Mozart Plus… mit 4 – spiel 5 (2014)

Montag, 17. Februar 2014, 20 Uhr

Kongresshaus Rosengarten

Mozart Plus… mit 4 – spiel 5

BENNEWITZ QUARTETT mit MICHAL KANKA

Jakub Fišer, Violine
Štěpán Ježek, Violine
Jiří Pinkas, Viola
Štěpán Doležal, Violoncello
Michal Kaňka, Violoncello

Franz Schubert

Quartettsatz c-Moll D 703 (1820)

 

Wolfgang Amadeus Mozart

Quartett B-Dur KV 589

 

Franz Schubert

Streichquintett C-Dur op. 163 D 956 (1828)

 
 
 

Es ist schon mehr als 20 Jahre her, dass wir bei den Musikfreunden zum letzten Male eines der „essentials“ der Kammermusik, das Streichquintett von Schubert hören durften. Damals spielte das Verdi Quartett, ergänzt durch Martin Lovett, den Cellisten des legendären Amadeus Quartetts. Diesmal sitzt unser Ehrenmitglied Michal Kanka am Pult des 2. Cellos, in allerbester Erinnerung durch seine Auftritte bei mehreren Cello Recitals oder als Mitglied des berühmten Prazak Quartetts. Und das Bennewitz Quartett aus Prag muss hier auch nicht mehr ausführlich beschrieben werden: im Rahmen von „Podium junger Künstler“ traten sie erstmals im Mai 2010 bei uns auf, gefolgt von der spontanen Wiederverpflichtung im Oktober 2011. Beide Auftritte wurden bejubelt. „Wie Streicher zu Sängern werden…“(CT vom 26.10.2011). Außerdem präsentieren sie sich diesmal gleichzeitig noch im Profil unseres „Mozart plus…“ mit Mozarts vorletzten Streichquartett.

www.bennewitzquartett.com

 
 
 

Neue Presse vom 19. Februar 2014

DIE ANKUNFT IM PARNASS
Das Bennewitz-Quartett wandert mit Michal Kanka am Gipfelgrat der Kunst. Das Publikum der Coburger Gesellschaft der Musikfreunde genießt Schubert und Mozart par excellence.


VON BERND SCHELLHORN

Das Bennewitz-Quartett und Michal Kanka (Cello) wissen um ihr Privileg: Sie zelebrieren mittlerweile die großenWerke der Kompositionskunst. Das ebenso hochkonzentrierte wie vollkommene (Zusammen-) Spiel überträgt sich sogleich von der Bühne ins Auditorium. Niemand hustet, niemand knistert mit dem Programmzettel im Coburger Kongresshaus. Jedermann hört wie gebannt zu. Es ist, als ob man die Quartette und Quintette von Mozart und Schubert zum ersten Mal so hört, wie sie erdacht wurden und wie sie gespielt sein wollen. Und wie sie klingen wollen jetzt und in alle Zeit. 

Jedes Detail, jede unscheinbare Nebenstimme wird von diesen Ausnahme- Musikern für das Gesamtkonstrukt genutzt. Die Tremoli in Schuberts „Quartettsatz e-Moll“ huschen sich anfangs aus dem Nichts und verwandeln sich dann in verführerische Melodie. Diese Kantilenen atmen sich langsam in ein feines Vibrato, und wenn sie am intensivsten wirken, machen sie erstaunlicherweise Raum für die Begleitstimmen, die all ihre Körperlichkeit und Dimension aus der haargenauen Intonation der Intervalle schöpfen. 

Darunter, darüber, dazwischen das Cello. Als Puls, als Sänger, als Grundstein. Plötzlich als Mezzosopran und als Alt, aber da sind wir schon bei Mozarts „B-Dur Streichquartett“. Das fällt aus dem Äther in den Raum und schwebt dann über dem Boden mit der Schwerelosigkeit einer Balletttänzerin. Das ist mehr eine Bewegung in der Luft. Welch eine sinnliche Intensität. Welch selige Seufzer, welch noble Sforzati. In den Pausen hält es die Zeit an für wohliges Atemschöpfen. Das Fugato im vierten Satz kann niemals durchsichtiger klingen als in der Interpretation des Bennewitz-Quartetts. Der Gipfelgrad des Parnass wurde für diese Musiker angelegt.

Architektur der Klänge 

Gemeinsam mit Michal Kanka als ersten Cellisten offenbaren sie Schuberts „Streichquintett C-Dur“. Hier, in diesem monumentalen und bahnbrechenden Werk, erschaffen sie eine Architektur der Klänge. Für den ersten Satz erfinden sie ein Gerüst aus luftiger Dichte und sattem Licht, das einen grazilen und eleganten Einblick auf die Statik der Motive freigibt. 

Das Adagio erfährt einen gelungenen Übergang von der Außenwelt – wo erste Violine und erstes Cello sinnliche Dialoge pflegen – in das geordnete und tragende Innenkonstrukt der Akkordik, das sich in den passenden Farben aus zweiter Violine, Bratsche und zweitem Cello changierend zusammensetzt. 

Der dritte Satz gibt dem ganzen Werk eine symphonische Decke und eröffnet dem Hörer mit seinen weiten Flächen ungeahnte Erweiterungen, Aus- und Einblicke. Im abschließenden Allegretto wird dann die Perspektive auf die einfließenden Ideen aus der österreich-ungarischen Umgebung gelenkt, denen der Konstrukteur Schubert seine Inspiration verdankte. 

Bereits mit dem ersten Klang ist jedem im Kongresshaus klar, dass er einer Interpretationskunst aus höchsten Gefilden beiwohnen darf, die nur in seltenen Momenten in solcher Intensität erleb- und hörbar wird. 

Das verzauberte Publikum erhebt sich für Standing Ovations: Ein Hoch auf die Kunst des Bennewitz-Quartetts mit Michal Kanka!

 
 
 

Coburger Tageblatt  vom 19. Febrar 2014

FASZINIEREND KLANGSCHÖN MUSIZIERT
So beschert das Bennewitz Quartett Prag  gemeinsam mit Michal Kanka und Werken von Mozart und Schubert den Coburger „Musikfreunden“  einen unvergesslichen Konzertabend.


VON GERHARD DEUTSCHMANN

Zwei gewichtige Spätwerke von Franz Schubert bildeten den Rahmen für das vorletzte Streichquartett von Mozart. Hieß das Motto des jüngsten Musikfreunde-Konzerts doch „Mozart Plus“.

Zu Gast war zum dritten Mal – nach lebhaft gefeierten Auftritten im Mai 2010 und Oktober 2011 – das junge Bennewitz Quartett aus Prag mit Jakub Fiser, Stepán Jezek (Violinen), Jirí Pinkas (Viola) und Stepán Dolezal (Violoncello), nach der Pause für das Schubert-Quintett verstärkt durch den großartigen Cellisten und Ehrenmitglied der Gesellschaft Michal Kanka, der dank seiner Auftritte als Solist und mit dem Prazak-Quartett hierzulande  in bester Erinnerung ist.

Den fulminanten Auftakt des Konzerts im Kongresshaus Rosengarten bildete der Quartettsatz c-Moll D 703 von Franz Schubert, der nach fahlem Beginn sich rasch dramatisch steigert und modulationsreich mit lyrischen Partien abwechselt. Man erlebte eine leidenschaftliche wie gefühlvolle, dynamisch – agogisch ausgefeilte Wiedergabe wie aus einem Guss durch das hervorragende Bennewitz Quartett.

Orchestrale Klangfülle

Nahtloses Zusammenspiel und hohe Klangkultur waren auch die Merkmale ihrer beeindruckenden Wiedergabe des Streichquartetts  B-Dur KV 589 von Wolfgang Amadeus Mozart. Geschmeidige Tongebung im Kopfsatz, beseelte Melodieführung im Larghetto, ein leichtfüßig-duftig gespieltes Menuetto und das temperamentvoll spielfreudig dargebotene Finale zeigten nicht nur überlegenes Können, sondern auch hohes stilistisches Einfühlungsvermögen des Quartetts.

Ein Ausnahmewerk der Kammermusik von unbeschreiblicher Schönheit und beträchtlichem Umfang ist das Streichquintett C-Dur op. 163 D 956 von Franz Schubert. Zum Streichquartett tritt hier nicht wie üblich eine zweite Viola, sondern ein zweites Cello, wodurch sich andere klangliche Möglichkeiten ergeben, die Schubert voll ausgeschöpft hat.

Nach spannungsvoller Einleitung erklingt das leidenschaftliche Kopfthema, gefolgt von der himmlischen Eingebung des Nebenthemas, von dem sich Schubert selbst kaum zu lösen vermag. Mit berückendem Schönklang und ätherischen Tönen, dramatisch im Mittelteil, gestalteten die Künstler das breit angelegte Adagio.

Orchestrale Klangfülle entwickelten sie in der wilden Jagd des Scherzos, dessen verhangenes Trio einen schönen Gegensatz bildet. Tänzerisch elegant, aber auch mit schönen Lyrismen und kontrapunktischen Verdichtungen boten die Klangkünstler abgerundet das Finale.

Nach begeistertem Beifall, Bravorufen und stehenden Ovationen der Zuhörer  gab es sogar noch eine Zugabe, die nach so einem Werk eigentlich gar nicht notwendig wäre.

Bach-Choral als ZugabeAber eine Erinnerung an den „Urgrund aller Musik“, Johann Sebastian Bach ist immer richtig. Und so erklang schlicht und feierlich der Choral „Brich an, o schönes Morgenlicht“ aus dem zweiten Teil des Weihnachtsoratoriums als besinnlicher Abschluss eines nachhaltigen Konzerts.