Schöne Stimmen: Coburger Publikumslieblinge singen (2010)

Montag, 11. Januar 2010

Kongresshaus Rosengarten

Schöne Stimmen: Coburger Publikumslieblinge singen

Jennifer Bird-Arvidsson, Sopran
Björn Arvidsson, Tenor
Alois Seidlmeier, Klavier

 

Die langjährigen Publikumslieblinge des Landestheaters singen Arien und Duette u.a. von MozartSmetanaVerdi und Bizet.

 

Neue Presse vom 13. Januar 2010

PUBLIKUMSLIEBLINGE SANGEN SICH IN DIE HERZEN

VON DR. PETER MÜLLER

Mit einem reichhaltigen Bukett von Opernarien und Duetten kehrten Jennifer Bird und Björn Arvidsson aus ihrer neuen Heimat in Colorado/USA, in der sie leben, musizieren und lehren, zurück an ihre ehemalige Wirkungsstätte Coburg. Dank der Gesellschaft der Musikfreunde Coburg durften die vielen Freunde der beiden Künstler ihre frühere Begeisterung über deren raumfüllende Ausdruckskraft und ein schmelzendes Belcanto am Montag im Kongresshaus noch einmal aufleben lassen.

Mit der Arie der Fiordiligi und deren Duett mit dem draufgängerischen Ferrnando aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Cosi fan tutte“ zeigte Jennifer Bird ihren höchst dramatischen Sopran und imposante Koloraturen in allen Lagen stimmlicher Intonation. Björn Arvidsson kam mit großer Bühnenpräsenz im Duett strahlend hinzu. Beide vereinten sich zu einer schönen musikalischen Einheit.

Mit Gaetano Donizettis Romanze des Nemorino aus dem „Liebestrank“ glitt der Tenor als schmachtender junger Held etwas zu romantisch in das gezogene Belcanto ab, was aber seine Gattin mit der Arie, „Nun eilt herbei, Witzl, heitre Laune“ mit wohlklingendem Gekeife der Frau Fluth gegen die Männer und von Otto Nicolai auskomponiertem Kichern und Keckern wieder vergessen machte.

„Es muss gelingen“ und es gelang, nachdem er sich frei gesungen hatte, mit der schönen Tenorstimme des Björn Arvidsson. Lyrisch und klar ließ er die Arie des Hans aus der böhmischen Nationaloper „Die verkaufte Braut“ von Friedrich Smetana erklingen. Melancholisch und zart stimmte Jennifer Bird die Arie der „Manon“ von Jules Massenet an und traf tief in die Herzen der Zuhörer; wie auch beider – Manon und Des Grieux – zauberhaft sternenklare, gemeinsame Beschwörung der ewigen Liebe in Arie und Duett „Ent fermant les yeux“.

Authentisch, zart und zerbrechlich, aber auch zukunftsfreudig jugendlich brachte Jennifer Bird mit „Mi chiamo Mimi“ aus „La Bohème“ von Giacomo Puccini große Rührung der Mimi, aber auch großes Glück einer wie auf den Leib geschnittenen Rolle und Stimmung ins Kongresshaus Rosengarten.

Mit Arien und Duetten aus Giseppe Verdis Opern „Macbeth“, La Traviata“ und „Aida“ kamen die beiden Künstler an das Ende ihres beeindruckenden Heimspiels. „Parigi o cara“, das Duett von Violetta und Alfredo in „La Traviata“, lag beiden besonders am Herzen, da sie sich in diesem gemeinsamen Bühnenauftritt am Coburger Landestheater gefunden haben.

Alois Seidlmeier, Publikumsliebling und GMD am Landestheater, der zum Spielzeitende von Coburg gehen wird, zeigte sich wiederholt als präziser, uneigennütziger und sanfter Begleiter der Künstler am Klavier.

Den Jubel des begeisterten Publikums erwiderte das Künstlerehepaar mit der „Brindisi“-Szene aus Verdis „La Traviata“.

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 13. Januar 2010

MEISTERHAFT IN BELCANTO UND KOLORATUR
Die Coburger Publikumslieblinge Jennifer Bird (Sopran) und Björn Arvidsson (Tenor) begeisterten am Montag mit Arien und Duetten bei der „Gesellschaft der Musikfreunde“ im Kongresshaus Rosengarten.

VON GERHARD DEUTSCHMANN

Am Coburger Landestheater lernten sie sich kennen und kehren gerne immer wieder in die Vestestadt zurück, selbst wenn sie jetzt in den USA ihren Lebensmittelpunkt haben: die Sopranistin Jennifer Bird und ihr Ehemann, der aus Schweden stammende Tenor Björn Arvidsson. Die „Gesellschaft der Musikfreunde“ Coburg engagierte das Künstlerpaar für einen Abend mit Arien und Duetten, die sie mit Bravour absolvierten, kompetent und anpassungsfähig von GMD Alois Seidlmeier am Flügel begleitet. Dass sie hierzulande noch viele Anhänger haben, bewiesen der gute Besuch des Konzerts (bei günstigerer Witterung wäre er bestimmt noch besser gewesen) sowie der starke Beifall nach jeder Darbietung und am Ende. Als kenntnisreicher und geschickter Moderator des Konzerts erwies sich der Vorsitzende der Gesellschaft Josef Schaschek.

Mozart komponierte in „Cosi fan tutte“ die Partie der Fiordiligi für eine „geläufige Gurgel“. In der Arie „Come scoglio“ aus dem 1. Akt mit ihren großen Sprüngen und enormem Tonumfang zeigte Jennifer Bird eine solche, als sie das schwierige Stück mit tragfähiger, in allen Registern ausgeglichener Stimme und beweglichen Koloraturen hervorragend meisterte. In dem folgenden Duett „Fragli amplessi“ aus dem 2. Akt gesellte sich als Ferrando Björn Arvidsson mit ausdrucksvollem Tenor hinzu, den er flexibel sowohl im Dramatischen wie im Lyrischen einsetzte. Fast zu viel Schmelz verströmte er in der berühmten Romanze „Una furtiva lagrima“ aus Donizettis „Liebestrank“.

Weiter ging es mit einem Ausschnitt aus „der“ deutschen Spieloper „Die lustigen Weiber von Windsor“ des Otto Nicolai, der wie Chopin und Schumann vor genau 200 Jahren das Licht der Welt erblickte. Jennifer Bird bewältigte brillant die wiederum beträchtlichen Anforderungen an Tonumfang und Kehlfertigkeit in der Arie der Frau Fluth „Nun eilt herbei“, wobei sie auch ihr komödiantisches Talent in Mimik und Gestik einsetzte. Björn Arvidsson beschloss den ersten Teil mit der Arie des Hans aus Smetanas „Die verkaufte Braut“, wo er mit heldentenoralen Tönen ebenso wie mit warmem Ausdruck beeindruckte.

Im zweiten Teil gelang Jennifer Bird eine verinnerlichte Darbietung der „Manon“-Arie „Adieu notre petite table“ von Massenet, wie ihrem Partner das gleiche mit der Arie „En fermant les yeux“ aus derselben Oper. Die berühmte Arie der Mimi aus „La Bohème“ von Puccini war ein weiterer lyrischer Glanzpunkt der Sopranistin, dem der wandlungsfähige Tenor mit der Arie des MacDuff aus Verdis „Macbeth“ ein hochdramatisches Gegenstück setzte. Besonderen Beifall erzielte das folgende Duett „Parigi o cara“ aus „La Traviata“. In dieser Oper standen beide erstmals gemeinsam auf der Bühne des Coburger Landestheaters. Den krönenden Abschluss bildete das verinnerlicht und stimmlich trotz des anstrengenden Programms immer noch in Hochform gesungene Schlussduett aus „Aida“.

Wichtiger Mitgestalter des Abends, stets auf jede Nuance der Sänger eingehend, pianistisch wendig und dynamisch anpassungsvoll, bewährte sich GMD Alois Seidlmeier am Flügel, wo er – nicht immer einfach – ein ganzes Orchester zu ersetzen hatte.

Nach nicht enden wollendem Beifall gab es mit dem Trinklied („Brindisi“) aus „La Traviata“ noch eine temperamentvoll gesungene Zugabe.