Neue Presse vom 23. März 2006
ALLE SCHÖNHEIT VON DER SEELE GESCHRIEBEN Trio Echnaton bei den Musikfreunden
VON RUDOLF POTYRA
Die Coburger Gesellschaft der Musikfreunde hatte in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro der Stadt Coburg zu einem Konzert eingeladen, das als Gemeinschaftsprojekt unter dem Titel „Podium junger Künstler“ läuft. So ganz jung sind die Künstler des „Trio Echnaton“, die seit mehr als 10 Jahren gemeinsam musizieren, nun auch nicht mehr, musste doch eine der Positionen bereits neu besetzt werden. Der Geiger Wolfram Brandl ist ausgeschieden. Er ist Mitglied der Berliner Philharmoniker geworden und spielt damit im gleichen Orchester wie der Bratschist Sebastian Krunnies. Als Geigerin ist Elisabeth Kufferath in das Trio eingetreten. Sie war 8 Jahre Konzertmeisterin bei den Bamberger Symphonikern und hat 2004 eine Violinprofessur an der Musikhochschule Detmold übernommen. Der Cellist Frank-Michael Guthmann spielt nach wie vor bei den Bamberger Symphonikern. Im Programm des jüngsten Konzertes dominierte der Name Mozart. An der Spitze stand ein selten zu hörendes und zugleich ungewöhnliches Werk: Eine für drei Streicher bearbeitete Fuge in fis-moll aus dem 2. Band des „Wohltemperierten Klaviers“, der Mozart eine langsame Einleitung vorangestellt hat. Mit der Musik Bachs und Händels war Mozart durch den Baron van Swieten, einen bedeutenden Musikkenner und Mäzen, in Berührung gekommen. Er bearbeitete für die sonntäglichen Matineen deren Werke (z. B. den „Messias“). Mozarts Frau Constanze fand einen ganz besonderen Gefallen an der kontrapunktischen Musik Bachs, so dass Mozart eigens Werke für sie in Bachs Stil komponierte; unter anderem auch 6 langsame Sütze, die er ausgewählten Fugen Bachs voranstellte. Es ist außerordentlich interessant, die Handschriften beider Komponisten zu hören: Hier die tief empfundene melodische Linie und dort die glasklare Stimmführung, in der jede Note ihren unverwechselbaren Platz hat. An zweiter Stelle sollte eigentlich ein Trio von Paul Hindemith stehen. Es wurde gegen ein Trio in G-Dur, op. 9 Nr. 1, von Ludwig van Beethoven ausgetauscht. Die drei Beethoven-Trios op. 9 sind weniger Unterhaltungsmusik, als die sie eigentlich gedacht sind, als vielmehr fein ziselierte Kammermusik, die Beethoven 1798 für 50 Dukaten an einen Verleger verkauft hat. Mit einem breiten Eröffnungsgestus stimmen sich die Spieler auf ein anspruchsvolles Laufwerk ein, das eine ebenso schwungvolle wie durchsichtige Spielfreude auslöst. Ein herrliches, sehnsuchtsvoll inniges Adagio schließt sich an, ehe ein kurzes, kraftvolles Scherzo dem Übermut freie Bahn lässt, bevor das Werk mit einem flimmernden Presto-Finale ausklingt. Nüchtern und sachlich berichtend trägt Mozart am 27. September 1788 in sein „Verzeichniß aller meiner Werke“ ein: „Ein Divertimento à 1 violino, 1 viola e violoncello; di sei Pezzi“. Es war eine Sternstunde, die Mozart dieses Werk in die Feder gab. Mit 50 Minuten Spielzeit (in 6 Sätzen) ist das Werk zwar überlang. Doch Mozart hat sich hier alle Schönheit von der Seele geschrieben. Nach einer kurzen leisen Einleitung legen die drei Spieler, denen vieles abverlangt wird und die Meister ihres Faches sein müssen, mit konzertanter Brillanz los. Da wird keiner geschont. Rasantes Laufwerk, Höhenflüge für das Violoncello bis hinauf in den Violinbereich, weite Intervallsprünge – gleich mit dem ersten Satz geben die drei Musiker eine hervorragende Visitenkarte ab. Edelste Empfindung, die der Komponist in aller Breite auskostet, kennzeichnet das Adagio des 2. Satzes. Nach Art der Divertimenti hat auch dieses Werk zwei Menuette; das erste scherzoartig keck und das zweite mit einem anmutigen Ländler. Im 4. Satz (Andante) wird ein liedartiges Thema variiert, ebenso wie im fröhlich dahinsprudelnden Finale, das einen Ausflug in Mozarts Vokalmusik zu machen scheint. Die drei Künstler des „Trio Echnaton“ interpretierten das Werk, das eine Schatzkammer kompositorischer Vielfalt ist, in überlegener Weise. Diese Aufführung war kein Zuckerlecken; aber Routine war in keinem Takt zu spüren. Alles klang frisch und unverbraucht.
Natürlich gab es anhaltenden und begeisterten Beifall. Aber angesichts der vorausgegangenen Strapaze begnügten sich die drei Künstler mit der Zugabe eines superkurzen Allegretto moderato von Peter Tschaikowsky. Meisterleistung |