Haydn – Mendelssohn 1809 – 2009 / Henschel Quartett (2009)

Montag, 28. September 2009

Kongresshaus Rosengarten

Haydn – Mendelssohn 1809 – 2009

Henschel Quartett

Christoph Henschel, Violine
Markus Henschel, Violine
Monika Henschel, Viola
Mathias Beyer-Karlshøj

 

Joseph Haydn

Streichquartett G-Dur op. 76,1 Hob. III:75

 

Felix Mendelssohn Bartholdy

Streichquartett a-Moll op. 13

 
 

Streichquartett e-Moll op. 44,2

 
 
 

Das Henschel Quartett, Ehrenmitglied der Musikfreunde, spielt bei uns sein achtes Konzert. Der letzte Auftritt war Mozart gewidmet (Februar 2006); diesmal geht es um die Jubilare Haydn und Mendelssohn. Zahlreiche Aktivitäten führen das Ensemble im Jahr 2009 nach England, Skandinavien, Italien, Spanien, Zypern USA, Kanada und Japan. Am 1. Juli 2009 feierte das Quartett bei den Seligenstädter Klosterkonzerten sein 15-jähriges Bestehen in gleicher Besetzung mit einem 1991 wiederentdeckten Streichquintett von Max Bruch. Seit 2006 sind die Henschels Botschafter für SOS-Kinderdorf e.V. Außerdem engagieren sie sich für den musikalischen Nachwuchs mit Workshops und Konzerten für Kinder. Darüber gibt die Homepage der Freunde des Henschel Quartetts zur Förderung der Kammermusik e.V.
Auskunft: www.freundefuerkammermusik.de

Außerdem: www.henschel-quartett.de

 
 
 

Coburger Tageblatt vom 30. September 2009

HOHE SCHULE DER KAMMERMUSIK
Das Henschel-Quartett eröffnete die Saison bei der Coburger „Gesellschaft der Musikfreunde““. Auf dem Programm standen Werke von Joseph Haydn und Felix Mendelssohn-Bartholdy.


VON GERHARD DEUTSCHMANN

Seit 15 Jahren spielen sie in unveränderter Besetzung zusammen und gehören längst zu den weltweit gefragten Quartetten. Sie sind Ehrenmitglieder der Gesellschaft der Musikfreunde Coburg und hatten die „Ehre“, das Eröffnungskonzert der Saison 2009/10 zu gestalten, welches den wichtigsten Jubilaren des Jahres – Joseph Haydn (gestorben 1809) und Felix Mendelssohn Bartholdy (geboren 1809) – gewidmet war. In seinem nunmehr schon achten Auftritt in der Vestestadt bestach das Henschel Quartett mit Christoph (1.Violine), Markus (2.Violine) und Monika Henschel (Viola) sowie Mathias Beyer-Karlshoj (Violoncello) wiederum durch souveränes Können, temperamentvolles Musizieren und stilsichere Interpretation.

Die hohe Schule der Kammermusik präsentierten die „Henschels“ sogleich im Streichquartett G-Dur op. 76 Nr.1 von Joseph Haydn, das in seiner reifen, späteren Schaffensphase entstand und dementsprechende Qualitäten in Struktur und Verarbeitung aufweist. Beträchtliche technische Anforderungen stellt schon der spielfreudige Kopfsatz mit seinen polyphonen Verdichtungen, vielmehr noch das stürmische Finale mit seinen rasanten Läufen und jähen dynamischen Wechseln, die auch das spritzige Presto – Menuett auszeichnen. Einziger Ruhepunkt ist das andächtige, kantable Adagio, welches verinnerlicht mit expressiver Tongebung aus den Saiten gezaubert und wie alles in nahtlosem, perfektem Zusammenspiel dargeboten wurde.

Wie Haydn ein Vorläufer Beethovens, war Mendelssohn sein Nachfolger, der sich hörbar von ihm inspirieren ließ. Erstaunlich, welche kompositorische Meisterschaft und dramatische Ausdruckskraft schon in dem 18-jährigen Felix schlummerte, als er ein halbes Jahr nach seinem Geniestreich der „Sommernachtstraum“-Ouvertüre sein erstes vollgültiges Streichquartett a-Moll op.13 schuf. Das Henschel-Quartett, welches 2005 eine preisgekrönte Gesamtaufnahme aller Mendelssohn-Quartette veröffentlichte, brachte eine blutvolle, leidenschaftliche Interpretation des anspruchsvollen Werks zu Gehör, die von dramatischer Intensität, Virtuosität und enormer tonlicher Flexibilität geprägt war, welche von fast „gehauchtem“ Pianissimo bis zu orchestraler Klangfülle reichte.

Zehn Jahre später entstand Mendelssohns Streichquartett e-Moll op. 44 Nr.2, welches nach der Pause das Programm des Abends abrundete. Mit großem Engagement und minutiöser Gestaltung gelang den „Henschels“ hier nochmals eine Steigerung. Wie aus einem Guss gerieten der leidenschaftliche Kopfsatz, das wirbelnde Scherzo, das ruhige, von schwebenden Sechzehnteln umspielte Andante und der aufgewühlte Finalsatz, in dem nochmals unbändige Musizierlaune und beeindruckende Fingerwie Bogentechnik zum Vorschein kamen.

Stürmischer Beifall war die gebührende Würdigung für diesen außergewöhnlichen, begeisternden Kammermusikabend, der mit einer ebensolchen Zugabe schloss – dem in raffinierte, duftige Klangfarben getauchten 2. Satz aus dem einzigen Streichquartett von Maurice Ravel.

 
 
 

Neue Presse vom 30. September 2009

EIN ABEND DER GROSSEN EMOTIONEN

VON ROBERT SCHAD

Der Startschuss für die neue Spielzeit der Gesellschaft der Musikfreunde Coburg ist gefallen. Altbekannte Künstler gestalteten das erste Konzert am Montagabend im Kongresshaus: Das Henschel-Quartett kann nach nunmehr acht Konzerten durchaus als Stammgast der Musikfreunde bezeichnet werden. Das sieht auch Monika Henschel, die Bratschistin des Quartetts, so: „Man lernt es sehr zu schätzen, an bekannte Stätten zurückkehren zu können, wenn man immer mehr um die Welt reist.“
Die Ehrenmitglieder der Musikfreunde gastierten mit einem Programm, das ausschließlich den beiden Jubilaren Joseph Haydn und Felix Mendelssohn-Bartholdy gewidmet war. In diesem Jahr scheint kein Künstler an diesen Komponisten vorbeizukommen.
Zur Eröffnung erklang Haydns Streichquartett G-Dur op. 76, komponiert 1797/98, in einer sehr produktiven Schaffensphase, in der auch unter anderem die „Schöpfung“ entstand. Geprägt ist das Werk von einer kraftvollen Lebendigkeit, die lediglich durch das friedvolle „Adagio sostenuto“, den zweiten Satz, unterbrochen wird. Phasenweise scheint dieses Quartett beethoven‘sche Züge anzunehmen.

Souveräne Interpreten

Das Henschel-Quartett präsentierte sich schon mit diesem Werk seinem vertrauten Coburger Publikum in gewohnt souveräner Manier. Besonders die dynamische Komponente, die dieses Quartett stärker prägt als frühere Werke des österreichischen Komponisten, meisterten die Musiker mit besonderem Engagement. Technisch hoch anspruchsvolle Passagen, wie zum Beispiel im letzten Satz, schienen für die vier Musiker keine Herausforderung zu sein.
An hervorragender Interpretation und Darbietung mangelte es auch nicht beim nächsten Werk, dem Streichquartett a-Moll op. 13 von Mendelssohn. Das Frühwerk des Komponisten – er schrieb es mit 18 Jahren – besticht bereits durch den großen Reichtum an eingängigen und einfühlsamen Melodien, wie es für Mendelssohn so typisch ist. Eingeleitet und beendet wird es mit einem andächtigen A-Dur-Thema, es scheint seinen Liedern ohne Worte entsprungen zu sein. Christoph, Markus und Monika Henschel begaben sich zusammen mit ihrem Cellisten Mathias Beyer-Karlshoj auf eine weite Reise, die im Gesamtopus Mendelssohns eine Sonderstellung einnimmt.
Die Kompositionen Mendelssohns machen seinem Vornamen (Felix = der Glückliche) sonst alle Ehre. Dieses Werk jedoch kennzeichnet ein sehr ernsthafter Unterton, verstärkt durch eine groß angelegte Dramaturgie, die Anfang und Schluss als friedvolle Erlösung dastehen lassen. Im ständigen Dialog untereinander verschmolzen die vier Musiker zu einem klanglichen Apparat, der seinen Zuhörern Mendelssohn in Perfektion bot und Lust auf mehr machte.
Nach der Pause wurde dieses Verlangen dann auch mit einem weiteren Streichquartett Mendelssohns gestillt. Das e-Moll-Quartett findet im Scherzo seinen Höhepunkt. Beständig wie ein Uhrwerk rattert der Satz in zügigem Tempo dahin und entlockt mit seiner Spritzigkeit seinen Zuhörern das eine oder andere Lächeln.

Fulminanter Schlusspunkt

Der dritte Satz, das Andante, könnte dagegen ein weiteres Lied ohne Worte sein. Im letzten Satz schließlich boten die vier hochkarätigen Künstler nochmals ein Feuerwerk der technischen Brillanz und setzten dem Programm somit einen fulminanten Schlusspunkt.
Der nicht enden wollende Beifall des begeisterten Publikums entlockte den Musikern schließlich noch ein wahres Pizzicato-Gewitter: Der zweite Satz des Streichquartetts von Maurice Ravel. Ein schöner Schlusspunkt für einen emotionsgeladenen Abend voller Musik von Haydn und Mendelssohn.
Das nächste Konzert der Musikfreunde findet am 26. Oktober um 20 Uhr unter dem Motto „Podium junger Künstler“ im Kongresshaus statt.