Montag, 01. Oktober 2007
20:00 Uhr |
Meisterduo zur Saisoneröffnung |
Gustav Rivinius, Violoncello |

Ludwig van Beethoven | Sonate für Klavier und Violoncello g-Moll op. 5,2 |
Francis Poulenc | Sonate für Violoncello und Klavier (1948) |
Richard Strauss | Sonate für Violoncello und Klavier F-Dur op. 6 |
Im Februar 2005 war Gustav Rivinius erstmals in Coburg zu hören, damals in einer meisterlichen Trioformation mit Klarinette und Klavier. In der Rezension dieses Auftritts war die Rede von „einer kaum zu überbietenden Sternstunde.“ Wer den Cellisten damals gehört hat, kommt auch diesmal sicherlich wieder zum Konzert. Als Duo musiziert er mit dem Pianisten Andreas Bach zusammen, über den der Pianistenkollege Lars Vogt urteilt: „Andreas Bach ist ohne Zweifel einer der herausragenden Pianisten unserer Zeit – ein starker Mitstreiter für die Zukunft der Klavier – und Kammermusik.“ Mehr unter www.Andreas-Bach.com | |
Coburger Tageblatt vom 03. Oktober 2007 FULMINANTER AUFTAKT MIT KLAVIER UND VIOLONCELLO VON GERHARD DEUTSCHMANN Der Saisonauftakt bei der Gesellschaft der Musikfreunde begann gleich fulminant mit zwei international bekannten Künstlern, dem Cellisten Gustav Rivinius und dem Pianisten Andreas Bach. Beide waren mehrfach Preisträger bei renommierten Wettbewerben und sind seit vielen Jahren auf den wichtigen Konzertpodien sowie Musikfestivals der ganzen Welt anzutreffen. Mit souveränem Können und intensiver Gestaltung bei Werken von Beethoven, Poulenc und Strauss vermochten sie das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Das hochkarätige Konzert wurde vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnitten. Am Beginn stand die Sonate für Klavier und Violoncello g-Moll op. 5 Nr. 2 von Ludwig van Beethoven, wobei vom Komponisten die Reihenfolge der genannten Instrumente bewusst gewählt wurde, da das Klavier hier nicht nur begleitet, sondern zumindest in gleichem Maße wie das Cello immer wieder die Führung übernimmt. Dementsprechend hatte Andreas Bach keinen Grund, sich zurück zu halten. Er spielte seine technische Brillanz, hohe Anschlagskultur und temperamentvolle Musikalität bei geöffnetem Flügel voll aus, hielt sich aber anpassungsvoll zurück, wenn das Cello die Hauptmelodie übernahm. Gustav Rivinius bestach mit seinen außerordentlichen tonlichen Qualitäten, dem sensiblen Strich, der lupenreinen Intonation sowie der enormen Gestaltungskraft, die von verinnerlicht beseelten Tönen bis zu kraftvollen Ausbrüchen reichte. Das anspruchsvolle, breit angelegte Frühwerk Beethovens erfuhr in allen Sätzen eine optimale Wiedergabe. Es folgte die 1948 entstandene Sonate für Violoncello und Klavier von Francis Poulenc, welcher der „Groupe de Six“ angehörte, die nach der ausufernden Spätromantik wieder mehr Schwung und Kontur in die Musik bringen wollte. Das viersätzige Werk erwies sich im eröffnenden Allegro als elegante, witzig und virtuose Musik von aparter Harmonik und überraschenden Wendungen. Es brachte in der Cavatine expressive Melodik und klangliche Finessen wie Glissandi, Sordino und Flageolett, im 3. Satz „Ballabile“ tänzerischen Schwung mit einem Schuss frecher Trivialmusik und im Finale ein virtuoses Wechselspiel beider Instrumente, das in eine wilde Steigerung mündet. Über die „plattenreife“ Wiedergabe des wirkungsvollen Werks wird sich der Bayerische Rundfunk gefreut haben. Krönenden Abschluss des Konzerts bildete ein stürmisches Jugendwerk von Richard Strauss, das er im Alter von 17 bis 19 Jahren komponierte, die Sonate F-Dur op.6. Schwärmerisch, üppig und vollgriffig im Kopfsatz, elegisch bei düsterem Moll im Andante und rhythmisch feurig mit schwelgerischer Melodik erlebte sie durch Gustav Rivinius und Andreas Bach bei tonlicher Delikatesse, überlegener Technik und differenziertem, nahtlosem Zusammenspiel eine begeisternde Wiedergabe. Beruhigend waren dann die beiden Zugaben in Gestalt des schlichten 2. Stückes im Volkston von Robert Schumann und dem Wiegenlied „Nana“ aus der Suite populaire von Manuel de Falla. | |
Neue Presse von 03. Oktober 2007 BETÖRENDES CELLO VON RUDOLF POTYRA Wenn der Bayerische Rundfunk ein Konzert mitschneidet, darf man Außergewöhnliches erwarten. Und so war das auch bei diesem Konzert im Kongresshaus Coburg, mit dem die Gesellschaft der Musikfreunde am Montag die Saison 2007/2008 eröffnete. Zu Gast hatte man den Cellisten Gustav Rivinius, der hier zu Lande kein Unbekannter ist. Im Jahr 1995 war er Solist in einem Sinfoniekonzert des Landestheaters, vor zwei Jahren stellte er sich bei den Musikfreunden vor. Zahlreiche bedeutende Preise ebneten ihm den Weg für eine große internationale Karriere. Als Partner hatte er den Pianisten Andreas Bach mitgebracht, der im Konzertleben einen ausgezeichneten Namen hat. Etwas enttäuschend war der Besuch. Im Saal zeigten sich beträchtliche Lücken, was aber die Begeisterung der Besucher nicht minderte, obwohl diese anfangs ihren Unmut über den verspäteten Beginn nicht verhehlten. Dieser wurde aber in einer „Nachspielzeit“ mit zwei Zugaben wettgemacht. An der Spitze der Vortragsfolge stand die Sonate g-Moll für Klavier und Violoncello, op. 5,2 von Ludwig van Beethoven. Mit den beiden Sonaten Opus 5, die Beethoven 1796 in Berlin komponierte und dort bei Hofe zusammen mit Jean-Louis Duport zur ersten Aufführung brachte, hat Beethoven nicht nur mit deren Widmung dem Cello spielenden Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. seine Reverenz erwiesen, sondern zugleich einen ganz neuen Typ der Cello-Sonate „erfunden“. Er befreite das Streichinstrument aus seiner servilen Stellung als bassverstärkendes Continuo-Instrument und erhob es zum ebenbürtigen Partner des Klaviers. Diese beiden Sonaten waren ein Riesenschritt in der Entwicklung der Kammermusik für Klavier und Solostreicher. Die Sonate hat zwei Sätze. Allerdings ist dem ersten eine weit ausholende langsame Einleitung vorangestellt, die fast die Länge eines eigenen Satzes hat. Daran schließt sich ein schneller Teil in Presto-Nähe an; ein großartiger Satz mit breit angelegten Steigerungen und überwältigenden Höhepunkten. Hier schöpft Beethoven die individuellen Spielmöglichkeiten der beiden Instrumente aus: den sonoren ausdrucksvollen Ton des Cellos und die virtuose Brillanz des Klaviers. Ein kokettes, noch dem galanten Stil verpflichtetes Rondo beschließt – fast ein wenig harmlos – die Sonate. Von Francis Poulenc, der nach dem Ersten Weltkrieg mit fünf Gesinnungsgenossen die „Groupe de Six“ bildete, stammt die viersätzige „Sonate für Violoncello und Klavier“ aus dem Jahr 1948. Poulenc bezog mit seinen Freunden Stellung gegen die überbordende romantische Chromatik und deren Folgen. Die Sonate folgt in der Anlage zwar dem klassischen Formmodell, hat aber doch mit einem Auge die alte Form der Suite im Blick. Schwungvolles Pathos Ein kräftig zupackender Marsch steht am Anfang, eine gesangvolle, verhaltene „Cavatine“ schließt sich an, ein ausgelassenes „Ballabile“ verweist auf den tänzerischen Ursprung des scherzoartigen Tanzes und ein gewichtiger, vollgriffiger Auftakt leitet das Finale ein. Das im ganzen knapp formulierte Werk erwies sich als unmittelbar eingängig und publikumswirksam. „Die wundervolle Sonate Ihres Herrn Sohnes hat im Tonkünstlerverein großartigen Beifall gefunden …ein prachtvolles frisch empfundenes Werk, alles fließt so gesund dahin“ schrieb der Kgl. Sächs. Kammermusikus Oscar Franz an den Vater von Richard Strauss zu dessen Cellosonate F-Dur, op. 6, die den Abend beschloss. Richard Strauss hat lange an dieser Sonate gearbeitet. Er begann 1860 – da war er 16 – und vollendete sie 1883. Seitdem gehört sie, seit sie Hans Wihan, der Solocellist des Münchener Hofopernorchesters 1883 in München zur Uraufführung gebracht hatte, zum festen und stets erfolgssicheren Repertoire eines jeden arrivierten Cellisten. Mit schwungvollem Pathos und jugendlichem Feuer eröffnet ein vollgriffiges Allegro con brio das Werk. Der weit ausladende Kopfsatz schwelgt immer wieder in „Straussischem Wohlklang“, zu dem das Moll des zweiten Satzes einen bedrückenden Kontrast bildet, der jedoch durch die Wendungen nach Dur wohltuend aufgehellt wird. Im Finale verrät der junge Strauss, was einmal aus ihm wird. An einem berückend schönen Thema hakt er sich fest und steigert es bis in hymnische Höhen. Da weiß man plötzlich, warum dies Sonate zu den meistgespielten ihrer Gattung gehört! Mit dieser Sonate konnten die beiden Künstler die ganze Bandbreite ihres enormen Könnens ausschöpfen; diese Klangfarben und -schönheiten des Cellos vom äußersten Pianissimo bis zu Fortissimo-Doppelgriffen, von virtuosem Laufwerk bis zu ruhevollen Klängen; und beim Klavier von explodierender Akkordfülle bis zu glitzernder Geschwindigkeitshexerei. Der Beifall war gewaltig und Zugaben fordernd. Die wurden auch gewährt mit der Nr. 3 der „Stücke im Volkston“ aus op. 102 von Robert Schumann und „Nana“, einem Wiegenlied von Manuel de Falla. |