Als Mitglieder des Arcadia Trios sind Milos Mlejnik und Rainer Gepp seit mehr als 20 Jahren regelmäßig in Coburg zu hören und haben sich durch das beständig hohe Niveau ihres Spiels eine treue Gemeinde von Fans aufgebaut. Aus dem Coburger Musikleben sind sie eigentlich gar nicht mehr weg zu denken. Trotzdem ist es schon fast 10 Jahre her, dass sie als Duoformation bei den Musikfreunden auftraten; und das mit einer derartig großen Intensität, welche die Neue Presse damals auf der Titelseite zu der Feststellung veranlasste: „Einzigartiger Sonatenabend – Milos Mlejnik und Rainer Gepp verzauberten das Coburger Musikfreunde-Publikum“. Milos Mlejnik ist außerdem regelmäßig als Solist des Collegium musicum Coburg sehr hörenswert in Erscheinung getreten: 2001 und 2005 bei der Serenade auf der Veste. 2008 spielt er erstmalig beim Weihnachtskonzert in der Morizkirche. |
Neue Presse vom 18. Februar 2009
ATEMBERAUBENDE VIRTUOSITÄT UND ENERGIE Milos Mlejnik und Rainer Gepp begeistern im Coburger Kongresshaus
VON DR. PETER MÜLLER
Wahnsinn! so begeistert kommentierten bereits in der Pause vor allem junge Musikliebhaber das Konzert von Milos Mlejmk auf seinem neapolitanischen Violoncello von 1860 und seines Marathonspielers am Piano Rainer Gepp am Montagabend bei der Gesellschaft der Musikfreunde im Coburger Kongresshaus.
Das Duo der Extraklasse begann dramatisch-melancholisch mit der lyrischen und besinnlichen Sonate für Violoncello und Klavier in B-Dur, op. 45 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Mit einer wunderbar traurigen Melodie zu einem berauschenden und in Anlehnung an Beethovens Streichersonaten dominierenden Klavier führte der 1. Satz Allegro hin zu einem energisch vorantreibenden Vivace, dessen Durchführung, hart und gewaltig in den zunächst vorherrschenden Basstönen des Cello, eigenmächtig zu höheren Sphären aufstrebte. Die melancholische Stimmung des Anfangs kippte letztlich zu einem machtvollen und sich positiv freispielenden Finale.
Sanft und dennoch mit weiter männlicher Attitüde bildete das Andante des 2. Satzes einen Ruhepol innerhalb der Sonate, in dem das Cello in einem großen geschlossenen Melodienbogen die Dominanz des Klaviers durchbricht und sanftere Töne anschlägt. Das Allegro assai des letzten Satzes findet daher Cello und Klavier als harmonische Partner wieder, die im gemeinsamen moderaten Gesang und im furiosen Gefühlsausbruch sich vereinen.
Claude Debussys Sonate d-Moll von 1915 folgte wie die Romantik der klassischen Sona-tenform, führte sie aber in der Musiksprache des französischen Impressionismus zu neuen Ufern. Prolog, Serenade und Finale mit dem geplanten Titel Pierrot im Streit mit dem Mond lassen das Cello weich und federleicht springen. Zwischen Lachen und Weinen schwanken die Instrumente. Das Cello singt, das Klavier perlt und beide treffen sich in einem unglaublichen Accellerando nach vielen Irritationen in einem vereinten Thema.
Furios und ironisch
Paganinische Virtuosität auf dem Cello mit Pizzicati der rechten und linken Hand, mit aufreizenden Glissandi und Flageoletts mit Jazzrhythmen und spielerischen Improvisationen, die Klassik, Jazz und Salon vereinen, so weist dieses virtuose, furiose und ironische Werk den Weg zu Neuer Musik. Ein expressiver Impressionismus voller Selbstironie des Komponisten, der an das Moulin Rouge in Paris, die Bilder von Toulouse-Lautrec und an die Weltmusik eines Darius Milhaud erinnert.
Das Andante des zeitgenössischen slowenischen Komponisten Marij Kogoj dessen Oper Schwarze Maske hohen Bekanntheitsgrad hat brachte nicht die Zwölftontechnik seines Lehrers Arnold Schoenberg ans expressive Licht, sondern singend-klingende Melodien von purem Wohlklang. Im Stil eines Konzertstücks konnten die vielen Besucher den sonoren und vielseitigen Klang des Cellisten in vollen Zügen aufsaugen. Wie in Debussys Alterswerk mischte Kogoj Impressionen und Salon-fähige Expressionen zu einem eigenen Stil voller technischer Tücken im Soloinstrument auf neutralen Säulen des Klaviers zu leidenschaftlichen Eindrücken.
Johannes Brahms Sonate für Violoncello und Klavier F-Dur, op. 99 stand mit seinem großen Gestus sinfonischer Kammermusik am Schluss des Konzertes. Gleiche musikalische Partner in einem wechselnden Rollenspiel solistischer Darbietung. Gespickt mit virtuosen Finessen, aber auch zurückgenommen in zärtlichen Momenten zwischen tiefsten Bässen und höchsten Höhen sang das Cello mit mächtiger Stimme und beeindruckenden Tempo- und Rhythmuswechseln sein Lied, das wieder einmal an Brahms erste Sinfonie anknüpft. Nach einem Allegro vivace vibrierte das Cello selbst in den Pizzicato-Stellen im schwelgenden Adagio, scherzt im 3. Satz des Allegro an Stelle des klassischen Rondo und Menuett scharf und rubato zu ostinaten Klaviereinschlägen, und legt zwischen diesem Rahmengeschehen ein ruhiges Lied dazwischen. Als eigenes Concertino im Stil der Rheinischen Symphonie eines Robert Schumann präsentiert das grande finale Allegro molto feinste kammermusikalische Sinfonik.
Die Zugaben, die frenetisch erbeten wurden, setzten daran an und machten mit dem Lied ohne Worte für Cello und Klavier die begeisterten Musikfreunde sprachlos sprachlos vor der einfachen Schönheit der Melodie und des Instrumentes. Damit nicht genug: mit der zweiten Zugabe, Edward Elgars Salut damour ein Salonstück für Violine und Klavier, das aber in vielen Bearbeitungen bekannt ist hielt das wortlose Staunen vor der Ausstrahlung der Künstler an. Danach erst machte sich die finale Begeisterung in nicht enden wollendem Beifall Luft. |
Coburger Tageblatt vom 18. Februar 2009
MIT LEIDENSCHAFTLICHER INTENSITÄT Das Virtuosenduo Milos Mlejnik (Violoncello) und Rainer Gepp (Klavier) begeisterte am Montag bei der Coburger „Gesellschaft derMusikfreunde“ im Kongresshaus.
VON GERHARD DEUTSCHMANN
Einen hochkarätigen Konzertabend bescherte die Gesellschaft der Musikfreunde ihren zahlreich erschienenen Mitgliedern und Gästen mit den in Coburg bestens bekannten Künstlern Milos Mlejnik und Rainer Gepp. Der in Ljubljana und Klagenfurt wirkende Cellist und der Kölner Pianist begeisterten durch überlegenes Können, leidenschaftliche Intensität des Musizierens und traumhaftes Zusammenspiel in anspruchsvollen Werken von Mendelssohn, Debussy, Kogoj und Brahms, wofür sie lebhaft gefeiert wurden.
Wie Brahms schrieb auch Mendelssohn zwei Cellosonaten, von denen man zu Beginn die erste in B-Dur op. 45 hörte. Im schwärmerischen Duktus des ersten Satzes mit seinem organischen Wechsel zwischen expressiver Melodik und raschen Umspielungen zeigte Milos Mlejnik sogleich schlackenlose Griff und Bogentechnik sowie edle, flexible Tongebung, die zwischen energischem Strich und beseelter Klanglichkeit pendelte. Rainer Gepp spielte trotz geöffneten Flügels stets dezent, locker und absolut griffsicher. Das traumhafte Zusammenspiel offenbarte sich in ausgefeilter Dynamik und Agogik und dem auf gleicher Wellenlänge liegenden stilistischen Empfinden. Im melodisch eingängigen Andante und dem rastlosen Finale bestätigten sich die zuvor gewonnenen Eindrücke bestens.
Ein Kabinettstück besonderer Art machten beide Künstler aus der späten Sonate d-Moll von Claude Debussy, die als ein Vorbote der Neoklassik gilt und mit vielen klanglichen Delikatessen und Feinheiten aufwartet. Der originellste Satz des aus Prolog, Serenade und Finale bestehenden Werks ist zweifellos der zweite mit seinen überraschenden Effekten aus Pizzikati, Glissandi und Flageoletts, die Milos Mlejnik bravourös und wirkungsvoll zelebrierte.Hohe Virtuosität erforderte auch das Finale mit seinen Bogenkunststückchen. Jedenfalls gelang es beiden Künstlern, den ganzen Klangzauber des mitreißenden Werks bis in die kleinste Nuance hinein auszuloten.
Zu Beginn des zweiten Teils wurde man mit einem slowenischen Komponisten aus der 1.Hälfte des 20. Jahrhunderts bekannt gemacht, der noch bei Schreker und Schönberg studierte: Marij Kogoj (1895 bis 1956), langjähriger Dirigent am Nationaltheater Ljubljana und Komponist der in seiner Heimat berühmten Oper „Schwarze Masken“. Sein Andante für Cello und Klavier erwies sich als apartes, klanglich dicht mit spätromantischer Harmonik gearbeitetes Stück, das Milos Mlejnik mit expressivem Ton zur anpassungsvollen Begleitung von Rainer Gepp darbot.
Kraftvolle wie seelenvolle Musikalität beider Interpreten war abschließend gefordert bei der großen 2. Sonate F-Dur von Johannes Brahms, in deren vier gehaltvollen Sätzen sie nochmals ihr ganzes künstlerisches Potential ausschöpfen und bewundernswert demonstrieren konnten. Nach reichem Beifall folgten noch zwei delikate Zugaben in Form eines der „Lieder ohne Worte“ von Mendelssohn und dem berühmten „Salut d’amour“ (Liebesgruß) von Edward Elgar. |