Montag, 11. April 2011, 20:00
Kongresshaus Rosengarten
Arte Ensemble, Hannover |
Kathrin Rabus, Violine |

Franz Schubert | Adagio und Rondo concertante D 487 |
Antonin Dvorák | Streichquintett G-Dur op.77 |
Franz Schubert | Quintett A-Dur D 667 “Forellenquintett” |
Dieses Konzert hat eine lange, spezielle Geschichte: Vor ungefähr fünf Jahren berichtete ein langjähriges Mitglied der Musikfreude – der Herr ist selbst passionierter Kammermusiker – sehr begeistert vom Arte Ensemble, das er live erlebt hatte. Unsere ersten Kontakte zum Ensemble wurden im Herbst 2007 geknüpft und es hat dreieinhalb Jahre gedauert, bis sich für April 2011 endlich ein Termin finden ließ, der auch passte. Dank der weit gefächerten Besetzungsmöglichkeiten dieser Formation ist es möglich, wunderschöne Stücke aufs Podium zu bringen, die selten zu hören sind. Einen Kontrabass haben wir bei den Musikfreunden zuletzt beim Salonorchester in den Neunzigern erlebt. Dafür ist uns der Pianist des Abends umso bekannter: Wolfgang Manz spielte im Mai 2005 in der HUK die Liszt‘sche Klavierfassung von Beethovens Neunter und war 2009 souveräner Partner seines Klarinette zaubernden Sohnes. | |
Coburger Tageblatt vom 13. April 2011
Leidenschaftliche Steigerung Im Alter von erst 19 Jahren komponierte Franz Schubert sein Adagio und Rondo concertante F-Dur D 487 für Klavierquartett, ein durchsichtig, fast „mozartisch“ anmutendes Werk mit deutlicher Dominanz des Klavierparts, den Wolfgang Manz brillant und mit kultiviertem Anschlag bewältigte. Seelenvoll im Adagio und schwungvoll wie dynamisch differenziert im Rondo agierten die Streicher Kathrin Rabus, Christian Pohl und Nikolais Schneider. Gemeinsam mit Tereria Vit und Albert Sommer musizierten sie anschließend eines der wenigen Kammermusikwerke dieser Art mit Kontrabass, das Quintett G-Dur op.77 von Antonin Dvorák. Es ist ein blutvolles, besonders im Scherzo auch folkloristisch gefärbtes Werk, dem der Kontrabass dunklesTimbre verleiht. Frisch und akzentuiert, mit musikantischem Schwung erklangen die Ecksätze, federnd das Scherzomit seinemlyrischen Trio, gefühlvoll mit leidenschaftlicher Steigerung das Poco andante. Eines der beliebtesten Kammermusikwerke überhaupt stand nach der Pause mit dem „Forellen-Quintett“ A-Dur D 667 von Franz Schubert auf dem Programm. Bis auf die Geigerin Teresia Vit konnten hier alle Mitwirkenden des Abends ihre technischen wie tonlichen Qualitäten noch einmal eindrucksvoll demonstrieren, allen voran der virtuose Pianist Wolfgang Manz, welcher wieder alle Hände voll zu tun hatte. Blitzsauber, in vorbildlichem Zusammenspiel gerieten der musizierfreudige Kopfsatz, das einfühlsam gestaltete Andante und das spritzige Scherzo. In den berühmten Variationen konnte jeder das Thema ausdrucksvoll vortragen oder gewandt umspielen. Frühlingshafte Stimmung verbreitete endgültig der fröhliche Kehraus des Finales. Natürlich wurden die exquisiten Künstler nach reichem Beifall nicht ohne Zugabe entlassen. Auf der Suche nach einem Werk gleicher Besetzungwie bei Schubert war man bei Johann Nepomuk Hummel fündig geworden und brachte den temperamentvollen letzten Satz aus dessen Klavierquintett es-Moll zu schwungvoller Wiedergabe. | |
Neue Presse vom 13. April 2011 Wir Zuhörer erfahren das Werk in allen Nuancen. Selbst wenn im Rondo die Streicher nur begleitende Funktion innehaben, sind diese doch stets für die kleinen Raffinessen der motivischen Einwürfe verantwortlich und umgarnen das virtuose Spiel des Pianisten Wolfgang Manz mit einer feinsinnigen Atmosphäre aus pulsierendem Metrum und sinniger Atmung. Bedacht und stimmig, aber überaus verführerisch glänzen sich die weiten Parlando-Strecken aus dem Flügel in das Jetzt, Wolfgang Manz verwebt sich mit seinen Musizier-Partnern in kongenialer Interpretation. Jetzt aber, in Antonin Dvoraks „Streichquintett G-Dur“, gesellt sich der voluminös-erdige Klang des Kontrabasses und der kontrastierende Mezzosopran der zweiten Violine (TeresiaVit) in diese viersätzige Komposition der Lebensfreude, die ein Flirt in Zeitraffer ist, ein übermütiges Jubeln in formaler Reinheit und eine melodisch-feine Verführung mit volkstümlichen Tanzrhythmen. Kurz: Ein Wunder, ein Feuerwerk der Kontrapunktik und Lebensfreude. Raffinesse im Detail Was macht die Wiedergabe durch das Arte Ensemble so außergewöhnlich? Ist es die Verve im „Allegro con fuoco“? Oder die bedachte Virtuosität im „Scherzo“? Der pulsierend-klare Atem im Finale, der sich in Tempoverzögerungen sinnvoll aushaucht? Ja, auch. Aber es ist in erster Linie die liebevolle Ruhe des Bolero-ähnlichen Rhythmus im „Poco andante“ und dessen Anwesenheit als Begleiter der wundersamen Melodik, die sich über die erste Violine in alle Stimmen schleicht. Auch alle Akkordik wird derart fein und perfekt intoniert in Szene gesetzt (fast) ohne Vibrato, dass eine jede darüber oder in ihr erklingende Kantilene zur Wohltat wird. Es entsteht der Widerspruch aus pulsierender Ruhe, der in der Interpretation des „Arte Ensemble“ wie selbstverständlich entsteht und der sein Publikum verzaubert. Auch die „Forelle“ wird perfekt serviert, feinst abgestimmt, auf den Punkt gebracht. Da drängt sich nichts in den Vordergrund, das Triviale wird vermieden zugunsten der Raffinesse. Die Kunst ist doch, auf die Details zu achten: Also nicht laut zu werden, sondern im Gegenteil intensiv, keine Eskapaden einzugehen, sondern einfach innig zu musizieren, über der Rezeptur zu stehen. Aus dem Mantel des Liedes die Variationen heraus zu perlen, die Leichtigkeit und Transparenz in den Vordergrund zu stellen, dieses Werk ohne technische oder interpretatorische Eskapaden wirken zu lassen. Der Fond des Kontrabasses bildet eine exquisite Grundlage und die feine Würze, die sich über die eingängigen Melodien in den Streichern und im Flügel offenbart, ist eine einzige Verlockung.Wir geben – nach unglaublichen Genüssen – begeistert Beifall. |






