Champions League (2014)

Sonntag, 22. Juni 2014, 19 Uhr

Kongresshaus Rosengarten

Champions League

CAROLIN WIDMANN, Violine
ALEXANDER LONQUICH, Klavier

 

Franz Schubert

Sonatine für Violine und Klavier a-Moll D 385 op.137,2

 

Wolfgang Amadeus Mozart

Sonate für Klavier und Violine A-Dur KV 526

 

Anton Webern

Vier Stücke für Geige und Klavier op. 7

 

Robert Schumann

Sonate für Violine und Klavier d-Moll op.121

 
 
 

Alexander Lonquich, dieser wunderbare Musiker ist dem hiesigen Publikum bestens bekannt. Zuletzt führte er im Januar 2013 das Philharmonische Orchester des Landestheaters Coburg beim 100-jährigen Jubiläumskonzert der Musikfreunde im Kongresshaus als Dirigent und Pianist zu einem musikalischen Höhenflug, der Zuhörer wie Akteure glücklich gemacht hat. In sechs Auftritten durften wir ihn seit 1996 nun schon hier erleben, 2x solistisch, 3x im Duo mit Ulrike Anima Mathé und zuletzt eben mit dem Orchester. Diesmal musiziert er zusammen mit der begnadeten Geigerin Carolin Widmann, Professorin an der Hochschule Felix Mendelssohn-Bartholdy in Leipzig, mit der er im Jahr 2012 eine wunderbare, viel beachtete CD mit Stücken von Franz Schubert (u.a. Fantasie C-Dur) einspielte. Das Duo spielt den Coburger Abend gleichsam als „warm up“ für den anschließenden Londoner Auftritt in Wigmore Hall.

www.carolinwidmann.com

 
 
 

Neue Presse vom 24. Juni 2014

FEINSINNIGE KLANGBILDER

Die Geigenvirtuosin Carolin Widmann begeistert bei den Coburger Musikfreunden. Ihr Begleiter am Klavier ist Alexander Lonquich.

VON DR. PETER MÜLLER

Seine präzise Ausdrucksfähigkeit als Konzertpianist hat Alexander Lonquich schon oft genug bei den Coburger Musikfreunden demonstriert. Diesmal begleitete er eine wirklich faszinierende Geigenvirtuosin, die mit ihrer glasklaren und höchst dynamischen Interpretation bekannte Stücke der Geigenliteratur neu erleben lässt, und damit den Kopf frei macht für neue Werke feinster Klangkultur. Carolin Widmann zog am Sonntagabend die zahlreichen Besucher im Kongresshaus Rosengarten mit ihrem unspektakulären feinsinnigen Spiel – ganz der Komposition hingegeben – in ihren Bann.

Auch wenn Franz Schubert in seiner „Sonatine für Violine und Klavier a-moll op. 137/2“ beide Instrumente wie in einem Duett gleich gewichtet, ja dem Piano sogar mehr praktische Arbeit abverlangt als der Solovioline, konzentrierte sich das Interesse und Gehör doch sehr schnell allein auf die nuancenreiche dynamische Ausdruckskunst Carolin Widmanns. Schuberts Sonatine wurde im Wechselspiel beider Künstler zu einer symphonischen „Schicksalssonate“, in der sich aus einem Themenkonflikt im breiten Eingangsatz, bei dem Carolin Widmann mit einem wirkliches Pianissimo bezauberte, im langsamen Satz ein hymnisch freudiger, stolzer Sieger erhebt und das Glück kaum fassen kann. Robust aber flüchtig eilt das „Menuetto“ wie im „Sturm“ dahin; und im Finale „Allegro“ sucht die Violine in einem großen melodischen Bogen, der nur durch schnelle Atempausen unterbrochen wird, nach festem Halt in der Verzweiflung, die das Glück nach sich zog. Mit entschlossenem Vorwärtsdrängen und Leidenschaft, bis in die Spitzen der E-Saite angespannt, löst sich die erlösende Melodie in strahlendem D-Dur aus der atmosphärischen Dichte des Geschehens.

Zart ziselierte Töne

Zwar wird in Wolfgang Amadeus Mozarts klassischer „Sonate für Klavier und Violine A-Dur KV 526“ noch das Klavier herausgehoben, doch zeigt dieses Werk bereits die Hinwendung zur solistischen Violinsonate der Romantik. Eine eindringliche Parallelführung beider Instrumente im „Allegro“ lässt die Violine in filigranen, zart ziselierten Tönen wie mit Feenflügeln gegen Schmetterlingsflügel flattern. Daraus entwickelt sich eine energiegeladenes Spannungsfeld, in dem die pure Spielfreude freien Raum gewinnt. Rührend, liebevoll, naiv, aber mit feiner Feder rhythmisch raffiniert ineinander verstrickt, gibt sich das „Andante“, dessen Grundmelodie immer präsent ist. Im abschließenden „Presto“ ergötzt sich die Violine an technisch virtuosen Verzierungen, bis sie sich mit dem Klavier zu einem wohltönenden rasanten Finale vereint.

Höchste Spannung und nervliche Anspannung bereiteten nach einer Pause die „Vier Stücke für Geige und Klavier op. 7“ von Anton Webern (1883-1945), die den Meister des Minimalismus in der Musik alle Ehre erwiesen. Mit großartiger Feinfühligkeit versetzte Carolin Widmann die einzelnen Klänge in Schwingungen, die, mit dem Bogenrücken angedeutet, kaum hörbare konzentrierte Energiekerne sinnlich spürbar machten. „Sehr langsam“ lässt Webern diese Eintagsfliegen in Spinnweben zur Ruhe kommen, um sie in den Zwischenstücken „Rasch“ und „Bewegt“ emotional, ja eruptiv zu zerreißen, die Impression platzen zu lassen, um im hauchdünnen Flageolett zu vergehen. Die vier Klangbilder brauchen in der Tat nicht länger als einige Minuten, um das sinnliche Erlebnis lange im Hörenden nachschwingen zu lassen.

Virtuose Glanzlichter

Die „Große Sonate für Violine und Klavier d-Moll op. 121“ von Robert Schumann macht ihrem Namen alle Ehre. Sie ist durchgehend lebhaft und freudig temperamentvoll. Carolin Widmann konnte die vier Sätze mit allen virtuosen Glanzlichtern und lebendiger Leidenschaft erfüllen, die die pure Lust am Leben und die vorwärtsdrängende Tatkraft bis zum genialisch-romantischen Höhenrausch zum Ausdruck brachten. „Sehr lebhaft“ wird dieses Gefühl ausgekostet; „Leise, einfach“ wird der kleinen Themen und naiven Mittel gedacht, die doch große Wirkung zeitigen. Und nach einer Liedfülle in Doppelgriffen führt die erfüllte Stille „Bewegt“ zum Aufwallen überwältigender Schönheit, die sich unaufhaltsam und im Sturm lustvoll ekstatisch Bahn bricht. Der ganze Zauber der Violine liegt in diesem Werk, mit dessen Virtuosität, Dynamik, Melodik und heißem Belcanto – der Bravourarie einer Sopranistin vergleichbar – die Solistin auch dem letzten Besucher Verstand und Herz raubte. Adieu hieß es danach mit dem mediterranen „Intermezzo“ aus der Violinsonate von Francis Poulenc (1899-1963), einer spanisch herben Romanze mit tänzerischen Rhythmen.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom  vom 24. Juni 2014

WELTSTARS BESCHEREN COBURGS MUSIKFREUNDEN EINE STERNSTUNDE 

VON GERHARD DEUTSCHMANN

Sonntag 19 Uhr ist ein außergewöhnlicher Tag und Zeitpunkt für ein Konzert der „Musikfreunde“, das sich terminlich jedoch nicht anders machen ließ. Leider blieben deswegen (auch mit Blick auf die parallel stattfindende Premiere im Landestheater) eine Reihe von Plätzen leer. Wer aber gekommen war, konnte ein hochkarätiges Konzert, ja eine Sternstunde der Musik erleben.
Die junge Professorin an der Leipziger Musikhochschule Carolin Widmann ist ein außergewöhnliches Talent, das mit ihrer makellosen Technik und temperamentvollen, einfühlsamen Gestaltung beeindruckte.
Mit geschmeidiger Bogenführung sowie ungemein flexibler Dynamik von nahezu gehauchten Tönen bis zu enormer Klangfülle brachte sie eindrucksvolle Interpretationen zustande. Adäquater Begleiter am Flügel war das in Coburg schon sechs Mal aufgetretene Ehrenmitglied Alexander Lonquich als technisch unfehlbarer, sensibler Mitgestalter, selbst bei geöffnetem Flügel dynamisch angepasst, nur bei Schumann gelegentlich etwas zu kräftig.

Begeisterter Beifall

Zu Beginn erklang die Sonatine a-Moll von Franz Schubert, deren „harmlose“, an Hausmusik erinnernder Bezeichnung nicht vom Komponisten, sondern vom Verleger stammt. In Wirklichkeit ist das Werk eine ausgewachsene Sonate in vier Sätzen mit energisch beginnendem Kopfsatz, gesanglichem Andante, kurzem zupackenden Menuetto und flüssigem Finale. Das Duo Widmann/Lonquich machte daraus ein differenziertes, kurzweiliges Kabinettstückchen. Es folgte die Sonate A-Dur KV 526 von Mozart für Klavier und Violine, was schon sagt, welchem Instrument hier mehr Gewicht zugedacht ist. Mozart schrieb hier – besonders im Finalsatz – seinen technisch anspruchsvollsten Klavierpart, mit dem Alexander Lonquich virtuos zurande kam. Nicht, dass die Violine nichts zu tun hätte: Carolin Widmann zeigte die gleiche Musizierfreudigkeit und Lockerheit, die zu einer beeindruckenden, meisterlichen Wiedergabe des anspruchsvollen Werks führte.
Nach der Pause standen die vier Stücke für Geige und Klavier op. 7 von Anton Webern auf dem Programm. In diesen kurzen, expressiven Klangstudien von äußerster Knappheit werden dem Streichinstrument allerlei unterschiedliche Tonfärbungen abverlangt, die Carolin Widmann souverän beherrschte. Abschluss und Höhepunkt bildete die Sonate d-Moll op.121 von Robert Schumann.

Von den sensenartigen Hieben der Einleitung bis zum rastlos vorwärtsdringenden Finale, das in triumphalem Dur endet hörte man eine bis ins Letzte ausgefeilte, mit Herz und Seele gestaltete, tiefgründige Interpretation des anspruchsvollen Werkes.

Für den begeisterten Beifall bedankten sich die Künstler mit einer exquisiten Zugabe, dem 2. Satz aus der Violinsonate von Francis Poulenc, welcher dem Gedenken an das tragische Schicksal des spanischen Dichters Federico Garcia Lorca gewidmet ist.

Sinfoniekonzert im Kongresshaus: Heroisches (2014)

Montag, 2. Juni 2014, 20 Uhr

Sinfoniekonzert im Kongresshaus: Heroisches

in Zusammenarbeit mit dem Landestheater Coburg

GEROLD HUBER, Klavier (statt Alexej Gorlatch)
Philharmonisches Orchester des Landestheaters Coburg

Leitung: Roland Kluttig

Ludwig van Beethoven

Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73


Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica

 
 
 

Die Verbindung der Gesellschaft der Musikfreunde e.V. zum Landestheater Coburg war durch die Person des Kapellmeisters Carl Fichtner vom ersten Tag an ein wesentlicher Bestandteil unserer Konzertdispositionen. Nach dem Krieg wurden ab Oktober 1946 bis zum Jahre 1981 gemeinschaftliche Sinfoniekonzerte veranstaltet, bei denen die Musikfreunde das Theater vor allem durch die Verpflichtung eines hochklassigen Solisten unterstützten. Diese gute Tradition konnte dank der Aufgeschlossenheit von Intendant Bodo Busse und GMD Roland Kluttig im Jahr 2013 nach 30-jährigem Dornröschenschlaf in Form des grandiosen Jubiläumskonzertes mit Alexander Lonquich und dem Philharmonischen Orchester wiederbelebt werden. Diese Projektschiene wird durch die Präsentation des jungen ukrainischen Ausnahmepianisten Alexej Gorlatch fortgeführt. Gorlatch glänzte seit 2009 mit sensationellen Wettbewerbssiegen, zuletzt mit dem 1. Preis beim ARD-Wettbewerb 2011.

www.alexej-gorlatch.com

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 4. Juni 2014

BEETHOVEN IN ALLER MACHT

Beim Sinfoniekonzert im Kongresshaus riss der kurzfristig eingesprungene Pianist Gerold Huber das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.


VON GERHARD DEUTSCHMANN

Weil im Kongresshaus ein Konzertflügel vorhanden ist, der für „Heroisches“ wie Beethovens 5. Klavierkonzert tauglich ist, fand das 6. Sinfoniekonzert des Landestheaters dort in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Musikfreunde statt. Häufig mit ihm im Gespann – wie auch hier – ist die ebenfalls in Es-Dur stehende Sinfonie Nr. 3, die Eroica.

Beinahe hätte das Konzert nicht in dieser Form stattfinden können,war doch der ursprünglich vorgesehene Pianist Alexej Gorlatsch kurzfristig erkrankt, sodass zwei Tage vor dem Konzert ein neuer Solist gesucht werden musste. Zum Glück erklärte sich der international renommierte Pianist Gerold Huber – er war in Coburg schon als Liedbegleiter des Baritons Christian Gerhaher beim Festival „Lied und Lyrik“ aufgetreten – bereit, den Part in Beethovens Klavierkonzert zu übernehmen.

Blendend und temperamentvoll

Gerold Huber war bestimmt schon mit dem Notentext vertraut, musste aber zur Sicherheit aus den Noten spielen, was seiner phänomenalen Leistung keinen Abstrich tat.Kurz gesagt, er zog sich blendend aus der Affäre, mit sicherer Technik, expressivem Anschlag und temperamentvoller Gestaltung, was ihm minutenlangen, stürmischen Beifall einbrachte.

Das anpassungsvoll begleitende Philharmonische Orchester des Landestheaters wurde von Roland Kluttig (diesmal ohne Taktstock) exakt und differenziert gestaltend geleitet.

Hauptwerk des Abends war nach der Pause die Sinfonia eroica, die – so oft man sie hören mag – immer wieder mit neuen Überraschungen aufwartet. Auffallend an Roland Kluttigs Interpretation war die in allen Sätzen äußerst straffe Temponahme, die aber der Brisanz des Werkes zugute kam.

Sehr gut herausgearbeitet wurden die schroffen Gegensätze im 1. Satz. Auch in dem berühmten Trauermarsch bestach die differenzierte Liebe zum Detail nebst der eindringlichen Verdichtung im polyphonen Teil. Sehr exakt und spritzig kam das Scherzo mit dem gelungenen Horntrio.

Transparenter Klang

Eine weitere Steigerung war das geniale Finale, eine Mischung aus Variations- und Sonatenform, das mitreißend bis zum triumphalen Schluss musiziert wurde. Auch hier starker, anhaltender Beifall.

In Anbetracht des engen Podiums hatte man das Orchester etwas verkleinert, was der Transparenz des Klanges zugute kam.Zudem hatte man auch historische Instrumente wie ventillose Trompeten und alte Kesselpauken eingesetzt, um dem Originalklang nahe zu kommen. Trotz des guten Besuchs und der größeren Kapazität des Kongresshauses gegenüber dem Theater bleibt der bisher unerfüllte Wunsch aller Musikfreunde Coburgs nach einem eigenen Konzertsaal, wie es einst der des Coburger Hofbräu in der Mohrenstraße war.

 
 
 

Neue Presse vom 4. Juni 2014

VOM REBELL MIT OHRENSAUSEN

Im 6. Sinfoniekonzert widmet sich das Philharmonische Orchester unter GMD Roland Kluttig dem Werk Ludwig van Beethovens. Ein begeistertes Publikum füllt das Kongresshaus.


VON BERND SCHELLHORN


„Heroisches“ war als Motto des Beethoven-Programms gewählt, das vom Landestheater Coburg und der „Gesellschaft der Musikfreunde Coburg e.V. “ gemeinsam „gestemmt“ wurde. Weil im Kongresshaus ein wunderbarer Steinway-C-Flügel steht, hatte man das Konzert für diesen Ort geplant – allerdings ursprünglich mit einem jungen Wunderpianisten, der dann am Wochenende ins Krankenhaus musste. In der Not wandte man sich an den vom Lied&Lyrik-Festival wohlbekannten Pianisten Gerold Huber (der damals Christian Gerhaher begleitete). Dessen kurzfristige Zusage sollte ebenfalls als heroisch gewertet werden, denn das 5. Klavierkonzert Ludwig van Beethovens stellt Solist und Orchester vor enorme Herausforderungen.

Kurzfassung des Anfangs: Es-Dur Orchester-Fanfare in einem Takt, dann intensive Improvisation des Pianisten, gefolgt von einer Art kleinen Sinfonie des Orchesters, am Klavier wird es dabei langweilig – deshalb improvisiert der Solist dazu, dann schmeißt man sich gegenseitig die musikalischen Ideen um die Ohren, weil plötzlich jedem etwas einzufallen scheint, mal dem Holz, jetzt der Pauke, wieder rauscht es aus dem Klavier. Sapperlot!, denkt man sich, welch ein Chaos hätte hier entstehen können, wenn Beethoven all dies nicht peinlich genau notiert hätte.

Erhabener Klang


Weil er dies aber tat, kann unser Generalmusikdirektor Roland Kluttig diesem durchkomponierten konzertanten Rebellenstreich verzauberte Form verleihen, mit den Tempi spielen und feinsinnige Klänge mit „unserem“ Philharmonischen Orchester weben. Das Orchester klingt, spielt und wirkt erhaben. Wieder sind jedem der Musiker die Freude und der Spaß an der orchestralen Interaktion anzumerken – Kluttig sei Dank! Und Gerold Huber, der Mutige, der Heroische, der Zauberer an den Tasten, lockt perlend-schimmernde Glitzerlinien aus dem Flügel in das Kongresshaus, singende Preziosen mit feinstrukturiertem Atem, elegant, nobel, feurig und irgendwie sehr intellektuell klingend: Denn der Liedbegleiter Gerold Huber ist herauszuhören, der den Kantilenen und virtuosen Strecken eine Sprache verleiht, damit sie auf leuchtende Spiel-Art mit dem Orchester in Dialog treten.

Was der Zuhörer im Kongresshaus geboten bekommt, ist eine außergewöhnlich gelungene Interpretation des 5. Beethoven-Klavier-Konzerts. Mehr rebellisch durch die vielen Nuancen als durch plakatives Aufbrausen, eher beredsam-überzeugend als übertönend und voller Intensität (auch durch das „tiefe“ Fingerspiel des Pianisten am Tastengrund) und Liebenswürdigkeit.

Ist es nicht diese Liebenswürdigkeit, die man dem vom Vater zum Cembalo geprügelten, dann glücklich an den Ufern der Musik gestrandeten, vom Adel bezahlten ersten freiberuflichen Komponisten und durch Taubheit zum Leben in der eigenen Innenwelt verbannten Ludwig van Beethoven immer noch verweigert? Muss dieser Mann, einmal Rebell, immer Rebell bleiben?

Wahrscheinlich ja. Denn in der 3. Sinfonie reißt Beethoven die tradierte (und auch für das sinfonische Werk geltende) Sonaten-Form ein und baut nach seinen Gesetzen eine Art Blueprint für kommende Generationen. Mit Trauermarsch. Mit gewagten Ausflügen in ferne Tonart- Gebiete. Mit neuen, nie zuvor gehörten polyphonen Strukturen. Die Musik wirkt wie ein Ausrufezeichen.

Dämonische „Eroica“


Nein, diese „Eroica“ ist nicht liebenswürdig. In der Interpretation des Philharmonischen Orchesters erhält sie etwas Dämonisches und Unbezwingbares. Bei aller Akkuratesse der Intonation wirkt sie dicht und unentrinnbar. Wenn die Fanfaren der Hörner ertönen, ist jeder schon tief im Wald verloren, es gibt kein Entrinnen mehr nach der Doppelfuge. In einer durch die Streicher jagenden Stretta – das Orchester spielt atemberaubend – hetzt sich das Werk zum Ende. Im Kongresshaus bricht sich der Beifall mit Bravos wie eine Befreiung los. So haben wir Beethoven noch nie erlebt.t