROJEKT / Junge Wilde (2013)

Montag, 3. Juni 2013

Foyer der HUK-Coburg
Willi-Hussong-Str.2, Bertelsdorfer Höhe

Piano Spezial in der HUK
BEETHOVEN PROJEKT
Junge Wilde

Nina Scheidmantel, Klavier



Ludwig van Beethoven

Sonate A-Dur op.2,2

 

Johannes Brahms

3 Intermezzi op.117

 
 

Sonate C-Dur op.1

 
 
 

Nina Scheidmantel muss man auf Grund der zahlreichen Auftritte in unserer Region nicht mehr vertieft vorstellen. Schon während ihrer Schulzeit am Gymnasium Albertinum Coburg war sie gleichzeitig Jungstudentin bei Prof. Matthies in der Frühförderklasse der Hochschule für Musik Würzburg. Dort studiert sie seit 2011 als reguläre Studentin. Seit 10 Jahren konzertiert sie im In- und Ausland und das nicht nur auf dem Klavier, sondern auch mit der Klarinette und errang zahlreiche Wettbewerbserfolge. Höhepunkt der Saison 2012/13 ist ein Konzert am Zentralen Musikkonservatorium Peking. Bei den Musikfreunden hörten wir sie im September 2010 – zusammen mit ihrer Schwester Jana – im ausverkauften Foyer der HUK. Die aktuelle Programmfolge verspricht sehr interessant zu werden: Beethoven und Brahms – als „junge Wilde“ mit kühnen Erstlingswerken für Klavier – und Brahms zusätzlich als gealterter Grübler mit späten kleinteiligen Stücken.

Freier Eintritt für Mitglieder, Schüler und Studenten. Gäste € 25.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 5. Juni 2013

MEHR ALS NUR EINE TALENTPROBE

Wie die junge Pianistin Nina Scheidmantel ein zahlreiches Publikum bei ihrem Coburger Soloabend begeistert.

VON GERHARD DEUTSCHMANN

Es gehört schon eine Portion Seelenstärke dazu, sich mit 20 Jahren an einen Flügel zu setzen, der zuvor von namhaften Virtuosen bespielt wurde und an ihm ein anspruchsvolles Konzert eines renommierten Konzertveranstalters vor großem Publikum zu bestreiten.

So geschehen am Montag, als die Jungstudentin, aber schon (fast) weltweit konzerterfahrene Nina Scheidmantel ein Piano Spezial im HUK-Foyer auf der Bertelsdorfer Höhe bei der Coburger „Gesellschaft der Musikfreunde“ gestaltete. Der Abend fand großen Anklang und brachte der jungen Solistin einen ebensolchen Erfolg.

Mit spielerischem Duktus

Dabei hatte sie es sich keinesfalls leicht gemacht, standen doch auf dem Programm immerhin bedeutende Werke von Beethoven und Brahms.Mit der am Beginn stehenden Sonate A-Dur op. 2 Nr. 2 des ersteren wurde zugleich das ehrgeizige Beethoven-Projekt der Musikfreunde fortgeführt. Nina Scheidmantel gestaltete das noch unter dem Einfluss seines Lehrers Joseph Haydn komponierte Werk stilistisch einfühlsam mit lockerem, spielerischen Duktus, dabei dynamisch differenziert und ausgefeilt, ohne hier schon die bei späteren Werken des Meisters notwendige „Pranke des Löwen“ zu zeigen.

Weiter ging es zu Johannes Brahms, von dem zuerst die „Drei Intermezzi“ op. 117 erklangen – sehr nachdenkliche, melancholische Spätwerke, die Nina Scheidmantel gleichfalls in ihrem Charakter gut erfasste und gefühlvoll mit geschmeidigem Anschlag sowie durchsichtiger Stimmführung zum Klingen brachte. Brahms scheint überhaupt einer der Lieblingskomponisten der jungen Pianistin zu sein.Wie ist es sonst zu erklären, dass selbst auf die Gefahr der „Brahmslastigkeit“ nach der Pause nochmals ein „Brahms“ auf dem Programmstand – diesmal als Gegensatz allerdings ein Sturm- und Drangwerk aus seiner Jugendzeit in Gestalt der Sonate C-Dur op. 1, bei welcher Beethoven und Schumann Paten gestanden haben mögen.

Oktavgewitter im Scherzo 

Die Wiedergabe dieser Sonate ist ein ganz schöner Kraftakt. Dies mag einer der Gründe sein, weshalb das Stück nicht so häufig im Konzertsaal zu hören ist. Nina Scheidmantel machte sich mutig ans Werk und beeindruckte schon im Kopfsatz mit schwungvoll- energischem Zugriff, schönen lyrischen Episoden und dramatischer Durchführung. 

Besinnlich-gefühlvoll erklang der Variationssatz über das Volkslied „Verstohlen geht der Mond auf“, mit technisch versiertem Oktavgewitter das wilde Scherzo und treffsicher das sprunghafte Finale. 

Eine Rose als Dank

Für den begeisterten, anhaltenden Beifall bedankte sich die Künstlerin mit zwei Zugaben: der virtuosen Etüde a-Moll von Serge Rachmaninow und dem inventionshaften Präludium h-Moll aus dem zweiten Teil des „Wohltemperierten Klaviers“ von Bach. Eine schöne Geste am Rande: der bekannte Coburger Konzertpianist Hans-Dieter Bauer überreicht seiner jungen Kollegin eine Rose.

 
 
 

Neue Presse  vom 5. Juni 2013

FRISCHER KLANG DER JUNGEN WILDEN

Nina Scheidmantel erfreut mit fröhlicher Tastenkunst die Coburger Musikfreunde. Frühe Werke von Brahms und Beethoven stehen im Mittelpunkt.

VON DR. PETER MÜLLER

Sehr konzentriert und leicht im Anschlag machte sich die„junge Wilde“ Nina Scheidmantel am Montagabend beim „Piano spezial in der HUK“ auf den Weg, das„Beethoven-Projekt“ der Coburger Musikfreunde fortzuschreiben. Mit ihren flinken Fingern interpretierte sie die „Sonate A-Dur op. 2 Nr. 2“ von Ludwig van Beethoven sehr heiter und verspielt mit einfühlsamer Dynamik zwischen zarten und energischen Klängen, immer aber wohl-temperiert und respektvoll moderat im „Allegro vivace“. Auch wenn kleinere Schlaglöcher im Weg lagen, so sprangen ihre präzisen und durchsichtigen Läufe doch munter darüber weg.

Melancholisch schreitet das „Largo appassionato“ ehrfürchtig und zögerlich voran. Dennoch wird es von einer hellen Umgebung begleitet, die auch zu zarten Gedanken führt, die Trauer natürlich und leise,ganz ohne Pathos ausspielte. Danach geht der Zug weiter, der Schritt wird mächtiger und nur Erinnerungen am Wegrand mildern seinen unaufhaltsamen Tritt. Ein heller Kontrast tut sich im „Scherzo: Allegretto“ auf. Springlebendig und fröhlich, mit Springen, Lachen und Ringelreihen zeigt sich das Leben. Die Liedhaftigkeit des Themas setzt sich im „Rondo: Grazioso“ ländlich-festlich fort.Die Tasten spielen ein munteres und pfiffiges Auf und Ab von Feststimmung und Krawall, bis die Feier letztlich in Harmonie endet.

Die „Drei Intermezzi op. 117“ von Johannes Brahms stehen unter dem Vorsatz des Tempos „Andante“, das in drei Temperamenten präsentiert wird. Im „Moderato“ zeigt sich ein erwartungsvoll zartes, ein zaghaftes romantisches Klangbild, das licht und leicht dahinschwebt. „Nontroppo e con molto espressione“ zeigt sich das Thema ungeduldig und dynamisch schwankend, bis eine heitere, leicht ironisch klingende Melodie liebend aufklingt, und auch in der Tiefe der Töne das Leben erweckt. Als„Andante con moto“ gibt sich die Tempo-Thematik volkstümlich und leicht bewegt als sinfonisches Lied,das zu hauchzarten Impressionen und sehr großem Feingefühl fähig ist– wie die junge Pianistin, die diese Gefühle an die Oberfläche zauberte und die trüben Tage klingend bewältigte. Energisch setzt sich das Hauptmotiv des „Allegro“ der „Sonate C-Dur op. 1“ von Johannes Brahms fest. Im Widerstreit mit seinem melodischen Konkurrenten, der sich in frischer Blüte, farbig, perlend und strahlend aufbaut, kehrt das schlagende Motiv in unterschiedlicher Gestalt immer wieder zurück, bis es sich mit der Melodie freudig rhythmisch vereint. Die aufblühende Einheit wird in einer Schlussoffensive prächtig durchgesetzt und bestärkt.

Furioses Feuerwerk

Respektvoll lässt Brahms im „Andante“ das zugrunde liegende, bescheidene und naiv ehrliche „alt-deutsche Minnelied“ für sich selbst sprechen. Er erfüllt es mit ganzen Harmonien und führt es durch differenzierte Modulationen, lässt es zu hohen Höhen schweben und rankend emporwachsen oder heiter um-spielt würdevoll wandeln. Dann verwandelt Brahms das Thema des Minneliedes in sein eigenes Thema, das er zu religiösem Strahlen und in ein festes Maß bringt. Zweifelnd vergeht das Lied im Schluss.

Sehr lebendig und lebhaft, von höchster technischer Virtuosität zeigt sich das „Scherzo: Allegro molto e con fuoco“. Nur kurz können launische Rührung, verliebte Ruhe und Seligkeit das Feuer der Lebenslust eindämmen, dann bricht der Triumph der Liebe in einem orchestralen Finale des Scherzo alle Dämme. Direkt führt es hinein ins „Finale:Allegro con fuoco“, in dem sich Freude und Ausgelassenheit als Virtuosität und technische Kunstfertigkeit um ihrer selbst willen nahezu verselbständigen.

Hier musste die junge Klaviervirtuosin eine etwas längere Denkpause einlegen, um vielleicht über das Abgleiten von Brahms in das bloße„L’art pour l’art“ nachzudenken?

Mit unglaublicher Konzentrationskraft konnte Nina die große Partitur in ihrem Kopf zurückholen und den nahtlosen Anschluss finden.Eine schier unmögliche Energieleistung. Fröhliches Treiben und Tanzen führte zu klangvollem Schwelgen in Klangpolstern von Freude und Glück, die mit Accelerando und Crescendo zu einem Triumphmarsch hochgerissen werden. Mit furiosem Feuerwerk der Tasten endete dieses Glücksbekenntnis.

Mit der „Etüde a-Moll“ von Sergei Rachmaninow und einem glasklaren„Präludium h-Moll“ aus dem „Wohl-temperierten Klavier Bd. II“ von Johann Sebastian Bach verabschiedete sich Nina Scheidmantel von den zahlreichen, begeistert jubilierenden Musikfreunden.

BEETHOVEN PROJEKT: Mit Lebhaftigkeit und durchaus mit Empfindung und Ausdruck (2013)

Montag, 22. April 2013, 20:00 Uhr

Foyer der HUK-Coburg, Willi-Hussong-Str.2, Bertelsdorfer Höhe

Piano Spezial in der HUK

BEETHOVEN PROJEKT: Mit Lebhaftigkeit und durchaus mit Empfindung und Ausdruck

Michael Korstick, Klavier

Ludwig van Beethoven

Sonate Nr.27 e-Moll op.90

 
 

Sonate Nr.21 C-Dur op.53 „Waldstein“

 

Claude Debussy

5 Préludes aus Band I

 

Modest Mussorgski

Bilder einer Ausstellung

 
 
 

Wider Erwarten gewann der damals elfjährige Kölner Michael Korstick nach nur zwei Jahren Klavierunterricht den ersten Preis bei „Jugend musiziert“. Doch statt einer Wunderkindkarriere erfolgten unermüdliche Studien, ab 1976 in den USA. Schon seine Mitstudenten an der New Yorker Juilliard School nannten ihn „Dr. Beethoven“. Aber erst jenseits der Vierzig entschloss er sich zum Einspielen einer CD, der noch viele Aufnahmen folgen sollten. Sein Repertoire ist unglaublich weit gefächert: es umfasst allein 110 (!) Klavierkonzerte. Erst vor knapp 10 Jahren rückte der introvertierte Musiker ins Rampenlicht und ins Bewusstsein eines breiten Publikums. Vorausgegangen war seine bahnbrechende Veröffentlichung von Beethovens „Hammerklaviersonate“ op.106. Er hat inzwischen sämtliche Sonaten Beethovens eingespielt und empfiehlt sich daher als idealer Mitgestalter unseres Beethoven Projekts. Die Sonate op.90 war bei uns in 100 Jahren insgesamt 3x zu hören (1991, 2004, 2005), die Waldstein Sonate 4x – erstmals im Januar 1933 durch Edwin Fischer. 

www.michaelkorstick.de

Freier Eintritt für Mitglieder, Schüler und Studenten. Gäste € 25.

 
 
 

Neue Presse vom 24. April 2013

FEUERTANZ AUF GLÜHENDEN TASTEN
Der Pianist Michael Korstick fasziniert mit berückender Transparenz und Virtuosität. Die Coburger Musikfreunde sind begeistert.


VON PETER MÜLLER

Bereits beim ersten Anschlag Michael Korsicks auf dem großen Steinway-Flügel im Foyer der HUK Coburg war am Montagabend klar, warum der Solist weltweit so gefragt und beliebt ist und was der Besucher des Klavierabends zu erwarten hatte: Nämlich einen sich gegenüber seiner Kunst respektvoll zurücknehmenden Künstler und ein lupenreines, durchsichtiges, erfrischend helles und reines Glasperlenspiel der ausgesuchtesten Werke der Musikliteratur. Eine enorme Fingerfertigkeit , mit zartestem Superpianissimo, das den Atem stocken ließ, und einer Dynamik, die in allen Schattierungen präzise und glockenklar bis ins mächtigste Fortissimo nicht nur den Flügel nahezu zum Zerbersten bringen konnte.

Frisch, durchsichtig und lebendig führte Michael Korstick mit der schlanken lieblichen, empfindsamen und volksliedhaften Sonate e-Moll op. 90 von Ludwig van Beethoven in den Abend ein. Zartester Anschlag vermittelte die innigen Gefühle, die vom ersten kleinen Satz auf den zweiten, liedhaft „singbaren“, übergreifen. In einem schönen runden Bogen erklingt dieser luftig und heiter, am Ende mit demütiger Geste wie eine Aufforderung zum Tanz, über der letztlich kleine Glöckchen das zufrieden-glückliche Thema schwebend umspielen.

Gleiche Präzision und Transparenz herrschte im höchst dynamischen und ausgelassenen Allegro con brio der Sonate C-Dur op. 53, der so genannten „Waldstein-Sonate“, von Ludwig van Beethoven. Im Introduzione: Adagio Molto glänzte der Pianist mit seiner sensiblen Spielkultur und einem aufstrebenden, zunächst nachdenklichen, dann fest schreitenden Thema, das als Allegretto moderato wie ein Bächlein in das Rondo hinüberfließt. Das Rinnsal schwillt schnell an und strömt über blanken Stromschnellen zusammen. Lieblich, weich und ruhig kehrt die Liedmelodie zurück. Fest und energisch geht das erste schreitende Motiv dazwischen, bis sich die widerstreitenden Themen dialektisch und kraftvoll vereinen. Aus diesem neuen Anfang aber erwächst ein weiteres wildes Spiel, mit dem die Sonate gewaltsam endet.

Mit filigraner Zartheit und lichten Strahlen im melancholischen Felsendom wechselte Michael Korstick die aufgewühlten Gefühle und präsentierte sehr meditativ „Danseuse de Delphes“ als Eingangsorakel der „5 Préludes“ von Claude Débussy. Flüchtig wie Blütenstaub huschte „Voiles“ vorüber. Im swingenden Blues-Rhythmus begegnet der Hörer dem exzentrischen „Général Lavine“ auf einem Boulevard, rund herum pulsiert das Leben und lässt alles im Tanz enden. Zunächst muten die Klangimpressionen von „La cathédrale engloise“ exotisch an, bis ein großes und vielfältiges Glockenläuten mächtig erklingt und einen Choral nachhaltig mitschwingen lässt. Das letzte Prélude, „Minstrels“, haut lustig auf die Tasten und erfreut mit clownesken, tölpelhaft stolpernden Charakteren, bis sie langsam zur Ruhe kommen. Fünf kleine Impressionen, die erneut die feinfühlige dynamische Ausdruckskunst des Solisten beeindruckend herausstellten.

Michael Korstick beendete seine eindrucksvolle Vorstellung mit den hinreißenden „Bildern einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski. Alle Superlative perfekten Klavierspiels kamen hier noch einmal zusammen und vereinten sich zu einem Brillantfeuerwerk zarter und gewaltiger Gefühle, zusammengehalten von der immer anwesenden „Promenade“ als festem Halt im Wechsel der Bildinhalte. Mit dem abschließenden „Großen Tor von Kiew“ erreichte der Tastenaufschlag die Klanggewalt von Jericho und Troja zusammen. – Mit diesem direkten Körperkontakt mit dem Klaviervolumen löste sich die Spannung, die diese mächtig gewaltige Musik aufbaut, und der riesige Applaus wirkte befreiend für das faszinierte Auditorium. – Der Künstler streichelte mit zwei weiteren „Préludes“ von Debussy sein heiß gerittenes Tastenross, um es mit dem abschließenden „Feuertanz“ von Manuel de Falla noch einmal zur Höchstleistung zu treiben. Die Zuhörer waren glücklich und wie aus dem Häuschen vor Begeisterung; Solist und Flügel waren am Leben.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 24. April 2013

EIN ÜBERLEGENER VIRTUOSE SPIELTE BEETHOVEN
Michael Korstick mit Brillanz und subtilem Anschlag


VON GERHARD DEUTSCHMANN

Wieder einmal zogen die Musikfreunde ins HUK-Gebäude, wo ein prächtiger Steinway-Flügel auf die Koryphäen der Tastenkunstwartet und dem es sicher gut tut, wenn er ab und zu gründlich gefordert wird. So geschehen am Montag bei der Reihe „Piano Spezial in der HUK“ mit dem international bekannten Pianisten Michael Korstick, der das ehrgeizige Beethoven-Projekt der Musikfreunde mit zwei weiteren Sonaten fortführte und zudem noch anspruchsvolle Werke von Debussy und Mussorgski im Programm hatte. Auch da zeigte er sich als überlegener Virtuose und subtiler Anschlagskünstler.

Korstick begann mit der Sonate e-Moll op. 90 von Beethoven, die am Ende seiner mittleren Schaffensperiode entstand undmit ihrer Zweisätzigkeit den später immer freizügigeren Umgang Beethovens mit der klassischen Sonatenform demonstriert. Stupende Fingerfertigkeit, geschliffenes Laufwerk und eine reiche Palette von dynamischen Nuancen prägten die Wiedergabe dieses im ersten Satz leicht elegischen, im zweiten liedhaften, nach Dur aufgehellten Werks. 

Praktisch auch nur aus zwei Sätzen, die mit einer „Introduzione“ miteinander verbunden sind, besteht die bekannte „Waldstein“-Sonate C-Dur op. 53, die Korstick energiegeladen in atemberaubendem Tempo anging, das hörbar an die Grenze des Möglichen ging. Nach dem „versunken“ gespielten Adagio molto der Überleitung beeindruckte die flüssige Wiedergabe des zart beginnenden, dann grandios gesteigerten Rondos, das der Pianist mit einer brillanten Stretta beendete.

Kein Wunder, dass bei einem Anschlagskünstler wie Korstick die Werke des Impressionisten Claude Debussy eine bevorzugte Rolle spielen. Gerade hat er dessen Préludes auf CD eingespielt, von denen er fünf auf dem Programm hatte. Als wahrer Klangzauberer ließ er die Elfen tanzen, nebelhafte Schleierwallen, skurrile Jazzanklänge in „Général Lavine – excentric“ ertönen, die aus dem Nebel auftauchende Kathedrale machtvoll erstehen und dann wieder verhüllen, bis schließlich quirlige Clowns einen witzigen Abschluss boten. Bei russischen Pianisten hat Michael Korstick seine Ausbildung beendet. So war es nicht verwunderlich, dass nach der Pause ein russisches Werk in Gestalt der berühmten „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski auf dem Programm stand.

Diese originellen zehn durch „Promenaden“ verbundenen Stücke sind häufiger in der gelungenen Instrumentation von Ravel zu hören als in der originalen Klavierfassung, weil die Pianisten die technischen Tücken vieler Sätze scheuen. So ist beispielsweise die Nr. 9 („Die Hütte auf Hühnerfüßen“) kaum ohne „Verluste“ zumeistern. Michael Korstick schlug sich tapfer und erfolgreich durch die vielen Klippen des Werks und konnte sich nach dem monumental dargebotenen „Das große Tor von Kiew“ über reichen Beifall freuen. Er dankte mit zwei weiteren Préludes von Debussy und demfulminant gespielten „Feuertanz“ von de Falla.

PODIUM JUNGER KÜNSTLER…wenn Saxophone singen… (2013)

Montag, 18. März 2013, 20:00 Uhr

Kongresshaus Rosengarten

PODIUM JUNGER KÜNSTLER
…wenn Saxophone singen…
Ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg

Signum Saxophonquartett

Blaž Kemperle: Sopransaxophon
Simon Schuller: Altsaxophon
Alan Lužar: Tenorsaxophon
David Brand: Baritonsaxophon

 

Johann Sebastian Bach

Italienisches Konzert F-Dur BWV 971

 

Alexander Glasunow

Quartett B-Dur op.109 für 4 Saxophone (1932)

 

Maurice Ravel

Ma mère l´oye (1911/12)

 

George Gershwin

Ein Amerikaner in Paris (1928)

 
 
 

Ihre Musik geht durch und durch. Mal kraftvoll und schnell, mal sanft und langsam: Die Künstler zeigen eindrucksvoll, welche Möglichkeiten das klassische Saxophon bietet, und spielen Töne, die man auf diesem Instrument nie für möglich gehalten hätte. Dazu kommt die perfekte Homogenität des Quartetts, die den Konzertbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis macht…“(Rhein Main Presse, 14.09.2010) Wenn man eine so unge­wöhnliche Besetzung wie ein Saxophonquartett auf die Büh­ne bittet, muss schon eine ganz besondere Qualität geboten sein, die dieses Wagnis auch rechtfertigt. Die geradezu eupho­rischen Rezensionen der Presse bestätigen diesen Eindruck: „Das Signum Saxophonquartett darf zu den ganz großen sei­ner Zunft gerechnet werden“, titelte die Rhein Main Presse im November 2010. Seit seiner Gründung im Jahr 2006 ist das Ensemble zielstrebig auf dem Weg der internationalen Karri­ere. Damit fügen sich die jungen Musiker nahtlos in die Reihe „Podium junger Künstler“ ein, die den Musikfreunden in Ko­operation mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg seit Oktober 2003 2x im Jahr exzellente Konzerte beschert.

www.signumsaxophonqurtett.de

Mozart Plus… EIN WIENER PROGRAMM (2013)

Montag, 25. Februar 2013, 20:00 Uhr

Kongresshaus Rosengarten

Minguet Quartett

 

Ulrich Isfort, Violine
Annette Reisinger, Violine
Aroa Sorin, Viola
Matthias Diener, Violoncello

 

Ludwig van Beethoven

Quartett B-Dur op.18,6

 

Wolfgang Amadeus Mozart

Quartett d-Moll KV 421

 

Johannes Brahms

Quartett c-Moll op.51,1

 
 
 

Pablo Minguet, ein spanischer Philosoph des 18. Jahrhun­derts und Namenspatron des Quartetts, bemühte sich in seinen Schriften, dem breiten Volk Zugang zu den Schönen Künsten zu verschaffen – für das Minguet Quartett künstlerische Ver­pflichtung und Programm. Das Quartett – es feiert im Jahr 2013 sein 25-jähriges Bestehen – gastiert seit März 2002 bereits zum 3. Mal bei den Musik­freunden. Beim ersten Coburger Auftritt spielte das Ensemb­le im Rahmen des Beethoven Zyklus, beim 2. Mal lag der Schwerpunkt der Themenwahl bei den Jubilaren des Jahres 2009, Joseph Haydn und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Dies­mal bereichern die Musiker unsere Reihe Mozart plus… Alle 3 Komponisten dieses Abends sind Wahl-Wiener, die einen bedeutenden Teil ihres Lebens in Wien verbrachten und dort auch starben. Wir werden hören, wohin – ausgehend vom Jahr 1783 – die Entwicklung der Gattung Streichquartett innerhalb von knapp 20 Jahren oder von knapp 90 Jahren ihren Lauf nahm.

www.minguet.de

 
 
 

Neue Presse vom 27. Februar 2013

MELANGE AUS FREUDE UND TIEFE
Das Minguet Quartett beeindruckt mit „Mozart plus“ die Coburger Musikfreunde. Mit Brahms verbindet es Beethoven und Mozart.


VON PETER MÜLLER

Das in Coburg bestens bekannte „Minguet Quartett“ mit Ulrich Isfort und Annette Reisinger (Violine), Aroa Sorin (Viola) und Matthias Diener (Violoncello) überraschte am Montagabend bei der Gesellschaft der Musikfreunde im Kongresshaus Rosengarten mit dem Auftakt seines Programms „Mozart plus“. Nicht Wolfgang Amadeus Mozart führte in die spielfreudige spielerische Leichtigkeit der Wiener Klassik hinein, sondern Ludwig van Beethoven.

Sein „Streichquartett B-Dur op. 18 Nr. 6“ versprüht tänzerische Heiterkeit im freudigen Mozart’schen „Jugendstil“. Temperamentvoll und dynamisch wohltemperiert spielte das Quartett den „Stürmer und Dränger“ sehr lebensfrisch, schön, weich und rund in einer perfekten harmonischen Einheit. Nach dem „Allegro con brio“ umgab zarter Schmelz die herzlich-volkstümliche Melodie des „Adagio“, die äußerlich zart und sanft erschien, nur unterschwellig leidenschaftliche Eruptionen ahnen ließ.

Feurig und in aufgeregtem Tempo und vorantreibendem Spiel mit dem Rhythmus tobte das „Scherzo: Allegro“ unaufhaltsam und witzig zum Finalsatz. „La Malinconia: Adagio“ setzt dabei als erster Teil des letzten Satzes eine feierliche einstimmige Choralmelodie voraus, die in einem kurzen dramatischen Prozess zu einer überraschenden Rückkehr zu ausgelassenen freudigen Volksweisen führt, deren abruptes Hereinbrechen zum Ende hin die Melodie fast zerbrechen lässt, bevor ein Prestissimo dem musikalischen Drama – bevor es nach all der tänzerischen Leichtigkeit ernst werden könnte – effektvoll und unterhaltsam ein Ende setzt.

Vielschichtiger Klang

Dominiert in diesem Werk Beethovens die Wiener Freude, so gibt Mozarts „Streichquartett d-Moll KV 421“ ein sehr vielschichtiges Klangbild voller offener Ausdrucksmöglichkeiten, die Suche nach dem sinnstiftenden Ganzen bleibt selbst im pfiffigen „Menuetto“ erhalten und die tänzerische Stimmung erscheint selbst im Ländler-Trio gedämpft. Am Ende sorgt die Pastoralmelodie mit ihren schönen facettenreichen Variationen für beruhigenden angenehmen Wohlklang.

Hochromantisch

Hochromantisch und dramatisch wie in einem großen Gemälde verbindet Johannes Brahms die von Mozart und Beethoven charakterisierten Temperamente miteinander in seinem „Streichquartett Nr. 1 c-Moll op. 51 Nr. 1“. Kräftige Eindrücke der Naturgewalt konkurrieren mit lieblichen Landschaftsschilderungen und deren hellem, warmem Erlebnis. Wie in der „Alpensinfonie“ führt bei Brahms der Weg der Musik im „Allegro“ aus der Ebene immer weiter hinauf zum Gipfel und zum über allen Höhen und Tälern ruhenden Bergfrieden.

Eine schlicht einmalig schöne Romanze nimmt den Hörer mit ihren intensiven, so zarten wie heftigen Gefühlen – gleich dem glücklichen Einssein in der Natur auf einer sonnigen Almwiese – gefangen. Mit dem „Allegretto“ bleibt die Grundstimmung in entspannter Bewegtheit und Beschaulichkeit einer abendlichen Musik auf einer Berghütte erhalten. Lebhafter und stimmungsvoller wird es durch das „Un poco piu animato“ im ländlichen Idyll. Und der Tag wie das Klanggemälde werden mit dem „Allegro“ in glühend leidenschaftlicher Abendröte und musikalischer Freude auf einen kommenden Neuanfang abgeschlossen. Lebensfreude und spielerische Musizierfreude werden in diesem finalen Tableau eine Einheit.

Das hoch konzentrierte, präzise und bis zum feinsten Pianissimo transparente Zusammenspiel der vier Künstler wurde begeistert gewürdigt, sodass das Quartett noch den Anfang von Bachs „Kunst der Fuge“ strahlend klar präsentierte.

Jubiläumskonzert: 100 Jahre Musikfreunde (2013)

Montag, 14. Januar 2013, 20:00

Kongresshaus Rosengarten

Jubiläumskonzert: 100 Jahre Musikfreunde

Alexander Lonquich, Klavier und Leitung

Philharmonisches Orchester des Landestheaters Coburg

Coburger Tageblatt vom 16. Januar

DREIFACHER MOZART FASZINIERT
Wie Alexander Lonquich als Pianist und Dirigent in Personalunion mit dem Philharmonischen Orchester des Landestheaters das Festkonzert „100 Jahre Gesellschaft der Musikfreunde“ gestaltet.


VON GERHARD DEUTSCHMANN

Ein hundertjähriges Jubiläum ist schon etwas Besonderes. Dazu hatte sich die Gesellschaft der Musikfreunde Coburg auch etwas Besonderes ausgedacht. In Zusammenarbeit mit dem Landestheater bot sie ihren zahlreich erschienenen Mitgliedern und Gästen im Kongresshaus ein Konzert, das ihr Ehrenmitglied Alexander Lonquich, der schon wiederholt an dieser Stelle gastierte, in Personalunion als Pianist und Dirigent erfolgreich bestritt.

Auf dem Programm standen zwei späte Klavierkonzerte und die „Linzer“ Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart. Den Instrumentalpart übernahm klangvoll und präzise das Philharmonische Orchester Landestheater Coburg. Nach ausdauerndem begeistertem Beifall gab es sogar eine sonst bei Orchesterkonzerten unübliche Zugabe.

Bestes Zusammenspiel

Zu Beginn erklang das Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur KV 449 von Mozart, deren Orchesterexposition Alexander Lonquich im Stehen straff und ausgefeilt in Dynamik und Phrasierung dirigierte, bevor er sich an den Flügel setzte und das inspirierte Werk mit differenziertem Anschlag und überlegener Technik zum Erklingen brachte. Dabei beeindruckte besonders die lockere, virtuose Figuration, die in der brillant dargebotenen Kadenz des 1. Satzes, die von Mozart selbst stammt, gipfelte.

Tonschön, anpassungsfähig und geschmeidig begleitete das Orchester, das Lonquich in Zwischenspielen immer wieder dirigierend anfeuerte, ansonsten auch mit wenigen Zeichen des Pianisten bestes Zusammenspiel demonstrierte. Eine gute Figur machte Alexander Lonquich dann auch als Dirigent bei der Sinfonie Nr. 36 KV 425, der „Linzer“ Sinfonie von Mozart, die festlich mit Pauken und Trompeten auftrumpft und vom Komponisten in der erstaunlichen Zeit von nur vier Tagen niedergeschrieben wurde.

Ein fast originales Klangbild entstand durch die Verwendung ventilloser Signaltrompeten (makellos geblasen von den neuen jungen Trompetern des Orchesters) und alter Scharnierpauken. Lonquich gelang eine stilsichere, subtile Gestaltung des bedeutenden, mit vielen Neuerungen aufwartenden Werks durch sprechende Körperhaltung und Gestik, die das stets vorbildlich mitgehende Orchester zu mitreißendem Musizieren inspirierte. Den Abschluss nach der Pause bildete ein weiteres Es-Dur-Klavierkonzert von Mozart (Nr. 22 KV 482), dessen große Orchesterbesetzung mit vielen Bläsern dem Werk einen besonderen Glanz verleiht.

Auch hier war Alexander Lonquich stets der überragende Pianist mit perlender Geläufigkeit und zupackendem, temperamentvollem Gestus, dem das Orchester mit Geschlossenheit und Wendigkeit folgte.

Es gab stürmischen Beifall und Bravorufe, für den sich Pianist und Orchester mit dem herrlichen Adagio aus dem Klavierkonzert A-Dur KV 488 bedankten.

60.Weihnachtskonzert (2012)

Sonntag, 23. Dezember 2012, 17:00 Uhr

in der Moritzkirche

COLLEGIUM MUSICUM COBURG

Leitung: Thomas Ehrle

60. Weihnachtskonzert

In Zusammenarbeit mit der Stadt Coburg – Kulturbüro

 

Louis-Claude D´Aquin

Drei „Noels“ für Streichorchester

 

Giambattista Martini

Sinfonia a quattro D-Dur

 

Joseph Haydn

Pastorale G-Dur Hob Deest für Streichorchester

 

Johann Melchior Molter

Klarinettenkonzert Nr. 1 A-Dur

 

Florian Leopold Gassmann

Divertimento c-Moll für Streichorchester

 

Guiseppe Tartini

Violinkonzert G-Dur D 80

 

Edvard Grieg

Zwei elegische Melodien op. 34 für Streichorchester

 
 
 

Solisten:

Philipp Grzondziel, Klarinette
Attila Gergely, Violine

Im 60. Jubiläumsjahr spielt das Collegium musicum in folgender Besetzung unter der Leitung von Thomas Ehrle:

Violinen: Thomas Ehrle, Maria Aufschläger, Birgit Axthelm-Müller, Dr. Eva Bittmann, Britta v. Deimling, Marie-Christine Dussaulx, Matthias Ehrle, Attila Gergely, Dr. Holger Göbel, Frithjof Greiner, Dr. Helmut Gudehus, Thomas Peetz, Uschi Strobel

Bratschen: Günther Strobel, Corinna Bassing, Dr. Florian Keßler, Karl-Heinz Kostka

Violoncelli: Ulrike Gossel, Max Fahnler, Karin Kinder, Irene Modes, Peter Schindler

Kontrabass: Dr. Markus May

Auf Einladung der Stadt Coburg Eintritt frei!

 
 
 

Neue Presse vom 24. Dezember 2012

SCHWELGERISCHE KLANGFÜLLE
So beschert das „Collegium musicum“ dem Publikum in der Coburger Morizkirche ein stimmungsvolles Adventskonzert. 


VON JOCHEN BERGER

Für das Coburger Publikum sind diese Konzerte ein Hit. Liegt es am traditionell freien Eintritt? Oder am angestammten günstigen Termin zum 4. Advent? Egal – die Weihnachtskonzerte mit dem „Collegium musicum“ in der Morizkirche locken Zuhörer in Scharen an. Auch in der inzwischen 60. Auflage am Sonntag war der Andrang beträchtlich.

Zum Erfolg dieser Weihnachtskonzerte trägt sicher auch die geschickte Programmauswahl bei. Stilistisch bewegt sich Thomas Ehrle als Leiter des „Collegiums“ bevorzugt zwischen Barock und Frühklassik mit gelegentlichen Ausflügen in die Romantik oder die gemäßigte Moderne. Und immer wieder gelingt es ihm, bekannte mit weniger bekannten Namen zu mischen oder von bekanntenKomponisten weniger bekannte Werkezu präsentieren.

Zum Auftakt in diesem Jahr gab es drei „Noels“ für Streichorchester des französischen Barockmeisters Louis-Claude D´Aquin – eingängige weihnachtliche Stücke in gefälligen Arrangements von Thomas Ehrle, bei denen das „Collegium musicum“ klangschönes und konzentriertes, bisweilen fastschwelgerisches Musizieren demonstrierte.

Vor allem als gefragter Lehrer ist Padre Giambattista Martini heute noch bekannt. Wolfgang Amadeus Mozart nahm einst ebenso Unterricht bei ihm wie Johann Christian Bach. Seine Sinfonia a quattro in D-Dur gelang dem „Collegium“ ebenso überzeugend und abgerundet im Klang wie Joseph Haydns melodisch eingängige G-Dur-Pastoralefür Streichorchester.

Souveräner Solist

Zur lohnenden Entdeckung für das Publikum wurde die Begegnung mit dem 1. Klarinettenkonzert A-Dur von Johann Melchior Molter – einemder frühesten Solokonzerte für das damals noch junge Instrument. Geschrieben ist es für die heute weniger gebräuchliche hohe D Klarinette, die sich durch einen hellen, bei Bedarf beachtlich tragfähigen, in der hohen Lage fast trompetenartigen Klang auszeichnet. Erstmals als Solist beim„Collegium“war dabei der junge Klarinettist Philipp Grzondziel vom Philharmonischen Orchester des Landestheaterszu hören.

Technisch wie gestalterisch war seine Interpretation gleichermaßen souverän. Mit fein differenzierter Tongebung brachte er das helle Timbre der D-Klarinette ohne jede Schärfe bestens zur Geltung. Beeindruckend zudem seine in Dynamik wie Klangfarben fein differenzierte Gestaltung. Das Collegium unter Thomas Ehrles Leitung (von Gerhard Deutschmann umsichtig am Cembalo assistiert) ließ sich von seinem Musizieren spürbar inspirieren und begleitete aufmerksam undklanglich ausgewogen.

Elegische Melodien

Zwischen Spätbarock und Frühklassik bewegt sich der einst in Venedig und Wien wirkende böhmische Komponist Florian Leopold Gassmann. Auch in Gassmanns c-Moll-Divertimento gefiel das „Collegium“ unter Thomas Ehrles Leitung durchbeachtlich klangvolles Spiel.

Der junge Geiger Attila Gergely ist in der Region wiederholt als Solist hervorgetreten und war bereits vor zwei Jahren an gleicher Stelle gemeinsammit dem „Collegium“ zu erleben. Bei Giuseppe Tartinis G-Dur- Violinkonzert demonstrierte er klangvolle, abgerundete und tragfähige Tongebung ebenso wie sorgfältige, stilistisch einfühlsame Gestaltung. Auch hier begleitete das „Collegium“ konzentriert und anpassungsfähig. Warme und füllige Tongebung demonstrierten die Streicher dann zum Abschluss bei Edvard Griegs zwei elegischen Melodien op. 34, die mit intensivem Ausdruckerfüllt wurden.

Der Lohn des Publikums für dieses rundum gelungene Weihnachtskonzert: ausdauernder Beifall. Zum Dank dafür wiederum gab es noch beide Grieg-Elegien als Zugaben.

Champions League – Solo und Duo (2012)

Montag, 10. Dezember 2012

Kongresshaus Rosengarten

Champions League – Solo und Duo

Alban Gerhardt, Violoncello

Gergana Gergova, Violine

 

Johann Sebastian Bach

Suite für Cello solo in C-Dur

 

Benjamin Britten

Suite für Cello solo op.72

 

Reinhold Glière

„Huit Morceaux“ für Violine und Cello 

 

Maurice Ravel

Sonate für Violine und Cello

 
 
 

Der Bandbreite von Alban Gerhardts Wirken in einem kurzen Schlaglicht gerecht zu werden fällt schwer. Deshalb Telegrammstil: 3 Musikfreundekonzerte zwischen März 1995 und Juni 2002 (mit Ewa Kupiec und Markus Groh) – inzwischen als Weltstar auf dem ganzen Erdball unterwegs – wirkt trotzdem wie der nette junge Mann von nebenan – 07.Mai 2012: Bach im Bahnhof  – Engagement für Kinder: www.rhapsody-in-school.de – ansonsten viel Interessantes unter: www.albangerhardt.com

Aus einer Musikerfamilie stammend, prägte Musik schon seit frühester Kindheit Gergana Gergovas Leben. Inzwischen ist sie längst Preisträgerin internationaler Solo- und Kammermusikwettbewerbe wie des „Schubert und die Musik der Moderne“-, des „Joseph Joachim“- und des „Vladigeroff-Wettbewerbes“. Seit 2009 ist sie mit dem Trio Imàge, das 2008 mit dem Folkwangpreis ausgezeichnet wurde, Kulturbotschafterin des Goethe Instituts.
 
Als Konzertmeisterin arbeitete Gergana Gergova an der Deutschen Oper am Rhein, mit den Festival Strings Lucerne, dem Münchner Rundfunkorchester und der Deutschen Kammerakademie Neuss. Ihren künstlerischern Mittelpunkt fand sie jedoch in der Kammermusik. Das Trio Imàge konzertiert in ganz Europa, Südamerika und Asien, und weitere Kammermusikpartner sind unter anderem Künstler wie Christian Tetzlaff, Baiba Skride, Daniel Hope, Alban Gerhardt, Lars Vogt oder das Rosamunde- sowie das Mandelring-Quartett. Und nicht ausschließlich in der Klassik zuhause, spielte sie auch schon zusammen mit Jazzlegenden wie John Patitucci und Tom Harrell.
 
Zahlreiche Auftritte führten Gergana Gergova unter anderem zu Festivals wie dem Lockenhaus Kammermusik Fest, der Schubertiade, dem Verbier Festival, dem Chelsea Music Festival New York, den Herrenchiemsee Festspielen, dem Hambacher Musikfest, dem November Fest Chennai sowie dem Festival „Spannungen“ Heimbach und dem Moritzburg Festival.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 12. Dezember 2012

KLÄNGE EINER MUSIKEREHE
Bei seinem Coburg-Gastspiel beweist der Cellist Alban Gerhardt gemeinsam mit der Geigerin Gergana Gergova, wie aus der Not einer Absage die Tugend eines faszinierenden Konzertabends wird. 


VON GERHARD DEUTSCHMANN

Wie man aus der Not eine Tugend machen kann, belegte der jüngste Konzertabend der „Musikfreunde“, als man wegen Erkrankung der Pianistin Olga Scheps aus dem Duo Violoncello/Klavier kurzerhand ein Duo Violine/Violoncello machte. Möglich wurde dies durch die Tatsache, dass die Frau des Cellisten Alban Gerhardt – der schon mehrfach bei den „Musikfreunden“ gastierte – mit Gergana Gergova eine vorzügliche Geigerin als Ehefrau hat, die sich dankenswerter Weise bereit erklärte, den Abend zu retten. So kamen die Zuhörer im zweiten Konzertteil in den Genuss, selten zu hörende Spitzenwerke dieser Gattung in mustergültiger Wiedergabe zu erleben.

Überlegen gestaltet

Den ersten Teil gestaltete Alban Gerhardt temperamentvoll und souverän als „Einzelkämpfer“ mit zwei anspruchsvollen Solowerken von Bach und Britten. Zunächst erklang die Suite Nr. 3 C-Dur BWV 1009 von Johann Sebastian Bach mit markigem Strich, aber differenzierter Tongebung im Prélude, lockerem, musikantischem Spiel in Allemande und Courante, einer verinnerlicht mit sauberen Doppelgriffen gestalteten Sarabande, einer tänzerisch elegant servierten Bourée und einer virtuos bewältigten Gigue als wirkungsvollem Abschluss.

Ebenso überlegen auswendig und technisch wie musikalisch brillant gelang Alban Gerhardt die umfangreiche, aus neun ineinander übergehenden Sätzen bestehende Suite für Cello solo op. 72 von Benjamin Britten.Erstaunlich, was hier der Künstler aus seinem klangvollen Goffriller-Instrument aus dem 18. Jahrhundert herausholte: Die vier Canti intensiv in den Doppelgriffen, kapriziös in der Fuge, expressiv im Lamento, mit delikatem Pizzikato die Serenata, mit scharf punktiertem Rhythmus den Marcia. Eine interessante Klangstudie bot das Bordone, bevor das Moto perpetuo als rasender „Hummelflug“ mit dem Canto cuarto verschmolz. 

Nahtloses Zusammenspiel

Nach der Pause machte man dann die erfreuliche Bekanntschaft mit der Geigerin Gergana Gergova, die mit schlackenkosem Ton und Strich sowie mit leidenschaftlich-temperamentvollem Ausdruck eine ebenbürtige Partnerin ihres Mannes war. In nahtlosem Zusammenspiel und minutiöser Gestaltung erklangen zunächst die „Acht Stücke“ des russischen Komponisten Reinhold Glière, sehr eingängig und charakteristisch in den einzelnen Sätzen im spätromantischen Stil komponiert und mit einer effektvollen, beinahe artistischen „Etude“ endend. Den 

Abschluss bildete das unbestrittene Gipfelwerk dieser Gattung, die Sonate für Violine und Cello von Maurice Ravel, die er in den Jahren 1920 bis 1922 schuf und posthum dem 1918 verstorbenen Kollegen Claude Debussy widmete. Raffinierte Stimmführung, orchestrale Klangwirkungen mit Glissandi und Flageoletts sowie Einflüsse des Jazz und der Zigeunermusik machten das Werk zu einem ausgesprochen fesselnden Hörerlebnis, nicht zuletzt durch die mitreißende, engagierte und künstlerisch hochwertige Wiedergabe durch diese beiden Interpreten. 

Für den anhaltenden Applaus bedankten sie sich mit dem duftig vorgetragenen 2. Satz aus dem Duo KV 423 von Mozart und einer Reprise des Scherzosvon Glière. 

 
 
 

Neue Presse vom 12. Dezember 2012

IN LEIDENSCHAFT VEREINT

Feinste Ausdruckskraft und wilde Virtuosität: Alban Gerhardt und Gergana Gergova verzücken die Coburger Musikfreunde.

VON PETER MÜLLER

In der Ruhe liegt die Kraft. Beides spürte man am Montagabend im Kongresshaus Rosengarten von Anfang an im solistischen Auftreten des international gefragten Meistercellisten Alban Gerhardt. Souverän, wie blind spielte er mit rundem Ton und rauem Charme seines sonoren Instrumentes die „Suite Nr. 3 C-Dur BWV 1009 für Violoncello solo“ von Johann Sebastian Bach in tänzerischen fünf Sätzen, die er erbarmungslos korrekt in Intonation, Bogen- und Grifftechnik, Tempo und Dynamik in den Raum stellte. Übertroffen wurde diese nahezu unvorstellbare Beherrschung seines Instrumentes nur noch vom zweiten Werk, das er alleine zum Vortrag brachte: von der „Suite für Cello solo op. 72“ von Benjamin Britten (1913-1976).

Neben der brillanten Virtuosität verlangt dieses zeitgenössische Werk zwischen Konstruktivismus und neoklassizistischem Expressionismus dem Künstler viel nuancierte Ausdruckskraft und einfühlsame Fantasie ab. Die vier Lieder, in die das Stück gegliedert ist, sang Alban Gerhardt mit polyphoner Überlegenheit und melodienreicher Hingabe; Lieder ohne Worte in dynamischen Gegensätzen, die sich im Dialog aufeinander zubewegen oder sich als sinfonische Meditation zum Ausdruck bringen.

Verträumt und mitreißend

Beide Solowerke erzielten bewundernd staunendes Kopfschütteln und größte Anerkennung, die sich in andauerndem Beifall kundtat.

Auch Instrumente sind nicht gerne allein. Und so suchte sich Alban Gerhardt mit seinem Cello seine Frau Gergana Gergova und ihre Violine zu einer leidenschaftlichen musikalischen Umarmung aus (die ursprünglich vorgesehene Klavierpartnerin Olga Scheps hatte krankheitsbedingt absagen müssen). Die Einheit beider Künstler wurde in den romantischen „Huit Morceaux“ für Violine und Cello des russischen Komponisten Reinhold Moritzewitsch Glière (1875-1956) offensichtlich. Die acht Tänze im alten Stil führen über eine impressionistische Träumerei, dramatische Novellen zu wild ausgelassenen, tempogeladenen Exzessen und leidenschaftlichen Liedern, in denen sich die das Paar liebevoll und sehnsuchtsvoll ansingt.

Wilde, „ausgeflippte“ Virtuosität verlangt die „Sonate für Violine und Cello“ von Maurice Ravel (1875-1937) in schnellen und schnellsten Sätzen beiden Solisten ab. Die Virtuosität des romantischen Salons bei Glière verwandelt sich zum exzentrischen Tollhaus, zu überschäumender rhythmisch mitreißender Leidenschaft; der expressive Tanz wird zur wilden und grotesken Humoreske, die in die anschmachtende und sanft schmeichelnde, traumhaft schwebende ursprüngliche Idylle harmonischer Einheit vulkanartig einbricht. Ein großartiges Stück Weltmusik von ebenso großartigen Meistern ihres Instruments.

Das fand auch das große Auditorium der Musikfreunde und bekam für seinem Applaus die klassisch beruhigende Zugabe des „Adagio C-Dur“ aus Mozarts „Duo für Violine und Viola G-Dur“ als Dank.

Podium junger Künstler: Beethoven Projekt – marcia funebre (2012)

Montag, 19. November 2012

Kongresshaus Rosengarten

Podium junger Künstler: Beethoven Projekt – marcia funebre

Ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg

Mona Asuka Ott, Klavier

 

Ludwig van Beethoven

Sonate As-Dur op.26

 

Frédéric Chopin

Sonate b- Moll op.35

 

Franz Schubert

4 Impromptus op.90

 

Franz Liszt

Mephisto Walzer Nr.1
„Der Tanz in der Dorfschenke“

 
 
 

Durch die CD eines Konzertmitschnitts vom Juli 2008 beim Klavier-Festival-Ruhr machte die damals 17-jährige Mona Asuka Ott ein breiteres Publikum auf sich aufmerksam. Inzwischen absolviert die junge deutsch-japanische Künstlerin bereits eine intensive Konzerttätigkeit im In- und Ausland, sei es solistisch wie bei uns, sei es mit Klavierkonzerten oder als Kammermusikerin. Ihre Studien begann sie im Alter von 9 Jahren bei Prof. Karl-Heinz Kämmerling. Inzwischen ist sie Schülerin von Prof. Bernd Glemser, der ja beim „Piano spezial in der HUK“ im April 2008 ebenfalls Beethovens Sonate mit dem Trauermarsch spielte. Vorher war das Werk bei den Musikfreunden nur 1x zu hören: Wilhelm Kempff weihte damals mit einem reinen Beethoven Abend am 10. Oktober 1955 im Hofbräusaal den neuen Steinway C ein (den Vorgänger des jetzigen Instrumentes). Die heutige Vortragsfolge der Pianistin stellt Beethovens dramatische Sonate in Bezug zu Chopins aufgewühlter b-Moll Sonate – ebenfalls mit einem Trauermarsch. Euphorische Rezensionen über ihre Konzerte sind nachzulesen unter:  www.mona-asuka-ott.de

 
 
 

Neue Presse vom 20. November 2012

PERLENDER TASTENFLUG
Mona Asuka Ott beschert den Coburger Musikfreunden ein ausverkauftes Kongresshaus. Und sie bringt das Internationale Podium junger Künstler zum Strahlen. 


VON PETER MÜLLER

Mehr Musikliebhaber als erwartet, vor allem viele junge Menschen, Schüler und Studenten, kamen am Montagabend in das Kongresshaus Rosengarten, um auf dem „Podium junger Künstler“ die reizende Münchner Pianistin Mona Asuka Ott (21) zu erleben. Der Saal war ausverkauft.
Die junge Künstlerin erfüllte diesen außergewöhnlichen Zuspruch mit einem außergewöhnlichen Konzertabend, der wie ein privates „Ständchen“ – Franz Schuberts kleines Werk war die Zugabe nach dem umjubelten Konzert – einer Hausmusik innerhalb eines romantischen Kreises erschien.

Spannende Steigerung

Ganz auf sich und ihre Kunst konzentriert, in sich ruhend und nicht auf äußere Wirkung bedacht, spielte Mona Asuka Ott für sich selbst. Und dieses intime künstlerische Empfinden sprang unmittelbar auf die Hörer über. So führte die 21-Jährige wie zum Ein- und Warmspielen – gegen die Aufregung und die kalten Hände – mit selbstverständlicher Leichtigkeit und durchsichtigem Anschlag in die Variationen des ersten Satzes der „Sonate As-Dur op. 26“ von Ludwig van Beethoven ein, setzte wohldosiert ihre Energie und ihr Zartgefühl ein, sowohl im Hinblick auf die spannende Steigerung dieser die Musikwelt auf die Romantik hin revolutionierenden Beethoven-Sonate, die nach einem flüchtigen Scherzo im zweiten Satz im ungewöhnlichen „Trauermarsch“ des zentralen dritten Satzes ihren Höhepunkt findet, um letztlich in überschäumender, übermütiger Spiellust und perlender Freude in einem Kehraus zu enden, – wie auch im Vorausblick auf die Dramaturgie des gesamten Konzertes.

Die „Sonate h-Moll op. 35“ von Frédéric Chopin gleicht im Aufbau der Beethovens und hat ebenfalls ihr Zentrum in einem – aller Welt aus vielen Filmszenen bekannten –„Marche funèbre“, dem ein Liebestraum innewohnt, und dem ein gewaltiges Streben nach Ausdrucksdichte im „Grave“ und wilde Getriebenheit zwischen Arabesken umrankter Liedmelodie und Walzerdrehen im „Scherzo“ vorausgeht. Im Finalen aufgewühlten „Presto“ scheint der Held der musikalischen Novelle den Boden unter den Füßen zu verlieren und auf seiner Suche nach tonalem Halt zu straucheln. Das Ende ist kurz und gut, nach dem Motto: Das war’s.

Himmlisch und teuflisch

Ihr bedachtsames, höchst reifes und in sich ruhendes Gemüt zeigte Mona Asuka Ott im „ewigen Lied“ der Schubertschen „Improptus op. 90“, das sie mit glasklarem, perlenden Tastenflug, als wenn Elfen über die Tastatur huschen würden (Allegro molto moderato – Allegro), und wohltuend herzerwärmender, tröstlicher Zärtlichkeit (Andante) und aufloderndem Feuer bis zu den unermüdlichen Fontänen des Wasserspiels im „Presto“ hin sang.

Trunken vor Energie und irrlichternd vor teuflischer Ausgelassenheit, dennoch traumhaft gelassen und spannungsgeladen konzentriert, riss die Pianistin zum Abschluss des dramatischen Abends die von ihrer Spielkultur faszinierten Zuhörer mit dem „Mephisto Walzer Nr. 1“, dem „Tanz in der Dorfschänke“ von Franz Liszt, völlig in ihren Bann. Sie hatte das teuflische Geschehen voll im Griff und spielte mit der Hetz und dem auflodernden Feuer biszum schlagartigen Verschwinden.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom vom 20. November 2012

MONA ASUKA OTT ZEIGT HEXENKÜNSTE AM KLAVIER
In der Reihe Podium junger Künstler – international – einem Gemeinschaftsprojekt der Gesellschaft der Musikfreunde mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg – gastierte erstmals die junge deutsch-japanische Pianistin Mona Asuka Ott im recht gut besuchten Kongresshaus. 

VON GERHARD DEUTSCHMANN

Ihr anspruchsvolles Programm war im ersten Teil mit den zwei „Trauermarsch“-Sonaten von Beethoven und Chopin der Jahreszeit angemessen und gipfelte nach der Pause in der fulminanten Wiedergabe des teuflischen Mephisto-Walzers Nr. 1 von Liszt. Für ihr ausdrucksvolles wie virtuoses Spiel erhielt die am Anfang einer internationalen Karriere stehende Künstlerin reichen Beifall.

Am Beginn stand die Sonate As-Dur op. 26 von Ludwig van Beethoven, die entgegen der klassischen Tradition mit einem Variationssatz beginnt, den die Pianistin mit kultiviertem Anschlag und sparsamem Pedalgebrauch fein ziseliert gestaltete. Das kurze, intermezzoartige Scherzo wurde locker dargeboten, bevor der dynamisch verhaltene Trauermarsch mit dem energischen, akzentreichen Trio zu gebührender Wirkung kam. Fingerfertig und spielerisch- virtuos gelang ihr dann der fröhliche Kehraus des Schluss-Allegros.

Wilde Jagd als Finale

Technisch einige Stufen höher angesiedelt ist die Sonate b-Moll op.35 von Frédéric Chopin, die nach kurzer Einleitung in wild-dramatische Gefilde führt, aber auch mit einem wunderbar lyrischen 2. Thema aufwartet, von dem sich der Komponist nicht trennen kann und es auch im Trio des kraftvollen Scherzos nochmal anklingen lässt. Auch hier wie bei Beethoven als dritter Satz der berühmte Trauermarsch, den Mona Asuka Ott spannungsvoll und dynamisch differenziert gestaltete. Einige Begleitnoten zu Beginn des Mittelsatzes wurden etwas unsicher ausgeführt, ansonsten bot die Pianistin eine grandiose Leistung, die in der wilden Jagd des abschließenden Presto-Unisonos gipfelte.

Nach der Pause standen zunächst die vier Impromptus op. 90 von Franz Schubert auf dem Programm. Auch ernst das erste in c-Moll, das sich aber gegen Ende aufhellt. Perlende Geläufigkeit bot Mona Asuka Ott im perpetuum mobile des zweiten Impromptus Es-Dur. Großen Atem bewies sie in der gefühlvollen Wiedergabe des Ges-Dur-Andantes, bevor sie das abschließende „Wasserfall“-Impromptu filigran und geschmeidig bewältigte.

Verblüffende Treffsicherheit

Den krönenden Abschluss des gelungenen Debüts bildete der berühmte „Mephisto Walzer“ Nr. 1 („Der Tanz in der Dorfschenke“) von Franz Liszt, ein Bravourstück, an das sich nicht jeder Pianist heranwagt. In diesem Parforceritt werden alle Hexenkünste der Klavierkunst aufgeboten, die Mona Asuka Ott scheinbar spielerisch in den Fingern hatte und so mit ihrer Treffsicherheit und gleichzeitiger Eleganz des Spiels verblüffte. Viel Beifall für die vielversprechende Nachwuchskünstlerin und eine passende, intelligente Zugabe in Form der Liszt-Transkription von Schuberts Klavierlied „Ständchen“.

Märchenerzählungen für Tasten, Bläser, Streicher – Coburger Kammertrio (2012)

Montag, 15. Oktober 2012

Kongresshaus Rosengarten

Märchenerzählungen für Tasten, Bläser, Streicher

Coburger Kammertrio

Edgar Eichstädter, Klarinette
Andreas Hilf, Viola
Antonio Grimaldi, Klavier

 

Carl Reinecke

Trio in A–Dur für Klarinette, Viola und Klavier op. 264

 

Robert Schumann

Märchenerzählungen für Klarinette, Viola und Klavier op. 132

 

John Jacobsson

Drei Stücke für Klarinette, Viola und Klavier op. 45

 

Wolfgang Amadeus Mozart

Trio Es-Dur für Klarinette, Viola und Klavier KV 498 „Kegelstatt-Trio“

 
 
 

Die Musiker des Coburger Kammertrios spielen seit 2010 regelmäßig
in dieser Formation zusammen und waren im Raum Coburg bereits mehrmals zu hören. Edgar Eichstätter, seit bald 20 Jahren Soloklarinettist beim Philharmonischen Orchester Landestheater Coburg ist dem Publikum durch zahlreiche Auftritte mit dem Collegium Musicum sicher in bester Erinnerung.
Andreas Hilf spielt als Bratscher seit 2006 am 1. Pult im Landestheater. Komplettiert wird das Trio durch den international
tätigen aus Zürich stammenden Pianisten Antonio Grimaldi. Im Repertoire des Ensembles finden sich alle Originalwerke
für die ungewöhnliche, aber sehr aparte Besetzung. Zu Mozarts berühmtem „Kegelstatt-Trio“ gesellen sich drei Werke aus dem 19. Jahrhundert. Neben den Märchenerzählungen,
eines von Schumanns letzten Werken erklingen Stücke
des Schumann-Freundes Carl Reinecke und des schwedischen
Komponisten John Jacobsson, einem Zeitgenossen von Brahms. Freuen wir uns auf einen harmonischen Abend.

 
 
 

Neue Presse vom 17. Oktober

TRANSPARENZ UND VERLOCKUNG
Das Coburger Kammertrio verzaubert im Kongresshaus mit beseelter Ruhe und inniger Leidenschaft. Die Musikfreunde ernennen den Klarinettist Edgar Eichstädter zum Ehrenmitglied. 


VON BERND SCHELLHORN

Es ist diese wunderbare Altlage, diese sinnliche Klangschönheit, die der Klarinette und der Viola eigen ist. Sie kommt unbedarft daher mit dem Selbstverständnis der Leidenschaft, muss nicht kokettieren, muss nicht flanieren. Sie tritt ins Leben und jeder, der sie vernimmt, ist verzaubert ob ihres bloßen Daseins. Von dieser sinnlichen Attraktivität ohne den Hauch des Frivolen leben die Kompositionen von Reinecke, Schumann, Jacobsson und Mozart, die im Kongresshaus erklingen.

Bei Carl Reineckes „Trio in A-Dur“ spielt allerdings das Klavier noch die tragende Rolle. Der Schweizer Pianist Antonio Grimaldi hat beide Hände voll zu tun, perlt sich durch die melodiös-romantischen Kantilenen und harmonischen Verwandtschaften. Doch im zweiten Satz singt plötzlich die Viola (Andreas Hilf) eine verführerische Solo-Weise und zwingt alle Zuhörer in ihren Bann. Bei den ruhigen Kantilenen der folgenden „Legende“ verlockt dann auch die Klarinette (Edgar Eichstädter).

Selbst im Dickicht des Fugato betört deren Eleganz durch den variabel-sensiblen Ansatz, der jedem Motiv schon im Entstehen die passende Stimmung gibt, die weite Atemführung und die intonierte Reinheit.

Virtuose Zurückhaltung

Derart interpretiert erlangen die „Drei Stücke“ von John Jacobsson eine virtuose Zurückhaltung, auch die „Humoreske“ behält trotz der Akzente eine weite nordische Melancholie, eine graziöse Spielfreude: Viola und Klarinette singen vereint am perlenden Strand des Flügels.

Die drei Musiker agieren in Ruhe und wohltuender Abgeklärtheit. Sie genießen gemeinsam die noble Sinnlichkeit der romantischen Melodien und gönnen sich gegenseitig den musikalischen „Raum“, den Atem und die intensive Freude auf den nächsten Einsatz.

Da sind Verständnis für und Ehrfurcht vor den Kompositionen spürbar, die sich im transparenten Zusammenspiel äußern: Im Gestalten des aberwitzigen und tief melodiösen Kontrapunkts der kurzen Motive zum Beispiel, den Robert Schumann in den „Märchenerzählungen“, einem seiner späten Geniestreiche, im ersten Satz nutzt.

Zwischen Eros und Ratio

Oder im gekonnten Tarieren zwischen Sanglichkeit und Dramatik des zweiten, der überirdischen Innigkeit und Zärtlichkeit des dritten und der Aufbruchs-Stimmung des Finalsatzes. Jegliche musikalische Stimmung wird vom Coburger Kammertrio sensibel und passend koloriert.

Fast gewinnt der Zuhörer bei Mozarts „Kegelstatt-Trio“ manchmal den Anschein, als habe sich da als vierter Musiker noch ein Kontrabassist eingeschmuggelt, aber: Es ist nur das gekonnte Spiel in den tiefen Lagen des Flügel, die der Pianist markant tenuto daher zaubert. Im Menuett-Satz mahnt ein kantiges Viola-Motiv im Spiccato zum nötigen Ernst: Der Übermut der verführerischen Klarinette stoppt wie vor dem Durchschreiten eines schwarzen Vorhangs.

Erst im „Rondeaux“ legen sich die Melodien innig ineinander, tänzelnd, aber in großer Achtung vor einander. So bleiben Eleganz und eine gewisse höfische Noblesse gewahrt, die diesem klassizistischen Ohrwurm ein Schweben zwischen Eros und Ratio verleihen. Und genau dieses Auskosten der Balance macht  alle Interpretation der drei Musiker groß und authentisch: Es gelingt ihnen, Gefühl und Verstand ebenbürtig nebeneinander zu stellen. In verlockender Würde. Das vollbringen nur die Könner. Es gibt begeisterten Beifall aus dem zu einem Drittel gefüllten Kongresshaus, besonders als Josef Schaschek, der Vorsitzende der „Gesellschaft der Musikfreunde“, dem Klarinettisten Edgar Eichstädter für sein langjähriges musikalisches Engagement die Ehren-Mitgliedschaftverleiht. 

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 17, Oktober 2012

COBURGER KAMMERTRIO FEIERTE GLANZVOLLES DEBÜT
Der Prophet gilt angeblich nichts im eigenen Land. Das „Musikfreunde“-Debüt des Coburger Kammertrios beweist das Gegenteil. Zwischen Mozart und Schumann bleibt sogar Raum für reizvolle Entdeckungen. 

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah!“ dachte sich die „Gesellschaft der Musikfreunde“, als sie das vor zwei Jahren gegründete Coburger Kammertrio für das zweite Konzert ihrer diesjährigen Saison verpflichtete. Ihm gehören zwei exponierte Musiker des Philharmonischen Orchesters Landestheater Coburg an: Solo-Klarinettist Edgar Eichstädter und stellvertretender Solobratscher Andreas Hilf. Als kompetenter Begleiter am Flügel fungiert der Schweizer Pianist Antonio Grimaldi. Das Trio glänzte mit einer Reihe subtil gestalteter Originalwerke der Romantik und dem berühmten „Kegelstatt-Trio“ von Mozart.

Ehrenmitglied Eichstädter

Edgar Eichstädter ist seit nunmehr 20 Jahren eng mit der „Gesellschaft der Musikfreunde“ – vornehmlich als Solist beim „Collegium musicum“ – verbunden und wurde daher am Ende des Konzerts vom 1. Vorsitzenden Josef Schaschek zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.

Die Kombination Klarinette – Viola – Klavier, also die eines Blas-, Streich- und Tasteninstruments erlebte in der Romantik ihre Blütezeit, was zahlreiche Originalwerke für diese Besetzung beweisen. Es ist der besondere klangliche Reiz, den die beiden etwas dunkel gefärbten Melodieinstrumente mit dem Klavier verströmen, auch wenn es die Viola im Forte mitunter schwer hat, sich gegenüber den anderen zu behaupten.

Lyrisch bis dramatisch

Seine künstlerischen und technischen Qualitäten konnte das Trio gleich im anspruchsvollen, umfangreichen ersten Werk des Abends demonstrieren, dem Trio A-Dur op. 264 von Carl Reinecke: gefühlvoll, teilweise virtuos dahinströmend, leicht melancholisch-ausdrucksvoll im Intermezzo und der folgenden „Legende“, wechselnd lyrisch bis dramatisch im Finale.

Mit großem Atem musiziert

Edgar Eichstädter beeindruckte mit großem Atem, beseeltem Ton und überlegener Technik, Andreas Hilf als tonschöner „Edelbratscher“ mit sicherer Finger- wie Bogentechnik und Antonio Grimaldi als fingerfertiger Pianist, der bei geöffnetem Flügel stets mit dezentem, anpassungsvollem Anschlag aufwartete. So blieben auch bei den folgenden abgeklärten Spätwerken der vier „Märchenerzählungen“ op.132 von Robert Schumann keinerlei Wünsche offen. Man hörte gefühlvolle, verinnerlichte Interpretationen mit subtil gestalteter Dynamik und Agogik.

Zwei Zugaben

Eine angenehme Neuentdeckung waren nach der Pause die drei Sätze des schwedischen Romantikers John Jacobsson mit den Titeln „Phantasiestück“, „Lyrisches Intermezzo“ und „Humoreske“, die die eine abgerundete, klangvolle Wiedergabe erfuhren.

Abschließend ging es sozusagen zum „Vater“ dieser Besetzung, Wolfgang Amadeus Mozart und seinem berühmten „Kegelstatt-Trio“ KV 498, das vom Coburger Kammertrio mit musikantischem Schwung bei präzisem Zusammenspiel und sorgsamer dynamischer Gestaltung dargeboten wurde.
Nach anhaltendem Beifall des Publikums hörte man noch die Nummern 8 und 2 aus den „Acht Stücken“ op. 83 von Max Bruch als Zugabe..

Saisoneröffnung: Mozart Plus (2012)

Montag, 14. September 2012

Kongresshaus Rosengarten

 

Henschel Quartett

Christoph Henschel, Violine
Daniel Bell, Violine
Monika Henschel, Viola
Mathias Beyer-Karlshøj, Violoncello

Wolfgang Amadeus
Mozart

Quartett B-Dur KV 458
„Jagdquartett“

 

Leos Janácek

Quartett Nr. 1 „Die Kreutzersonate“

 

Franz Schubert

Quartett d-Moll D 810
„Der Tod und das Mädchen“

 
 
 

Das Henschel Quartett ist für die Coburger eine Konstante: keine Kammermusikvereinigung spielte bei den Musikfreunden in den 100 Jahren des Bestehens öfter als dieses Ensemble. Wenn die Henschels das Projekt „Mozart plus…“ eröffnen, ist es ihr 9. Auftritt im Kongresshaus seit dem 26.09.1994 – damals übrigens auch mit Mozart: dem Dissonanzen Quartett KV 465. In jenem Jahr hatte sich das Ensemble mit Mathias Beyer-Karlshøj als neuem Cellisten formiert. Seit 2011 ersetzt nun Daniel Bell, ehemals Mitglied des Petersen Quartetts, Markus Henschel an der 2. Geige. Neben der internationalen Konzerttätigkeit widmet sich das Quartett auch anderen Bereichen: es ist Botschafter für SOS-Kinderdorf e.V. und engagiert sich für den musikalischen Nachwuchs durch intensive Lehrtätigkeit, sei es an Universitäten und Musikhochschulen oder das Engagement beim Verein „Freunde des Henschel Quartetts“. Darüber hinaus betreut Christoph Henschel seit 2011 als Professor eine Violinklasse der Universität Augsburg.


www.henschel-quartett.de | www.freundefuerkammermusik.de

 
 
 

Neue Presse vom 26. September 2012

EIN HIMMLISCHER AUFBRUCH
Das Henschel-Quartett eröffnet die 100. Konzertsaison der Gesellschaft der Musikfreunde. Mozart frönt der Jagdlust, Schubert fiebert hochromantisch und Janácek schildert mörderische Szenen einer Ehe.


VON BERND SCHELLHORN

Kurz nach der Ansprache des ersten Vorsitzenden Josef Schaschek, der die 100. Konzertsaison der Gesellschaft der Musikfreunde eröffnete und Vorfreude erweckte auf die nächsten Konzerte, kurz nach dieser Rede betritt also das Henschel-Quartett die Bühne, setzt sich und sofort – mit der ersten „Fanfare“ aus Mozarts Streichquartett B-Dur („Jagd-Quartett“) – beginnen die Beine und Füße dieser Ausnahmemusiker einen Tanz, strecken sich elegant, biegen sich angespannt über die Sohlenkante, trippeln nonchalant auf den Zehen, schweben ätherisch über dem Parkett und klacken forsch mit dem Absatz den Takt oder – vehement und hochkonzentriert – Akzentuierungen des Notentextes mit.

Noch bevor der Akkord, die gefühlvolle Kantilene, der virtuose Lauf erklingt, hat sich alle musikalische Struktur bereits angekündigt: Über die Bewegung ruft ein jeder der vier Musiker kleinste eingeübte Nuancen ab, formt einen differenzierten und agogisch ausgefeilten Einzel-Klang und stellt diesen in die Gesamtheit des Streichquartetts. Die Klang-Kunst des Zusammenspiels entsteht eben aus den Instrument-typischen Formant-Klängen: Federnd erklingt der Aufstrich von zweiter Violine und Bratsche auf den unbetonten Zählzeiten.

Feinsinnig legt das Cello ein leichtes Bassgerüst als versteckten Kontrapunkt unter die leggero gespielten Kantilenen der ersten Violine, um diesen den Raum zum Atmen zu geben und das klassizistische Leuchten zu erhalten. Mozart lebt dergestalt interpretiert auf. Seine musikalischen Gedankengänge funkeln. Seine Akzente schaukeln sich – vorher unerhört und nachher als unerhört neu empfunden – durchs Menuett. Langgehaltene Töne finden nach intonierter Klarheit im Entstehen über ein späteres Vibrato zur sanglichen Emotion.

Musikalisches Mahnmal

Bei Schuberts Quartett „Der Tod und das Mädchen“ hingegen legen die Musiker die nötige Statik in die hochromantische Akkordik und stellen dagegen eine ätherische Fahlheit, einen Bogen-Hauch aus der Nähe des Stegs. Die Variationen entstehen fast spröde-choraliter und finden dann zu emotionaler Tiefe. Das Scherzo lockt diabolisch und verführt im Mittelteil in ein gläsern klingendes Paradies, das sich im Finale aber als trostlose Illusion erweist und sich unisono und um Atem ringend ins Nichts zerbricht.

Mittelpunkt und Höhepunkt des Konzerts aber ist die spektakuläre Interpretation des ersten Streichquartetts von Leo Janácek. Als sinnlich-emotionaler Kontrapunkt zieht die (in Notentext transformierte) Sprache in die Komposition ein, faucht, zischt, empört sich, verhandelt, bandelt an, schreit, seufzt, und lügt so lange, bis sie abgestochen wird. Sterbend wird sie ehrlich, dann lächerlich und schließlich aufgebahrt als Mahnmal für künftige Generationen, die ebenfalls in der Mehrdeutigkeit der Sprache verloren sein werden.

So präzise Janácek jede Emotion der Worte in Klang umwandelte und die Komposition „reden ließ“, so akkurat interpretiert das „Henschel Quartett“ die elegant-tödliche Ausweglosigkeit ehelicher Szenerie: „Die Musik ist etwas Ungeheuerliches,…, sie bewirkt Selbstvergessen, versetzt mich in eine andere Welt…“, bekennt der eifersüchtige Mörder in Leo Tolstois Erzählung (und Janáceks Kompositions-Vorlage) „Die Kreutzersonate“ zutiefst verunsichert. Das Henschel-Quartett zeigt uns trotz des Verlustes aller rationalen Bodenhaftung aber die himmlischen Horizonte in aller Musik. Ein großer Abend im Kongresshaus, ein Aufbruch in dankbarem Beifall.

 
 
 

Coburger Tageblatt  vom 26. September 2012

HÖCHSTE EKSTASE,  BEGEISTERTER BEIFALL
Wie das Henschel-Quartett den Saisonauftakt der „Gesellschaft der Musikfreunde Coburg“ zur Sternstunde werden lässt.


VON GERHARD DEUTSCHMANN

Bereits zum neunten Male gastierte das Henschel-Quartett – inzwischen auch Ehrenmitglied – bei den Coburger Musikfreunden und darf sich geradezu als „Quartett in Residence“ bezeichnen.

Nach wie vor begeistert das Ensemble durch sein Können und traumhafte Interpretationen seine Zuhörer, die im gut besuchten Kongresshaus Spitzenwerke von Mozart, Janácek und Schubert in spannender, engagierter Wiedergabe erleben durften. Auch der seit einem Jahr als Nachfolger von Markus Henschel als 2.Violinist agierende Daniel Bell zeigte sich technisch wie musikalisch bestens integriert in das Ensemble mit Christoph Henschel (1.Violine), Monika Henschel (Viola) und Mathias Beyer-Karlshøj (Violoncello) und musiziert auf gleicher Wellenlänge.

Temperamentvolles Finale

Hieß das Motto der Quartettkonzerte in den vergangenen Jahren „Beethoven plus…“, so lautet es ab dieser Saison „Mozart plus…“, sollen doch die letzten zehn Meisterwerke dieser Gattung des Wiener Klassikers sukzessive zur Aufführung gelangen. Den Anfang machte das Henschel-Quartett mit dem „Jagd-Quartett“ B-Dur KV 458, das seit 30 Jahren nicht mehr in Coburg zu hören war. Es ist das vierte der sechs Joseph Haydn gewidmeten Quartette, die in den Jahren 1782 bis 1785 als „Frucht einer langen und mühevollen Arbeit“ entstanden. Frisch und zupackend, dabei auch dir lyrischen Gegensätze auskostend, gingen die „Henschels“ das Werk an, gestalteten das ausgesprochen melodisch konzipierte Menuetto gefühlvoll – wie auch das tiefsinnige Adagio – und setzten mit dem musikantischen Kehraus des Finales einen temperamentvollen Abschluss.

„Mozart im Kontext zu den Werken anderer Meister“ heißt es im Programm. Eine exemplarische Weiterentwicklung der Quartettkunst und somit Gegenüberstellung zu Mozart bildete das kühne, expressive 1. Streichquartett „Die Kreutzersonate“ von Leos Janácek. Beethoven mit seiner „Kreutzersonate“ und Tolstoj mit seiner gleichnamigen Novelle standen hier Pate.

Kurze Motive, schmerzhafte Dissonanzen, bizarre Rhythmik, grelle „sul ponticello“-Wirkungen und exzessive Steigerungen bis zu höchster Ekstase prägen die vier stetsmit „Con moto“ bezeichneten Sätze. Mit leidenschaftlichem Engagement stürzten sich die Künstler in die stürmischen Wogen dieses diffizilen Werks, schöpften seinen Klangfarbenreichtum intensiv aus und gestalteten es bei präzisem Zusammenspiel wie aus einem Guss.

Beethoven als Zugabe

Ein weiteres anspruchsvolles Gipfelwerk der Quartettliteratur stand nach der Pause auf dem Programm: das Streichquartett d-Moll D 810 „Der Tod und das Mädchen“ von Franz Schubert. Auch hier beeindruckte zutiefst das stilistische Einfühlungsvermögen der Protagonisten, das nahtlose Zusammenspiel, die breite dynamische Skala und der große gestalterische Bogen, der sich durch alle Sätze zog.

Nach lang anhaltendem, begeistertem Beifall gab es als stillen, besinnlichen Ausklang nach dem wilden Finalsatz des Schubert-Quartetts die stimmungsvolle „Cavatina“ aus Opus 130 von Ludwig van Beethoven.