Piano spezial in der HUK – Bernd Glemser (2008)

Montag, 28. April 2008, 20:00 Uhr

Foyer der HUK-Coburg, Willi-Hussong-Str.2, Bertelsdorfer Höhe

Piano spezial in der HUK

Bernd Glemser, Klavier

 

Ludwig van Beethoven

Sonate As-Dur op. 26

 

Wolfgang Amadeus Mozart

Adagio h-Moll KV 540

 

Ludwig van Beethoven

Sonate cis-Moll op.27,2 „Mondscheinsonate“

 

Frédéric Chopin

2 Nocturnes op.27

 

Sergej Rachmaninow

Corelli Variationen op. 42

 
 
 

Bereits zum 9. Male erklingt der Steinway D -Flügel im großzügigen Foyer der HUK-Coburg bei „Piano spezial in der HUK“ und Bernd Glemser ist der erste Künstler, der sich in dieser Reihe zum zweiten mal präsentieren darf. Im Mai 2004 spielte er ausschließlich romantische Werke (Smetana/Brahms/Rachmaninow). Die Presse titelte damals ihre Rezensionen wie folgt: „Subtiles Spiel schickt Hörer in meditative Sphären“ (NP) und „Tiefgründige Virtuosität“ (CT). Seit 20 Jahren zählt Bernd Glemser nun schon zum exklusiven Kreis der internationalen Spitzenpianisten. 2003 wurde ihm durch den damaligen Bundespräsidenten Rau das Bundesverdienstkreuz verliehen. Freuen wir uns auf einen außergewöhnlichen Abend!

Eintritt für Mitglieder 12 €, Gäste 19 €, Schüler/Studenten 5 €

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 30. Aprill 2008

SUBTIL UND VIRTUOS
Der Pianist Bernd Glemser beeindruckte bei den „Musikfreunden“.


VON GERHARD DEUTSCHMANN

Seit rund 20 Jahren gehört Bernd Glemser – er gewann seit dem 19. Lebensjahr nicht weniger als 17 Wettbewerbe, darunter den der ARD – zu den international bedeutendsten deutschen Pianisten. Seit 1996 wirkt er als Professor an der Würzburger Musikhochschule. In der Konzertreihe „Piano spezial in der HUK“, welche die „Gesellschaft der Musikfreunde“ im jährlichen Turnus fortführt, war er bereits einmal zu Gast. Auch diesmal beeindruckte er das recht zahlreich erschienene Publikum mit seiner subtilen Anschlagskultur und hohen Virtuosität in klassisch-romantischen Werken von Beethoven, Mozart, Chopin und Rachmaninoff.

Am Beginn stand die Sonate Nr. 12 As-Dur op. 26 von Ludwig van Beethoven, welche formal eigenwillig mit einem Variationssatz beginnt, wobei sich Bernd Glemser sogleich im Thema als sensibler Anschlagskünstler zeigte und die folgenden Variationen in ihrem jeweiligen Charakter unterschiedlich gestaltete. Zupackend und temperamentvoll ging er das Scherzo mit seinem melodiebetonten Trio an, wonach der überraschend folgende Trauermarsch in as-Moll einen düsteren, nachdenklichen Gegensatz bildete. Im heiteren Abschluss des tiefgründigen Werks zeigte Glemser spielerische Lockerheit bei klarer Linienführung.

Sozusagen als Intermezzo zu einer weiteren berühmten Beethoven-Sonate erklang das späte, reife Adagio h-Moll KV 540 von Mozart, dessen schmerzlichen Duktus mit verminderten Septakkorden, Vorhalten und chromatischen Durchgängen der Pianist mit subtiler Anschlagskunst bis zum versöhnlichen Dur-Schluss versah. Es folgte Beethovens Sonata quasi una fantasia cis-Moll op.27,2, genannt „Mondscheinsonate“. Bernd Glemser interpretierte das viel gespielte Werk mit respektvoller Stilsicherheit: versunken, verträumt mit gleichmäßigen Triolen im Adagio, aufblühend im kurzen Allegretto (das Liszt als „Blume zwischen zwei Abgründen“ bezeichnete) und in atemberaubendem Tempo mit dramatischen Akzenten und explosiv, aber stets beherrscht und die Virtuosität nicht als Selbstzweck betrachtend, im abschließenden Presto agitato.

Der Wiener Klassik im ersten Teil folgte nach der Pause die Romantik, zunächst mit zwei Nocturnes von Chopin (op. 27 Nr. 1 und 2 cis-Moll und Des-Dur), die Bernd Glemser duftig und expressiv, mit leidenschaftlicher Steigerung im ersten und geschmeidigen Läufen im zweiten darbrachte. Das ganze Kompendium der Klavierspielkunst konnte er sodann im abschließenden zwanzigminütigen Monumentalwerk der Corelli-Variationen op. 42 von Rachmaninoff offenbaren, wo er in 20 kapriziösen, grandiosen, aber auch verträumten Veränderungen des schlichten Themas nicht nur abermals verinnerlichte Gestaltung sondern auch die „Pranke des Löwen“ in souveräner Bewältigung teuflischer Sprünge dank enormer Treffsicherheit zeigen konnte.

Nach begeistertem andauerndem Beifall gab es noch zwei Zugaben mit Werken des gleichen Komponisten, seiner mit filigraner Fingertechnik dargebotenen Barkarole g-Moll aus den „Salonstücken“ op.10 und eine tänzerische Bach – Adaption in Gestalt der Gavotte aus der Partita für Violine E-Dur.

 
 
 

Neue Presse vom 30. April 2008

GIPFEL DER VIRTUOSITÄT

VON RUDOLF POTYRA

Selbst ein kräftiger Regenguss konnte am Montag den Zustrom der Besucher nicht aufhalten, die im HUK-Foyer in einem Piano spezial den Pianisten Bernd Glemser erleben wollten. Der Künstler, der den Coburger Musikfreunden seit seinem ersten Klavierabend 2004 in bester Erinnerung ist, kann auf eine einzigartige Erfolgskurve zurückblicken, auf die in der Vorbereitung des Konzertes mehrfach verwiesen wurde.

Einen Schwerpunkt des Coburger Programms bildete Beethoven. Zwei benachbarte Sonaten von ihm standen auf dem Programm: die Nr. 12 in As-Dur op. 26 und die Nr. 14, die Sonata quasi una fantasia op. 27,2, die Mondscheinsonate. Beide Sonaten entstanden 1800/01. 1802 erschienen sie im Druck und wurden sofort mit großer Zustimmung aufgenommen. Ein Rezensent schrieb noch im gleichen Jahr, dass diese Kompositionen … schwerlich jemals veralten werden. Er setzte aber dazu: Ein recht sehr gutes Instrument muss man besitzen, wenn man sich selbst … genügen will. Besser als mit dem D-Flügel im HUK-Foyer konnte diese 200 Jahre alte Forderung gar nicht erfüllt werden.

Seelische Tiefe

Mit den beiden Sonaten Nr.12 und 14 verließ Beethoven überlieferte Formmodelle. Hatte er vorher stets einen schnellen Sonatensatz an die Spitze jeder Sonate gestellt, so eröffnete er die As-Dur-Sonate mit Variationen und nahm damit ein Beispiel Mozarts in dessen berühmter A-Dur-Sonate auf. In fünf Variationen umspielt und umschmeichelt er das liedhafte Thema. Ein flüchtiges Scherzo huscht vorüber, ehe mit dem Trauermarsch auf den Tod eines Helden ein gewichtiger, vollgriffiger Schwerpunkt gesetzt wird; Trompetenstöße und Trommelwirbel verhallen, bis der Trauermarsch im Pianissimo verlischt. Der Held ist begraben, aber das Leben geht mit einem Perpetuum-mobile-artigen Finale weiter.

Über kein Werk Beethovens ist mehr geschrieben, gedichtet und fabuliert worden als über die Monscheinsonate. Der Titel, vom Romantiker Ludwig Rellstab erfunden, hat u. U. mit Mondschein überhaupt nichts zu tun und lenkt die Fantasie in falsche Bahnen. Bei dieser Sonate hat Beethoven den üblichen ersten Satz ganz weggelassen. Ein Adagio sostenuto eröffnet die Sonate mit einem klagenden Thema, das, zusammen mit nicht abreißenden Triolen, eine einzigartige Atmosphäre schafft. Ein kurzes, Menuett-artiges Allegretto bildet die Brücke zum entfesselten Finale, das wie ein Gewitter auf die Zuhörer losbricht.

Zwischen die beiden, wie aus einem Marmorblock geformten Sonaten, hatte Bernd Glemser das Adagio h-moll KV 540 von Wolfgang Amadeus Mozart gestellt; ein Einzelsatz, von dem man nicht weiß, wofür oder für wen er geschrieben wurde. Er ist nur 58 Takte lang, aber eins der vollendetsten, empfundensten, trostlosesten Werke, die Mozart je komponiert hat (Alfred Einstein 1953). Seelische Tiefe, ergreifendes Singen, Schlichtheit und eine ausdrucksvolle Vielfalt prägen dieses Werk, das bis an den Rand der Tonalität drängt. Das mit erfüllter Ruhe interpretierte Werk hinterließ bei den Besuchern einen tiefen Eindruck und ließ zugleich an ein Wort Walter Giesekings denken, wonach Mozarts Musik die leichteste und zugleich die schwerste ist, wenn man sie richtig spielen will.

Die zweite Programmhälfte war Frédéric Chopin und Sergej Rachmaninoff vorbehalten. Von Chopin hörte man die beiden Nocturnes op. 27 in cis-Moll und Des-Dur. Nocturne (Nachtstück) dieser Begriff wurde von John Field erfunden und in die Musik eingeführt. Er wurde bald zum bevorzugten Feld aller Romantiker. Chopin hat 21 Nocturnes geschrieben. Dabei gelten die beiden aus op. 27 als Höhepunkte der ganzen Gattung. Schumann sagte von ihnen, sie seien das Herzinnigste und Verklärtetste, was nur in der Musik erdacht werden kann. Die beiden Nocturnes haben gegensätzlichen Charakter; Gesichter, die die Nacht haben kann. In Nr. 1 entwickelt sich aus dem Pianissimo-Anfang in rascher Steigerung ein leidenschaftlich-kraftvoller Ausbruch (Agitato); eine Art Angstzustand, der dann in einen beruhigenden Schluss mündet. Die Nr. 2 dagegen ist eine ungetrübte Mondschein-Idylle, ebenso gesangvoll und kapriziös aufklingend wie im dolcissimo verhallend.

Am Ende des Programms stand mit Sergej Rachmaninoff und dessen Variarionen über ein Thema von Corelli op. 42 eines der großen, eindrucks- und wirkungsvollen Werke der Klavierliteratur. Pianistische Hexerei Das Thema stammt allerdings nicht von Corelli, sondern es ist ein alter portugiesischer Tanz, der über Jahrhunderte mit seiner knappen, prägnanten Form und seinem Titel La Follia (die Tolle) viele Komponisten zu Variationen anregte. Was Rachmaninoff in 20 Variationen dem Pianisten abverlangt, klingt streckenweise wie Hexerei. Was Einfallsreichtum aus einem schlichten Thema machen kann an rauschender Fülle, an Durchsichtigkeit, an spielerischer Brillanz, an Anschlagsvarianten und, und, und, lässt sich nicht darstellen. Es ist der Gipfel der Virtuosität, den Bernd Glemser hier nicht nur erreicht, sondern souverän, mit Musikalität und Formgefühl zu gestalten weiß.

Als am Ende das Ausgangsthema in aller Schichtheit nochmals aufklang und die Form rundete, wurde der Bann gebrochen, in den Bernd Glemser, die nahezu atemlos zuhörenden Besuchern gezwungen hatte und ein Beifall fast ohnegleichen brandete auf. Bernd Glemser bedankte sich dafür mit zwei Zugaben natürlich von Rachmaninoff: einer Barcarole und einer Gavotte (nach einer Violin-Solo-Partita) von Bach.

 

„Auf dem Wasser zu singen – La Mer est plus belle“ (2007)

Sonntag, 20.Mai 2007, 17.00 h

Sonderkonzert im Contakt

„Auf dem Wasser zu singen – La Mer est plus belle“

Gemeinschaftsprojekt mit der Musica Mauritiana

Nele Gramß, Mezzosopran
Annie Gicquel, Klavier

Lieder und Klavierstücke
von Franz Schubert, Hugo Wolf, Franz Liszt, Gabriel Fauré, Claude Debussy, Henry Duparc und Johannes Brahms

 

Nele Gramß muss man in Coburg eigentlich nicht mehr ausführlich vorstellen: sie wuchs im Coburger Land auf, war Schülerin des Albertinums und Mitglied des Melchior Franck Kreises. Nach dem Schulmusikstudium erhielt sie Gesangsunterricht. Ihr umfangreiches Repertoire umfasst Musik aller musikalischer Epochen und Genres. Neben dem Oratorium ist die Kammermusik ihr wichtigstes Betätigungsfeld. Festes Mitglied ist sie außerdem beim „Gesualdo Consort Amsterdam“ und beim Ensemble „Movimento“. Nele Gramß unterrichtet zur Zeit an der Hochschule für Künste in Bremen. Dort betreut sie angehende Sänger bei der Spezialisierung auf Alte Musik. In Coburg ist sie mehrfach als Solistin beim Coburger Bachchor und zuletzt mit einem Liederabend im Rahmen der 950-Jahr-Feierlichkeiten aufgetreten.

Annie Gicquel stammt aus der Bretagne und studierte unter anderem noch bei dem berühmten Alfred Cortot. Sie war 30 Jahre lang Professorin an den Musikhochschulen Detmold und Nürnberg-Augsburg.

Eintritt für Mitglieder 10,- €, Gäste 12,- €, Schüler/Studenten 5,-

 
 
 

Neue Presse vom 22. Mai 2007

LIEDER ÜBER DAS LEBENSELEXIER
Nele Gramss im Coburger „Contakt“

VON MARIE BOUS

„Wasser gibt nach, aber erobert alles …. Wasser spült weiche Erde fort oder, wenn es auf Felsen trifft, sucht es einen Weg, sie zu umgehen. Es befeuchtet die Atmosphäre, so dass der Wind zur Ruhe kommt….. Keine Macht kann verhindern, dass es seinem vorbestimmten Lauf zum Meer folgt …“ so soll schon im 11. Jahrhundert ein Mensch versucht haben, den Charakter des Wassers zu beschreiben. Viele haben seitdem vor allem die Beziehung des Wassers zum Menschen beleuchtet und dankbar haben Komponisten die Texte aufgenommen.

„Auf dem Wasser zu singen – La Mer est plus belle“ hieß das im Rahmen „Musikzauber Franken“ von „Musica Mauritiana“ und „Musikfreunden Coburg“ im Haus Contakt veranstaltete Konzert, zu dem die Mezzosopranistin Nele Gramß mit ihrer Klavierbegleiterin Annie Gicquel gewonnen werden konnte.

Gleich zu Beginn wurde deutlich, dass Wasser Lebenselixier Nummer eins ist: die Sängerin bedurfte eines Schluckes davon, um die Kehle von störenden Einflüssen zu befreien. Später in der Konzertpause taten es ihr viele Zuhörer gleich und vertrieben die Unbilden der Lufttrockenheit im Saal durch einen Schluck klaren Wassers.

Wie schon der zweisprachige Konzerttitel verhieß, war das Programm von Liedern „um das Wasser“ in deutscher und französischer Sprache geprägt: in Vertonungen von Franz Schubert, Hugo Wolf und Johannes Brahms kamen Texte von Dichtern wie Karl von Lemcke bis Goethe zur Aufführung, im französischen Teil waren es Texte von Sully-Prudhomme bis Verlain und Baudelaire, in Musik gesetzt von Gabriel Fauré, Claude Debussy und Henry Duparc.

Dazwischen spielte Annie Gicquel, deren Begleitpensum schon enorm war – die Darstellung des Wassers in der Musik bedeutet ja selten Ruhe oder gar Stillstand – noch zwei Solostücke auf dem Flügel: von Franz Liszt „Au bord d’une source“ – diese „Quelle“ schien unerschöpflich zu sprudeln – und von Claude Debussy „Reflets dans l’eau“, das vom kleinsten Wassertropfen bis zum breit dahinfließenden Strom alle Nuancen des Elements auszuleuchten schien.

Unmöglich, jedes einzelne der 21 gebotenen Lieder auch nur zu nennen, bleibt der Versuch, verschiedene Stimmungen zu beschreiben, die das Programm bot – übrigens waren dem Zuhörer alle Texte zum Mitlesen in die Hand gegeben. Am auffälligsten natürlich der Unterschied zwischen dem deutschen und französischen Teil: die Sängerin ist mit ihrer wandlungsfähigen Stimme wie selbstverständlich in der Lage, dem gerade zu singenden Stück die passende Farbe zuzuweisen. Bei französischsprachigen Liedern fühlt sie sich offensichtlich ebenso zuhause wie bei deutschsprachigen, kann daher z.B. Liedern von Fauré oder Duparc die nötige Leichtigkeit der Tongestaltung mitgeben; Stücken wie „La Grotte“ (Debussy) weiß sie einen geheimnisvollen Schleier umzulegen und den Zuhörer mitleiden zu lassen in „Il pleure dans mon coeur“ (Debussy) und „Les larmes“ (Fauré). Den umfangreichen Text der schaurigen Geschichte in Schuberts selten gehörter Ballade „Der Zwerg“ vermittelt sie mit großer Klarheit und dynamisch bestens abgestuft, „Nachtzauber“ von Hugo Wolf gibt sie große Linie und „Treue Liebe“ von Brahms Festigkeit und Dramatik.

Annie Gicquel am Flügel unterstützt sie dabei auf beste Weise, hat man doch den Eindruck, dass die Pianistin im Geist jedes Wort mitdenkt, der Sängerin jederzeit genügend Raum lässt und stets – auch bei der Darstellung hüpfender Wassertropfen – die Ruhe bewahrt.

Missgeschicke wie ein sich zu einer Seite neigender quietschender Klavierstuhl oder eine durch falsches Umblättern am Weitersingen gehinderte Sängerin konnen sie nicht wirklich aus der Ruhe bringen. Ein wenig nervös wird sie erst, als die Noten der Zugabe – die vom Applaus des Publikums im gut gefüllten Saal unbedingt gefordert wurde – verschwunden sind. Doch die Noten werden gefunden und so kann Schuberts weltbekannte „Forelle“ auch in der Interpretation dieser beiden sympathischen Künstlerinnen im „tückisch trübe gemachten Wasser“ der Angel nicht entkommen.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 22. Mai 2007

AUSDRUCKSVOLL DEM WASSER GEHULDIGT
Nele Gramß (Mezzosopran) und Annie Gicquel (Klavier) gestalteten am Sonntag einen Lieder- und Klavierabend im Contakt. Auf dem Programm standen Werke von Schubert und Wolf bis Fauré und Debussy.

VON GERHARD DEUTSCHMANN

„Auf dem Wasser zu singen“ – „La Mer est plus belle“ war am Sonntag das Motto eines gemeinsam von der „Gesellschaft der Musikfreunde“ und der Musica Mauritiana im Haus „Contakt“ veranstalteten Liederabends mit der bestens bekannten Mezzosopranistin Nele Gramß und der französischen Pianistin Annie Gicquel, in welchem Lieder und Klavierstücke, die in irgend einer Weise vom Wasser handelten, zum Vortrag kamen.

Das klug zusammengestellte Programm zeugte von Literaturkenntnis und beschränkte sich weise auf die Länder Deutschland und Frankreich, welche seit eh und je auf dem Gebiet des Kunstliedschaffens führend sind. Das gut besuchte Konzert fand dank der hohen Qualität des Gebotenen reichen Beifall des Publikums.

Die aus dem Coburger Land stammende Sängerin Nele Gramß gilt seit Jahren als Spezialistin für Alte Musik und gefragte Oratoriensängerin, die in diesen Funktionen schon mehrfach auch hierzulande hervorgetreten ist. Nunmehr stellte sie sich auch als begabte Kunstliedsängerin vor. Ihrer schlanken, natürlichen Stimme mit dem ganz eigenen Timbre und zurückhaltenden Tremolo kommt dieses intime Genre sogar besonders entgegen, wie man im Verlaufe des Konzerts bemerken konnte.

Hohe Virtuosität

Neben großer Textverständlichkeit zeigte sie klangvolle Höhe wie Tiefe und eine reiche dynamische Palette vom gepflegten Piano bis zum raumfüllenden Forte, dazu die wichtige Fähigkeit, den stimmungsmäßigen Gehalt der Lieder zu erfassen und wiederzugeben. Die Pianistin Annie Gicquel erwies sich als einfühlsame, technisch überlegene Begleiterin und beeindruckte als Solistin in Werken von Liszt und Debussy mit hoher Virtuosität und Anschlagskultur, soweit dies auf dem etwas altertümlichen Flügel möglich war, der trotz geschlossenem Deckel bei den Liedbegleitungen gelegentlich zu laut klang.

Fünf Schubertlieder standen am Beginn der reichhaltigen Vortragsfolge, die dem Wasser huldigten, darunter auch das Mottolied „Auf dem Wasser zu singen“. Besonderen Eindruck hinterließ die dramatische Ballade „Der Zwerg“. Allein von Schubert hätte man mit „Wasserliedern“ – zum Beispiel den „Müller-Liedern“ einen ganzen Abend füllen können. Es folgten die stimmungsmäßig voll ausgeschöpften gegensätzlichen Lieder „Nachtzauber“ und „Nixe Binsenfuß“ von Hugo Wolf sowie nach dem von Annie Gicquel flüssig und virtuos gespielten Klaviersolo „Au bord d’une source“ von Liszt fünf eindrucksvolle Lieder von Gabriel Fauré, die Nele Gramß bei vorzüglicher Aussprache großbögig gestaltete und ihre meist düstere Stimmung eindrucksvoll Klang werden ließ.

Hymnisch bis schwärmerisch

Nach der Pause ging es zu dem Impressionisten Claude Debussy, dessen große Liebe dem Meer gehörte, welchem er mit „La Mer“ auch orchestral ein bedeutendes Denkmal setzte. Seine drei hymnisch bis schwärmerischen Lieder wurden von beiden Interpretinnen optimal wiedergegeben, wie auch das folgende funkelnde und glitzernde tonmalerische Klavierstück „Reflets dans l’eau“ von ihm durch Annie Gicquel.

Reich vom Klavier umspielt gelang es Nele Gramß, die verklärte, träumerische Stimmung des Liedes „L’Invitation au voyage“ von Henry Duparc wiederzugeben.

Ausklang mit Brahms

Mit fünf Liedern unterschiedlichen Charakters von Johannes Brahms, darunter das bekannte „Regenlied“, dessen Anfangsmotiv er auch im Schlusssatz seiner Violinsonate op. 78 aufgreift, ging das Konzert wirkungsvoll zuende.

„Die Forelle“ von Schubert bildete nach anhaltendem Beifall die passende Zugabe nach diesem originellen Liederabend abseits des Gängigen.

 

Piano spezial in der HUK – Monica Gutman (2007)

Montag, 23.April 2007

Foyer der HUK-Coburg, Willi-Hussong-Str.2, Bertelsdorfer Höhe

Piano spezial in der HUK

Monica Gutman, Klavier

 

ACHTUNG! PROGRAMMÄNDERUNG!

Franz Schubert

Impromptu Ges-Dur op. 90,3

Ludwig van Beethoven

Sonate E-Dur op. 109

Claude Debussy

L’isle joyeuse

Robert Schumann

Faschingsschwank aus Wien op.26

Franz Liszt

Harmonies du soir

Mephisto Walzer

Bereits zum 8. Male erklingt der Steinway D -Flügel im großzügigen Foyer der HUK-Coburg bei „Piano spezial in der HUK“ – diesmal mit deutscher Klavierkunst des 19. Jahrhunderts in ihrer verschiedenartigen Ausprägung. Nach Auftritten einer renommierten Herrenriege (Denes Varjon, Nikolai Luganskij, Markus Groh, Bernd Glemser, Martin Stadtfeld) gibt mit Monica Gutman erstmals eine Pianistin hier einen Soloabend. Geboren in Rumänien studierte sie in Detmold und London. Konzerte gab in der Alten Oper Frankfurt, im Münchner Gasteig, im Berliner Schauspielhaus, der Londoner Queen Elizabeth Hall, beim Kissinger Sommer und den Ludwigsburger Festspielen. Tourneen führten sie ins europäische Ausland, nach Australien, Kanada und die USA. Seit vier Jahren musiziert sie regelmäßig mit der Cellistin Birgit Erichson. Monica Gutman ist Dozentin an der Hochschule für Musik in Frankfurt.

Eintritt für Mitglieder 12,- €, Gäste 19,- €, Schüler/Studenten 5,-

Neue Presse vom 27. April 2007

BERAUSCHENDER KLAVIERABEND
Monica Gutman begeisterte


VON RUDOLF POTYRA

Das Foyer der HUK war gut besetzt, als am Montag die rumänische Pianistin Monica Gutman einen Klavierabend gab. Dass man ein Konzert der Sonderklasse erwartete, war schon daran zu erkennen, dass die Veranstalterin, die Gesellschaft der Musikfreunde, den Eintrittspreis für ihre Mitglieder um zusätzlich 12 Euro erhöht hatte; ein zwar kostenminderndes, aber dennoch fragwürdiges Unternehmen, das einzelne Konzerte gegeneinander abwägt. Wer entscheidet schon, um wie viel die Pianistin Gutman besser ist als das „Trio Echnaton“, das kürzlich hier konzertierte.

Mit Monica Gutman hatte man eine Künstlerin gewinnen können, die bereits eine bemerkenswerte Karriere hinter sich hat. Sie kennt die großen internationalen Konzertpodien. Und dass sie – nach 7 Pianisten – die erste Frau war, die in der HUK den Steinway-D-Flügel spielte, bedürfte eher einer Entschuldigung als eines würdigenden Hinweises.

Der Programmplan für 2006/2007 wurde schon vor längerer Zeit entworfen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es verständlich, dass vom ursprünglichen Entwurf kaum noch etwas übrig geblieben ist; lediglich die Sonate Nr. 30 von Ludwig van Beethoven und zwei Sätze von Franz Liszt „überlebten“.

Grundtenor des Programms war die Romantik, wie sie sich in der späten Klassik ihren Platz eroberte und wie sie sich noch im 20. Jahrhundert voll verwirklichen konnte. „Romantischer“ als mit dem Impromptu Ges-Dur von Franz Schubert hätte man gar nicht anfangen können. Das zauberhafte kurze Werk, das, zusammen mit den anderen Impromptus aus op. 90, für das häusliche Musizieren bestimmt war, wird hierfür auch immer wieder missbraucht, vor allem, wenn man es in der leichter lesbaren Fassung in G-Dur spielt, wo an die Stelle der 6 B’s nur ein Kreuz tritt. Mit vollendetem Anschlag „gesungen“ bildete dieses Werk einen Auftakt „nach Maß“.

Beethovens Klaviersonate Nr. 30 E-Dur, op. 109, entrichtet bereits der heraufdämmernden Romantik ihren Tribut. Bereits im Kopfsatz zerbricht die tradierte Sonatenform. Mehrfach wechseln hier „Vivace“ und „Adagio espressivo“ mit ihrem gegensätzlichen Ausdruck. Ein „Prestissimo“ setzt den Schlusspunkt unter den ersten Satz. Variationen, die viele Ausdrucksbereiche streifen, beschließen die Sonate.

An die Grenzen der Spielbarkeit

Mit dem „jüngsten“ Romantiker des Abends, mit Claude Debussy, beschloss Monica Gutman die erste Hälfte ihres Programms. Sie spielte „L’isle joyeuse“, die „Insel der Freuden“. In dem 1904 entstandenen Werk schildert der Komponist Szenen, die in ihrer Rauschhaftigkeit ein antikes Bachanal beschwören und die dabei bis an die Grenzen der Spielbarkeit gehen. Einmal „warm“ gespielt, nahm sich Monica Gutman nach der Pause Robert Schumanns „Faschingsschwank aus Wien“ vor, ein überschäumendes Werk an spritzigen musikalischen Einfällen. Schumann nennt es „Phantasiebilder“. Ein rhythmisch einprägsames Kopfthema bindet die einzelnen Szenen nach Art eines Rondos zusammen: eine gefühlvolle Romanze, ein witziges Scherzino mit Echo-Einlage, ein Intermezzo und ein quirliges Finale. Das alles, ebenso durchsichtig wie füllig interpretiert, wuchs zu einer runden Leistung zusammen.

Den Schluss hatte Monica Gutman überlegt und wirkungsvoll aufgebaut. Eine abendliche Szene beschwören die „Harmonies du soir“ mit Glockenläuten und hymnischen Akkorden von Franz Liszt.

Dieser friedlichen Szene stellte Monica Gutman als schneidenden Kontrast den „Mephisto-Walzer Nr. 1“ von Franz Liszt mit seinen musikalischen Exzessen gegenüber. Entnommen aus den „Episoden aus Lenaus Faust“ bearbeitete Liszt den „Tanz in der Dorfschenke“ zu einem Virtuosenstück par excellence. Hier setzt Mephisto selbst den Bogen an und versetzt in einer rauschhaften Steigerung das Publikum mit einem Bravourstück ohnegleichen ins Delirium. Ebenso rauschhaft war auch der Beifall, der mit Chopin wieder „heruntergefahren“ wurde.

Coburger Tageblatt vom 27. April 2007

UNGEHEMMTE VIRTUOSITÄT UND SENSIBLE GESTALTUNG
Monica Gutman gastierte bei der „Gesellschaft der Musikfreunde“ in der Reihe „Piano Spezial in der HUK“


VON GERHARD DEUTSCHMANN

 

Piano spezial in der HUK (2006)

Montag, 15. Mai 2006, 20:00 Uhr

Foyer der HUK-Coburg, Willy-Hussong-Str. 2, Bertelsdorfer Höhe

Piano spezial in der HUK

Martin Stadtfeld, Klavier

Programm:

 

Wolfgang Amadeus Mozart

Sonate B-Dur
KV 570
Sonate a-Moll
KV 310

Johann Sebastian Bach / Ferruccio Busoni

3 Choralvorspiele

Franz Liszt

Sonate h-Moll

 

Seit seinem ersten – beeindruckenden – Auftritt in Coburg im Oktober 2003 ist Martin Stadtfeld die Karriereleiter steil nach oben emporgeklettert. Eine Woche nach jenem Konzert wurde durch SONY Classical seine von ihm selbst produzierte(!) Einspielung der Goldberg Variationen J. S. Bachs veröffentlicht. Diese Einspielung landete sofort auf Platz 1 der aktuell meistverkauften Klassik CDs. Stellvertretend ein Zitat aus der Frankfurter Rundschau: „Ein junger Pianist, der mit einer genialischen, ganz subjektiven Spielart von Bachs Variationen-Zyklus Aufsehen macht…“ Seitdem steht er bei SONY unter Vertrag; eine zweite Aufnahme mit Werken Bachs erschien im Herbst 2004. Derzeit sind Klavierkonzerte Mozarts mit dem NDR Orchester unter Bruno Weill in Vorbereitung. Die „Deutsche Phonoakademie“ verlieh Martin Stadtfeld den ECHO Klassik Preis 2004 als Nachwuchskünstler des Jahres. Der Musik Johann Sebastian Bachs gilt Martin Stadtfelds größte Leidenschaft; doch zitieren wir die „Zeit“: „Bach ist zwar das Alpha und Omega seines Denkens, doch mitnichten das ganze Alphabet. Der junge Deutsche kann noch viel mehr.“ Wer sich davon überzeugen will, wie viel mehr er kann, der begebe sich am 15.Mai 2006 ins schöne Foyer der HUK-Coburg. Seine Homepage: www.martinstadtfeld.de

Eintritt für Mitglieder 12,- €, Gäste 19,- €, Schüler/Studenten 6,- €