Montag, 15. Oktober 2012
Kongresshaus Rosengarten
Märchenerzählungen für Tasten, Bläser, Streicher |
Coburger Kammertrio |
Edgar Eichstädter, Klarinette |

Carl Reinecke | Trio in A–Dur für Klarinette, Viola und Klavier op. 264 |
Robert Schumann | Märchenerzählungen für Klarinette, Viola und Klavier op. 132 |
John Jacobsson | Drei Stücke für Klarinette, Viola und Klavier op. 45 |
Wolfgang Amadeus Mozart | Trio Es-Dur für Klarinette, Viola und Klavier KV 498 „Kegelstatt-Trio“ |
Die Musiker des Coburger Kammertrios spielen seit 2010 regelmäßig | |
Neue Presse vom 17. Oktober Bei Carl Reineckes „Trio in A-Dur“ spielt allerdings das Klavier noch die tragende Rolle. Der Schweizer Pianist Antonio Grimaldi hat beide Hände voll zu tun, perlt sich durch die melodiös-romantischen Kantilenen und harmonischen Verwandtschaften. Doch im zweiten Satz singt plötzlich die Viola (Andreas Hilf) eine verführerische Solo-Weise und zwingt alle Zuhörer in ihren Bann. Bei den ruhigen Kantilenen der folgenden „Legende“ verlockt dann auch die Klarinette (Edgar Eichstädter). Selbst im Dickicht des Fugato betört deren Eleganz durch den variabel-sensiblen Ansatz, der jedem Motiv schon im Entstehen die passende Stimmung gibt, die weite Atemführung und die intonierte Reinheit. Virtuose Zurückhaltung Derart interpretiert erlangen die „Drei Stücke“ von John Jacobsson eine virtuose Zurückhaltung, auch die „Humoreske“ behält trotz der Akzente eine weite nordische Melancholie, eine graziöse Spielfreude: Viola und Klarinette singen vereint am perlenden Strand des Flügels. Die drei Musiker agieren in Ruhe und wohltuender Abgeklärtheit. Sie genießen gemeinsam die noble Sinnlichkeit der romantischen Melodien und gönnen sich gegenseitig den musikalischen „Raum“, den Atem und die intensive Freude auf den nächsten Einsatz. Da sind Verständnis für und Ehrfurcht vor den Kompositionen spürbar, die sich im transparenten Zusammenspiel äußern: Im Gestalten des aberwitzigen und tief melodiösen Kontrapunkts der kurzen Motive zum Beispiel, den Robert Schumann in den „Märchenerzählungen“, einem seiner späten Geniestreiche, im ersten Satz nutzt. Zwischen Eros und Ratio Oder im gekonnten Tarieren zwischen Sanglichkeit und Dramatik des zweiten, der überirdischen Innigkeit und Zärtlichkeit des dritten und der Aufbruchs-Stimmung des Finalsatzes. Jegliche musikalische Stimmung wird vom Coburger Kammertrio sensibel und passend koloriert. Fast gewinnt der Zuhörer bei Mozarts „Kegelstatt-Trio“ manchmal den Anschein, als habe sich da als vierter Musiker noch ein Kontrabassist eingeschmuggelt, aber: Es ist nur das gekonnte Spiel in den tiefen Lagen des Flügel, die der Pianist markant tenuto daher zaubert. Im Menuett-Satz mahnt ein kantiges Viola-Motiv im Spiccato zum nötigen Ernst: Der Übermut der verführerischen Klarinette stoppt wie vor dem Durchschreiten eines schwarzen Vorhangs. Erst im „Rondeaux“ legen sich die Melodien innig ineinander, tänzelnd, aber in großer Achtung vor einander. So bleiben Eleganz und eine gewisse höfische Noblesse gewahrt, die diesem klassizistischen Ohrwurm ein Schweben zwischen Eros und Ratio verleihen. Und genau dieses Auskosten der Balance macht alle Interpretation der drei Musiker groß und authentisch: Es gelingt ihnen, Gefühl und Verstand ebenbürtig nebeneinander zu stellen. In verlockender Würde. Das vollbringen nur die Könner. Es gibt begeisterten Beifall aus dem zu einem Drittel gefüllten Kongresshaus, besonders als Josef Schaschek, der Vorsitzende der „Gesellschaft der Musikfreunde“, dem Klarinettisten Edgar Eichstädter für sein langjähriges musikalisches Engagement die Ehren-Mitgliedschaftverleiht. | |
Coburger Tageblatt vom 17, Oktober 2012 |