Piano spezial in der HUK – Monica Gutman (2007)

Montag, 23.April 2007

Foyer der HUK-Coburg, Willi-Hussong-Str.2, Bertelsdorfer Höhe

Piano spezial in der HUK

Monica Gutman, Klavier

 

ACHTUNG! PROGRAMMÄNDERUNG!

Franz Schubert

Impromptu Ges-Dur op. 90,3

Ludwig van Beethoven

Sonate E-Dur op. 109

Claude Debussy

L’isle joyeuse

Robert Schumann

Faschingsschwank aus Wien op.26

Franz Liszt

Harmonies du soir

Mephisto Walzer

Bereits zum 8. Male erklingt der Steinway D -Flügel im großzügigen Foyer der HUK-Coburg bei „Piano spezial in der HUK“ – diesmal mit deutscher Klavierkunst des 19. Jahrhunderts in ihrer verschiedenartigen Ausprägung. Nach Auftritten einer renommierten Herrenriege (Denes Varjon, Nikolai Luganskij, Markus Groh, Bernd Glemser, Martin Stadtfeld) gibt mit Monica Gutman erstmals eine Pianistin hier einen Soloabend. Geboren in Rumänien studierte sie in Detmold und London. Konzerte gab in der Alten Oper Frankfurt, im Münchner Gasteig, im Berliner Schauspielhaus, der Londoner Queen Elizabeth Hall, beim Kissinger Sommer und den Ludwigsburger Festspielen. Tourneen führten sie ins europäische Ausland, nach Australien, Kanada und die USA. Seit vier Jahren musiziert sie regelmäßig mit der Cellistin Birgit Erichson. Monica Gutman ist Dozentin an der Hochschule für Musik in Frankfurt.

Eintritt für Mitglieder 12,- €, Gäste 19,- €, Schüler/Studenten 5,-

Neue Presse vom 27. April 2007

BERAUSCHENDER KLAVIERABEND
Monica Gutman begeisterte


VON RUDOLF POTYRA

Das Foyer der HUK war gut besetzt, als am Montag die rumänische Pianistin Monica Gutman einen Klavierabend gab. Dass man ein Konzert der Sonderklasse erwartete, war schon daran zu erkennen, dass die Veranstalterin, die Gesellschaft der Musikfreunde, den Eintrittspreis für ihre Mitglieder um zusätzlich 12 Euro erhöht hatte; ein zwar kostenminderndes, aber dennoch fragwürdiges Unternehmen, das einzelne Konzerte gegeneinander abwägt. Wer entscheidet schon, um wie viel die Pianistin Gutman besser ist als das „Trio Echnaton“, das kürzlich hier konzertierte.

Mit Monica Gutman hatte man eine Künstlerin gewinnen können, die bereits eine bemerkenswerte Karriere hinter sich hat. Sie kennt die großen internationalen Konzertpodien. Und dass sie – nach 7 Pianisten – die erste Frau war, die in der HUK den Steinway-D-Flügel spielte, bedürfte eher einer Entschuldigung als eines würdigenden Hinweises.

Der Programmplan für 2006/2007 wurde schon vor längerer Zeit entworfen. Unter diesem Gesichtspunkt ist es verständlich, dass vom ursprünglichen Entwurf kaum noch etwas übrig geblieben ist; lediglich die Sonate Nr. 30 von Ludwig van Beethoven und zwei Sätze von Franz Liszt „überlebten“.

Grundtenor des Programms war die Romantik, wie sie sich in der späten Klassik ihren Platz eroberte und wie sie sich noch im 20. Jahrhundert voll verwirklichen konnte. „Romantischer“ als mit dem Impromptu Ges-Dur von Franz Schubert hätte man gar nicht anfangen können. Das zauberhafte kurze Werk, das, zusammen mit den anderen Impromptus aus op. 90, für das häusliche Musizieren bestimmt war, wird hierfür auch immer wieder missbraucht, vor allem, wenn man es in der leichter lesbaren Fassung in G-Dur spielt, wo an die Stelle der 6 B’s nur ein Kreuz tritt. Mit vollendetem Anschlag „gesungen“ bildete dieses Werk einen Auftakt „nach Maß“.

Beethovens Klaviersonate Nr. 30 E-Dur, op. 109, entrichtet bereits der heraufdämmernden Romantik ihren Tribut. Bereits im Kopfsatz zerbricht die tradierte Sonatenform. Mehrfach wechseln hier „Vivace“ und „Adagio espressivo“ mit ihrem gegensätzlichen Ausdruck. Ein „Prestissimo“ setzt den Schlusspunkt unter den ersten Satz. Variationen, die viele Ausdrucksbereiche streifen, beschließen die Sonate.

An die Grenzen der Spielbarkeit

Mit dem „jüngsten“ Romantiker des Abends, mit Claude Debussy, beschloss Monica Gutman die erste Hälfte ihres Programms. Sie spielte „L’isle joyeuse“, die „Insel der Freuden“. In dem 1904 entstandenen Werk schildert der Komponist Szenen, die in ihrer Rauschhaftigkeit ein antikes Bachanal beschwören und die dabei bis an die Grenzen der Spielbarkeit gehen. Einmal „warm“ gespielt, nahm sich Monica Gutman nach der Pause Robert Schumanns „Faschingsschwank aus Wien“ vor, ein überschäumendes Werk an spritzigen musikalischen Einfällen. Schumann nennt es „Phantasiebilder“. Ein rhythmisch einprägsames Kopfthema bindet die einzelnen Szenen nach Art eines Rondos zusammen: eine gefühlvolle Romanze, ein witziges Scherzino mit Echo-Einlage, ein Intermezzo und ein quirliges Finale. Das alles, ebenso durchsichtig wie füllig interpretiert, wuchs zu einer runden Leistung zusammen.

Den Schluss hatte Monica Gutman überlegt und wirkungsvoll aufgebaut. Eine abendliche Szene beschwören die „Harmonies du soir“ mit Glockenläuten und hymnischen Akkorden von Franz Liszt.

Dieser friedlichen Szene stellte Monica Gutman als schneidenden Kontrast den „Mephisto-Walzer Nr. 1“ von Franz Liszt mit seinen musikalischen Exzessen gegenüber. Entnommen aus den „Episoden aus Lenaus Faust“ bearbeitete Liszt den „Tanz in der Dorfschenke“ zu einem Virtuosenstück par excellence. Hier setzt Mephisto selbst den Bogen an und versetzt in einer rauschhaften Steigerung das Publikum mit einem Bravourstück ohnegleichen ins Delirium. Ebenso rauschhaft war auch der Beifall, der mit Chopin wieder „heruntergefahren“ wurde.

Coburger Tageblatt vom 27. April 2007

UNGEHEMMTE VIRTUOSITÄT UND SENSIBLE GESTALTUNG
Monica Gutman gastierte bei der „Gesellschaft der Musikfreunde“ in der Reihe „Piano Spezial in der HUK“


VON GERHARD DEUTSCHMANN