Montag, 11. Februar 2008
20:00 Uhr |
Podium junger Künstler |
Gemeinschaftsprojekt mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg |
Panufnik Trio |
Pawel Zuzanski, Violine |

Ludwig van Beethoven | Klaviertrio D-Dur op. 70,1 „Geistertrio“ |
Joseph Haydn | Klaviertrio E-Dur Hob XV:28 |
Franz Schubert | Klaviertrio Es-Dur D 929 (op.100) |
Das im Jahre 2003 gegründete Panufnik Trio hat seinen Namensgeber in dem berühmten polnischen Komponisten und Dirigenten Andrzej Panufnik, der in den 50-ger Jahren nach England emigrierte. Seitdem studieren die drei jungen Musiker als Trioformation bei Prof. Gerrit Zitterbart (ABEGG Trio), Prof. Hatto Beyerle (ehem. Alban Berg Quartett), Prof. Adam Kostecki (Rubinstein Trio) und Marcin Sieniawski (Szymanowski Quartett). Seit 2005 gehört das Trio zur Soloklasse-Kammermusik an der Hochschule Hannover. Es war 2004-2006 Stipendiat der Yehudi-Menuhin-Stiftung „Live Music Now“ und wird seitdem von der Friedrich-Jürgen-Sellheim-Stiftung betreut. Das Ensemble wurde bereits zu wichtigen Festivals eingeladen, unter anderem zum Festival Pablo Casals Prades. | |
Neue Presse vom 13. Februar 2008 WIENER KLASSIK PUR BEGEISTERTE ZUHÖRER VON RUDOLF POTYRA Haydn, Beethoven, Schubert – da hat nur noch Mozart gefehlt und die ganz großen Meister der Wiener Klassik wären auf dem Programm beisammen gewesen, mit dem sich das Panufnik Trio am Montag bei den Coburger Musikfreunden im Kongresshaus vorstellte, die gemeinsam mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg eingeladen hatten. Pawel Zuzanski, Violine, Mateusz Kwiatkowski, Violoncello, und Artur Pacewicz, Klavier, sind die jungen Künstler, die sich 2003 zu diesem Ensemble zusammen gefunden haben und die sich nun, nachdem sie bei mehreren Meistern ihres Faches studiert haben, auf der Hochschule in Hannover die „letzten Weihen“ auf dem Gebiet der Kammermusik holen. Die ursprünglich vorgesehene Programmfolge chronologisch und nach ihrer Gewichtung umstellend, begannen die drei Künstler mit dem Trio E-Dur, Hob XV:28, von Joseph Haydn. Die Klaviertrios dieses Meisters, der davon insgesamt 43 geschrieben hat, werden im Konzertleben etwas vernachlässigt. Gleich die ersten Takte zeigen in Haydns Trio, wer hier das Sagen hat. Vom Pizzicato der Streicher begleitet, bestimmt das Klavier den Gang der Handlung. Noch deutlicher wird dies im langsamen e-Moll-Satz, der – ein wundervolles „Nachtstück“ – über weite Strecken dem Klavier allein anvertraut ist, ehe das Werk mit einem sehr flüssigen, heiter tändelnden Finale Haydn’scher Prägung ausklingt. Man weiß nicht, wer es war, aber irgend jemand hat dem Klaviertrio D-Dur, op. 70,1, von Ludwig van Beethoven den Namen „Geistertrio“ angehängt, der an dem Werk wie Pech klebt und die Fantasie des Hörers in eine falsche Richtung leitet. Auslöser für diesen Beinamen war der „sehr breite und ausdrucksvolle“ („Largo assai ed espressivo“) Mittelsatz in d-Moll, der gar nichts „Geisterhaftes“, höchstens „Unwirkliches“ an sich hat. E.T.A. Hoffmann hat ihn 1813 in seiner Rezension dahingehend gedeutet, dass seine Themen „wie ruhige Traumgestalten das Gemüt“ umfangen „und in den magischen Kreis seltsamer Ahnungen leiten“. Dieser Satz wurde zum interpretatorischen Höhepunkt des Werkes. Über dem magischen Dunkel fortwährender Tremoli im Klavier führen die beiden Streicher einen nachdenklichen Dialog. Dieser Satz wurde mit seiner feinen dynamischen Ausgewogenheit und seiner Ausdrucksintensität zu einer kleinen Offenbarung. Im Gegensatz zu diesem Mittelpunkt des Trios haftet den beiden Ecksätzen nichts „Geisterhaftes“ an. Aus dem energischen Zugriff aller drei Instrumente entwickelt sich ein spannungsvolles Spiel mit zahlreichen dynamischen und spielerisch brillanten Höhepunkten. Nach dem tief schürfenden Mittelsatz bringt der Finalsatz, der von Bewegungsdrang beherrscht wird, eine „Rückkehr auf die Erde“. „Nun wird sich alles, alles wenden“ dachten wohl Franz Schubert und seine Freunde am 26. März 1828, dem Tag, an dem Schubert sein erstes und einziges „Privatkonzert“ gegeben hat, das ausschließlich seinen Werken gewidmet war und das unter anderem sein Klaviertrio Es-Dur, D 929, zur Aufführung gebracht hatte. Das Konzert war ein großer Erfolg, den Schubert dringend brauchen konnte. Mit seinem Es-Dur-Trio, das er im November 1827 begann und bereits am 26. Dezember 1827 zur ersten Aufführung brachte, schuf Schubert ein Werk, das alle Dimensionen sprengte. Die beiden Ecksätze hatten 634 bzw. 846 Takte. Wie mit einem Signal eröffnen alle drei Instrumente einstimmig den Kopfsatz. Und dann entwickelt sich ein Spiel, das an jeden Einzelnen höchste Anforderungen stellt. Die Motive und Themen quellen förmlich auseinander hervor und springen in entfernteste Tonarten. Einen besonderen Akzent setzt der 2. Satz. Hier stimmt das Violoncello einen unsagbar schönen Gesang an, der wie ein nordisches Lied anmutet. Dazu hat sich Schubert wohl von einem schwedischen Sänger anregen lassen, den Schubert im November 1827 in Wien hörte. Ein kanonisch beginnendes Scherzo leitet über zum gewaltigen Finale. Mit diesem Werk setzten die Künstler einen überwältigenden Schlusspunkt. Einige Dinge sollte man dazu noch sagen. Ein solches Pianissimo wird man so bald nicht wieder hören. Was die beiden Streicher boten, war einfach phänomenal. Auch der Pianist wartete im langsamen Beethoven-Satz mit einem Pianissimo-Tremolo auf, das nichts zudeckte, sondern – wie ein Schleier – nur verhüllte. Die Spannweite von diesen leisen Tönen zu dynamischen Entladungen war ungeheuer. Und hier ging den Künstlern das Temperament manchmal durch. Die technische Perfektion war natürlich in allen Punkten gegeben; bei dem Pianisten aber besonders bewundernswert. Für diesen formal geschlossenen und musikalisch vollendet gestalteten Abend gab es natürlich begeisterten Beifall, für den sich die Künstler mit einem explosiven Satz aus einem Trio von Dimitri Schostakowitsch bedankten. |



