Pablo Minguet, ein spanischer Philosoph des 18. Jahrhunderts und Namenspatron des Quartetts, bemühte sich in seinen Schriften, dem breiten Volk Zugang zu den Schönen Künsten zu verschaffen – für das Minguet Quartett künstlerische Verpflichtung und Programm. Das Quartett – es feiert im Jahr 2013 sein 25-jähriges Bestehen – gastiert seit März 2002 bereits zum 3. Mal bei den Musikfreunden. Beim ersten Coburger Auftritt spielte das Ensemble im Rahmen des Beethoven Zyklus, beim 2. Mal lag der Schwerpunkt der Themenwahl bei den Jubilaren des Jahres 2009, Joseph Haydn und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Diesmal bereichern die Musiker unsere Reihe Mozart plus… Alle 3 Komponisten dieses Abends sind Wahl-Wiener, die einen bedeutenden Teil ihres Lebens in Wien verbrachten und dort auch starben. Wir werden hören, wohin – ausgehend vom Jahr 1783 – die Entwicklung der Gattung Streichquartett innerhalb von knapp 20 Jahren oder von knapp 90 Jahren ihren Lauf nahm.
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Neue Presse vom 27. Februar 2013
MELANGE AUS FREUDE UND TIEFE Das Minguet Quartett beeindruckt mit „Mozart plus“ die Coburger Musikfreunde. Mit Brahms verbindet es Beethoven und Mozart.
VON PETER MÜLLER
Das in Coburg bestens bekannte „Minguet Quartett“ mit Ulrich Isfort und Annette Reisinger (Violine), Aroa Sorin (Viola) und Matthias Diener (Violoncello) überraschte am Montagabend bei der Gesellschaft der Musikfreunde im Kongresshaus Rosengarten mit dem Auftakt seines Programms „Mozart plus“. Nicht Wolfgang Amadeus Mozart führte in die spielfreudige spielerische Leichtigkeit der Wiener Klassik hinein, sondern Ludwig van Beethoven.
Sein „Streichquartett B-Dur op. 18 Nr. 6“ versprüht tänzerische Heiterkeit im freudigen Mozart’schen „Jugendstil“. Temperamentvoll und dynamisch wohltemperiert spielte das Quartett den „Stürmer und Dränger“ sehr lebensfrisch, schön, weich und rund in einer perfekten harmonischen Einheit. Nach dem „Allegro con brio“ umgab zarter Schmelz die herzlich-volkstümliche Melodie des „Adagio“, die äußerlich zart und sanft erschien, nur unterschwellig leidenschaftliche Eruptionen ahnen ließ.
Feurig und in aufgeregtem Tempo und vorantreibendem Spiel mit dem Rhythmus tobte das „Scherzo: Allegro“ unaufhaltsam und witzig zum Finalsatz. „La Malinconia: Adagio“ setzt dabei als erster Teil des letzten Satzes eine feierliche einstimmige Choralmelodie voraus, die in einem kurzen dramatischen Prozess zu einer überraschenden Rückkehr zu ausgelassenen freudigen Volksweisen führt, deren abruptes Hereinbrechen zum Ende hin die Melodie fast zerbrechen lässt, bevor ein Prestissimo dem musikalischen Drama – bevor es nach all der tänzerischen Leichtigkeit ernst werden könnte – effektvoll und unterhaltsam ein Ende setzt.
Vielschichtiger Klang Dominiert in diesem Werk Beethovens die Wiener Freude, so gibt Mozarts „Streichquartett d-Moll KV 421“ ein sehr vielschichtiges Klangbild voller offener Ausdrucksmöglichkeiten, die Suche nach dem sinnstiftenden Ganzen bleibt selbst im pfiffigen „Menuetto“ erhalten und die tänzerische Stimmung erscheint selbst im Ländler-Trio gedämpft. Am Ende sorgt die Pastoralmelodie mit ihren schönen facettenreichen Variationen für beruhigenden angenehmen Wohlklang. Hochromantisch Hochromantisch und dramatisch wie in einem großen Gemälde verbindet Johannes Brahms die von Mozart und Beethoven charakterisierten Temperamente miteinander in seinem „Streichquartett Nr. 1 c-Moll op. 51 Nr. 1“. Kräftige Eindrücke der Naturgewalt konkurrieren mit lieblichen Landschaftsschilderungen und deren hellem, warmem Erlebnis. Wie in der „Alpensinfonie“ führt bei Brahms der Weg der Musik im „Allegro“ aus der Ebene immer weiter hinauf zum Gipfel und zum über allen Höhen und Tälern ruhenden Bergfrieden.
Eine schlicht einmalig schöne Romanze nimmt den Hörer mit ihren intensiven, so zarten wie heftigen Gefühlen – gleich dem glücklichen Einssein in der Natur auf einer sonnigen Almwiese – gefangen. Mit dem „Allegretto“ bleibt die Grundstimmung in entspannter Bewegtheit und Beschaulichkeit einer abendlichen Musik auf einer Berghütte erhalten. Lebhafter und stimmungsvoller wird es durch das „Un poco piu animato“ im ländlichen Idyll. Und der Tag wie das Klanggemälde werden mit dem „Allegro“ in glühend leidenschaftlicher Abendröte und musikalischer Freude auf einen kommenden Neuanfang abgeschlossen. Lebensfreude und spielerische Musizierfreude werden in diesem finalen Tableau eine Einheit.
Das hoch konzentrierte, präzise und bis zum feinsten Pianissimo transparente Zusammenspiel der vier Künstler wurde begeistert gewürdigt, sodass das Quartett noch den Anfang von Bachs „Kunst der Fuge“ strahlend klar präsentierte. |